Europa-Universität Viadrina

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Die Viadrina ist eine kleine Universität, mit drei Fakultäten (Jura, Wirtschaftswissenschaften, Kulturwissenschaften) und ein paar Besonderheiten. Von den 5100 jungen Frauen und Männern, die es hierher verschlagen hat, sind 3100 Deutsche und 1500 Polen; dazu kommen 500 weitere Ausländer aus 75 Nationen von Äthiopien bis Zypern. In der Gründungsdenkschrift der Viadrina ist verankert, mindestens ein Drittel der Studentenschaft aus Polen kommen soll. "Insgesamt beträgt unser Ausländeranteil 40 Prozent, der Durchschnitt an deutschen Universitäten liegt bei zwölf Prozent"
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... ist Lehrinhalt des Curriculums des Masterstudiengangs "Komplementäre Medizin", der seit zwei Jahren an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder angeboten wird.

Der zweijährige Studiengang an der Viadrina richtet sich vor allem an Ärzte, Apotheker und Psychotherapeuten. Ziel des Studiengangs sei "die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten, die das (schul)medizinische Wissen und Können sinnvoll ergänzen und die geisteswissenschaftlichen Wurzeln der Medizin und Heilkunde betonen", heißt es auf der Website der Universität. "Es gibt einen großen Bedarf nach Fortbildung für Ärzte in alternativer Medizin", sagt der Lehrbeauftragte Marco Bischof, der in der Zeitschrift Esotera etwa über "Elektronische Magie" geschrieben hat. Einen Teil dieses Bedarfs deckt nun das Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften, das den Studiengang anbietet. Etwa 40 Studenten pro Jahrgang zahlen je 10.000 Euro Studiengebühren - die Ausbildung finanziere sich komplett über diese Beiträge, sagt Bischof.

Teil des Curriculums sind unter anderem Naturheilverfahren oder die umstrittene Homöopathie. Ziel sei es, so Bischof, den Studenten die alternativen Heilmethoden und Therapien so zu vermitteln, dass diese von ihnen selbst angewandt werden können. Im Rahmen des Studiums ist etwa die Ausbildung zum Klangtherapeuten möglich.

Vom kommenden Wintersemester an zählen zahlreiche in der Esoterik-Szene bekannte Dozenten zu den Lehrbeauftragten für den Masterstudiengang an der Viadrina. Die Zahl der Spinner nehme zu, klagt ein Lehrbeauftragter, der nicht genannt werden will. Das Institut ist eine Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin (DGEIM) eingegangen, die das Wahlpflichtmodul "Energy Medicine" erarbeitet hat.

Die DGEIM wirbt unter anderem für Therapiekonzepte wie Geistheilung und andere obskure Ideen, in denen Begriffe wie Schwingungen, Resonanz, Energiewellen oder ähnliches vorkommen. Ihr zweiter Vorstand ist Konstantin Meyl. Der Ingenieur hält die Relativitätstheorie für widerlegt und tritt mitunter gemeinsam mit Vertretern des sogenannten Lichtfastens auf; das sind Menschen, die behaupten ganz auf Nahrung zu verzichten. Meyl streitet vor allem für sein Konzept der "Skalarwellen" - elektromagnetische Wellen, mit denen sich allerlei Krankheiten heilen ließen.
www.sueddeutsche.de/karriere/studiengang-komplementaere-medizin-immer-mehr-spinner-1.994002

Ich finde diese Universität bzw. diesen Master-Lehrgang sehr spannend. Hat jemand schon praktische Erfahrungen dort gesammelt?
Die Preise scheinen mir sehr hoch; da kommt wahrscheinlich ein Kurs z.B. in einer Großstadt wie München ein Stück billiger.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo, Oregano,

es ist dankenswert, daß Du einen Teil des Berichts der Süddeutschen (31. 8.) über diese Universität eingestellt hast.

Du findest den Lehrgang, von dem da die Rede ist, „sehr spannend“. (Es ist aber wohl noch mehr dazu zu sagen.) „Spannend“ – das scheint mir eher ein Bewertungskriterium für Krimis.)

Zunächst aber der ungekürzte Artikel; er verdient es m.E., ganz gelesen zu werden. (Hervorhebungen von mir.)

Magie im Hörsaal

An der Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder lehren Geistheiler und Esoteriker

Erich Körbler befasste sich bei der Österreichischen Post mit Schaltkreisen. Dann übertrug der Elektrotechniker, der nebenher Wünschelruten entwickelte, das Konzept von Schaltkreisen, Widerständen und Leitungen auf den menschlichen Körper. Er entwickelte verschiedene Zeichen - Kreise, Kreuze, Striche, Kurven - und behauptete, dass diese in der Lage seien, Krankheiten zu heilen. Zeichne man seine Körbler'schen Zeichen an zuvor von ihm festgelegte Stellen auf den Körper, bringe dies den Energiefluss wieder ins Lot. So in etwa lässt sich das krude Heilkonzept zusammenfassen, das der 1994 verstorbene Körbler unter dem Begriff "Neue Homöopathie" zu vermarkten versuchte.

Die Idee erregte zu Anfang nicht einmal in der Esoterik-Szene große Aufmerksamkeit. Doch in den vergangenen Jahren erfuhr die Körpermalerei mit medizinischem Anstrich einen Aufschwung. Bücher mit Titeln wie "Heilen mit Zeichen" oder "Medizin zum Aufmalen" erzielen respektable Verkaufszahlen. Und nun erhält die Aufwertung dieser mindestens absurden Idee einen offiziellen Schub: Die Neue Homöopathie nach Körbler ist Lehrinhalt des Curriculums des Masterstudiengangs "Komplementäre Medizin", der seit zwei Jahren an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder angeboten wird.

