Stärkung der emotionalen Intelligenz

Hallo liebe flower40

Danke für deine Antwort und dein Engagement und die wohlwollende Energie, die du mir rübergeschoben hast.

Es war eigentlich nicht mal sehr aufwühlend in der Situation. Ich habe auch keine besonderen Gedanken gehabt. Ich wusste einfach, dass mein Bruder meine beiden Schwestern telefonisch sehr bedrängt hatte und dass er das bei mir auch machen würde. -

Er wollte wissen, wer einen von ihm vorgeschlagenen Vertrag nicht unterschreiben möchte und zuerst mal, ob wir ihn unterschreiben. Dann wollte er emotionalen Druck machen (das nehme ich an), wenn wir nicht unterschreiben. - Wir hatten zu dritt die Antwort beschlossen und dass dieser Vertrag nicht in Frage kommt, dass er mit dem Amt einen neuen kreieren kann oder sich beschweren. Aber wir sind nicht Konfliktpartei, sondern stehen aussen.

Ich wusste einfach, dass ich sehr wütend und aggressiv geantwortet hätte, weil seine Art mich wirklich nervt und seine Verdrehungen und kommunikativen Spiel einfach nur nervig und perfid sind. Eine Diskussion mit ihm ist für mich sehr schwierig. -

Ich fragte mich, warum ich denn immer noch so Mühe habe, da kamen mir dann einige der unzähligen wirklich harten Situationen in den Sinn und ich musste mir sagen, dass ich wirklich Grund habe, mich dem nicht mehr auszusetzen, auch wenn ich seit einigen Jahren erwachsen bin. Auch als erwachsene Frau habe ich Grenzen und muss nicht jeder Zeit für alles zur Verfügung stehen.
Irgend ein Anteil in mir brauchte gestern Abend einfach eine Bestärkung, dass das legitim ist.

Die erhielt ich und ich konnte ein paar Tränen fliessen lassen. Das entspannte mich und ich war wieder voll da. Das hat genügt.

Liebe Grüsse
fauna
 
So mittlerweile hat mein Bruder unsere Antwort. Gerne hätte ich Frieden mit ihm und in letzter Zeit berühren mich Geschichten, bei denen sich Menschen "einfach aufs Positive oder Gewünschte ausrichten".

Oft grenze ich mich auf dieser Ebene bei neuen positiven Gedanken innerlich ab. Meine Mutter war eine sehr "positive denkende Frau". Jegliches negatives Gefühl musste ich sofort wegdrücken, war tabu und verboten und ...

... und es ging sehr krass bei uns zu und her. - Auch persönliche Bedürfnisse waren tabu, egal ob sie sich hinter angenehmen oder unangenehmen Gefühlen verstecken. Ich hatte mich gefälligst so zu fühlen, dass ich sie in ihrem Bedürfnis, eine gute Mutter zu sein bestärken konnte. Möglich waren Hilflosigkeit oder Freude/Dankbarkeit etc. meiner Mutter gegenüber etc.

Positiv Denken und Vertrauen auf meinen Prozess ist oft verbunden mit der Angst vor Verdrängen und Abheben.

Mir ist klar, dass das vorbei ist und ich mich weiter entwickelt habe. Meine Mutter ist nicht mehr am Leben. Trotzdem ist da noch ein Thema in mir, das mich an meinen persönlichen Zielen blockiert.

Erstens kenne ich sie zu wenig.
Zweitens blockiere ich mich irgendwie.

Intuitiv weiss ich, dass es mit dem Umgang mit den Gefühlen zu tun hat. Viele kann ich sehr differenziert wahrnehmen, einige noch nicht. - Eigentlich würde ich mir ja mit meinem Bruder eine andere Art von Beziehung wünschen. - Auf Augenhöhe und in gegenseitiger Wertschätzung.

Da steckt aber ein tiefer Glaube in mir, dass da mit ihm nicht möglich ist. - Ist schlicht nicht wahr. Das weiss ich auch ganz sicher. - Nur, was ist wie möglich?

Und auch in der Arbeit sehe ich noch zu wenig Ansatzpunkte, wie und wo ich welche nächsten Schritte machen kann. - Alles ist noch sehr über den Kopf gesteuert, eher rational und nicht über den Bauch und das Herz...
 
