Auswirkungen von Armut auf die psychosoziale Entwicklung

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Ein leider seit längerer Zeit sehr aktuelles Thema!

Auf der Grundlage unseres heutigen Wissens können wir davon ausgehen, dass Arbeitslosigkeit zu folgenden Erscheinungen auf der Subjektebene führen kann:
- Abnahme des Selbstwertgefühls
- Zunahme sozialer Isolation
- Entwicklung von Schuldgefühlen
- Depression, Fatalismus und Apathie.

deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=962820563&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=962820563.pdf

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Leon,
als selbst betroffene die erlebt hat wie Ämter versuchen bestimmte Personengruppen (insbesondere Alleinerziehende) in dieser Situation zu halten versuchen - wage ich die Behauptung das es ein sehr langfristiges politisches Problem ist.
Die Auswirkungen jedoch werden von eben jenen Politikern die es bewußt verursachen geleugnet - ist doch logisch das Jugendliche ohne Zukunftsperspektive sich dorthin wenden wo sie die geringste Chance auf Zukunft für sich sehen - oder?

Ich find die Dissertation sehr gut und hoffe das sie genau dort wo es notwendig ist die nötige Aufmerksamkeit bekommt.

Liebe Grüße,
Cailly
 
Die Auswirkungen von Reichtum auf die psychosoziale Entwicklung eines Menschen halte ich persönlich für viel gefährlicher! :greis:

Ich z.B. war arm. Es hat mir nix, aber auch überhaupt nix geschadet!
Ich habe dadurch weder psychische Probleme gehabt , war absolut NICHT sozial isoliert, hatte keine Zeit in Depressionen zu verfallen ;) usw.
Das einzige was ich gemacht habe ist: Nach vorne geschaut! D.h. Wie komme ich aus dieser Situation raus. Und es ging! ;)

Ich bin daher nicht der Meinung, dass die „Arbeitslosigkeit“ an oben genannten Problemen direkt Schuld ist.
Ich glaube eher, dass u.a. die Aufgabe der eigenen Persönlichkeit - wie sie leider auch von dieser Gesellschaft immer mehr gefordert und durchgesetzt wird - Ursache des Übels ist! :chat:

Wenn ich einen Tiger dazu zwinge sich wie eine Stuben-Katze zu verhalten, zerstöre ich damit sein Inneres!
Menschen die innerlich zerstört sind reagieren u.U mit:

- Abnahme des Selbstwertgefühls
- Zunahme sozialer Isolation
- Entwicklung von Schuldgefühlen
- Depression, Fatalismus und Apathie.

Lieben Gruß :wave:
 
hallo misterX

es ist nicht nur eine frage von armut alleine.

erst armut gepaart mit weniger wissen und bildung führen zumeist zu den von Leon oben angeführten erscheinungen.

ich weis, man könnte jetzt argumentieren das die ärmere bevölkerungsschicht auch nicht so leicht zugang zur bildung hat. aber oft ist es auch ein problem, daß in sehr vielen armen familien die armut bereits seit generationen sich wie ein roter faden durch die familiengeschichte zieht.
wenn über längere phasen in einer familie wenig oder kaum geld vorhanden ist, dann nimmt mit der zeit auch automatisch das bildungsniveau ab. auch werden durch eheschließungen in der regel kaum verbesserungen dieses zustands herbeigeführt, eher das gegenteil dürfte der fall sein.

das ein kind das in solch eine familie hineingeboren kaum vorbilder was das interesse an wissen und bildung betrifft dort finden wird, liegt für mich klar auf der hand.

erst die kombination aus nicht vorgelebten interesse an bildung und die gleichzeitige armut sind meiner meinung nach notwendig um solch ein verhalten auszulösen.

das dieses kind wiederum die selben reaktionen bei seinem kind auslösen wird, erscheint mir nicht nur logisch, sondern fast schon zwingend.
es gibt ausnahmen, unbestritten, aber die fallen leider nicht ins gewicht. das problem ist die masse an den familien, auf die diese beiden kriterien zutreffen.

wenn man den teufelskreis durchbrechen will, dann wird das alleine durch bekämpfung der armut kaum gehen. irgendwie muß auch das interesse gewckt werden. der alleinige zugang zu wissen ist zu wenig und wird nicht´s verändern.



grüße
richter
 
Hallo Cailly, Ixie und Rudi,

ich sehe das ähnlich wie RRichter.

