Motivationslosigkeit

Liebe Lealee

Du hast es geschafft! Ich bin sprachlos, weil mir schlicht nichts mehr einfällt zu Deinen Ausführungen, ich hätte nicht so ausführlich und mit derart vielen Erfahrungen untermauert die von Dir angesprochenen Aspekte beschreiben können. Ich hatte bei Deinem vorletzten Beitrag plötzlich gezögert, aber jetzt muss ich sagen, wir denken irgendwie völlig gleich! Hätte nicht gedacht, dass es das gibt.

Wie Du richtig erkannt hast, bin ich nicht blindlings technikgläubig, überhaupt nicht, es lässt sich auf "technischer" Basis lediglich emotionsloser diskutieren. Es ist genau, wie Du sagst, die Wissenschaft weiss auch nicht, was vor dem Urknall kam, ausserdem gibt es hierzu bereits Ansätze, dass es vielleicht auch irgendwie anders begonnen haben könnte. Und so lange wir glauben müssen, so lange sind für mich alle Thesen dieser Welt gleichwertig.

Sehr schön auch, wie und was Du über Glauben erzählt hast, gibt's nichts hinzuzufügen.

Apropos Schweinebraten: Also, wenn Du so kochst, wie Du redest, musst Du eine wahnsinns gut Köchin sein :).

That's all, ich werde mir das mit dem Vertrauen vielleicht doch noch mal überlegen, denn ich befürchte, dass Du wieder mal recht hast und ich mir in meiner Sinneskrise Grenzen setze, die es zu durchbrechen gilt. Die Frage ist, wo und welche Grenzen das sind.

Liebe Lealee, ich danke Dir für Deine ausführliche Threads und hoffe, ich habe Dich nicht allzu sehr vom Radeln und den wichtigen Dingen in Deinem Leben abgehalten. Es würde mich sehr freuen, wieder von Dir zu hören, Du hast mir jedenfalls weiter geholfen, auch wenn ich nicht in Worten beschreiben kann wie und das ist wohl genau das wovon Du sprachst. Natürlich gilt dieser Dank auch allen andern hier im Forum, die sich hier aktiv eingebracht haben, wie Dir liebe Wildaster, Gerd und allen anderen.

Herzliche Grüsse
Geri
 
Hallo,

ich möchte noch anmerken, dass ich es schön finde, wie sehr der thread sich von der "Motivationslosigkeit" entfernte...Das war keine Kritik; ich fand es allerdings bemerkenswert.

In meinen Augen darf der thread ruhig weitergehen....:),

Liben Gruß, mondvogel
 
Hallo lieber Geri,

na dann wäre es ja endlich geschafft und endlich ist wieder Zeit für andere Dinge. Das habe ich jetzt gleich ausgenutzt und bin tagelang von früh bis spät herum geradelt. :D

Nein, so ist es ganz und gar nicht; das war natürlich nur ein Scherz ;)

Dir ist es gelungen, mich ebenfalls vorübergehend sprachlos zu machen mit deinen offenen und positiven Worten. Ich freue mich riesig darüber was du in deinem letzten Beitrag schreibst. Gleichwohl wusste ich erst gar nicht, was ich dazu noch sagen könnte, außer ebenfalls Danke: für inspirierende Denkanstöße und die unerwartete Gelegenheit zu einer umfassenden Reflexion der eigenen Anschauungen und des Status Quo in meinem Leben.

Oder besser gesagt zu einer "finalen" Zusammenfassung, die insbesondere die schwierigen Aspekte komplett in einem anderen Licht erscheinen lässt - und deren positiven Auswirkungen auf mein Leben und mein Lebensgefühl nochmals veranschaulicht. Dieser Prozess war schon lange im Gange, doch nun hat er seinen verdienten Abschluss gefunden.

Eine beeindruckende Ergänzung.

Du hast mich wirklich nie von wichtigeren Dingen abgehalten. Für mich ist dieser Austausch ebenso erfreulich wie für dich, und er ist bedeutsam. Alles andere wichtige habe ich nebenher auch noch geschafft, und sogar mehr als sonst. Und warum das, fragst du dich jetzt vielleicht. Ganz ehrlich: hauptsächlich weil ich motivierter bin.

Ausgerechnet...
Kein Scherz.

Nicht, dass ich vorher unmotiviert gewesen wäre. Aber mir wurde in unserem gemeinsamen Dialog in diesem Thread klar wieviel Gutes in meinem Leben ist, das genau mir entspricht und wo ich mich authentisch ausleben kann, obwohl ich eigentlich kaum etwas besitze, noch nicht einmal eine "sichere" Existenz. Und wie gut es mir geht. Mir ist auch bewusst geworden wie sehr mich die Schwierigkeiten erst in dieses gute Leben gebracht haben, und dafür empfinde ich tiefe Dankbarkeit. Man könnte sagen: mir gehört (fast) nichts - und doch habe ich (fast) alles.

Das basiert nicht auf der Vermutung, dass man aufgrund vieler Probleme, Mängel oder gesundheitlichen Einschränkung die Erwartungshaltung tiefer ansetzt und deswegen mit weniger zufrieden ist. Vielmehr erkennt man den Unterschied zwischen der Vorstellung von einem guten Leben und von dem wie sich das Leben für einen jeden Tag tatsächlich anfühlt. Man fragt sich nicht was man erreichen möchte sondern was man braucht und was einem JETZT gut tut. Und damit kommt man auch irgendwann darauf was einem überhaupt gut tut. Man wird darauf trainiert, seine echten Bedürfnisse zu erkennen und nicht die Bedürfnisse eines Lebenskonzepts. Lebensgefühl lässt sich nicht bevorraten und auch nicht auf später verschieben, "wenn die Bedingungen gut dafür sind". Man erkennt dies nicht nur, man beherzigt es auch und nutzt jede sich bietende Gelegenheit, um sich damit einen Ausgleich zu schaffen.

Auch sorgt man sich irgendwann weniger. Man ist genug damit beschäftigt, sich mit dem zu beschäftigen was ist und vergisst darüber die Sorge darum, was noch kommen oder sein könnte. Ein Großteil der Sorgen die wir uns machen ist ja eher virtuell. Wir befürchten dies und jenes, wovon das meiste gar nie eintritt. Trotzdem hatten wir ein sch... Gefühl deswegen. Und weniger Lebensfreude.

Man lernt die Qualität eines authentischen Lebensgefühls zu schätzen und kommt auf die Idee, dass wir vermutlich deswegen hier sind und nicht um die Welt mit unserer bloßen Anwesenheit zu beglücken.

Und das mit dem Vertrauen. Ja, das ist schon wirklich das Allergrößte.

Vertrauen ist in diesem Fall m. E. anders zu verstehen als es oft definiert und missbräuchlich verwendet wird zum, häufig zum Zwecke der Menschenführung und Manipulation. Man kann es nicht aufbauen oder schöpfen, weil es nicht materiell und nicht ideell ist. Es ist eine eigene Art Vertrauen - nicht gebunden an Erwartungen oder Aufgabenstellungen.

Es ist bereits da als Teil unseres Urzustandes. Da sind vielleicht gar keine Grenzen zum einreißen sondern es braucht nur die Bereitschaft zum gelegentlichen loslassen von den vermeintlichen Sicherheiten an die wir uns klammern, und die uns das Vertrauen ersetzen. Die Crux ist, dass wir uns nicht sicherer fühlen je mehr Sicherheiten wir haben, sondern je besser wir zurecht kommen ohne Sicherheiten.

Da dennoch das Vertrauen nicht aus dem Nichts kommt, könnte man es vielleicht besser beschreiben mit der Erweiterung AN-vertrauen. Deswegen kann ich gut verstehen, dass es dir schwerfällt, zu vertrauen, denn du müsstest dich ja etwas Undefinierbarem anvertrauen, quasi dem Nichts oder dem Zufall. Wer möchte das schon?

So gesehen geht es letztendlich möglicherweise doch wieder um eine Form des Glaubens oder Nichtglaubens.