Heute beim Vorbereiten eines Elterncoachings in den alten Unterlagen gefunden:

DU SELBER

Ein Geschäftsmann wollte vom Meister wissen, was das Geheimnis eines erfolgreichen Lebens sei.
Sagte der Meister: "Mach jeden Tag einen Menschen glücklich!"
Und er fügte als nachträglichen Gedanken hinzu: "...selbst wenn dieser Mensch du selbst bist."
Nur wenig später sagte er: "VOR ALLEM, wenn dieser Mensch du selbst bist."

Lieder kenne ich die Quelle nicht. Aber die Geschichte gefällt mir.
 
Auf den Droh- und Schmähbrief meines Bruders reagiere ich nun mit Trauer. Tiefer Trauer sogar.

Unsere Beziehung als Kind war eigenartig, aber speziell. Als Kind wusste ich intuitiv, dass ich sehr wichtig für meinen 5 Jahre älteren Bruder war. Ich spürte seine Einsamkeit, seinen verletzten Gerechtigkeitssinnn, sein Gefühl abgelehnt zu werden und seine Sehnsucht anerkannt zu werden. Als er in der Pubertät war entfernte er sich natürlich von mir, löste sich aus seiner Kindheit ab. Ich fühlte mich verlassen von ihm, wusste nicht, wieso er kein Interesse mehr an mir hatte.

Später knöpfte mir mein Geld ab und machte viel Zoff zu Hause, fühlte meine Mutter als mit mir gegen ihn verbunden. In Tat und Wahrheit war ich zwischen den Fronten, litt einerseits unter dem Lärm und den Psychospielchen meines Bruders, andererseits unter dem Klagen meiner Mutter, hatte auch Angst, wenn mein Bruder und mein Vater alkoholisiert und aggressiv waren, manchmal auch weinselig und von mir getröstet werden sollten. Bei meinem Bruder überschritt das eindeutig auch mehrmals auch meine sexuelle Integrität.

Nachdem ich volljährig war, hatte ich nur noch wenig Kontakte mit meinem Bruder. Er hatte sich vor mir zurück gezogen, auch weil ich selber nicht immer nur pflegeleicht war und selber von der familären Situation bei uns überfordert war. Weiter hatte er Probleme im Beruf und keine Beziehung. In den wenigen direkten Begegnungen fühlte ich regelmässig, dass er versuchte mit meinen Gefühlen zu spielen, Psychospielchen halt.
Zweimal klopfte er bei mir an und bat um Hilfe. Ich war als junge, selber sehr verunsicherte Frau davon überfordert. Das eine Mal folgte auf ein Hindern von mir dass er im Vollrausch rund 200 km ins Militär fuhr. Mein Argument, dass er wohl selber fahren darf wie er möchte, dass ich aber die Aufgabe habe, andere zu schützen und dass ich mir grosse Vorwürfe machen würde, wenn er total alkoholisert (er konnte nicht mehr gehen) mit dem Auto andere verletzen würde, machten ihm damals Eindruck. Aber ich konnte mit 22 Jahren meinem älteren Bruder nicht helfen, stabil zu werden.

Mit 40 heiratete er. Er bekam zwei Töchter. Damals begannen auch seine Reaktionen mit Schmähbriefen. Seine Frau nahm sich früh das Leben. Es fand keine Trauerfeier statt. Er wollte alles allein machen und fuhr mit zwei kleinen Mädchen und der Asche ins Herkunftsland seiner Frau.

Jetzt wo zu den Beleidigungen und Beschimpfungen auch noch Drohungen kommen, habe ich zu klären versucht, wie ich reagieren möchte. Mehrere Entwürfe einer Antwort habe ich, auch die Möglichkeit, dass ich einfach nicht schreibe und bei der nächsten strafbaren Handlung gegen mich Anzeige erstatte. Ich werde mich morgen bei der Opferhilfe beraten lassen.