Das Problem entsteht durch die Häufung der Faktoren: Arbeitslosigkeit, Armut, Bildungsferne (tradierte Verhaltensweisen kommen hinzu, Arbeit und Bildung werden nicht als erstrebenswertes Gut betrachtet).

Hier müsste der Teufelskreis durchbrochen werden. Es gibt so viele durchschnittlich bis hochbegabte Kinder, die aus "Hartz IV" - Familien stammen, die einfach gesellschaftliche Unterstützung bräuchten, um "herauszukommen".

Was Cailly anspricht, finde ich auch noch bemerkenswert und wichtig. Gerade alleinerziehende werden oft in Situationen gebracht, in denen ihnen zunächst die Möglichkeit verwehrt wird, zu arbeiten und später wieder einzusteigen.

Naja, woran es da fehlt, ist ja klar!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Moin Zusammen,

ich denke nicht das "Bildung" bzw. "Wissen" das Problem ist - im gegenteil Menschen mit viel Bildung & Wissen die in diese Armuts-Arbeitslosenschiene rutschen haben eher noch mehr mit vor allem "depressionen" zu kämpfen.
Insbesondere wenn "krankheitsbedingte Arbeitslosigkeit" oder die Verweigerung von "hilfen" wie bei Alleinerziehenden (wo es keine Betreuung für die Kinder gibt) eine Rolle spielen.

Was ich für ebenso wichtig halte ist der tatsächliche "Mangel" an Hilfe für Betroffene Eltern/Mütter -viel gibt es da von Jugendämtern gar nicht.
Eltern die aufgrund von erkrankungen trotz Arbeitlosigkeit (Arbeitslose haben ja genug Zeit ?) sich nicht ausreichend genug (ihrer eigenen Meinung nach) um ihre Kinder kümmern können, wird dann gern empfohlen ihr Kind doch in Heime oder ähnliches zu geben.....so sieht denn die Tatsächliche Hilfe vom Amt aus. Dafür bekommen Drogensüchtige oder Alkoholiker dann die "Familienhelferinen" (die mehrmals die Woche kommen und neben der intensiveren Kinderbetreuung auch noch Haushalt mit organisieren).
Kann einer von Euch den Sinn solcher Methoden erkennen?

Liebe Grüße,
Cailly
 
Hallo!

um dieses sehr wichtige Thema nicht allzuschnell wieder in der versenkung verschwinden zu lassen, hier ein paar zeilen um eventuell weitere ansätze zur diskussion zu finden.

Mehr nicht?


Ist das alles was wir uns´ren Kindern geben können?
Das soll das Leben sein das wir ihnen gönnen?
Brutale Spiele, Mäci, Fernsehen oder Drogen.
Was sind wir doch für schlechte Pädagogen.

Oder sind wir gar am Ende auch nur Opfer?
Werkzeuge der großen Sprüchklopfer?
Gemütlich legen wir die Hände in den Schoß,
der Schuß, sehr bald geht er nach hinten los.

So viele kämpfen verzweifelt dagegen an,
wie lange man sich noch dagegen wehren kann?
Am Schluß gibt es wohl dann keinen mehr der lacht,
dann haben wir nicht nur die Kinder um ihre Zukunft gebracht​



grüße
richter
 
Auch die Süddeutsche Zeitung hat sich mit dem Thema Armut und Kinder befasst:
Chancenlos in Deutschland Geraubte Zukunft - Deutschland - sueddeutsche.de

In manchen armen Familien sehe ich, daß die Eltern sich trotz Arbeitslosigkeit einen Dreck um ihre Kinder kümmern. Sie kochen nicht, sie essen Fast Food, sie tragen zusätzlich zur Verarmung der Kinder auf sämtlichen Ebenen bei. Das finde ich erst recht schlimm, denn das wäre nicht nötig. Hier wäre Hilfe von außen in Form von kostenlosen Ganztagskindergärten und -schulen sehr wertvoll.