Der zweijährige Studiengang an der Viadrina richtet sich vor allem an Ärzte, Apotheker und Psychotherapeuten. Ziel des Studiengangs sei "die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten, die das (schul)medizinische Wissen und Können sinnvoll ergänzen und die geisteswissenschaftlichen Wurzeln der Medizin und Heilkunde betonen", heißt es auf der Website der Universität. "Es gibt einen großen Bedarf nach Fortbildung für Ärzte in alternativer Medizin", sagt der Lehrbeauftragte Marco Bischof, der in der Zeitschrift Esotera etwa über "Elektronische Magie" geschrieben hat. Einen Teil dieses Bedarfs deckt nun das Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften, das den Studiengang anbietet. Etwa 40 Studenten pro Jahrgang zahlen je 10.000 Euro Studiengebühren - die Ausbildung finanziere sich komplett über diese Beiträge, sagt Bischof.

Teil des Curriculums sind unter anderem Naturheilverfahren oder die umstrittene Homöopathie. Ziel sei es, so Bischof, den Studenten die alternativen Heilmethoden und Therapien so zu vermitteln, dass diese von ihnen selbst angewandt werden können. Im Rahmen des Studiums ist etwa die Ausbildung zum Klangtherapeuten möglich.

Vom kommenden Wintersemester an zählen zahlreiche in der Esoterik-Szene bekannte Dozenten zu den Lehrbeauftragten für den Masterstudiengang an der Viadrina. Die Zahl der Spinner nehme zu, klagt ein Lehrbeauftragter, der nicht genannt werden will. Das Institut ist eine Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin (DGEIM) eingegangen, die das Wahlpflichtmodul "Energy Medicine" erarbeitet hat.

Die DGEIM wirbt unter anderem für Therapiekonzepte wie Geistheilung und andere obskure Ideen, in denen Begriffe wie Schwingungen, Resonanz, Energiewellen oder ähnliches vorkommen. Ihr zweiter Vorstand ist Konstantin Meyl. Der Ingenieur hält die Relativitätstheorie für widerlegt und tritt mitunter gemeinsam mit Vertretern des sogenannten Lichtfastens auf; das sind Menschen, die behaupten ganz auf Nahrung zu verzichten. Meyl streitet vor allem für sein Konzept der "Skalarwellen" - elektromagnetische Wellen, mit denen sich allerlei Krankheiten heilen ließen.

Neben einem Vortrag über die Skalarwellen und der Neuen Homöopathie nach Körbler lernen die Studenten der Viadrina im Pflichtmodul "Energy Medicine" zudem "feinstoffliche Therapieverfahren" mit Bachblüten oder Edelsteinen. Dieter Broers, Autor von Büchern wie "Der Glückscode: Die kosmischen Quellen für Selbsterkenntnis, Liebe und Partnerschaft" oder "(R)Evolution 2012: Warum die Menschheit vor einem Evolutionssprung steht", spricht über "geokosmische Einflüsse". Unter den Vortragenden ist auch der Münchner Mathematiker Hartmut Müller, der ein kompliziert klingendes Konzept namens "Global Scaling" entwickelt hat, das wie ein Zukunftsorakel funktionieren soll und - so heißt es immer wieder - sogar die Lottozahlen vorhersagen kann.

Nun wäre das alles nicht weiter schlimm - täglich werden in jeder deutschen Großstadt dutzendfach Seminare angeboten, in denen Esoteriker ihre Mitte auspendeln oder angeblich mit Geistern Kontakt aufnehmen. Doch in diesem Falle geschieht dies unter dem Siegel einer öffentlichen Hochschule. Das wertet obskuren Unsinn unnötig auf. Die Universität Viadrina tut sich sicher auch keinen Gefallen, esoterische Inhalte mit dem eigenen Namen zu verknüpfen. "Wir beobachten das genau", sagt Universitätskanzler Christian Zens, "im Stiftungsrat und im Ministerium wurde der Studiengang kontrovers diskutiert."

Unter den Lehrbeauftragten sind einige namhafte und seriöse Mediziner, etwa der Medizinhistoriker Paul Unschuld, der Chirurg Bernd Hontschik aus dem Vorstand der Thure von Uexküll Akademie für Integrierte Medizin oder Ellis Huber, der ehemalige Vorsitzende der Berliner Ärztekammer. Auch ihre Namen werten seltsame Lehrinhalte aus der esoterischen Ecke auf - zugleich entwertet das Umfeld, in dem sie arbeiten, ihre eigene Arbeit. SEBASTIAN HERRMANN


Tja. (Erst mal Pause des Erstaunens.)

Weiteres später separat.

Mit lieben Grüßen
Windpferd
 
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Hallo Windpferd,

ich habe bewußt nicht den ganzen Artikel eingestellt, weil ich annehme, daß es ein Copyright der SZ gibt.
Bist Du Dir sicher, daß Du das so machen kannst?

Grüsse,
Oregano
 
. . . nein, bin ich nicht. Bin ja kein Jurist.

Ob ich vielleicht deshalb einsitzen werde? Sei's drum.

Aber bist Du sicher, daß Du den halben Artikel einstellen durftest?

(Vieleicht treffen wir uns ja im Gefängnis.)

Fröhlich wiehernd,
Windpferd
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo, Oregano,

nochmal zu dieser „Europa-Universität“.