Mein Grundgefühl ist aber Trauer, Trauer um die "nicht mögliche Beziehung" mit meinem Bruder, auch um die Muster in meiner Herkunftsfamilie und die Folgen für mein Leben, resp. Trauer um mein nicht voll gelebtes Leben dadurch.
Trauer, dass ich noch immer an den Mustern leide, bei mir selber nach vertanen Möglichkeiten und Fehler suche, nach Verständnis usw. - Trauer, dass ich wirklich persönliche Grenzen habe und dass meine psychische und persönlichen Unversehrtheit und Sicherheit in meiner persönlichen Wertehierarchie höher steht als die Beziehung (direkte Auseinandersetzung) mit meinem Bruder.

Ich bin froh, dass ich neben dem klaren Bedürfnis nach Schutz auch mein Bedürfnis nach einem konstruktiven Kontakt, einer echten, lebendigen Beziehung zu ihm wahrnehmen kann. Damit verbunden auch meine Trauer, dass mir das nicht möglich ist.

Dadurch habe ich auch diese Webseite gefunden: Trauer: Wie viel Verlustschmerz ist eigentlich normal? - SPIEGEL ONLINE

Was mich erstaunt: Trauer wird in der Regel mit einem Trauerfall in Verbindung gebracht. Es gibt auch andere Erfahrungen, die Trauer auslösen können.
 
Nachdem mich mein Bruder wirklich krass behandelt hat. Es kaum Worte, mit denen sein Verhalten beschrieben werde kann, fühle ich mich traurig.
Eigentlich wäre Wut angemessen. Jemand hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass:

Traurigkeit bedient sich der Wut, wenn sie ungelebt ist. Wut bedient sich der Traurigkeit, wenn Wut nicht sein darf.
und
Depression -> Wut nach innen gerichtet
Aggression -> Wut nach außen gerichtet

Mein Ziel ist es selbstverständlich nicht aggressiv zu werden in meiner Wut, wie mein Bruder, sondern mit meiner Wut konstruktiv umzugehen. In Tat und Wahrheit fühle ich mich aber traurig. Noch heute Nachmittag habe ich hier in meinem Tagebuch geschrieben, dass ich sicher bin, dass es sich um Trauer handelt, nicht um Depression.

ABER ich bin sicher, dass irgendwo in mir auch noch mehr Wut stecken muss und dass ich lebendiger wäre, wenn ich sie fühlen könnte. - Ok. ich könnte schlechter schlafen und in meiner Trauer, die bestimmt auch echt ist, habe ich den Wunsch mich in der Geborgenheit unter der Decke in meinem Bett zu verkriechen.

Gerade, wenn ich das schreibe, erinnere ich mich an den Gründonnerstag oder Karfreitag 1994. Da fühlte ich mich auch so traurig, spürte, dass ich der Trauer Raum geben möchte. Ich zog mich ins Bett zurück, heulte, gab mich der Trauer hin und PLÖTZLICH war ich WÜTEND. In dieser Wut spürte ich, was ich wollte:
Ich wollte, dass mein jetziger Mann mir einen Heiratsantrag machte. Ich ging zu ihm in die Küche, sagte ihm wütend: Ich möchte, dass du mir eine Frage stellst, sonst ist es aus. - Er schaute mich an und fragte: Willst du meine Frau werden? Möchtest du mich heiraten. Über Ostern organisierten wir eine Musik und den Saal für die Feier. Drei Monate später hatten wir ein wunderschönes Fest. Die Erinnerungen daran sind immer noch sehr bunt und glänzend!

Wer weiss, vielleicht hilft es mir, mich meiner Trauer hinzugeben, vielleicht komme ich auch dieses Mal wieder zur Wut und zu meinem Wunsch. Auf jeden Fall wäre es schön!
 
Mittlerweile bin ich wieder einen Schritt weiter.

Ich bin von Herzen dankbar, dass die Beraterin der Opferhilfe mich ernst genommen hat. Sie hat mir meinen letzten Gedanken von gestern Abend gespiegelt: Mit hoher Wahrscheinlichkeit leidet mein Bruder an einer Persönlichkeitsstörung und ist psychisch unter grossem Druck. Es ist fraglich, was eine klare Message auslösen würde. Es könnte Öl ins Feuer sein, wenn sein Zustand so labil-aggressiv ist, dass er sich so verhält.