Gruss,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Zusammen

Eigentlich ist das Forum ja da, um tiêfer liegende ursachen auch anzugehen.
Dh für mich, die Armut auch gepaart mit weniger wissen und bildung haben wieder Ihre Ursachen.

Eine Ursache schrieb Uta:
In manchen armen Familien sehe ich, daß die Eltern sich trotz Arbeitslosigkeit einen Dreck um ihre Kinder kümmern. Sie kochen nicht, sie essen Fast Food, sie tragen zusätzlich zur Verarmung der Kinder auf sämtlichen Ebenen bei.
Das Hier wäre Hilfe von außen in Form von kostenlosen Ganztagskindergärten und -schulen sehr wertvoll. ist als Sofortmassnahme sicherlich gut, geht der Ursaceh also auch nicht auf dem Grund.
Es gibt sicherloch viele Gründe aber der Hauptgrund ist für mich die Kultur.
Beim Einzelnen die kultur der familie oder seines direkten umfeldes und wenn es um das Land oder die region geht dessen kultur.
Kultur ist einerseits das was man glaubt und andereseits wie man (durch Vorfahren) geprägt ist, welches wiederum auf dem Glauben derjenigen abhängig ist.
Beweise: Schaut die Landkerte an um teilt diese in reiche, mittlere und arme länder ein. Mit Ausnahmen könnt Ihr die reichen und die armen nach der dort herrschenden Glauben und der daraus entstandenen Kultur einteilen.
Es gibt keine christlich geprägten armen Länder, wei es vieleicht nebst Kuweit keine islamisch geprägten reichen Länder gibt, trotz des Milliardeneinnahmen durch Öl. Dies wirkt sich indirekt aus, zB ist der Reichtum auch abhängig von der Stellung der Frau, welche wiederum vom Glauben7religion abhängig ist. Sogar innerhalb der christlichen Religionen gibt es unterschiede. Alles kein zufall
 
Auch die Süddeutsche Zeitung hat sich mit dem Thema Armut und Kinder befasst:
Chancenlos in Deutschland Geraubte Zukunft - Deutschland - sueddeutsche.de

In manchen armen Familien sehe ich, daß die Eltern sich trotz Arbeitslosigkeit einen Dreck um ihre Kinder kümmern. Sie kochen nicht, sie essen Fast Food, sie tragen zusätzlich zur Verarmung der Kinder auf sämtlichen Ebenen bei. Das finde ich erst recht schlimm, denn das wäre nicht nötig. Hier wäre Hilfe von außen in Form von kostenlosen Ganztagskindergärten und -schulen sehr wertvoll.

Gruss,
Uta

Hallo Uta, Cailly und Rudi,

ich denke, dass es nicht nur einen Faktor gibt, der zu den Folgen der Armut führt. Es sind dies strukturelle Arbeitslosigkeit, Mangel an bildung, die daraus folgende Perspektivlosigkeit, die (wie durch unterschiedliche Ursachen bedingte) Unfähigkeit, diese Perspektivlosigkeit zu überwinden und ein Mangel an geeigneter gesellschaftlicher Hilfe.
Zu beobachten ist auch eine Zunahme von psychischen Beeinträchtigungen: Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, gerade in dem Kreise der Betroffenen. Jedenfalls eine zunehmende Unmöglichkeit von (jungen) Eltern, ihre Kinder psychosozial vernünftig zu versorgen.
Für die Kinder ist es ein Segen, wenn sie einen Wechsel der Blickrichtung ermöglicht bekommen, indem sie zum Beispiel in eine Kindertagesstätte gehen können.
Ansonsten fehlt es an Beschäftigung. Das ist ja nun jedem klar. "Ist das alles was wir uns´ren Kindern geben können?" fragt RRichter. Und was ist mit den Erwachsenen? Seit Jahren wissen wir, dass eine "Vollbeschäftigung" in absehbarer Zeit nicht wieder erreicht werden wird. Wo sind aber die Entwürfe, für all die, die keine Chance auf eine dauerhafte Erwerbstätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt haben?

