Motivationslosigkeit

Hallo Geri,

Entfernung ist ja relativ, und wir sind nicht einmal so weit voneinander entfernt wie die Strecke einer meiner beruflichen Tagestouren beträgt. Würden wir uns beide gleichzeitig nach Konstanz aufmachen und dort speisen, dann könnte man das beinahe schon als spontanes Treffen bezeichnen. Mit 100 Mio. im Gepäck würde ich mir allerdings die Annehmlichkeit leisten und mit dem Sportflugzeug nach Bern kommen. :hexe:

Nicht mit einem so antiquierten, nur leider gibt das Smiley-Portfolio kein moderneres her.

Ja, ich habe vieles worum du mich beneiden kannst, ist das nicht eine Ironie des Lebens? Dabei besitze ich kaum etwas von materiellem Wert, und schon gar kein Eigenheim. Dennoch wohne ich in einem großen Haus mit Garten, den ich erst neuerdings wieder bepflanze, um etwas frisches Biogemüse daheim zu haben. Bei mir könntest du dir aussuchen in welcher meiner zwei Werkstätten du dich austoben möchtest. Du könntest auch hobeln und fräsen und müsstest dich nicht mit dem Nägel einschlagen begnügen. Es gibt immer was zu tun, weswegen mein Mobiltelefon auch selten aufgeladen ist. Ich vergesse es immer. Deswegen ruft mich schon kaum mehr jemand an und sogar meine Geschäftspartner belästigen mich nicht damit sondern schicken E-Mail, die ich lesen und beantworten kann wann ich gerade Zeit und Lust dazu habe.

Manchmal, wenn ich beruflich in eine schöne Gegend komme und nicht so viel zu tun ist, nehme ich mein Rad mit und cruise ein bisschen herum. Da nehme ich das GPS-Gerät, weil man das nicht aufladen muss und weil es netzunabhängig arbeitet.

Ich habe das Glück, auch bei den stressigeren Jobs in hübschen Gegenden herum zu kommen wo andere Urlaub machen. Da ist dann die Fahrt über Land mit guter Musik im Radio ein Genuss und fast schon wie Urlaub.

Das klingt ja nun nicht nach einem harten Leben sondern nach einem ziemlich guten. Vielleicht waren und sind die Begleitumstände nicht günstig, andererseits entwickelt man dadurch ein gewisses L-m-a-A-Gefühl, das es erlaubt, all das zu genießen und den Rest zu vergessen und solange mit Nichtbeachtung zu strafen bis es sich aufdrängt.

Zwar kann ich es mir aus Zeit- und Kostengründen nicht leisten in Urlaub zu fahren und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich das nicht manchmal stört, aber die für mich schönen Dinge im Leben sind in meinen Alltag integriert, so dass ich mich nicht den größten Teil des Jahres danach verzehren muss, dass endlich die zwei oder drei ersehnten Wochen kommen in denen ich wirklich lebe, so wie ich das von Manchen kenne.

Ganz defizitfrei ist mein Leben jedoch auch nicht, doch bei wem ist das schon so? Mir sind meine persönlichen Freiheiten wichtig, und die sind offensichtlich nicht abhängig von Geld und Sicherheit. Beides habe ich nicht.

Mir kommt es fast so vor, lieber Geri, als wäre dir schlicht und einfach langweilig. Mir wäre es das jedenfalls, wenn ich in einer Wohnung in einer Stadt leben müsste und auf all die Optionen verzichten müsste, die es mir erlauben, einigermaßen authentisch zu leben und mich da auszutoben wo meine Talente und Interessen liegen. Warum änderst du es nicht? Ein Haus kann man auch mieten.

Die Beschäftigung mit Smartphone und IPad ist ja manchmal ganz praktisch, aber hauptsächlich sind es Instrumente zur Ablenkung und zum Zeit totschlagen mit einem hohen Suchtpotential. So merkt man gar nicht mehr wie tödlich gelangweilt und wie unzufrieden man im Grunde ist, und deswegen ändert man es nicht. Kürzlich habe ich gelesen, dass Eltern sogar beim Abendessen ihre Kinder ignorieren und sie anmotzen, weil sie sich von ihnen beim Starren aufs Smartphone gestört fühlen. Ist das nicht schrecklich?

Ich ziehe ein echtes dem virtuellen Leben vor solange ich noch kann. Sobald Leute anfangen, beim gemeinsamen Biergartenbesuch synchron ihre Smartphones in die Hand zu nehmen und anfangen, mich mit ihren sämtlichen gespeicherten Grausamkeiten zu quälen, angefangen von ihrer persönlichen Fotogalerie bis hin zu den gesammelten geschmacklosen Videos aus dem WWW, dann weiß ich, dass es Zeit ist heim zu gehen. Viele junge Leute die ich kenne (wobei man jetzt mit 30 auch nicht mehr soooo jung ist) haben einen Heidenspaß mit idiotischen Filmchen und Bildmontagen und wollen ihr ganzes langweiliges Leben dokumentieren und teilen, aber du kannst keine Unterhaltung führen die auch nur den allergeringsten intellektuellen Anspruch hat oder 5 Min. lang beim Thema bleibt. Weist man auf Missstände hin, die ihre Zukunft betreffen könnten, dann sagen sie, naja, das ist halt so, aber schau mal was mir xy gestern für ein lustiges Video geschickt hat... :schock: aaaaaaaah!