Die seriöse Umweltmedizin hat’s wirklich schwer. Einerseits werden ihre Vertreter diffamiert, diskriminiert, in ihren Forschungsmöglichkeiten behindert, von den Unikliniken „entfernt“, in ihrer Existenz bedroht – durch die Schulmedizin, die (weitgehend gesteuert durch die Interessen der Industrie und anderer Interessengruppen) bestimmt, was „herrschende“ Lehre ist. Wobei sie sich auf Untersuchungen beruft, die z.T. manipuliert sind (dazu gibt es viele Tricks) und andere, die nicht ins Konzept passen (z.T. nicht mal publiziert werden können), ignoriert. -- Andererseits ist sie bedroht durch einen wuchernden Dschungel der Quacksalberei. Viele Patienten wollen „bezaubert“ werden (statt z.B. gewissenhaft ihre Ernährung umzustellen, auf den Glanz ihrer vergifteten Zähne zu verzichten, sich die Kiefer ausfräsen zu lassen, ihre Kondition zu trainieren) – und manche Ärzte wären gern Zauberer. Wenn etwa der früher führende Amalgam-Spezialist nun aus Kiefer-Panorama-Aufnahmen den baldigen, qualvollen Tod prognostiziert. Oder eine angesehene (faktisch schlecht ausgebildete) Ärztin ihrem Fan-Club Lichtvisualisierungen und heilige Wässer zum Schutz vor elektromagnetischen Feldern empfiehlt. Oder ein noch angesehenerer ZA OP-Termine bevorzugt nach den Mondphasen festlegt.

Ein noch wesentlich berühmterer ZA (mit für Normalsterbliche unerschwinglichen Honoraren) betreibt vollends, was er „Bewusstseinsmedizin“ nennt: Durch „holografische Bewusstseinskopplung mit Skalarwellen werden Informationen und Bewusstseinsfelder umgewandelt und in das Unterbewusstsein des Patienten“ eingespeist. (Das typische, für Esoterik kennzeichnende Geraune.) Die Einspeisung erfolgt mit „Teslaspulen“ – der Patient hört nichts mehr. Damit wird auch „elektronisches Feng Shui“ möglich, usw. Seine Erfindungen werden – nach EsoWatch – „mit scheinwissenschaftlichem Geschwätz und frei erfundenen Begriffen und aus den Naturwissenschaften entlehnten Fachvokabeln beworben.“ Das ist der Gipfel – soweit ich bisher in dieses Terrain eingedrungen bin. Wo man einen Arzt erwartete, murmelt in fremden Sprachen ein Priester. „Spannend“? Dieser Doktor verdient gewiß, Ehrenpräsident der Viadrina zu werden

Rational arbeitende Ärzte sind einsam. Verstoßen (günstigstenfalls belächelt) von der überwältigenden Mehrheit der Konformen, müssten sie eigentlich auch noch die vielen Patienten enttäuschen, die einen Druiden und keinen Arzt wollen. So sind manche anfällig für Quacksalberei – die sie meistens gleichzeitig als solche erkennen. (Ich fragte einmal einen an sich seriösen Allgemeinmediziner, der auch EAV benutzt, ob er denn daran ernsthaft glaube. „Nein – aber die Leute wollen’s“.)

Die Quacksalberei beruht nicht auf gesicherten Befunden sondern auf geheimnisvollem Raunen. Bevorzugt werden Vokabeln aus der modernen Physik verwendet, die niemand versteht, vor denen man aber Ehrfurcht hat (und sich schämt, nachzufragen). Ursprünglich war es das „Feinstoffliche“. (Rudolf Steiner hat viel magischen Nebel verbreitet – und eine Art Kirche gegründet.) Beliebt sind seit langem „Wellen“, „Schwingungen“, „Strahlen“, „Frequenzen“, „Resonanz“ usw. Neuerdings sind’s eher die „Quanten“ (an der Viadrina wird sogar „Quanten-Homöopathie“ gelehrt.), „Skalarwellen“ (deren Existenz gar nicht nachgewiesen ist), noch modischer, auch „Quarks“ (was allerdings nicht so publiciyträchtig klingt). „Energetische und Informationsmedizin“ (das „kommt gut“) – der Oberbegriff für die einschlägigen Aktivitäten der Viadrina.

Du, Oregano, vermutest: „Da kommt wahrscheinlich ein Kurs z.B. in einer Großstadt wie München ein Stück billiger“ als an der Viadrina. Das vermute ich auch. Der Punkt ist aber, daß hier irgendwelche Esoterik-Unternehmungen in Schwabing auf gleicher Ebene gesehen werden wie eine staatlich anerkannte Universität, die dann Master-, Bachelor-, eventuell Diplom- und Doktortitel für Hokuspokus vergibt. Dipl.-Druide? Dr. med. mag.? Dann wird es noch schwieriger (ist ja jetzt schon zum Verzweifeln schwierig) einen vernunftgesteuerten Behandler zu finden.

Dabei sind Universitäten. anders als Workshops, ursprünglich die Orte von Forschung. Auch wenn die „evidenzbasierte Medizin“ noch so oft missbraucht wird – es gibt keinen anderen Weg zu verlässlicher Erkenntnis. Doppelblinde, placebokontrollierte Experimente mit Zufallsverteilung auf die Versuchsgruppen. (Diese Methoden sind in den 20ern völlig unabhängig von Interessengruppen auf mathematischer Grundlage entwickelt worden.) Notfalls mit Tiermodellen, wenn Versuche mit Menschen unethisch wären. Ersatzweise prospektive Studien, epidemiologische oder kulturvergleichende Studien, Fallkontrollberichte. Ergänzt durch In-vitro-Untersuchungen. Wobei es natürlich Fehler gibt (Organismen funktionieren nicht deterministisch) – nur ist deren Wahrscheinlichkeit exakt berechenbar und kann hinsichtlich Vertretbarkeit bewertet werden. Mit „Bauchgefühl“, „Intuition“ oder Wunschdenken geht all das nicht.