Ich habe auch nicht auf irgend etwas vertraut. Weil ich selbst christlich erzogen wurde hat mir das Konzept mit der Nächsten- und Selbstliebe schon sehr früh gut gefallen - und zwar umso besser je weniger es in meinem Umfeld angewendet wurde. Mir erschien die Vorstellung von der Gleichwertigkeit aller Menschen und der Annahme, dass Gott uns so gemacht hat wie wir sind, und wir demnach auch grundsätzlich gewollt und "ok" sind völlig natürlich. Daran habe ich mich später erinnert, und ich vertraute mich entsprechend nicht irgendetwas an sondern dieser göttlichen Führung; wo ich mich immer gut aufgehoben, geführt und notfalls auch getragen fand.

Lieber Geri, die besten Wünsche für dich, und auch ich würde mich freuen weiter von dir zu hören.

Ach ja: Kochen gehört nicht zu meinen großen Leidenschaften. Aber auch das Problem hat sich von selbst gelöst. Meine Familie hat sich meiner erbarmt und mir einen Thermomix geschenkt, obwohl ich sowas für überflüssig hielt. Heute weiß ich: dieses Gerät wurde eigens für mich erfunden. :)

Liebe Grüße
Lealee
 
Hallo liebe Mondvogel,

Du hast natürlich Recht. Doch beim Thema Motivationslosigkeit, da ist es doch eigentlich umso besser je weiter man sich davon entfernt, oder? ;)

Ganz liebe Grüße
Lealee
 
Liebe Lealee

Nach einem so langen Beitrag und so schönen Worten muss ich mich doch nochmal melden.

Ich gestehe es, ich habe gegoogelt, denn ich wusste nicht was ein Thermomix ist. Das hört sich ganz gesund an, ich habe manchmal selber so Anflüge, ob ich nicht auf eine Art Mischdiät aus Veganer und Steak umsteigen soll. Nicht dass ich ein grosser Fleischesser wäre, aber ein zweimal die Woche ein kleines Stück mag ich schon und als Veganer hat man schon mal alle Milchprodukte ausgeschlossen und eigentlich mag ich Früchte und Gemüse extrem gerne.

Lebensgefühl lässt sich nicht bevorraten und auch nicht auf später verschieben
Gut beobachtet, muss ich mir merken!

Ein Großteil der Sorgen die wir uns machen ist ja eher virtuell. Wir befürchten dies und jenes, wovon das meiste gar nie eintritt.
Es ist furchtbar, aber Du bringst es exakt auf den Punkt. Ich sorge mich, dass wenn ich jetzt die Stelle verlieren würde, wie ich mit einem CH Minimallohn bis 80 überleben könnte, ist doch eigentlich idiotisch dieses Sicherheitsbedürfnis! Ich stelle mir vor, wo im Ausland ich damit noch sehr gut leben könnte und wo es warm ist.

Da sind vielleicht gar keine Grenzen zum einreißen sondern es braucht nur die Bereitschaft zum gelegentlichen loslassen von den vermeintlichen Sicherheiten an die wir uns klammern, und die uns das Vertrauen ersetzen. Die Crux ist, dass wir uns nicht sicherer fühlen je mehr Sicherheiten wir haben, sondern je besser wir zurecht kommen ohne Sicherheiten.
Ich bin hin und wieder Enduro auf Schotterpisten oder Überland gefahren. Das Interessante ist, dass es eigentlich zwei sicher Zustände gibt, da wo die Räder Haftung haben und da, wo das Hinterrad durchdreht oder blockiert, slided also keine Haftung mehr hat. Der unsichere Punkt ist eher der, wo man die Haftung für einen Moment verliert. Oder im Wüstensand, wo man einen Mindestspeed braucht, damit das Motorrad halbwegs stabil wird und die Spur hält, mit durchdrehendem Hinterrad. Bis man sich aber einmal getraut, auf 50-60 Mindestgeschwindigkeit zu beschleunigen, braucht es ziemlich Mut und bis dahin ist man so in einem leichten Panikzustand. Man ist zu langsam um stbil zu sein und wird zunehmend zu schnell, als dass man sich noch gefahrlos in den Sand legen kann. Aber Sand war nie wirklich mein Element, wo ich mich wohl fühlte auf dem Töff.

Mir ist auch bewusst geworden wie sehr mich die Schwierigkeiten erst in dieses gute Leben gebracht haben
Bemerkungen in diesem Sinne hattest Du mehrmals gemacht. Ich meine verschiedentlich Kreise in unserem Leben zu beobachten, die sich irgendwann wieder schliessen. Ich weiss nicht ob ich richtig liege, aber ich denke manchmal über die Entstehung der Menschen nach. Gehen wir einmal davon aus, dass die Menschen irgendwo im Urwald um den Äquator entstanden. Individuen vermehren sich in gutem Klima bis sie an Grenzen stossen wo das Land nicht mehr genug Futter hergibt. Dann gibt es zwei Möglichkeiten, entweder man schlägt sich die Köpfe ein, bis die Population konstant bleibt, oder es beginnt ein Vertreibungskampf wobei die Schwachen in die unfruchtbareren Gegenden vertrieben werden, z.B. die Steppe. In der Regel der Tod, aber es gibt immer welche, die irgendwann eine Srategie finden zu überleben, sogar in der Wüste. Um den Äquator herum gibt es kaum Jahreszeiten, es regnet vielleicht mal etwas mehr, aber es gibt immer was zu Pflücken, gibt immer was zum Jagen. Die Gruppe hilft, man kommt aber notfalls auch alleine klar in dieser Gegend. Herausfordender wird es in Breitengraden, wo mal eine zeitlang Schnee liegt und nichts mehr wächst, die Jagd schwieriger wird. Da muss man Strategien entwickeln, alleine kann man da dauerhaft nicht überleben, die Gruppe wird wesentlich wichtiger und ... man muss voraus denken! Denn wer in unserer Gegend früher im Frühling nichts in den Boden gesteckt hat, konnte im Herbst nichts ernten und hat den WInter nicht überlebt. Dieses "Modul" des Vorausdenkens im Gehirn, liess sich mit der Zeit auch noch für andere Dinge verwenden. Man konnte den Kindern ein Handwerk beibringen, damit sie Jahre später spezielle Fähigkeiten hatten z.B. Wagnern, Schmieden, Sattlern, Bauern, Waffenmacher etc. Noch später hatte man den Kindern Lesen und Schreiben beigebracht in den Wintermonaten wobei ein Volk heran wuchs mit sehr vielen Fähigkeiten. Fähigkeiten, die sie niemals entwickelt hätten, wenn sie nicht tausende Jahre zuvor aus Afrika vertrieben worden wären. Später, in den vergangenen Jahrhunderten, schloss sich dann der Kreis, als die Weissen in Afrika eindrangen und dort Kolonien gründeten. Die Flüchtlinge aus Afrika stehen jetzt wieder bei uns an der Tür. Jeder kann jetzt auf den anderen zeigen und sagen "Ich stehe nur hier, weil Ihr mich vertrieben habt." Wer hat jetzt wen vertrieben? Eine Frage des Zeithorizonts. Hoffe, das kam jetzt nicht irgendwie rassistisch rüber, ich bin definitiv kein Rassist. Es ist wie Du sagst, auch in grossen Zeithorizonten, anfängliche Nachteile können sich zu Vorteilen entwickeln, aber manchmal hat so ein "Modul" halt auch Nebenwirkungen und damit schlagen wir uns jetzt rum.

Herzliche Grüsse
Geri
 
. . . geht's denn noch um "motivationslos", oder bist Du jetzt schon motivationslos-los . . . ?

Hallo Geri, ich hatte eigentlich bisher noch gar nicht so ganz verstanden, was Deine Motivationslosigkeit ausmacht(e), oder zu was Du vielleicht gerne motiviert wärest.

Hat sich das tatsächlich schon verändert - was ja nur positiv wäre - und was macht jetzt (vielleicht) Deine Motivation aus?

Einen schönen Abend, Gerd
 
Hmm... gute Fragen! Wie ich zu Beginn geschrieben hatte, wenn man vieles gehabt hat, dann haut einem nicht mehr so richtig was vom Hocker und man beginnt durch den Alltag zu vegetieren, morivationslos. Lealee hat so eine Art, die mir gefällt, vielleicht ist es einfach das, was mir Freude bereitet und mich motiviert, hier ellenlange Beiträge zu verfassen und die Neugierde, welche Antworten kommen.