Ok, ich schicke jetzt auch mal ein Video. Und zwar eines meiner absoluten Lieblingslieder seit ich ungefähr 13 war.



Falls du das hinkriegst mit deiner Gitarre, Geri, dann lade ich dich zum Grillen am Lagerfeuer in meinen Garten ein. Zwar habe ich nicht so viel Platz bis zur Nachbarin wie du gerne hättest, aber die ist schwerhörig und tut abends ihr Hörgerät heraus.

Viele liebe Grüße
Lealee
 
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Liebe Lealee

Sound of Silence habe ich schon seit fast einem Jahr immer mal wieder geübt. Sofern man nicht den Originalgitarrensound sondern nur der Griffabfolge folgen muss, klappt das schon richtig gut. Eine Eigenschaft musste ich mir allerdings gänzlich abschminken, ich bin ein extrem schlechter Auswendiglerner. Ich war in der Schule schon schlecht darin und heute ist es noch schlimmer. Es ist das Bild mit den groben Pixeln. Der Spur nach kein Problem, aber einen Text mit den dazu gehörenden Griffen aus dem Kopf zu spielen habe ich aufgegeben, geht nicht! Also habe ich immer ein Blatt vor dem Kopf. Da ich ja nur für mich spiele und nicht auftreten muss, spielt das auch keine Rolle. Ich war und bin ein Klangmensch. Ich hatte schon in der Lehre einen Synthesizer gekauft, als mein Kollege einen hatte, nur um Klänge zu generieren. War ein billiges Teil und irgend wann ging es in den Müll. Die Gitarre lässt sich zwar klanglich nicht sehr verändern aber der Klang ist für mich wie Entspannungstherapie. Ich liebe das Gerät, obwohl ich ein absoluter Beginner bin und bleiben werde, ist mir aber egal. Ich hatte ein ganzes kleines Gitarrengeschäft durchprobiert und am Ende eine viel zu teure Gitarre gekauft, nur weil sie etwas besser klang, aber ich freue mich jeden Tag darauf. Musik machen benötigt vermutlich das gesamte Gehirn mit fast allen Sinnen, Text lesen, Melodie im Kopf abrufen und in Gesang umsetzen sowie Griffe ablesen und in die beiden Hände umleiten, da bleibt kein Hirn für andere Gedanken mehr übrig, das ist wie ein Verschmelzen im Klang.

Mit dem Smatphone hast Du den Nagel wieder genau auf den Kopf getroffen. Aber ich bin auch so, dass ich mein ganzes Leben auf diesem Gerät drauf habe, nur dass ich in keinen Facebook oder ähnlich gelagerten sozialen Netzwerken angemeldet bin. Meine gesamte Foto- und CD-Sammlung sind da drauf. Nein mit Youtube-Filmchen belästige ich bisher niemanden. Aber vielleicht kommt das ja noch mit dem Alter... :rolleyes:

Ja im Moment habe ich einiges um die Ohren, so dass ich nicht so fleissig hier im Forum bin. Aber es wird in ein paar Wochen mit Sicherheit wieder besser (nein nicht die Fussball WM, da schaue ich zwar auch hin und wieder, aber ich bin noch beruflich und ferienhalber etwas unterwegs).

Herzliche Grüsse
Geri
 
Hallo Geri,

ohne hier Euer nettes Zwiegespräch stören zu wollen möchte ich zu diesem zeitpunkt gerne anmerken, dass es doch ziemlich hochmotiviert klingt.

Das freut mich; lieben Gruß, mondvogel
 
Hallihallo, dann hast du jetzt wohl eine Einladung zum Grillen, Geri! :D

An die lieben anderen: Nein, wir haben uns nicht abgesprochen... ;)

Lieber Geri,

ich bin beeindruckt. Das mit dem Text ist kein Problem, es gibt die Youtube-Videos nämlich auch mit eingeblendetem Text. Da spiele ich gerne mit dem Mini-iPad den Teleprompter.

Ich würde auch mitsingen und Art Garfunkel besetzen, aber leider kann ich nicht wirklich singen. Trotzdem tue ich es manchmal, im Auto wenn ich unterwegs bin und niemand lauscht. Das tut wirklich gut! Allerdings kenne ich die Texte nicht und habe mir schon einen solchen Teleprompter im Auto gewünscht, vielleicht ans Radio und Navi gekoppelt, so dass automatisch der Liedtext vom gesendeten Song im Bildschirm vom Navi läuft. Singen hebt eindeutig die Laune und wirkt irgendwie befreiend, egal wie es klingt.