Es könnte gut sein, dass er sich am besten beruhigt, wenn wir ruhig bleiben. Falls er wirklich irgendwie reagiert, können wir immer noch reagieren. Briefe oder Mails können wir auch einfach aufbewahren, ohne sie zu lesen. Im Notfall können wir etwas belegen.

In mir selber switche ich ja zwischen Wut, Mitgefühl und Trauer, auch Ohnmacht, Verletzung, Hilflosigkeit mischen sich hinein. Ich kann alle Gefühle anerkennen, nachvollziehen, habe Verständnis für sie. Es macht auch müde. Ich habe noch einen Ausbildner, dessen Meinung mir wichtig ist, gefragt, was er davon hält und wie ich am besten mit meinen Gefühle umgehen könnte. - Auch er hat mir das gespiegelt, was ich schon wusste. Seine Worte haben mich aber sehr berührt: "Er hat nichts anderes im Portemonnaie." - Er kann wirklich nicht anders, hat nichts anderes zu geben als diese Beschimpfungen, wenn er selber in Not und unter Druck ist und wir uns nicht an seinen Lösungen beteiligen. - Er kann nicht anders. Und er kann nichts anderes geben, als das, was er hat: Frust. Ich brauche es aber nicht zu nehmen. Es hat auf der persönlichen Ebene nichts mit mir zu tun.

Er erzählte mir kurz die Geschichte von Buddha, der von einem Mann auf unflätigste Weise beschimpft wurde. Buddha segnete ihn. Seine Begleiter waren erstaunt und fanden es nicht in Ordnung. Buddha antwortete: Er hat nichts anderes zu geben.

Mittlerweile entdecke ich auch Gedanken und Gefühle in mir, die meinem Bruder dankbar sind. Er gibt mir auch die Chance Friedfertigkeit zu üben und meine Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Ich lasse nicht alles zu, sage nicht zu allem ok. Nein, es ist klar, dass ich das Verhalten meines Bruders nicht akzeptabel finde. Aber er könnte keine Rückmeldung verstehen, würde jede Rückmeldung wieder verdrehen. Im Moment ist nichts möglich. Vielleicht ist zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit da ungefähr Folgendes auszudrücken:

Ich kann dein Verhalten nicht akzeptieren, es ist verletzend. Aber ich wünsche mir eine Beziehung, in der wir einander anhören und respektieren. Ich würde gerne damit beginnen. Du bist mir wichtig. Du bist mein Bruder.

In mehreren Situationen und Beziehungen konnte ich das schon. Und ich bin froh, dass ich anscheinend unterwegs bin, dass ich es auch mit meinem Bruder zusammen kann.
 
Ich kann mir auch selber treu sein, wenn ich meine Wut für mein eigenes Bestes nicht ausdrücke. - Dieser Satz macht mich frei. Der Atem wird freier. Der Kiefer entspannt sich. Ich darf mich schützen, in dem ich still bin. Auch jetzt als Erwachsene ist in einigen Situationen dieser Umgang mit Wut und Verletzung besser für mich. Die ganze Sache wird dadurch weder gerechter noch ungerechter. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich alle stabilisieren ist so grösser. Das ist das wichtigere Bedürfnis. Ich bin nur geschützt, wenn sich mein Bruder beruhigt.

Diese Erkenntnis tut mir gut!
 
Danke, liebe mondvogel.

Aber das schönste an der Heiratsantrags-Geschichte ist eigentlich, dass ich diesen Mann, mit dem ich damals schon 17 Jahre zusammen war, nach weiteren 20 Jahren immer mehr und mehr schätze...
 
Manchmal frage ich mich, wo meine emotionale Intelligenz geblieben ist. Manchmal scheint sie sich zu verstecken... :cool:
Irgend jemand hat in den letzten Tagen über die Stränge geschlagen: Jeden Abend habe ich etwas vor. Am vergangenen Samstag hat es begonnen, morgen hört es auf. - Alles sind Dinge, auf die ich mich freue. - Nur, in dieser Menge... - und gestern habe ich den Wein nicht vertragen. Ein Glas und ich habe ihn gespürt, ein zweites und ich fühlte mich leicht betrunken. - Das Essen war mehr als lecker, es war superfein. Aber der Lachs lässt sich von meinem Magen nicht so einfach verdauen, wenn ich ihn erst abends nach 20.00 Uhr esse... - Da helfen auch die leckeren Frühlingskartoffeln, die wunderbaren Spargeln und die ausgesprochen aromatische Sauce nichts... - (ist nämlich trotz bestem Küchenchef einfach trotzdem etwas schwer für die Verdauung.) - Die zwei Zigaretten, die ich bei solchen Anlässen rauche, tun dann noch den Rest. (Ich rauche in zwei Monaten ein Paket, ich bin eigentlich Genussraucherin, merke aber, dass Rauchen nicht wirklich Genuss ist... :eek:)