Liebe Grüsse
Geri
 
Hallo lieber Geri,

endlich ist mein Hochbeet fertig und ich kann mich wieder den anderen wichtigen Dingen widmen :).

;) Vielleicht kann ich dich ein bisschen beruhigen: solange du noch Appetit auf ein Steak hast, bist du kein hoffnungsloser Fall. Dein Ernährungsvorschlag könnte mir auch gefallen. Für Gemüse ist ja nun gesorgt.

Kreise schließen sich, das stimmt, und gelegentlich kann man das gut beobachten. Wenn sich ein Kreis im sprichwörtlichen Sinne schließt bedeutet das ja ungefähr, dass eine Sache nun rund ist und alle Faktoren zusammen gesehen ein sinnvolles Ganzes ergeben, unabhängig davon ob uns dieses Ganze gefällt oder nicht. Oder eine Beweiskette schließt sich mit dem letzten Indiz. Warum nur muss ich dabei an diesen Thread denken, und nicht nur an deinen letzten Beitrag?

Bei genauerem Hinsehen hatte ich kurzzeitig den Eindruck, für dich hätte sich an einem bestimmten Punkt bereits ein Kreis geschlossen. All unsere Betrachtungen und Philosophien scheinen zu bestätigen, dass ein gewisses, bekanntes Problem besteht für das es eben keine Lösung gibt. So wie es scheint, wurde die ursprüngliche Problemstellung hinreichend durchleuchtet und es ergab sich ein geschlossener Kreis, eine runde Sache. Weil, wenn man vieles gehabt hat....

....dann ist das eben so.

Als ob sich die Beweiskette für diese These hiermit geschlossen hätte - und damit der Kreis. Oder ist es eher ein sich im Kreis drehen in einem bereits abgeschlossenen Überlegungsprozess. Möglicherweise eine letze Überprüfung der Beweiskette, fast schon zur Bestätigung dessen, was man für unvermeidbar hält?

Etwas fällt mit auf an dieser These, falls es denn eine wäre. Sie ist irgendwie nicht rund. Mir stellen sich drei Fragen:

Ist tatsächlich die logische Folge davon, vieles gehabt zu haben die Motivationslosigkeit und das reizlose Dahinvegetieren?

Wäre dann nicht der Verlust eines Teils des Erreichten sogar die Lösung des Problems, weil es dann ja wieder etwas zu erreichen gäbe?

Warum dann die Angst vor dem Verlust?

Viele Menschen haben und hatten vieles und sind trotzdem noch motiviert. Meine Motivation beziehe ich nicht aus der Tatsache, dass es für mich noch viel zu erreichen gibt sondern gerade aus dem was ich erreicht habe und was mir zur Verfügung steht. Aus meinem Potential und meinen Möglichkeiten. Manchmal aus dem Wunsch heraus, etwas zu verändern, manchmal aus Notwendigkeiten, manchmal aus der reinen Freude am Tun, manchmal aus einem spontanen Impuls heraus, manchmal weil mich jemand oder etwas mitreißt und mich vielleicht sogar aus vorübergehender Motivationslosigkeit heraus reißt.

Einzig wenn die physiologischen Voraussetzungen nicht gegeben sind hilft nichts gegen Motivationslosigkeit, außer zuerst die Störungen zu beseitigen. Selbst die glücklichsten Umstände können nichts ausrichten, z.B. gegen die Macht eines Serotonin- oder Vitamin-D-Mangels, die einen Menschen zu einem freudlosen Wrack machen können und die weit verbreitet sind. Diesen Zustand kenne ich auch, und er entspricht ziemlich genau deiner Beschreibung des Dahinvegetierens. Deswegen erwähne ich es noch einmal.

Man könnte also die These auf den Prüfstand stellen und sich über die Art und Schwere der Motivationslosigkeit Gedanken machen und sich konkret fragen, ob es nicht doch etwas motivierendes gäbe, würde man sich kurzzeitig der vernunftgesteuerten "Ja, Abers" entledigen und wäre frei von Beschränkungen? Geht da noch was; gibts da noch was? Was freut mich, oder bin ich auch freudlos? Worauf oder worüber kann oder könnte ich mich freuen? Bin ich noch manchmal glücklich, und unter welchen Umständen? Leide ich unter der Motivationslosigkeit, lähmt sie mich, macht sie mir gar den Alltag zur Qual oder langweile ich mich "nur"? Möchte ich es ändern oder suche ich einen Weg, mich damit zu arrangieren? Beides wäre legitim. Aber vermutlich erst, wenn man sich diesbezüglich entschieden hat kann man wirklich zufrieden werden.

Warum ich das alles noch einmal aufrolle hat einen Grund: ich finde, deine von dir geschilderten äußeren Lebensumstände und deine Optionen passen nicht so recht als alleiniger Auslöser für dein Problem und seine Ausprägung.

Aus Erfahrung bin ich kein Anhänger der Theorie, vieles wäre immer psychisch begründet. So anfällig sind wir nicht konstruiert, und außerdem müssten dann viele Generationen dieser Anfälligkeit zum Opfer gefallen sein. Sehr oft ist es genau umgekehrt, und genau die unerkannten physiologischen Mankos lösen psychische oder mentale Probleme erst aus. Aber das, glaube ich, habe ich schon mal erwähnt. Dieser Aspekt wird nur zu gerne unterschätzt oder gar übersehen, zumal sich die Psychosomatiktheorien in den Köpfen der Mediziner und Patienten über Jahrzehnte in den Köpfen festgesetzt haben, und zwar ohne je den geringsten Beweis geliefert zu haben; während es heute mit den modernen Verfahren der Biochemie problemlos möglich ist, die Dysbalancen mit ihren Auswirkungen zu belegen.

Deswegen würde ich vermutlich an diesem Punkt hier ansetzen und dann sehen, ob sich der Rest anschließend nicht ergibt. Bei mir war es jedenfalls so, und ich wünsche allen diesbezüglich geplagten, dass sie sich auch wieder gut fühlen können. Was nicht heißt, dass der Thread deswegen nicht weiter geführt werden kann. ;)

Liebe Grüße
Lealee
 
Aus Erfahrung bin ich kein Anhänger der Theorie, vieles wäre immer psychisch begründet. So anfällig sind wir nicht konstruiert, und außerdem müssten dann viele Generationen dieser Anfälligkeit zum Opfer gefallen sein. Sehr oft ist es genau umgekehrt, und genau die unerkannten physiologischen Mankos lösen psychische oder mentale Probleme erst aus. Aber das, glaube ich, habe ich schon mal erwähnt. Dieser Aspekt wird nur zu gerne unterschätzt oder gar übersehen, zumal sich die Psychosomatiktheorien in den Köpfen der Mediziner und Patienten über Jahrzehnte in den Köpfen festgesetzt haben, und zwar ohne je den geringsten Beweis geliefert zu haben; während es heute mit den modernen Verfahren der Biochemie problemlos möglich ist, die Dysbalancen mit ihren Auswirkungen zu belegen.
Dazu kurz den Link zu einem Beitrag von mir https://www.symptome.ch/threads/psychosomatik.77004/page-2#post-969999 .
Wenn man solche (Aus-) Wirkungen von psychischen, emotionalen Momenten auf physische, physiologisch-biochemische Werte sieht, ist das ja doch sehr moderne Psycho-Somatik. In dem Beispiel für nur ein einziges Gefühl, die Scham, das Schämen untersucht.
Solche (Aus-) Wirkungen dann zusammen mit (unnatürlich) veränderter Ernährung, Lebensweise, Umweltbedingungen . . . ?!

