Innervation der Atemwege

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Hier geht es um die Wechselwirkung zwischen nervaler Versorgung und Einflüssen auf diese Versorgung - ganz grob ausgedrückt.

Auf jeden Fall wird klar, daß eine Schädigung der Faktoren, die für gesunde Nerven sorgen sollen, fundamentale Auswirkungen haben kann.

Generell kann die Innervation der Atemwege in ein "nor"-adrenerges, ein cholinerges und ein nicht adrenerges nicht cholinerges (NANC) System unterteilt werden, wobei das NANC-System in ein exitatorisches (eNANC) und ein inhibitorisches (iNANC) aufgeteilt wird.
Die postganglionären sympathischen Fasern liegen in den paravertebralen Ganglien des Grenzstrangs (insbesondere Ganglion cervikale, Ganglion stellatum sowie die 3 darunterliegenden thorakalen Grenzstrangganglien). Diese Ganglien werden von präganglionären Neuronen aus dem thorakalen Rückenmark innerviert. Als Hauptneurotransmitter sind Noradrenalin, Stickstoffmonoxyd (NO) sowie Vasointestinal Peptide (VIP) und Neuropeptid Y (NPY) anzusehen. Funktionell ist der Sympathikus von untergeordneter Bedeutung, da die Hauptregulation des bronchomotorischen Tonus über den Parasympathikus erfolgt.
Die parasympathischen Ganglien liegen direkt in der Atemwegswand und sind für die Regulation der Atemwegsfunktion von übergeordneter Bedeutung. Die Innervation erfolgt über präganglionäre Neuronen, diese gelangen mit dem Nervus Vagus zu den Atemwegsganglien. Der Hauptmediator wird durch Acetylcholin repräsentiert, ferner spielt die NO-Synthetase eine wichtige Rolle.
Die C-sensiblen Nervenfasern, die dem NANC-System zuzuordnen sind, ziehen mit den parasympathischen Nervenfasern im Nervus Vagus zum Hirnstamm oder mit den sympatischen Nervenfasern zum Rückenmark. Die Schaltstellen liegen im Ganglion jugulare bzw. Ganglion nodosum (Vagusganglien) bzw. in den Spinalganglien. Die C-sensorischen Fasern bewirken jedoch nicht nur eine zentrale Reizübermittlung, sondern können auch lokal proinflammatorisch Neuropeptide wie Substance P; Neurokinin A und CGRP freisetzen. Diese werden durch neutrale Endopeptidase inaktiviert. Insgesamt kann man die Neuropeptide heute als Co-Transmitter der klassisch autonomen Nerven ansehen, die in der Lage sind, als Modulatoren der Neurotransmission wirksam zu werden, so auch im Hinblick auf die Freisetzung klassischer Neurotransmitter und die Expression der autonomen Rezeptoren an den Zielorganen.
Die Neuropeptide VIP sowie die Tachykinine SP, Neurokinin A, CGRP, NPY, PHM (Peptide Histidin Methionin) wirken über NK1-, NK2- und NK3-Rezeptoren, wobei die NK3-Rezeptoren primär im Zentralnervensystem und in den autonomen Ganglien lokalisiert sind und ihre Rolle hier noch unklar ist. Tierexperimentelle Befunde am Meerschweinchen lassen jedoch vermuten, dass Neuropeptide nach Allergenstimulation auch im Ganglion nodosum neu synthetisiert werden und die NK3-Rezeptoren für die Reizübertragung von Bedeutung sind. Hierbei konnte sogar aufgezeigt werden, dass es sich um Neuronen mit Projektion zu den Atemwegen handelt, die offenbar zu einem vermehrten SP-, NKA- und CGRP-Gehalt im Lungengewebe führen.

Neuropeptide und Entzündung
Generell kann heute festgestellt werden, dass die Neuropeptide - immunhistochemisch im gesamten Atemtrakt und in der Haut nachgewiesen - starke Effekte auf den bronchomotorischen Tonus, die Atemwegssekretion und die Gefäße sowie auch auf Entzündungs- und Immunzellen ausüben. Alle diese proinflammatorischen und funktionellen Effekte der Neuropeptide sind mit der allergen-induzierten Entzündung vereinbar. Die ersten wegweisenden Untersuchungen in Bezug auf neurogene Entzündungen wurden von ......
www.allergiezentrum.org/content_aerzteinfo/neurogeneentzuendung.htm

Allergie wird hier in einem weiteren Sinn verwendet und so wird auch erklärt, daß allergische Belastungen zu entzündlichen Reaktionen aller Art im Körper führen können.

Hier wird dieser Gedanke weitergeführt:
Die Messung der SP aus EDTA-Plasma ergab den hohen Basalwert von 1,06 ng/mL. Bei diesem Spiegel war von einer chronischen neurogenen Entzündung auszugehen.

Die von einem Neurologen veranlasste Nerven-Muskelbiopsie im Februar 2001 bestätigte morphologisch im Suralispräparat die neurogene Entzündung. Als Hinweise einer neurologischen Schädigung fanden sich:

- ein verbreitertes Perineurium
- subperineurale Ödeme
- degenerierende Axone
- metachromatische Markscheiden-Abbauprodukte
- Nervenfasern mit zu dünnen Markscheiden
- Segmentale De- und Remyelinisation.

Myopathische Läsionen zeigten sich in:

- teilatrophischen Muskelfasern
- perinukleären Lipofuszindepositionen

Für die Auslösung der gemischten Neuropathie mit axonaler und demyelinisierender Beteiligung sowie der sekundären Myopathie kam nur die neurogene Entzündung in Frage, da weitere Xenobiotikabelastungen oder Virusinfekte ausgeschlossen werden konnten. Substanz-P-Erhöhung und das Resultat der Nervenmuskelbiopsie decken sich mit der Klinik des Fibromyalgie-Syndromes, da bei diesem SP-Erhöhungen bekannt sind [54]. Neu ist, dass auch bisher als ungefährlich eingestufte neurotoxische Insektizide ein derartiges Krankheitsbild samt MCS und FMS initiieren können. Dass zusätzliche geringe Xenobiotikabelastungen zu Exazerbationen des Krankheitsbildes führen können, findet damit seine Erklärung......
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Das klingt alles ziemlich erschreckend und trostlos :confused::eek:):schock:.

Gruss,
Uta
 
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