Ja - und wenn ich dann einen solchen Abend habe und vorher mehrere andere mit Programm, schlafe ich schlecht und nehme mich nicht mehr wirklich im Körper wahr. Auch die Gefühle spüre ich nicht mehr wirklich. So beginnt dann das Gedankenkreisen und schlechter Schlaf. - Die Gefühle werden ausgesprochen schlecht und ich versuche diese dann zu vermeiden, was mich aber noch mehr in den Kopf und weiter Weg von Gefühlen, Emotionen und Körper bringt. Das verstärkt das Ganze... :eek:):eek:):eek:):eek:)

Nun fühle ich mich verkatert und fürchte mich vor der nächsten Nacht und dem wirklich erfreulichen Besuch meiner besten Freundin heute Abend. - Wir gehen aus in eine Cabaret-Vorstellung (Musik-Cabaret), auch die ich mich freue und sie übernachtet bei uns. - Es wird wieder eine kurze Nacht werden und meine Warnsignale wegen Überreizung melden sich. - Wenn ich an die Geburtstagsfeier morgen Abend denke, verstärken sie sich.

:cool::cool::cool::cool: Okeyyyyyy - eigentlich Luxusprobleme. Ich werde jetzt einige Körperübungen machen, duschen und üben, ganz bei mir zu bleiben.

Wenn ich merke, dass ich aussteige, werde ich in den Unterleib und die Beine/Füsse spüren und diese Körperregion besonders wahrnehmen. Ich werde mir Wurzeln in den Boden vorstellen, bis ich mich ganz geerdet fühle.

Mal sehen, welche Erfahrung ich damit mache und wie ich das umsetzen kann.

Allen einen wunderbaren Tag.
fauna

PS. Zur Zeit ist das Thema "Scham" ganz weit vorn. - Wer weiss, vielleicht lässt sich auch dieses auflösen... - Mal sehen...
 
Ups, da hat es mich aber mit dem Thema "Scham" auf der Breitseite erwischt.

Hier habe ich mich mal theoretisch damit beschäftigt:
Scham

... und ich bin bleich geworden...:eek:)

Meine grosse Blockade in der Arbeit ist die Scham und das Minderwertigkeitsgefühl dahinter. - :p):eek:):eek:):eek:):eek:):eek:):eek:) :cool: - Also kremple ich mal meine Ärmel hoch und klemme mich hinter die neuen Fähigkeiten, die ich lernen will:

Wenn ich die Übung mit dem Anti-Schamtraining auf dieser Webseite ansehe, beginnt meine Verdauung zu reagieren... und ich entdecke, dass ich die Dinge, die schwierig sind für mich, massiv umgehe. - Ok. ich war mal eine Weile völlig sozial blockiert und ging kaum mehr aus dem Haus. Dem ist definitiv nicht mehr so. Und ein paar Übungen aus der Liste sind für mich ein Pappenstiel. - Aber es gibt auch grössere Herausforderungen für mich.

Die Erfahrungen der 72-jährigen haben mich aber zu herzhaftem Lachen gebracht. :):):)

Es ist viel Luft nach oben da.

Also, 1. Schritt: Welche Fähigkeit will ich erlernen? Was möchte ich anstelle der Scham können?

a) Ich möchte die positiven Seiten von Scham erkennen, wo sie in meinem Leben hilfreich ist und ein Gefühl für ein "gesundes Mass" für Scham bekommen.

b) Ich möchte lernen, mich frei zu zeigen, wer ich bin. (Ups, da steigen schon Wassertröpfchen in meine Augen. Prima, ich bin voll am richtigen Ziel!!!!! :):):rolleyes::rolleyes::rolleyes::rolleyes::rolleyes:)
 
Konkreter heisst das, ich möchte die Fähigkeit üben, mit mir zufrieden zu sein, auch wenn ich die Erwartungen anderer nicht erfülle.