Einen schönen Sonntag
Gerd
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Gerd,

da würde ich jedoch unterscheiden: wenn Gefühlsregungen physiologische Prozesse in Gang setzen, um etwa Weinen, Erröten, Aufregung oder Beruhigung auslösen, so ist das ja nichts Neues und vollkommen im Rahmen eines gesunden biochemischen Reaktionsvermögens, das eben jene gefühlstypischen Verhaltensweisen reguliert. Diese Prozesse sind in einem normalen Rahmen nicht krankmachend und dauern im Normalfall nicht so lange an, um von einem gesunden System nicht ausgeglichen zu werden. Wenn im Falle von Scham der Botenstoff Tumor-Nekrose-Faktor-alpha ansteigt, dann ist das eine kurzzeitige Reaktion, um uns zum Erröten und dem "schamhaften" demütigen Verhalten zu bringen, und nicht, wie man fälschlicherweise annehmen könnte eine krankmachende Fehlfunktion. Das beweist die Allgegenwart von physiologischen Prozessen, die, wenn sie stark gestört sind und sich nicht mehr adäquat regulieren können eben Fehlfunktionen und Beschwerden auslösen.

Psychosomatik hingegen bezeichnet allgemein die Annahme, dass körperliche Beschwerden und Erkrankungen allein durch psychische Faktoren hervorgerufen werden, also die Ursachen nicht körperlicher Natur wären und somit der Patient oft weder eine Diagnose noch eine Behandlung erfährt. Wobei z. T. sogar handfeste Untersuchungsergebnisse und Nachweise ignoriert werden und Patienten nicht nur auf die Psychoschiene geschoben sondern oft ihre Beschwerden auch gar nicht ernst genommen werden. Eine moderne Psychosomatik kann es so gesehen vielleicht gar nicht geben, weil zunehmend Nachweise der somatischen Ursachen erbracht werden können, die die bisherigen Verlegenheitsdiagnosen Psychosomatik ad absurdum führen. So war es früher mit Allergien, die als Hysterie deklariert wurden, und in neuerer Zeit mit Magengeschwüren, welche vor der Entdeckung von Heliobacter Pylori ebenfalls als psychosomatische Erkrankung angesehen wurden. Dem Bakterium wurde man damals wie heute mit Entspannung und Psychotherapie alleine nicht Herr, unabhängig davon wie Mediziner zur jeweiligen Zeit sich darüber verständigt hatten.

Selbst bei Stresserkrankungen löst nicht die Psyche die Beschwerden aus sondern die ausufernden Dysbalancen und mitochondriale Störungen, die durch die permanente Belastungssituation, oft in Verbindung mit Vorbelastungen entstehen, und begleitet von den ungünstigen Ernährungs- und Umweltfaktoren, die du schon erwähnt hast.

Dass sich Körper, Geist und Seele gegenseitig bedingen und beeinflussen steht für mich hingegen außer Frage, und auch der Einfluss von Gefühlen und Gedanken auf unser Biosystem ist m. E. unumstritten.

Liebe Grüße
Lealee
 
Dass sich Körper, Geist und Seele gegenseitig bedingen und beeinflussen steht für mich hingegen außer Frage, und auch der Einfluss von Gefühlen und Gedanken auf unser Biosystem ist m. E. unumstritten.
Das sehe ich auch so, Lealee, und habe, meine ich, auch nicht viel anderes gesagt. "Gegenseitig bedingen und beeinflussen" heißt doch dann Wirkungen vom Körper, oder körperlich-materiellen Faktoren, auf Seele, Geist - somato-psychisch - und Wirkungen von Seele, Geist in Richtung Körper - psycho-somatisch. Dass es da Fehl- und Verlegenheitsdiagnosen gibt, habe ich leider selber auch erlebt, aber das heißt ja nicht, dass es überhaupt keine psycho-somatischen Wirkungen gibt. Als extremes Beispiel vielleicht traumatische Erlebnisse und deren mögliche Folgen. Was sogar generationenübergreifend weiter-wirken kann, zum Beispiel bei Kriegs-Traumatisierungen. Ein Thema mit dem ich seit gut einem Jahr beschäftigt bin.

Dass ansonsten TNF-alpha nur mit dem Erröten zu tun hat, kann ich nicht sehen; was man über TNF lesen kann, ist ja doch sehr viel mehr - und das dann natürlich auch nicht nur bei "normalem" Schämen o.ä. sondern z.B. bei Scham- und Schuldgefühlen, die lange andauern, vielleicht chronisch sind, und deren Ursache vielleicht nicht einmal bewusst bekannt ist.
Die erwähnte Untersuchung zeigt ja nur, dass zu einem bestimmten Gefühl labortechnische Werte verändert sind. Aber wenn dann z.B. ein Scham- oder Schuldgefühl jahrelang besteht, denke ich, wird sich ein permanent erhöhter TNF-Spiegel auch körperlich auswirken können, z.B. auf Immun- oder Hormonsystem.

Liebe Grüße, Gerd
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Gerd,
...Dass ansonsten TNF-alpha nur mit dem Erröten zu tun hat...

hatte ich so nicht gemeint; vielmehr meinte ich, ist es in diesem speziellen Fall wohl das Mittel der Wahl, um den Effekt zu generieren; was ja nicht bedeutet, dass das sein einziger Job ist. Falls das überhaupt zutrifft (bewiesen ist ja nur die messbare Veränderung, nicht die genauen Zusammenhänge).

In allem anderen bin ich völlig eins mit dir. Nur ist der Begriff "Psychosomatik" in der Praxis leider nicht mit dieser differenzierten Sichtweise verbunden, und darauf bezogen finde ich diese "Diagnose" überholt und verkehrt, und vor allem schneiden unwissende Mediziner damit leichtfertig Patienten von einer zielführenden Diagnostik und Behandlung ab. Ich kenne Fälle, wo z.B. exorbitante Mikronährstoffdefizite und ein weit fortgeschrittenes Krankheitsgeschehen nicht als solche/s erkannt (und noch nicht einmal angedacht) wurden sondern alle Symptome, selbst tetanische Krämpfe als psychosomatisch abgetan wurden. Und zwar in dem Sinne von "hysterisch, eingebildet, überspannt". Zudem habe ich bei alternativen Behandlern auch erlebt, dass der Glaube, alle körperlichen Beschwerden wären letztendlich Ausdruck eines seelischen Ungleichgewichts dazu führte, dass jedwegliche körperlichen Ursachen und Zusammenhänge für ein Krankheitsgeschehen ignoriert wurden, die indes während der Versuche, auf der Seelenebene zu behandeln munter voranschritten. Sogar eine Behandlerin selbst ist diesem Irrtum erlegen und konnte nur mit einer Notoperation gerettet werden.

Womit ich mich nicht nur auf eine primär somatische Betrachtungsweise festlegen möchte. Wir hatten ja kürzlich das Thema NTE. In diesem Zusammenhang gibt es sogar Berichte von Menschen, die nach einer NTE von ihren schweren Leiden geheilt waren und völlig normale Werte aufwiesen.

Ich persönlich denke, jede Fixierung auf lediglich einen Aspekt von Befindlichkeitsstörungen oder Krankheitsgeschehen ist unvollständig, und manchmal auch fahrlässig, mit fatalen Folgen für den Patienten. Hoffen wir, dass sich dies allmählich ändert.