Einmal stand ich längere Zeit im Stop-and-go-Verkehr, und hinter mir sah ich im Rückspiegel einen jungen, beanzugten Mann, der heftig gestikulierte und rumzuschreien schien. Dabei war er ganz alleine im Auto. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass er hingebungsvoll mitsang. Ich musste sehr lachen und hatte auch gleich richtig gute Laune davon.

Eine gute Gitarre mit schönem Klang, auch wenn sie teuer ist, ist sicher eine SEHR gute Wahl. Wofür hat man denn das ganze Geld? Und gute Klänge beeinflussen uns positiv. Nicht umsonst spricht man von "good vibrations". Ich merke das beim Singen, dass bei bestimmten Lagen angenehme "Vibrationen" entstehen. Daraufhin habe ich mal spaßeshalber das "OM" in allen möglichen Variationen durchexerziert, und fast jeder Ton wirkte sich anders auf mein Empfinden aus. So können wir uns vielleicht, wie die Katzen mit ihrem Schnurren sogar selber in heilsame Schwingungen versetzen. Bei Katzen geht man davon aus, dass das Schnurren eine eben solche Selbstheilungsschwingung ist, weswegen sie über eine so erstaunliche Wundheilung verfügen. Habe ich mal gelesen. Sie schnurren sich quasi gesund und können das auch für Menschen tun, wenn sie sich zu ihnen legen. Angeblich spüren Katzen, wenn es jemandem schlecht geht und gesellen sich zu dieser Person, um sie zu beschnurren. Wir haben auch so eine Therapiekatze, die zwar den Nachbarn gehört, sich aber überall zu Hause fühlt. Tatsächlich hat sie ihren Lieblingsplatz in einer ganz anderen Ecke, aber oft, wenn ich völlig KO war hat sie sich auf meinen Bauch gelegt und blieb da den ganzen Abend.

Auch ich kann mir nichts auswendig gelerntes merken, das war früher schon so. Logische Zusammenhänge und nachvollziehbare Abläufe hingegen waren kein Problem. Bildhaft vorstellbares etwa. Ich bin eher der visuelle Typ. Auch ich habe gute Kompensations- und Ablenkungsstrategien entwickelt und konnte z.B. gut um den heißen Brei herum reden, wenns brenzlig wurde, oder ad hoc eine völlig neue These aufstellen. Oder das Wenige, das mir noch präsent war raumfüllend ausschmücken. Heute ist das aber eh kein Problem mehr, wir haben ja unsere nützlichen, kleinen Teleprompter mit Anschluss zum www.

Mein Leben auf dem Handy, das käme mir nicht in die Tüte. Ich möchte, falls ich das Ding verliere, es sofort vergessen können und mit einem neuen Gerät weiter machen. Zwar fotografiere ich auch hin und wieder, aber meist ist das nichts wichtiges. Für meine Dokumentationen benutze ich eine Kamera, die kann man noch einhändig bedienen, und man tauscht einfach die Batterien, wenn der Saft ausgeht.

Mein Smartphone ist schlimmer als ein Tamagotchi. Ständig will es aufgeladen werden und nölt herum. Und dann immer die klugdingsenen Vorschläge, die es zu den unpassendsten Gelegenheiten macht. Es bevormundet einen schon fast, spioniert mich außerdem aus, und wenn man es braucht, dann täuscht es einen Schwächeanfall vor, haucht ein "Akku schwach" hin und verabschiedet sich in der nächsten Sekunde in den Feierabend. Einfach mal schnell an die Steckdose hängen und weiter machen, geht nicht. In der Zeit bis das Prinzesschen wieder betriebsbereit ist könnte ich die Nachrichten auch persönlich überbringen. Wenn es dann doch mal funktioniert, dann kannst du sicher sein, dass es mitten in der Nacht ist, wenn du es ausnahmsweise als Wecker benutzen musst und es neben dir auf dem Nachtkästchen liegt. Dann nämlich vermeldet irgendein nutzloser, unlöschbarer Dienst lautstark, dass er jetzt wieder bereit wäre, wofür auch immer - nachts um halb drei.

Früher war alles besser - jedenfalls die Mobiltelefone. :greis:

Nur manchmal ist es praktisch, zum Beispiel wenn mitten in der Tour das Navi ausfällt oder wenn man die Taschenlampe vergessen hat. Allerdings fällt mir gerade auf, dass man es auch schnurren lassen kann und vielleicht als Katzenersatz...

;)

Dann doch lieber Gitarre :romeo:

Viele liebe Grüße
Lealee
 
Mit 55 kann einem der Antrieb auch schon mal verlorengehen. Damit würde ich einfach leben lernen.
 
Hallo Flummi,

bist Du auch schon in dem Alter und lernst damit zu leben?.

Grüsse von Kayen
 
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