Und ich möchte geerdet und in meinem Körper bleiben, meine Gefühle fühlen, auch wenn ich in Gesellschaft anderer Menschen bin
 
Ok. - Positive Seiten der Scham?

- Scham in einem gesunden Mass hilft mir, mich von meinen Mitmenschen zu unterscheiden. Sie zeigt an, da sind unterschiedliche Werte, Haltungen, Massstäbe. Weil ich unterscheiden kann, gibt es auch Scham.

Wenn ich Erwartungen anderer nicht erfülle, kommt Scham auf (oder gesamt-gesellschaftliche Erwartungen). Schuldgefühle sind auf mein Handeln ausgerichtet. Nach "Fehlern" (was aber zu beweisen ist...) kommen eher Schuldgefühle auf. Schamgefühle betreffen eher mein Sein als Ganzes, mich als Mensch. - Deshalb kann die Scham auch abgrundtief sein. - So wie ich bin, bin ich nicht in Ordnung. - Es ist nicht ein Verhalten, das ich ändern kann.
Scham kommt auch auf, wenn ich mich zeige und wenn ich gesehen werde. (Schamgefühle bei Nacktheit oder wenn ich meine Stärken zeige.)

Ok. Dann wäre also eine weitere wichtige Fähigkeit:

c) Ich lerne mich als Mensch so sehr zu schätzen und zu würdigen (ich schreibe bewusst nicht zu lieben), dass ich auch zu mir stehen kann, wenn ich mich zeige und gesehen werde in meinem Sein.

Wenn ich mich im Grossen und Ganzen ansehe, merke ich, dass meine Selbstsicherheit gar nicht soooooo klein ist. Meine Ansprüche an mich und an mein Leben sind aber gross.
Ok. - Mein (Lern-)ziel ist es also, mich beruflich zu zeigen, mich mit dem, was ich kann zu zeigen. Das schliesst auch mit ein, dass ich Grenzen habe. Je besser ich diese kenne, desto klarer kann ich sie kommunizieren und so die Erwartungen anderer besser abholen.
 
Im positiven Sinne ermöglicht Scham Hemmungen als Fähigkeit andere verletzende Impulse in Kontrolle zu halten. Scham ist eine Grundlage fürs Zusammenleben mit anderen, für soziale Fähigkeiten.

Sie hilft Nähe und Distanz zu regulieren.

Nun möchte ich bei mir hinschauen. Unter Menschen geht es mir zwar besser - viel besser sogar. Es fehlt mir vor allem noch das Leben meiner Möglichkeiten und zwar das freie Leben meiner Möglichkeiten.

Dazu brauche ich als weitere Fähigkeit:

d) Vertrauen in mich und die Sicherheit, dass ich ganz sicher niemanden verletze, wenn ich meine Möglichkeiten lebe.

Wenn ich das schreibe, löst das etwas aus in mir. Dem schenke ich Aufmerksamkeit und ein offenes Herz. Ich spüre die Tendenz, wieder in mein Opferverhalten zurück zu gehen, weil ich die Impulse meiner Mutter spüre, mich zurück zu nehmen. - Auch meine Mutter konnte mir nur geben, was sie hatte. Und sie hatte auch viele Grenzüberschreitungen erlebt und ganz viele unverarbeitete Schamgefühle. Sie hat wohl ihr Leben lang nicht gelernt, wie sie mit ihnen umgehen kann, so dass sie gesunde Grenzen in einer gesunden Art setzen konnte, resp. sich selber vor Grenzüberschreitungen schützen.

Menschen, die von grosser Scham betroffen sind, haben grosse Grenzverletzungen erlebt. Vieles ist "nur" im fehlenden Augen oder verletzenden Augenkontakt begründet: angenehmer und bereichernder Augenkontakt ist ein Zeichen von sicherer Bindung/Bindungsfähigkeit.

Kommt es beim Kind immer wieder zu massiver Entwertung und/oder Missverständnissen, baut es den Glauben auf, nicht in Ordnung zu sein.