Bei genauem Hinsehen zeigen sich meiner Erfahrung nach die Aspekte in der Reihenfolge ihrer Priorität aber durchaus, man (der Betroffene) wird darauf hingewiesen. Die Frage ist nur, ob man es wahr nimmt und ob man die richtige Unterstützung findet, falls man welche benötigt. Ich denke, wenn jemand auf eine Information stößt, die für ihn wichtig ist, dann wird er das spüren und weiter verfolgen. Falls nicht, dann ist vllt. noch nicht die Zeit dafür. Leider ist unser Gesundheitssystem aber so aufgebaut, dass Verantwortung vom Patienten lieber an die Ärtzeschaft (manchmal auch an Alternativheiler) abgegeben wird, dass auf die Wahrnehmung der Patienten nicht geachtet wird und sich die Menschen auf die Einschätzung der Mediziner verlassen (müssen); und darüber hinaus ihren eigenen Impulse oft nicht vertrauen oder sie nicht wahr nehmen. Das sind aber nur meine persönlichen Ansichten ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Liebe Grüße
Lealee
 
Womit ich mich nicht nur auf eine primär somatische Betrachtungsweise festlegen möchte.
Wir hatten ja kürzlich das Thema NTE. In diesem Zusammenhang gibt es sogar Berichte von Menschen, die nach einer NTE von ihren schweren Leiden geheilt waren und völlig normale Werte aufwiesen.
Das ist interessant, Lealee, sowas habe ich so noch nicht gehört, gelesen.
Bei genauem Hinsehen zeigen sich meiner Erfahrung nach die Aspekte in der Reihenfolge ihrer Priorität aber durchaus, man (der Betroffene) wird darauf hingewiesen. Die Frage ist nur, ob man es wahr nimmt und ob man die richtige Unterstützung findet, falls man welche benötigt.
Ich denke, wenn jemand auf eine Information stößt, die für ihn wichtig ist, dann wird er das spüren und weiter verfolgen.
Falls nicht, dann ist vllt. noch nicht die Zeit dafür.
Da kann ich Dir auch allgemein zustimmen, dass einem je nachdem etwas (positiv) zufällt, das andere vielleicht nur als (bloßen) Zufall sehen, das einen selber aber vielleicht auf einen Weg führt und schickt, den man vorher überhaupt nicht gesehen und für möglich gehalten hat.

In einem vorhergehenden Beitrag schreibst Du:
Einzig wenn die physiologischen Voraussetzungen nicht gegeben sind hilft nichts gegen Motivationslosigkeit, außer zuerst die Störungen zu beseitigen.
Selbst die glücklichsten Umstände können nichts ausrichten, z.B. gegen die Macht eines Serotonin- oder Vitamin-D-Mangels, die einen Menschen zu einem freudlosen Wrack machen können und die weit verbreitet sind.
Diesen Zustand kenne ich auch, und er entspricht ziemlich genau deiner Beschreibung des Dahinvegetierens. Deswegen erwähne ich es noch einmal.
Stimme ich Dir auch zu, und habe da auch so einige Erfahrungen selber gemacht.

Mir fiel zu all dem noch ein, dass Geri zu Anfang schrieb - falls er inzwischen überhaupt hier noch mitliest? . . .
Somit ist alles perfekt.
Nur, seit rund 10 Jahren fühle ich, dass kein Zug mehr in meinem Leben ist, es gibt nichts mehr, das es zu jagen gibt, was ich nicht in irgend einer Form schon gehabt hätte.
Und das empfinde ich zunehmend als Problem.
Ja, also seit zehn Jahren schon. Da könnte man sicher auch noch mal fragen und hinschauen, was da vielleicht war vor zehn, elf und zwölf Jahren, wie es dazu kam, was sich da vielleicht (noch) veränderte . . .
Oder auch das, was Geri eine "(zu) autoritäre Erziehung" nannte,
Ich genoss eine (zu) authoritäre Erziehung, bin im grossen und ganzen aber mit Liebe aufgewachsen und war auch bis nach dem Studium zu Hause, wo ich mich sehr wohl fühlte.
...
Ich als Kind und Kontakte? Ich war sehr abgelegen und in einer Männer dominierten Umgebung aufgewachsen. Es war ein Makrokosmos wo man untereinander recht grob umging, einer Art, mit der ich später oft verletzend wirkte, ohne es zu merken und ohne es zu wollen.
Das war ganz schlecht.
...
Rückblickend habe ich das Gefühl, dass ich sozial lange zurück geblieben bin, nicht zuletzt durch meine Jugend.
könnte man nochmal genauer betrachten, wie da vielleicht was gewirkt hat, bewusst oder auch unbewusst.

. . . wie gesagt, falls Geri überhaupt noch mit dabei ist.
.

Alles Gute und einen schönen Tag noch - Gerd
 
Liest noch mit, antwortet aber erst nächste Woche wenn ich aus den Ferien zurück bin. Habe lausige internetverbindung und nur das smartphone.
liebe grüße
geri
 
Hallo zusammen

Bin wieder zurück nach Ausspannen auf der Insel.

Da waren ein paar ganz interessante Gedanken in Euren Beiträgen. Von Lealee: sinngemäss, was wäre, wenn es keine Limiten/Grenzen gäbe und von Dir Gerd, was hatte die authoritäre Erziehung für einen Einfluss.

Beginnen wir mit Letzterem. Ich hatte in meiner Kindheit doch recht oft Prügel vom Vater gekriegt, für teilweise recht belanglose Dinge. Meine Eltern und Grosseltern waren während den Kriegsajahren aufgewachsen, mussten hart schuften auf dem Bauernhof oder im Gewerbe und Psychologie war für sie gleichbedeutend mit Klappsmühle. Personen im Bekanntenkreis, welche das Leben etwas "ernster" und nicht nur "lustig" nahmen, wurden belächelt und abwertend gewertet. Bei mir löste dies erhebliche Angst aus, nicht akzeptierte Dinge zu tun, sei es weil es sonst Prügel gab, sei es weil man sonst lächerlich gemacht wurde. Im frühen Erwachseneleben kämpfte ich lange mit der Angst vor authoritär auftretenden Personen, ich hatte regelrecht gekuscht. Kuscht man, gehört man schnell zu den Verlierern bzw. man gehört mit Sicherheit nicht zu den Alphatieren. Kann man als Jugendlicher nicht von Zeit zu Zeit mal Dominanz zeigen, wird es, so meine Theorie und quälende Erfahrung, auch sehr schwierig als Mann eine Frau zu finden. Ich war beim ersten Mal schon fast 30! Hinzu kamen Angst und Unsicherheit. Alles hat seine Zeit, kann ein Kind mit 2 Jahren noch nicht laufen oder mit 4 noch nicht sprechen, geht man zum Arzt. Auch das Beziehungsknüpfen zum anderen Geschlecht, hat seine Zeit und spätestens ab 25-27 wird man schon fast als Aussätziger angesehen, glaubt mir, ich habe die Erfahrung gemacht.
Auf den Boden des Selbstbewusstseins kam ich erst nach intensiver Beschäftigung mit Psychologie, meinen ersten Freundinnen und einem halben Jahr Kung Fu. Mit Authoritäten habe ich mittlerweile keine Probleme mehr, wie es aussähe, wenn ich eine neue Frau suchen müsste, weiss ich allerdings nicht. Fazit: mit Schlagen geht immer viel kaputt.

Was wenn es keine Grenzen gäbe? Ihr habt natürlich recht, wenn ich sage, ich habe alles gehabt ist es natürlich lediglich das, was in meinen Möglichkeiten lag. Tatsache aber ist, dass jedes Wesen mit einem gewissen Eigenschaftsbild auf die Welt kommt. Ich kann nicht plötzlich meinen IQ hoch schrauben, ich kann mit über 50 kein begabter Musiker mehr werden, ich habe zunehmend Mühe mit neuen Computerprogrammen zurecht zu kommen, ich werde nie ein gutes Detailgedächtnis besitzen und mir Dinge einfach merken können, daher werde ich auch nie ein hochbezahlter Manager werden und werde mir nur Dinge bis zu einem limitierten Betrag leisten können, auch wenn ich nicht klagen will. Ich merke, dass ich im Beuf in vielen Bereichen mit den Jungen nicht mehr mithalten kann. Rücken und Knie sind bei mir nicht extrem belastbar. Lauter Limiten und Grenzen. Jetzt kann man sich fragen, wenn es all diese Limitierungen nicht gäbe, was würde ich mir dann noch wünschen: vielleicht etwas bessere Knie, damit ich wieder mehr als 400 Höhenmeter Abstieg schaffe, etwas mehr Kondition, um auch mehrtägige Touren mit schwerem Gepäck zu machen, aber eigentlich lockt mich werde die Jacht, noch das 5-Sterne Hotel, noch eine Luxuswohnung und mein Lebensmotto war stets "Besitztum besitzt auch mich".

Bin ich jetzt weiter? Irgendwie nicht!