Herzliche Grüße von
Leòn
 
In manchen armen Familien sehe ich, daß die Eltern sich trotz Arbeitslosigkeit einen Dreck um ihre Kinder kümmern. Sie kochen nicht, sie essen Fast Food, sie tragen zusätzlich zur Verarmung der Kinder auf sämtlichen Ebenen bei.

Und in reichen Familien gibt es Kindermädchen und Internate, die den Eltern das "Sich-Kümmern" abnehmen...

Mich hat die finanzielle Armut meiner Familie während meiner Kindheit sehr geprägt. Wir waren 5 Kinder. Einmal ging mein Vater aus Verzweiflung zu den reichsten Bauern im Dorf, um ein bisschen Geld zu leihen. Er hat nichts bekommen und stürzte daraufhin in eine tiefe Depression. Dabei gehört er, wie meine Mutter auch, zu den ehrlichsten und zuverlässigsten Menschen, die ich kenne. Ab diesem Zeitpunkt zählten wohlhabende Menschen für mich zu den schlechten Menschen dieser Welt...Mein gesamtes Handeln, meine Träume, ja auch die Auswahl meiner Freunde - alles wurde durch diesen Gedanken unbewußt mitbestimmt.

Irgendwann habe ich dieses Denk- und Verhaltensmuster zum Glück erkennen und durchbrechen können.
 
Es ist doch heute eigentlich unumstritten, dass Reiche länger leben.

Allgemeine Zeitung · Reiche leben länger - Institut erforscht Demographie und Wirtschaft

Mir ist in der Grundschulzeit meiner Kinder immer aufgefallen, das bei sozial schwachen Kindern, wie es so schön heißt, im Vorhinein angenommen wurde, dass Sie für eine weiterführende Schule nicht geeignet sind.
Da waren manchmal wirklich richtig bornierte und doofe Lehrer dabei.
In der Regel waren diese Kinder weder dümmer noch unintelligenter.
Sie wurden bloß von zu Hause nicht in allem gefördert.
Welches Kind weiß in diesem Alter wo es darauf ankommt und lässt eben manches schleifen, wenn niemand dahinter steht.
Ein Kind das die Möglichkeit geboten bekommt Klavierunterricht zu nehmen, ist doch nicht schlauer als ein Kind, welches diese Möglichkeit nicht hat. Aber es erscheint gleich schlauer und begabter, als ein Kind, welches kein Klavier spielt.
Aus den sozial höheren Schichten schaffen diese Kinder, wenn oft auch nur mit viel Nachhilfe von zuhause den Sprung auf die weiterführenden Schulen.
Oft zeigt sich dann aber in den höheren Klassen, dass manches eine Fehlentscheidung war.
Ich stelle immer wieder fest, dass Mitschüler von meinen Kindern oft in 3-4 Fächern ständig Nachhilfeunterricht haben und das über Jahre.
Wer kann sich das aber leisten. Natürlich nur die Reichen.
Umsonst sieht es bei der Pisastudie bei uns nicht so mies aus, viel geistiges Potential wird überhaupt nicht beachtet.

Liebe Grüße
Anne S.
 
Alles in allem sehe ich das wie Du, Anne.
Trotzdem sollte man daraus nicht schließen, daß alle privilegierten Kinder dumm sind, während alle nicht privilegierten und benachteiligten Kinder blitzgescheit sind.