Das Kind versteckt Seiten seiner Persönlichkeit, von denen es glaubt, dass sie nicht "richtig" sind, ins Unbewusste, in den Schatten. Dass können Stärken wie Schwächen sein.

Wenn bei einem Menschen viel Scham / Selbstwertproblematik vorhanden ist, ist die Liste der unterdrückten Anteile sehr lang: Freude, Neugier, Spontaneität usw. aber auch Wut, Neid, etc.

Ich finde diesen Vortrag sehr spannend und für mich im Moment hilfreich:
https://www.lptw.de/archiv/vortrag/2007/briendl_linda.pdf

Hinter den Gefühlen stecken meine Bedürfnisse, Wünsche, Träume - meine eigenen und nicht diejenigen, die ich als sozial angemessen erlebe... - Alle anderen werden vom harten inneren Dialog herab gesetzt.

So weit ok.

Gestern an einem obercoole Musik-Cabaret konnte ich üben, in mir und in meinem Körper zu bleiben und meine echten Emotionen, die ausgelöst wurden zu erleben.

Deshalb als 2. Schritt: meine erste konkrete Fähigkeit, die ich übe

Ich lerne meine ganz eigenen Gefühle und Impulse kennen, die im Alltag in mir ausgelöst werden, in dem ich im Körper bleibe.

3. Schritt: Was sind die Vorteile für mich, wenn ich das übe und lerne?

- Ich lerne mich selber besser kennen: meinen eigenen Geschmack, meine eigenen Wünsche, meine eigenen Ziele, meine eigenen Bedürfnisse.

- So kann ich meine wahrscheinlich überdurchschnittliche Kompetenz, diese zu kommunizieren und mit anderen Zielkonflikte zu lösen eindeutig besser leben.

- Damit übe ich gleichzeitig, intensive Gefühlsenergie wahrzunehmen im Hier und Jetzt und nicht zu "flüchten". Ich stärke mich emotional und werde gelassener

- Wenn ich übe, mit meinen eigenen Impulsen umzugehen, übe ich gleichzeitig mit starken Gefühlen meiner Mitmenschen umzugehen.

- So kann ich besser mit dem umgehen, was andere Menschen "im Portemonnaie haben". - Und ... daran glaube ich, entdecken, dass andere Menschen ev. gar nicht so sind, wie ich sie erlebe oder auch, dass sie auch noch ganz anders sind... - In dieser Hinsicht lasse ich mich aber überraschen. Mir sind ist der Umgang mit den eigenen Impulsen wichtig, vor allem dann, wenn andere für mich unerwartet, mich nicht verstehen können.
 
Irgendwo habe ich gelesen, dass genau, von dem Moment, in dem ich ganz klar die Entscheidung für mich treffe, ganz zu mir zu stehen, DANN BIN ICH FREI. Dazu gehört, auf keine Stärke, Schwäche, auf keinen "Fehler" zu verzichten, auf keine Vorliebe, keine Gefühle, Bedürfnisse, so dass jeder ihn sehen und erkennen kann,

Klar wusste ich das schon vorher. Nur ist es gerade jetzt, wo ich mich von gewissen Resistenzen befreien möchte, wichtig, mich daran zu erinnern. Sich ohne Scham, so zu verhalten, wie es für einen selbst stimmt, ist ja fast schon un - verschämt! Aber fühlt sich gut an.

Also gehört zu meinem Lernziel auch, mich scham-los zu verhalten, und zu lernen mit den Reaktionen meiner Mitmenschen umgehen zu lernen. - Also auch mal jemandem, der halt wirklich nicht versteht oder hinhört, dass ich meine Grenzen dort setze, wo sie mir gut tun, zu Provozieren.

Ich gehe sehr davon aus, dass es auch wichtig ist mit Humor schamlos zu sein.... - Mal sehen...

Von daher kann ich nochmals nichts anderes, als meinem Bruder auch dankbar sein, dass er mich persönlich vorwärts treibt... - mal sehen, wie ich mich weiter entwickle, meine Gefühle humorvoll nehmen, inkl. Scham...
 
Scham ist eine grosse Chance, meine Selbstliebe, meine Selbstachtung und mein Selbstbewusstsein weiter zu entwickeln. - Jedes Mal!
 
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