Lieben Dank für die Denkanstösse!
Grüsse
Geri1
 
Hallo lieber Geri,

herzlich willkommen zurück - ich hoffe du hast eine schöne Zeit auf der Insel verbracht. Fast hatte ich dich schon ein bisschen vermisst :wave:

Eigentlich wollte ich ja schon lange auf Gerds letzten Beitrag geantwortet haben, aber leider war ich noch nicht dazu gekommen. Nun passt gerade das, was du über deine Kindheitserfahrungen schreibst genau zu dem Thema mit dem ich mich auch gerade befasst habe, noch bevor du schriebst. Wie genau, das ist schon beinahe denkwürdig. Zuerst aber zur Vorgeschichte.

Hallo Gerd :wave:

Ich hatte mir nochmals Gedanken um das Zusammenwirken der seelischen, mentalen und körperlichen Befindlichkeiten gemacht. Weniger um das ob sondern vielmehr um das wie, und zwar konkret. Oft wird ja hier mit Allgemeinplätzen und Phrasen argumentiert wie etwa, ein seelischer Konflikt suche sich letztendlich seinen Ausdruck in einer körperlichen Störung. Jaja, schon klar - bloß wie? How does it work?

Ich hatte mich jetzt längere Zeit primär mit den physiologischen Hintergründen meiner Erkrankungen befasst und damit endlich bedeutende und nachhaltige Erfolge erzielt, so dass ich mich heute fast gesund fühle. Das betrifft teils auch mentale Befindlichkeiten, die ebenfalls den somatischen Dysbalancen geschuldet waren. Dennoch hatte ich in letzter Zeit das unaufdringliche Gefühl, es könnte einmal wieder etwas Seelenpflege fällig sein, und da passte die Entwicklung des Threads gerade sehr genau dazu indem genau das thematisiert wurde. Mir wurde dadurch bewusst, dass es möglicherweise wieder etwas wegzuschaufeln gilt bevor es mit der Heilung weiter gehen kann. Die stagnierte nämlich gerade, wenn auch auf verhältnismäßig hohem Niveau.

Nachdem ich nun zufällig auf ein Buch zum Thema Zellheilung durch energetische Eigenbehandlung gestoßen bin, habe ich dort einige Antworten gefunden die mir sehr einleuchtend erscheinen. Vielleicht kennt jemand das Thema, es geht um die Healing Codes. Die Quintessenz dabei ist, dass unsere Zellen Informationen speichern, die entweder auf eigenen, als unangenehm oder bedrohlich empfundenen Erfahrungen oder möglicherweise sogar auf vererbten Zellinformationen von unserer Familie beruhen. Diese Informationen dienen dazu, uns vor sich wiederholenden Bedrohungen oder Unannehmlichkeiten zu bewahren. Deswegen schlägt unser System Alarm und versetzt uns in Stress sobald wir mit etwas konfrontiert werden, das einen entsprechenden Wiedererkennungswert hat. Das können völlig harmlose Situationen sein und das Ganze ist uns oft nicht bewusst. Dieser Stress schwächt jedoch u.a. das Immunsystem und macht uns krank.

Hier ist für mich das bisher fehlende Glied zwischen seelisch-mentalen und somatischen Dysbalancen, denn gleichzeitig befasse ich mich ein wenig mit der modernen Mitochondrienmedizin, wo dto. Zellstress im physiologischen Sinne als Ursache für zahlreiche Erkrankungen erläutert wird.

Man könnte also sagen: am Anfang war der Stress.

Zellstress, der durch Belastung mit Toxinen und krank machenden Organismen entsteht, den das eigene Immunsystem nicht mehr bewältigen kann solange es dem andauernden Zellgedächtnis-Stress und situativem Stress ausgesetzt ist.

Die Autoren erläutern die Wirkungsweise und die physikalischen Zusammenhänge recht anschaulich und plausibel, und es ist viel weniger esoterisch als es auf den ersten Blick erscheint.

Sie zeigen einen Weg auf, um diese Zellinformationen, die oft durch Fehlinterpretation mit falschen Glaubenssätzen und Denkmustern verbunden sind zu korrigieren und damit den Stress zu vermindern. So können sich auch unbewusst selbst auferlegte Schranken, Blockierungen und Begrenzungen lösen. Und unsere hochpotenten Selbstheilungskräfte können wieder ihre Arbeit tun und uns zu neuer Gesundheit verhelfen.

Du könntest also möglicherweise doch ein talentierter Musiker sein, Geri. oder ein gutes Detailgedächtnis haben, über das du nur bisher nicht verfügen kannst, weil es blockiert ist. Du könntest viele Talente haben außerhalb der Grenzen deines Zellgedächtnisses, das dich vielleicht in fürsorglicher Weise vor vermeintlichen Bedrohungen schützt und dir deshalb die Entdeckung und Entfaltung deiner Möglichkeiten quasi als Kollateralschaden mit verhindert. Es könnte sich sogar herausstellen, dass deine körperlichen Einschränkungen ebenfalls reversibel sind.

Meiner Einschätzung nach sind die Chancen hoch, dass es sich so oder so ähnlich verhält. Gemessen an den unzähligen Möglichkeiten, die wir sonst noch so haben wäre die Anzahl deiner aufgezählten Limits dennoch überschaubar, wären sie tatsächlich unabwendbar. Was ich hiermit nicht in Frage stellen will, aber eben auch nicht als final gültig betrachten würde.

Dabei berufe ich mich auf eigene Erfahrungen und will nicht etwa klugdingsen. Ich kann heute vieles was ich früher nicht konnte in Sachen Selbstverwirklichung. Zwar bin ich nicht mehr so stark, aber dafür konditionell wie mental ausdauernder und einfallsreicher, weniger blockiert und anderweitig beschränkt und mit mehr Vertrauen ausgestattet, um Dinge sich auch einmal an der langen Leine entwickeln zu lassen. Vor allem aber glaube ich nicht mehr an ein Schicksal sondern höchstens an Rahmenbedingungen. Da bleibt uns einiges an Wahlfreiheiten. Vieles was sich als unabwendbar darstellt ändert sich dann doch, wenn man es wirklich ändern will.

Jedenfalls habe ich o.g. Methode gleich angewendet und wurde angenehm überrascht. Es gibt frappierende Übereinstimmungen zwischen deinen und meinen Kindheits- und Jugenderfahrungen. Die haben mit Sicherheit zerstörerisches Potential, zumal sie auch noch gleichzeitig einen Mangel erzeugen und dem Kind vorenthalten was es zu seiner gesunden Entwicklung benötigt. Jedes Vertrauen wird zerstört. Auch wenn man später das elterliche oder familiäre Verhalten besser versteht und intellektuell erklären und vergeben kann, wenn man vieles aufgearbeitet hat, bleiben die emotionalen Schäden erhalten (im Zellgedächtnis, wie ich nun weiß). Da wirkt so einiges immer noch, zumal ja immer wieder Situationen auftauchen in denen sich schmerzhafte Erfahrungen wiederholen. Nicht in derselben Weise aber mit derselben "Botschaft", wie etwa: man wird nicht geachtet, nicht respektiert, nicht wahrgenommen, nicht geliebt, nicht für voll genommen o.ä. Man wird zurück gewiesen, ausgenutzt, Mühe wird nicht belohnt sondern bestraft, man kann nie genügen, man ist nichts wert u.v.m.

All dies versetzt uns in Stress sobald irgendetwas einen unbewussten Erinnerungsimpuls an eine Situation auslöst, mit der wir ein solches (oder anderes) Gefühl verbunden haben, zugleich retten wir uns in Vermeidungsstrategien.

Der Punkt ist dabei, dass nicht etwa die tatsächlichen Ereignisse uns in Stress versetzen sondern eben jene unterschwelligen Botschaften, die unserer damaligen Wahrnehmung entspringen und nicht unbedingt vom Verursacher so gemeint gewesen sein müssen. Auch spätere Erfahrungen wirken sich so aus, nicht nur die aus unserer Kindheit und Jugend.

Analysiert man solche Mechanismen einmal, dann kommt man zu verblüffenden Einsichten indem man die verrücktesten Reaktionsketten erkennen kann. Analyse oder sonstige "Vorarbeit" ist aber für die Anwendung des hc nicht nötig, das ist nur Fleißarbeit für Neugierige und solchen, die nach der Logik dahinter fragen.