Gruss,
Uta
 
hallo!

es liegt grundsätzlich natürlich überhaupt nicht daran ob ein kind in eine armen oder reiche familie geboren wird.

doch ab dem ersten tag beginnen dann grundlegende unterschiede.

man darf nicht vergessen das kultur, benehmen, erziehung und dergleichen, in unserer gesellschaft automatisch mit bildung und natürlich auch mit intelligenz verbunden wird.
in armen familien wird traditionell auf diese dinge generell nicht so viel wert gelegt.
beginnt nun das plichtschulalter haben diese kinder natürlich sechs jahre intensives "training" hinter sich. derart geprägt wirken dann diese armen geschöpfe auffällig auf ihr umfeld, werden mit "vorsicht" betrachtet, in eine ecke geschoben und das wars dann auch schon. denn nur allzu schnell bemerken sie das sie anders behandelt werden, grenzen sich ihrerseits ebenfalls ab, und werden so zu außenseitern. einmal als außenseiter gebranntmarkt ist es dann fast unmöglich, gleichgültig wie intelligent im grunde genommen die person ist, sich in die "normale" gesellschaft zu integrieren.

diese kinder suchen dann kontakt zu "ihresgleichen" und damit dreht sich alles im selben kreis weiter.

und noch einen wichtigen aspekt darf man nicht außer acht lassen. wenn du arm bist, dich in solchen kreisen bewegst, dann ist bildung, wissen, interesse usw., etwas das wiederum dort mit argwohn betrachtet wird. also selbst wenn ein kind oder jugendlicher aus eigenem antrieb etwas ändern wollte, ist dies mehr als schwierig. denn dann gehört er weder zur einen noch zur anderen seite.

und was gibt es für ein kind schlimmeres als keine freunde zu haben, keiner gruppe anzugehören wo es sich verstanden, akzeptiert und dazugehörig fühlt?
der weg als einfacher arbeiter im besten fall, oder im schlechtesten der ins gefängnis, ist praktisch schon vorgegeben.

also diesen teufelskreis zu durchbrechen gelingt wohl leider nur den wenigsten.
hierfür eine patentlösung zu finden scheint mir aber mindestens genau so schwierig.


grüße
richter
 
Hallo

man darf nicht vergessen das kultur, benehmen, erziehung und dergleichen, in unserer gesellschaft automatisch mit bildung und natürlich auch mit intelligenz verbunden wird.Das stimmt schon aber es wird nicht nur verbunden es ist eben oft auch verbunden. Bildung gehört zu unserer christlich abendländischen Kultur, aber auch zur japanischen (Konfuzius), jedoch zu vielen anderen Kulturen nicht! Bildung ist für eine strengen Hindu nicht erstrebenswert, da in seinem Weltbild die welt durch die geistige Welt behersscht wird und der Mensch dagegen nichts machen kann. Ausserdem hat die Welt keinen Gesetze, da durch geistige Welt beherrscht. also macht Bildung keinen Sinn.
 
hallo beat!

das mag schon sein, daß es in indien nicht erstrebenswert ist, gebildet zu sein. es geht aber um die kinder die hierzulande leben. und mir hilft das herzlich wenig wenn mir ein 14 jähriger ein messer in den bauch rammt, nur weil er halt nichts anderes "gelernt" hat. wenn er andere werte in sich tragen würde, dann hätt ich das messer nicht im bauch stecken. so gesehen macht bildung dann doch sinn!



grüße
richter
 
und noch einen wichtigen aspekt darf man nicht außer acht lassen. wenn du arm bist, dich in solchen kreisen bewegst, dann ist bildung, wissen, interesse usw., etwas das wiederum dort mit argwohn betrachtet wird. also selbst wenn ein kind oder jugendlicher aus eigenem antrieb etwas ändern wollte, ist dies mehr als schwierig. denn dann gehört er weder zur einen noch zur anderen seite.
Naja, wir gehen jetzt vom rein bürgerlichen Bildungsbegriff aus. ;) Für afrikanische Ureinanwohner ist (war) Bildung ja etwas anderes: wie jage ich, wie häute ich, wie nähe ich, .... usw. .