Natürlich ist in dieser Methodenlehre vieles technisch. Aber im Grund geht es um die Frage „Können wir wahre Sätze bilden?“ (Ingeborg Bachmann) Vielleicht genauer: wollen wir? Klar unterscheiden zwischen purem Meinen (das jedem freisteht) und Faktenaussagen, hinter denen nachprüfbare Fakten stehen müssen? Andernfalls lügen wir. So hat dies zentral mit persönlicher Integrität zu tun.

Verharmlosend finde ich den Titel „Immer mehr Spinner“. Nein, Quacksalber (und ihre Propagandisten) sind keine Spinner; sie denken durchaus zweckrational. Sie suchen (und finden anscheinend) die – angesichts ihrer nichtexistenten fachlichen Qualifikation - besten Möglichkeiten, sich dennoch Einkünfte und Prestige zu verschaffen. („Und ist’s gleich Wahnsinn, hat es doch Methode.“) So wie idealerweise ein guter Arzt zweckrational denkt bei Diagnose und Therapie real leidender Menschen.

Ja, dieses Forum hat schon – so scheint mir - heftig Schlagseite in Richtung „Esoterik“ usw., so nach dem Motto „anything goes“. Aber es ist noch lang nicht gekentert; noch findet sich viel Vernunft auf diesen Seiten. Könnten wir uns nicht verbünden, Du, Oregano, und ich, diese Chance zu verstärken? Einfach auf dem Boden der Tatsachen? Die, zugegeben, manchmal langweilig sind. Aber gut zu wissen.

Fragt
Windpferd
 
Vielen Dank für Deine Ausführungen, Windpferd. Mir fällt im Moment nicht viel ein, was ich noch dazu sagen könnte
zustimm.gif
.

Gruss,
Oregano
 
Guten Morgen, Oregano,

einfach "Zustimm"? Das enttäuscht mich. Hatte mich auf ein klein wenig richtig schöne, faire Streitkultur gefreut. Und ja schon versucht, sanft zu provozieren. Streit, bei dem auch was rauskäme.

Aber anscheinend bist Du keine Kontrahentin in bezug auf dieses Thema? Oder ist frau als Moderatorin über Streit erhaben? (Na, Fragen eines Neulings.)

Übrigens, interessant könnte Harald Walach sein, der neuerdings an der Viadrina arbeitet; Methodenlehre. Er kann jedenfalls was. Hab leider gegenwärtig nicht Zeit, mich da einzuarbeiten. -- Ein positives Vorurteil über die Viadrina hatte ich bisher, weil ja Gesine Schwan, die (gegen Köhler leider gescheiterte) SPD-Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten damals dort Uni-Präsidentin war. Ein personifiziertes Antidepressivum, sehr hell.

Bis dann,
Windpferd
 
Hallo Windpferd,

soll ich jetzt, um Dir eine Freude zu bereiten, anfangen, "fair" zu streiten? Nein, das werde ich nicht tun, weil wie gesagt:
zustimm.gif
.

Grüsse,
Oregano
 
...
Die Quacksalberei beruht nicht auf gesicherten Befunden sondern auf geheimnisvollem Raunen. Bevorzugt werden Vokabeln aus der modernen Physik verwendet, die niemand versteht, vor denen man aber Ehrfurcht hat (und sich schämt, nachzufragen). Ursprünglich war es das „Feinstoffliche“. (Rudolf Steiner hat viel magischen Nebel verbreitet – und eine Art Kirche gegründet.) Beliebt sind seit langem „Wellen“, „Schwingungen“, „Strahlen“, „Frequenzen“, „Resonanz“ usw. Neuerdings sind’s eher die „Quanten“ (an der Viadrina wird sogar „Quanten-Homöopathie“ gelehrt.), „Skalarwellen“ (deren Existenz gar nicht nachgewiesen ist), noch modischer, auch „Quarks“ (was allerdings nicht so publiciyträchtig klingt). „Energetische und Informationsmedizin“ (das „kommt gut“) – der Oberbegriff für die einschlägigen Aktivitäten der Viadrina...


Zeichen der Zeit?.
Gibt es neben dem Empirismus noch weitere Sichtweisen der Dinge?

Es scheint dann doch eher ein philosophisches Problem der Weltanschauung zu sein.
Beobachtet man das Weltbild, so wechselten es in den Jahrhunderten und Jahrtausenden ständig zwischen materiellem und spirituellem Weltbild.

Du, Oregano, vermutest: „Da kommt wahrscheinlich ein Kurs z.B. in einer Großstadt wie München ein Stück billiger“ als an der Viadrina. Das vermute ich auch. Der Punkt ist aber, daß hier irgendwelche Esoterik-Unternehmungen in Schwabing auf gleicher Ebene gesehen werden wie eine staatlich anerkannte Universität, die dann Master-, Bachelor-, eventuell Diplom- und Doktortitel für Hokuspokus vergibt. Dipl.-Druide? Dr. med. mag.? Dann wird es noch schwieriger (ist ja jetzt schon zum Verzweifeln schwierig) einen vernunftgesteuerten Behandler zu finden.