Mir sind über dies hinaus heute auch die positiven Auswirkungen dieser Miss-Erziehung bewusst und ich bin mir sicher, dass ich es in vielerlei Hinsicht um einiges leichter habe als etwa meine Geschwister, die dank meiner Sündenbockfunktion nicht ganz, aber weitgehend bessere Bedingungen hatten. Dennoch, obwohl ich heute sogar dankbar für diese Erfahrungen bin und keinerlei Groll hege, wirken die alten Verletzungen, Enttäuschungen und "Schocks" und es kommen trotz Bearbeitung und energetischer Auflösung (die wirkt) immer mal wieder Fragmente zum Vorschein, für die man vielleicht erst dann bereit ist.

Das sind natürlich nur meine eigenen Erfahrungen, doch sage ich einmal genau deswegen: ich glaube schon, dass du weiter bist, zumindest wenn du tatsächlich auf der Suche nach einer Veränderung bist. Nur dass diese Veränderung vllt. nicht im Außen statt findet sondern in deinem Inneren.

Wieder einmal Zeit sich zu fragen was man sucht: die Bestätigung dafür, dass es keinen Ausweg gibt oder die Beantwortung der Frage "how does it work?"

Ich habe mich irgendwann für Letzteres entschieden, denn ich bin der Meinung, alles funktioniert irgendwie; man muss nur dahinter kommen wie. Als Ingenieur brauche ich dir das aber sicher nicht zu sagen.

Liebe Grüße
Lealee
 
Hallo Lealee

Sorry, habe auch ein paar Tage nicht mehr hier reingeschaut.

Ich hatte eine Gabe, ich war stets relativ kreativ. Ich war nicht erfolgreich in der Forschung, weil ich ein besonders guter Ingenieuer gewesen bin, um ehrlich zu sein bin ich soger ziemlich mittelmässig, aber ich hatte immer mal wieder out of the box denken können und gute Ideen gehabt. Leider ist das eine Eigenschaft, die mit zunehmendem Alter ebenfalls abnimmt. Mit Kreativität und etwas Kombinationsgabe lassen sich viele Mankos kaschieren. Ich vergleiche Merkfähigkeit immer mit Digitalbildern. Es gibt Bilder die kann man aufzoomen und aufzoomen und man sieht immer neue Details, mein Gedächtnis funktioniert nur mit groben Pixeln, da lässt sich nichts mehr aufzoomen. Ich konnte aber mit den wenigen Pixeln, die ich mir von Sachen merken konnte gut interpoliern und extrapolieren, so dass ich mir fehlende Punkte wieder irgendwie zusammenreimen konnte. Ausserdem gehöre ich zu den Menschen, die, wenn ein Weg nicht funktioniert, rasch mal nach einem neuen Weg suchen. Liegt ein Fels auf dem Weg kann man ihn versuchen aus dem Weg zu räumen, man kann aber auch einfach darum herum gehen, über ihn hinweg steigen oder vielleicht kann man sogar ein Loch graben und unten durch gehen. Alphatiere stehen in einer Gruppe auf, sagen was Sache ist und alle jubeln Beifall. Als Nichtalphatier und Querdenker hat man in Gruppen ganz schlechte Karten. In einer Gruppe gibt es meiner Meinung nach neben dem Alphatier zwei Arten von Followern: die welche mit dem Führer einig sind und sich mit seinen Gedanken identifizieren können und diejenigen die Angst haben zu widersprechen. Gruppen waren während Jahrmillionen überlebenswichtig. Aus einer Gruppe ausgeschlossen zu werden, war lange gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Mobbing in der heutigen Zeit real betrachtet ist doch überhaupt kein Problem. Jeder kann ja einfach gehen. In unseren tief veankerten Grunddenkmustern bedeutet Mobbing jedoch oft, die Bedrohung, von einer Gruppe ausgestossen zu werden, Lächerlich gemacht zu werden und dann kommen unsere Urdenkmuster wieder hoch und schalten automatisch auf Panik, ob wir wollen oder nicht, ob wir wissen was da genau abläuft oder nicht. Unsere Urmuster, Mobbing war nur ein Extrmbeispiel, können wir nicht so einfach ausschalten, auch wenn wir noch so real die Fakten dahinter kennen, es geht nicht. Aber ich bin wieder mal abgeschweift. Ich wollte sagen, ich hatte in Gruppen nie einen Stich. Aber irgendwann habe ich erkannt, dass ich in Einzelgesprächen recht stark bin und bin diesen Weg jeweils gegangen. Oft ist es mir sogar gelungen, die Alphatiere im Einzelgespräch zu überzeugen und konnte in Gruppen oder in einer Firma somit wieder ganz gut leben und erfolgreich überzeugen und bestehen.

Was würde ich also tun, hätte ich 100 Mio CHF auf dem Konto. Ich würde aufhören zu arbeiten, würde mich auf diverse Reisen begeben, würde mir irgendwo ein Haus an einem Platz kaufen, eine Rückzugsoase, wo ich Aussicht habe, mir keiner rein sehen kann und mit einer gewissen Nähe zu einer Stadt, so dass ich alle Vorteile geniessen könnte, die Ruhe und die Konsummöglichkeiten. Ausserdem würde ich ein kleines Geschäft eröffenen mit Angestellten, wo ich mich hin und wieder um die Kunden kümmern könnte. Es sind wohl kindliche Wünsche, aber das würde ich wohl machen, wenn es keine Limits in meinem Leben geben würde.

Lealee, wenn Du 100 Mio € auf dem Konto hättest, was würdest Du tun, das würde mich interessieren. Nicht was die Vernunft Dir sagt, sondern was Deine Urgefühle Dir sagen.

Liebe Grüsse
Geri
 
Hallo lieber Geri,

wenn ich 100 Mio. auf dem Konto hätte würde ich sie als erstes ganz schnell in die Schweiz in Sicherheit bringen und bei der Gelegenheit mit dir einen Kaffee trinken oder dich auf ein Steak einladen und über unsere merkwürdigen Übereinstimmungen plaudern. Ich wäre zu neugierig mehr darüber zu erfahren wie jemand sich fühlt und so ist, dem es in derart vielem so geht oder gegangen ist wie mir. Jedesmal wenn du schreibst würde bei vielem als Antwort reichen: war/ist bei mir auch so... Diesmal ist es nicht anders, zumindest was den Teil betrifft wo du meintest abzuschweifen.

Als nächstes würde ich mir in einem mediterranen Gebiet ein MCS-sicheres Haus bauen, einen Teil der Region gleich dazu kaufen und sie zum Naturschutzgebiet erklären. Ich würde dann ein 100 %ig sicheres Wohn- und Erholungsferiendorf für MCSler bauen mit vielen Freizeit- und Entfaltungsmöglichkeiten. Dazu würde ich ein Konzept zum Coaching und zur Unterstützung von Erkrankten entwickeln, vor Ort medizinische Betreuung und Therapie durch einen Experten anbieten und mir alle möglichen hilfreichen Lösungen für den Alltag der Betroffenen einfallen und produzieren lassen. Ich würde sicher auch Möbel und sinnvolle Einrichtungslösungen entwickeln, vielleicht sogar selber produzieren und MCS-geeignete Arbeitsplätze schaffen mit guten Bedingungen. Das würde ich nicht wegen eines Helfersyndroms machen sondern dazu hätte ich Lust.

Vorher würde ich vllt. noch ein paar Wochen Urlaub machen, mir neue MTB-Klamotten kaufen und eine Orientierungsfahrt irgendwo hin machen wo es schön ist. Oder einfach losradeln und jeden Tag neu entscheiden wohin.

Wahrscheinlich hätte ich anschließend Lust, mit dem Kanu die Moldau hinunter zu wandern, und ich würde vllt. Gefallen am Zelten und am Vagabundenleben finden und das o.g. Projekt anderen übertragen. Oder ich hätte bald die Lust verloren und würde auf komplett neue Ideen kommen. So genau weiß man das ja nicht. Deswegen würde ich mich nicht zu früh festlegen.

Außerdem würde ich natürlich meine Kinder unterstützen.