Ich finde es hilfreich, den Bildungsbegriff weiter zu fassen: zur Bildung gehören einfachste Kulturtechniken, wie waschen, sich witterungsgemäß bekleiden, regelmäßig essen, regelmäßig zur Schule gehen, Kinder versorgen und erziehen können - und zwar so,, damit sie in der jeweiligen Gesellschaft zurechtkommen. Dann kommt die "gehobene" und "höhere" Bildung, das "Lernen fürs Leben" ;) .
Und gerade was die einfache Bildung betrifft, kann es schon, im Verhältnis von Kultur und Subkultur (wie Rudi es beschreibt) gehörige Unterschiede geben.
Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Uta,

Trotzdem sollte man daraus nicht schließen, daß alle privilegierten Kinder dumm sind, während alle nicht privilegierten und benachteiligten Kinder blitzgescheit sind.

Das wollte ich damit auch nicht ausdrücken.
In jeder Schicht gibt es dumme, wie intelligente.
Nur bei privilegierten Kindern wird das vom Elternhaus meist kompensiert und die Möglichkeiten für die weitere Entwicklung sind besser.

Liebe Grüße
Anne S.
 
Hallo Richter

das mag schon sein, daß es in indien nicht erstrebenswert ist, gebildet zu sein. es geht aber um die kinder die hierzulande leben. und mir hilft das herzlich wenig wenn mir ein 14 jähriger ein messer in den bauch rammt, nur weil er halt nichts anderes "gelernt" hat.
Da hast du natürlich recht. Aber im Sinne des themas "Auswirkungen von Armut auf die psychosoziale Entwicklung" scheint es mir trotzdem wesentlich zu sein.

wenn er andere werte in sich tragen würde, dann hätt ich das messer nicht im bauch stecken. so gesehen macht bildung dann doch sinn!
Meinte es eigentlich umgekehrt. Wenn er andere Werte hätte, welche widerum auf der kultur und somit auf dem Weltbild/Religion beruhen, dann wäre er bzw dessen eltern automatisch an Bildung interessiert. Mehr Bildung hiesse dann weniger Armut und Zusammen mit den guten Werten bessere psychosoziale Entwicklung, bessere Gesselschaft, weniger Gewalt etc.
Aber die (schlechte) Bildung ist also nicht nur Ursache, sondern eben auch ein Symptom und dessen Ursache sollte man mittelfristig angehen. Aber in der gegenwärtigen Gesellschaft bzw deren Entwicklung passiert gerade das Gegenteil und man wird immer weniger die Symptome behandlen können. Deshalb wird es zwingend noch schlimmer werden, ausser man würde sich vermehrt auf die (christlichabendländischen) Werte besinnen. Ich befürchte aber leider, das dies nicht geschehen wird, sondern der Individualismus bis zur Atomisierung und somit auch der Egoismus weiter zunehmen wird.
Erkennbar an immer mehr "das ist privat, geht niemand etwas an", "wenn es für dich stimmt, dann stimmt es", "es gibt nichts Absolutes, ausser der Relativismus", "das ist ja nicht so schlimm, muss man tolerieren", "mein Bauch gehört mir (und damit ist das Leben eines anderen gemeint)", "dafür bin ich gegenüber niemanden verantwortlich", "nicht so schlimm, das machen die Anderen ja auch" etc
 
Hallo Anne

Nur bei privilegierten Kindern wird das vom Elternhaus meist kompensiert und die Möglichkeiten für die weitere Entwicklung sind besser. Das stimmt, wenn auch nicht absolut, natürlich.
Das hängt aber grösstenteisl nur indirekt mit den priveligierten Eltern zusammen, sondern mit der Kultur/Weltanschaung. Wenn diese eben "besser" ist, dann sind deren Eltern durch diese Haltung schon privilegiert, bzw wenn diese nicht gut ist, sind dessen Eltern Eben unterprivilegiert.
Damit lässt sich dann auch erklären, wieso es immer wieder Arme gibt, deren Kinder eine gute psychosoziale Entwicklung durchmachten und dann selber priveligiert wurden.
 
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