Im medizinischen Bereich und auch sonst, mag ich nur sagen was funktioniert ist richtig, wie auch immer die Hintergründe sind.
Was heute bei uns so groß als Naturwissenschften abgetan wird basiert in erster Linie ebenfalls auf so genannten Theorien und Hypothesen.
Unser heutiges Universitätswissen liegt oftmals genauso in einer Grauzone wie so manche Hanenbüchene Quacksalbertheorie, es kam jedoch auf wissenschaftlicher, gesellschaflicher, und politischer Ebene zu einem Konsens auf eine Theorie.
"Die Erde ist rund", da kann man ja nur lachen, jede wissenschaftliche Empirie der 14. Jahrhunderts sagte einem, dann würde man runterfallen, das Wasser würde wegfliessen etc.
Im Endeffekt ist es gut eine Viadrina zu haben, da diese uns ganz klar aufzeigt, das viele unserer Doktoren, auch mit Professur eben nicht die wissenschaftlichen Halb- und Dreiviertelgötter sind, welche Sie zu sein glauben.
In meinen Augen hat eine Universität die Aufgabe Phänomen zu untersuchen!, dem Studierenden aufzuzeigen, hier gibt es noch Probleme und Phänomene welche wir nicht verstehen, zu welcher wir jedoch eine nicht empirisch belegbare Theorie haben!
Die Studenten sind nicht mit fertigem "Schulwissen" zu füttern sonder mit Problemen, Phänomenen, gängigen und nicht gängigen Lösungsvorschlägen, zu konfrontieren.

Dabei sind Universitäten. anders als Workshops, ursprünglich die Orte von Forschung. Auch wenn die „evidenzbasierte Medizin“ noch so oft missbraucht wird – es gibt keinen anderen Weg zu verlässlicher Erkenntnis. Doppelblinde, placebokontrollierte Experimente mit Zufallsverteilung auf die Versuchsgruppen. (Diese Methoden sind in den 20ern völlig unabhängig von Interessengruppen auf mathematischer Grundlage entwickelt worden.) Notfalls mit Tiermodellen, wenn Versuche mit Menschen unethisch wären. Ersatzweise prospektive Studien, epidemiologische oder kulturvergleichende Studien, Fallkontrollberichte. Ergänzt durch In-vitro-Untersuchungen. Wobei es natürlich Fehler gibt (Organismen funktionieren nicht deterministisch) – nur ist deren Wahrscheinlichkeit exakt berechenbar und kann hinsichtlich Vertretbarkeit bewertet werden. Mit „Bauchgefühl“, „Intuition“ oder Wunschdenken geht all das nicht.

Wie berechne ich eine "Wahrscheinlichkeit" exakt?.
Wir können uns bei einer Wahrscheinlichkeit lediglich dem zu berechnenden Wert nähern!
Unsere Wissenschaft ist ja sogar so exakt, das wir immer noch keinen genauen Kreisumfang berechnen können.
O.K. das war jetzt etwas weit hergeholt, natürlich können wir uns auch in diesem Bereich mathematisch sehr weit an die Realbedingung nähern aber es verleibt ständig ein Rest ungewissheit.

Natürlich ist in dieser Methodenlehre vieles technisch. Aber im Grund geht es um die Frage „Können wir wahre Sätze bilden?“ (Ingeborg Bachmann) Vielleicht genauer: wollen wir? Klar unterscheiden zwischen purem Meinen (das jedem freisteht) und Faktenaussagen, hinter denen nachprüfbare Fakten stehen müssen? Andernfalls lügen wir. So hat dies zentral mit persönlicher Integrität zu tun.

"Wahrheit" ist ein großes Wort!
Da sollten wir denn, wenn es um Lehrinhalte geht besser gleich sämtliche Universitäten schliessen, da auch hier von Lehrmeinungen ausgegangen wird!
"Nachprüfbare Fakten" haben immer noch keine Aussage über die Richtigkeit der Theorie, immer können auch andere uns bis dahin nicht bekannte Vorgänge zum selben Resultat führen!
Wenn es Phänomene gibt mit entsprechenden Quantilen, sind zumindest meiner Meinung nach auch diese Phänomene zu untersuchen und weiterzuverfolgen.

Verharmlosend finde ich den Titel „Immer mehr Spinner“. Nein, Quacksalber (und ihre Propagandisten) sind keine Spinner; sie denken durchaus zweckrational. Sie suchen (und finden anscheinend) die – angesichts ihrer nichtexistenten fachlichen Qualifikation - besten Möglichkeiten, sich dennoch Einkünfte und Prestige zu verschaffen. („Und ist’s gleich Wahnsinn, hat es doch Methode.“) So wie idealerweise ein guter Arzt zweckrational denkt bei Diagnose und Therapie real leidender Menschen.

Ja ich kenne da auch so einige dieser "Qaucksalber", ich kenne jedoch auch Ärzte, welche keinen Deut besser sind.
Mit Dr.-Titel ausstafiert um in einer gehobenen Gehaltsklasse und selbstverständlich dem Prestige des Titels gewürdigt, ihrem eigenen Dasein zu frönen.
Den Patienten mit Chemikalien zugepflastert bis sämtliche Organe Ihre Funktion einschränken oder gar einstellen.

Ja, dieses Forum hat schon – so scheint mir - heftig Schlagseite in Richtung „Esoterik“ usw., so nach dem Motto „anything goes“. Aber es ist noch lang nicht gekentert; noch findet sich viel Vernunft auf diesen Seiten. Könnten wir uns nicht verbünden, Du, Oregano, und ich, diese Chance zu verstärken? Einfach auf dem Boden der Tatsachen? Die, zugegeben, manchmal langweilig sind. Aber gut zu wissen.

Fragt
Windpferd

Sollte ich jemanden auf den Boden der Tatsachen holen, wenn er daran erkrankt oder gar zerbricht?
Hauptsache dieser Jemand sieht die "Sichtweise" der Schulmedizin und der "gesellschaftlich" anerkannten Wissenschaft ein?
Was gibt mir das "Recht" solche "Gewalt" anzuwenden?