Deine Wünsche finde ich nicht kindlich, mir kommen sie eher ganz natürlich vor. So etwas könnte ich mir ebenfalls vorstellen, mit Ausnahme des Ladens.

Was die Kreativität betrifft, so würde ich nicht meinen, dass diese mit dem Alter abnimmt. Genauso wie Motivation nicht unbedingt altersbedingt weniger wird. Bei mir hängt die Kreativität eng mit meiner guten Gesundheit zusammen. Sie kam zusammen mit Antrieb und Motivation wieder ungebremst zurück nachdem ich ein paar wichtige Parameter korrigiert hatte, v.a. meinen damals sehr niedrigen Vitamin-D-Spiegel.

Da frage ich mich eher, ob meine Kreativität nicht eher nachlassen würde, wenn ich alles kaufen könnte ohne rechnen zu müssen. Ich habe mir beispielsweise kürzlich mangels Investitionswillen selber ein Hochbeet und ein Gurkenhäuschen aus übrigen, vollbeplankten Einwegpaletten gebaut, und das hat großen Spaß gemacht. Die zündende Idee kam beim plaudern mit der Nachbarin. Also habe ich die Füße abgemacht und aus den Platten Hochbeet und Gewächshausfundament gebaut, mit etwas Teichfolie ausgekleidet und meine Gartenabfälle und den Kompost reingefüllt. Mit Hohlkammerplatten und ein paar Brettern bekam das Gurkenbeet eine stabile Hülle, so dass ich jetzt ein solides Gewächshaus und ein praktisches Hochbeet mein eigen nenne. Morgen ernte ich die erste Brotzeitgurke und die erste Spitzpaprika. Zucchini, Auberginen, Fenchel, Sellerie, Kohlrabi, Brokkoli und Salat brauchen noch ein bisschen. Ich glaube nicht, dass ich dieselbe Freude gehabt hätte, wenn ich einfach ein Gewächshaus und Hochbeet anliefern und aufbauen lassen hätte können. Ich wäre aber nie auf die Idee gekommen ohne den unerfüllten Wunsch.

Ich könnte jetzt nicht mit Sicherheit sagen, ob mein Leben in der Summe tatsächlich an Qualität gewinnen würde mit einer sehr großen Menge Geld. Ich interessiere mich nicht für Konsum und Chichi, Party oder Abhängen, und wer weiß ob es nicht langweilig würde, wenn es solche kreativen Herausforderungen nicht mehr gäbe und ich im Prinzip einfach nur noch die Zeit totschlagen müsste.

Möglicherweise müsste ich mich sogar sorgen um das Geld. Oder um Neider und Erpresser. Es könnte passieren, dass sich mein soziales Gewissen regt und ich mit der Verantwortung über den sinnvollen Einsatz von soviel Geld überfordert wäre. Und plötzlich wäre es so wie du kürzlich meintest: der Besitz besitzt mich.

Noch brauche ich mir über solche Fragen ja keine Gedanken zu machen, leider. :rolleyes: Inwiefern und welche davon jetzt meinen Urgefühlen entspringen kann ich auch nicht sagen. Vielleicht weiß ich mehr, wenn ich eine Nacht darüber geschlafen habe.

Viele liebe Grüße
Lealee
 
Liebe Lealee

Ein Kaffee und ein Steak mit Dir tönt sehr verlockend! Aber ich meine, Du bist eine ganze Ecke weg...

Ich bin und war nie der Gärtner, aber ein allein stehendes kleines Häuschen war immer mein Traum. Ich hatte vor fast zwanzig Jahren mal ein Reihenhaus, aber ich hab's nach ein paar Jahren wieder verkauft. Es ist etwas und nichts, für mich eher nichts. Ich wollte immer die Freiheit, ein bisschen was zu Werkeln, mit Dingen, wo man oelige Hände kriegt in der Freizeit, aber was will man in einem neu erbauten Reihenhaus. Klar ist da ein schöner grosser Hobbyraum im Untergeschoss, aber viel zu schön und zu schade und zu unpraktisch für die Dinge, die ich gerne machte. Ich brauchte etwas, das nicht zu schade ist zum Brauchen, wo man auch mal einen Nagel einschlagen kann und ... ganz wichtig, es muss alleine stehen mit einem guten Abstand zum Nachbarn. Ich möchte abends draussen sitzen, mit meiner Frau ein Glas Wein trinken und über die Nachbarn lästern können, ohne dass sie alles mit bekommen. Am Liebsten würde ich mich nicht darum kümmern müssen, dass alle Fenster geschlossen sind, wenn ich mit der Gitarre übe und in die Welt hinaus schreie. Aber in der kleinen immer enger werdenden Schweiz, wo bald jeder Quadratmeter zugebaut ist und man über verdichtetes Wohnen spricht, mit Grenzabständen von 3-4m, kann man das vergessen und die Lagen, die das bieten, kann ich nicht bezahlen. Irgendwo ist da immer noch mein Traum in Frühpension nach Fernost zu gehen, aber da ist natürlich auch nicht nur eitel Sonnenschein. Die Realität wird sein, dass ich noch bis 60 arbeite und dann eine bescheidene Bleibe in der CH suchen gehe und dann vereinsame und mit 75 ins Altersheim wechsle und als komischer Kauz irgend wann meinen Abschluss auf dieser Erde finde. Ich weiss es auch nicht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es in diese Richtung gehen wird. Was soll's!
Ein Hochbeet tönt sehr nach Eigenheim und danach, dass man bei Dir noch Freiheiten hat, Dinge zu machen. An meinem letzten Wohnort habe ich beinahe 10 Jahre gesucht, bis ich eine Bastelgarage gefunden hatte. Da fragt man sich, warum die Jungen heute nur noch rum hängen oder mit dem Handy beschäftigt sind, aber es ist ja auch nichts mehr erlaubt. Wenn ich an die Zeiten zurück denke, wo wir mit einem Schrottauto zuerst im Wald herum gepflügt sind um es anschliessend mit Vorschlaghämmern zu zertrümern. Ja, es war unser Auto und es ging so oder so ins Alteisen, wir hatten vorher einfach noch ein wenig Spass damit und haben uns daran ausgetobt. Heute würden wir vermutlich beim Psychiater landen der uns Aggressionen weg zu therapieren versuchte. Müssten Pillen schlucken um "normal" zu werden, damit man wieder "richtig" eingestellt ist. Dann hätte man vermutlich irgend welche Einträge in irgend welchen Registern, die vermeiden, dass man für den Rest des Lebens nochmals eine Stelle kriegt. Manchmal bin ich mir gar nicht so sicher, ob heute alles besser ist wie früher, aber ich glaube das sagen alle älteren Menschen, daran erkenne ich wohl, dass ich jetzt da auch dazu gehöre. ICH WILL INS ALTERSHEIM! Aber sind wir realistisch, früher war auch nicht alles besser, wie konnte man nur ohne Smartphone leben, ohne Witz, ich bin schon fast abhängig von dem Teil, da geht es mir wie den Jungen. Meine Freundin und ich sitzen auch schon oft am Tisch und jeder schaut nur noch auf dieses Gerät und wir sind absolute Fans davon. Ich nehme keinen Kompass, kein Höhenmeter keine Wander- oder Fahhradkarte mehr mit, Navi, alles ist drin, ja so gar telefonieren kann man mit dem Ding und seit ich das neuste Gerät besitze ist auch der Fotoapparat passé. Geil das Ding! Also doch noch jugendliche Züge. Ich meine ich habe beides. Hoffe, dass es nicht so geht, wie in den Songs, die ich kürzlich etwas geübt hatte: Slip slidin away bzw. American tune von Paul Simon! Keine Bange ich bin lediglich einer seiner grössten Fans seit ich 15 bin.

...und ganz wichtig, es ist schön mit Dir zu plaudern! Obwohl Du ein hartes Leben hast, gibt es viele Dinge um die ich Dich beneide. Es sind die kleinen Dinge, die oft nicht viel kosten und Du hast die Gabe, dass Du sie siehst und erkennst.

Ganz herzliche Grüsse
Geri
 
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