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

vielleicht sollte man mal die Viadrina selber zu Worte kommen lassen.



Europa-Universität Viadrina: Master für komplementäre Medizin - Kulturwissenschaften - Heilkunde

https://www.euv-frankfurt-o.de/de/f...ownloads/6453_IGHH_Brosch_Master_KMKH_WEB.pdf

Es handelt sich definitiv um einen Ergänzungskurs zum medizinischen- bzw. pharmazeutischen Studium!

Welche Konzepte alle hierbei angeboten werden, weiss ich nicht.
Aber mit Sicherheit sind einige auch aus Naturwissenschaftlicher Sicht sehr interessante Module dabei.
Bei den obskuren Behauptungen, interessiert mich hierbei zumindest die Sichtweise des Gegenüber, so kriege ich vielleicht wenigstens ein Gefühl dafür wie dieser Tickt, dies kann zumindest auch im Psychologischen Sinne sehr wertvoll sein!
So manche Vordergründige "Irrationalität" erscheint einem dann auf einmal gar nicht mehr so paradox.
Denkfehler des anderen, bzw. die Eigene können dann rational abgearbeitet werden, hierfür ist jedoch ein Wissensfundament zu legen!

Na mein persönlicher Favorit; "Klangtherapie".
Als "auditiver Mensch", bin ich immer wieder überrascht, und begeister wie sehr uns Klänge beeinflussen können!

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Andreas,

danke für den Link, der immerhin einige Hinweise gibt auf die Themen des Master-Kurses.
Ich bedaure, dass eigentlich wenig Konkretes über die Inhalte der verschiedenen Kurse angegeben wird.
Aber es ist meiner Meinung nach tatsächlich eine Chance, an so einem Master-Studium teilzunehmen, weil damit auf jeden Fall der Horizont erweitert wird. Ob ein Mediziner dann seine dort erworbenen Kenntnisse auch anwendet, ist ja noch einmal ein anderes Thema.

Gruss,
Oregano

Daß Du Klangtherapie schätzt, kann ich sehr gut nachempfinden. - Meine "Klangtherapie" findet hauptsächlich mit alter Musik statt.
https://www.symptome.ch/vbboard/staerkung-fuer-psyche-geist-seele/3068-heilende-klaenge-3.html
 
Guten Morgen zusammen,

Zitat von Windpferd:
„….Ja, dieses Forum hat schon – so scheint mir - heftig Schlagseite in Richtung „Esoterik“ usw., so nach dem Motto „anything goes“. Aber es ist noch lang nicht gekentert; noch findet sich viel Vernunft auf diesen Seiten…..“

Hieraus lese ich: Esoterik = Unvernunft.
Wenn dem so ist, bin ich gerne unvernünftig.
Ich denke, es sind die unvernünftigen Menschen, die diesem Forum die Würze geben, die sich nicht weiter ausschließlich der Vernunft = mainstream unterordnen wollen und können.
Menschen, die spüren, daß es noch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als uns die Schriftgelehrten eintrichtern.

Wer an die Quelle will, muß gegen den Strom schwimmen. Daß es dabei auch abstruse Auswüchse gibt, ist allzu menschlich. Daraus den Schluß zu ziehen, daß alles esoterische Obskures ist, wie die Lohnschreiberin in der SZ durchblicken läßt, ist schon weit hergeholt.

„Was wir heute brauchen, sind ein paar verrückte Menschen - seht euch an, wohin uns die normalen Leute gebracht haben.“
Bernard Shaw

LG Ludwig der Träumer
 
Hallo Ludwig,

ich kennzeichne Deine Textstellen ROT und antworte BLAU.

Von “Esoterik = Unvernunft“ schreibst Du, und: „Wenn dem so ist, bin ich gerne unvernünftig. Ich denke, es sind die unvernünftigen Menschen, die diesem Forum die Würze geben.“
Das ist ein Bekenntnis zu Deinen Vorlieben, deren Wahl Dir natürlich frei steht – ebenso wie der Auswahl der Gewürze für Deine Mahlzeiten. (Solang sie Dir schmecken…) Nur: ein Argument (d.h. einen Ansatz zur Diskussion) kann ich da nicht sehen.

Weiter schreibst Du von Menschen, „die sich nicht weiter ausschließlich der Vernunft = mainstream unterordnen wollen und können“.
Nun: Die Vertreter der „Vernunft“ haben überwiegend ein gefährliches Leben geführt – von der Antike bis zur Aufklärung, bis zu sämtlichen Diktaturen – bis zu den Exponenten der modernen Umweltmedizin, die viele persönlichen und beruflichen Nachteile in Kauf genommen haben und gewiß keine Esoteriker waren / sind. Beispielsweise vertrat Popper, der Begründer des Kritischen Rationalismus (der moderne Forschungsmethoden philosophisch fundiert) in seinem politischen Hauptwerk („Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“) dezidiert pluralistische Grundsätze und Erkenntnisfortschritt durch sukzessive Korrektur von Irrtümern. Was soll das mit „mainstream“ zu tun haben?

Diese Menschen seien es dann auch, „die spüren, daß es noch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als uns die Schriftgelehrten eintrichtern.“
Was für Vorstellungen hast Du denn davon, wie es in Forschungsgruppen zugeht? (Darüber gibt’s übrigens Literatur.) Da sitzt gewiß kein „Schriftgelehrter“, der anderen was „eintrichtert“. (Dem würden rasch die Doktoranden weglaufen.) Eher werden Frage gestellt, Einwände erhoben, Lösungen gesucht. Und verbiestert geht’s schon gar nicht zu. Ohne persönliche Abwertung. Dein Vokabular scheint mir merkwürdig diskriminierend. Warum?

“Wer an die Quelle will, muß gegen den Strom schwimmen. Daß es dabei auch abstruse Auswüchse gibt, ist allzu menschlich.“
Wie aber willst Du denn anders als nach rationalen Kriterien entscheiden, was ein „Auswuchs“ ist? Und „abstrus“ – ist das nicht auch eher ein Schimpfwort als ein definierter Begriff?

„Daraus den Schluss zu ziehen, daß alles esoterische Obskures ist, wie die Lohnschreiberin in der SZ durchblicken läßt, ist schon weit hergeholt.“Schau, Ludwig: hier arbeitest Du mit Diffamierung statt mit Argumenten. Wozu denn? „Lohnschreiberin“ – ja, ich hoffe, daß diese Journalistin ordentlich bezahlt wird. Spricht das gegen ihren Artikel? Ist Dein Schreiben besser, weil Du nicht bezahlt wirst?

Mit der Bezeichnung „Lohnschreiberin“ unterstellst Du dieser Frau – leider auch noch indirekt, denn belegen kannst Du’s ja nicht – sie schreibe „nur“ des Geldes wegen, sei also gekauft. Wir sollten aber – in fachlichen Diskussionen ebenso wie im persönlichen Umgang – zunächst davon ausgehen, daß der andere tatsächlich meint, was er sagt. Das ist wie bei der gesetzlichen Unschuldsvermutung: solange einer nicht rechtskräftig verurteilt ist, gilt er als unschuldig.. Wenn wir uns daran nicht halten, funktionieren Verbindungen nicht mehr. Und wir werden selbst unglaubwürdig.

Zum Schluss: Um welche konkreten Fakten geht es Dir eigentlich? Was siehst Du denn real „zwischen Himmel und Erde“, was nicht anerkannt wird?

Darüber können wir dann diskutieren.

Dein
Windpferd
 
Guten Morgen Windpferd,

Zitat von Windpferd:
„einfach "Zustimm"? Das enttäuscht mich. Hatte mich auf ein klein wenig richtig schöne, faire Streitkultur gefreut. Und ja schon versucht, sanft zu provozieren. Streit, bei dem auch was rauskäme.“

auf Streit bin ich nicht eingestellt.
Ich hatte wohl Deine Motivation übersehen, hier zu schreiben. Sonst hätte ich den Artikel nur zur Kenntnis genommen.
Zu Deiner Kritik „Lohnschreiberin“ sei gesagt, daß es mir fern liegt, sie zu verunglimpfen.
Ich hätte den Artikel besser der SZ zuordnen sollen, als ihr. Ich bin nämlich von dieser Zeitung, gemäß ihrer ideologischen Ausrichtung, nichts anderes gewohnt zu diesem Themenkreis. Ich entschuldige mich bei ihr, falls sie es persönlich negativ auffaßt.

Alles andere will ich erst mal so stehen lassen. Vielleicht später mehr dazu.

Ich setze selbstverständlich nicht Esoterik = Unvernunft und Vernunft = mainstream gleich. So was wäre blödsinnig. Ich habe es nur aus Deinem Zitat so herausgelesen.

LG Ludwig der Träumer



PS: Bei einem anderen Mitglied steht in der Signatur:
Ich bin nur verantwortlich für das was ich schreibe, nicht für das was Du herausliest.
 
Hallo, Resonator,

danke für Deine „Resonanz“. Nicht ganz ohne Verzerrungen, aber das macht nichts.

Du fragst: “Gibt es neben dem Empirismus noch weitere Sichtweisen der Dinge?“
Zunächst: „Empirismus“ – uferloses Sammeln von Beobachtungen - ist kein gangbarer Weg. In jeder Sekunde tauchen unzählige Phänomene auf. Aus derartiger Datenflut kann kein Mensch (auch kein Computer) klug werden. Wir können ohne „Hypothesen“ überhaupt nicht wahrnehmen. (Seit den 40er Jahren weiß man das; „Hypothesentheorie der Wahrnehmung“, der Fachausdruck.) Wir wählen immer (ohne es zu reflektieren), aus der Fülle des sensorischen Input das für uns Relevante aus. (Anders könnten wir nicht überleben.) Jede Forschung, ob im Alltag oder in der Wissenschaft, geht aus von Theorien. (Das Wort kommt von gr. theoria, Anschauung durch reines Denken, vor aller Empirie.) Und dann werden diese Vor-Urteile eben an der Realität überprüft, durch Beobachtung, am besten im Experiment. Schon Kinder machen das. -- Die moderne Wissenschaftstheorie hat logisch ableitbare Regeln für diese Überprüfung entwickelt.

„Noch weitere Sichtweisen der Dinge?“
Klar, mehrere. Mindestens z.B. eine religiöse (etwa Sinnfragen), eine ethische (Frage nach dem Sollen), eine logische (Regeln des Denkens unabhängig von Inhalten, u.a. in Philosophie, Mathematik, Informatik), eine poetische (Frage nach dem Schönen), eine magische (Sprache, die durch Glauben wirkt statt Wirklichkeit wiederzugeben), eine strategische (Auswahl der „Dinge“ nach gewünschten Wirkungen). Sicher gibt’s das vollständiger und systematischer. Jedenfalls ist Wissenschaft nur eine von vielen „Sichtweisen“. Aber für bestimmte Fragestellungen die einzig sinnvolle.

“Es scheint dann doch eher ein philosophisches Problem der Weltanschauung zu sein.
Beobachtet man das Weltbild, so wechselten es in den Jahrhunderten und Jahrtausenden ständig zwischen materiellem und spirituellem Weltbild.“

Na, im Einzelnen war das viel reichhaltiger in der Geschichte. Aber Du meinst es vermutlich relativistisch: wenn im Lauf der Zeit so unterschiedlich gedacht worden ist, dann wird auch in der Gegenwart jedes Denken „richtig“ sein. (Das wäre das postmoderne „Anything goes.) Funktioniert nicht: wenn wir in bestimmten Bereichen gültige Erkenntnisse anstreben, kriegen wir die eben durch theoriegesteuertes Experimentieren – und nicht dadurch, daß wir (wie es viele Jahrhunderte geschah) bei Aristoteles nachschauen, oder das delphische Orakel oder unsere Schamanen oder Druiden fragen. Wissenschaft ist eine ziemlich neue Errungenschaft der Menschheit. Ähnlich übrigens wie die romanische Liebe – die ist auch in geschichtlicher Zeit erfunden worden. In beiden Fällen können wir dahinter nicht mehr zurück.

„Im medizinischen Bereich und auch sonst, mag ich nur sagen was funktioniert ist richtig, wie auch immer die Hintergründe sind.“
Das reicht nicht. Menschen – schon als Kinder – fragen, warum und wie was funktioniert. In der Folge: unter welchen Bedingungen funktioniert’s? wie kann man das Funktionieren verbessern? wie geht das genau vor sich? Neugier ist ein elementarer Trieb (auch wenn er vielen durch Ideologien, in der Schule, durch’s Fernsehen abtrainiert wird). Und ein supernützlicher. -- Beispiel: wenn Klassische Homöopathie wirkt, dürften dem weitgehend Placeboeffekte zugrunde liegen. Ja, wird neuerdings gesagt, fein; Hauptsache, wir heilen. Das ist schludriges, unethisches Denken; u.a. zerstört es das Vertrauen des Patienten zum Arzt. Denn die meisten Patienten wären nicht glücklich, wenn sie wüssten, daß sie eben einer Illusion aufsitzen.

"Was heute bei uns so groß als Naturwissenschaften abgetan wird basiert in erster Linie ebenfalls auf so genannten Theorien und Hypothesen."
„So groß … abgetan“, versteh ich nicht. – „Theorien und Hypothesen“, ja, s. oben. Nicht zu vergessen die theoriegeleitete Empirie. Das „so genannte“ ist unnötig (abwertend?).

“Unser heutiges Universitätswissen liegt oftmals genauso in einer Grauzone wie so manche hanenbüchene Quacksalbertheorie, es kam jedoch auf wissenschaftlicher, gesellschaftlicher, und politischer Ebene zu einem Konsens auf eine Theorie.“
Damit kann ich nichts anfangen; es ist zu allgemein, zu unspezifisch. Mit scheint, Du wertest das generationenlange Bemühen vieler Menschen um Wahrheitsfindung ab? (Dabei gibt es Irrtümer: Wissenschaft ist der systematische Weg der Korrektur von Irrtümern.) Dabei bis Du ja selber einer, der sich in vielen Punkten um Erkenntnis bemüht; wertest Du Dich nicht damit selber ab?

Kommentare zum Rest Deines Texts folgen. Im Augenblick muß ich mich noch ein wenig meinem Nebenberuf widmen.

Viel Freude zum Nachdenken wünscht Dir herzlich
Windpferd
 
Hallo, Resonator,

danke für Deine „Resonanz“. Nicht ganz ohne Verzerrungen, aber das macht nichts.

Du fragst: “Gibt es neben dem Empirismus noch weitere Sichtweisen der Dinge?“
Zunächst: „Empirismus“ – uferloses Sammeln von Beobachtungen - ist kein gangbarer Weg. In jeder Sekunde tauchen unzählige Phänomene auf. Aus derartiger Datenflut kann kein Mensch (auch kein Computer) klug werden. Wir können ohne „Hypothesen“ überhaupt nicht wahrnehmen. (Seit den 40er Jahren weiß man das; „Hypothesentheorie der Wahrnehmung“, der Fachausdruck.) Wir wählen immer (ohne es zu reflektieren), aus der Fülle des sensorischen Input das für uns Relevante aus. (Anders könnten wir nicht überleben.) Jede Forschung, ob im Alltag oder in der Wissenschaft, geht aus von Theorien. (Das Wort kommt von gr. theoria, Anschauung durch reines Denken, vor aller Empirie.) Und dann werden diese Vor-Urteile eben an der Realität überprüft, durch Beobachtung, am besten im Experiment. Schon Kinder machen das. -- Die moderne Wissenschaftstheorie hat logisch ableitbare Regeln für diese Überprüfung entwickelt.
Dito!
„Noch weitere Sichtweisen der Dinge?“
Klar, mehrere. Mindestens z.B. eine religiöse (etwa Sinnfragen), eine ethische (Frage nach dem Sollen), eine logische (Regeln des Denkens unabhängig von Inhalten, u.a. in Philosophie, Mathematik, Informatik), eine poetische (Frage nach dem Schönen), eine magische (Sprache, die durch Glauben wirkt statt Wirklichkeit wiederzugeben), eine strategische (Auswahl der „Dinge“ nach gewünschten Wirkungen). Sicher gibt’s das vollständiger und systematischer. Jedenfalls ist Wissenschaft nur eine von vielen „Sichtweisen“. Aber für bestimmte Fragestellungen die einzig sinnvolle.
Dem ist wohl nicht viel zuzufügen, ausser "logisch, magisch, poetisch und strategisch" exellent ausgeführt!
Eine kleine Anmerkung doch noch!, die Wissenschaft ist tatsächlich für bestimmte Fragestellungen, die einzig sinnvolle!, umso mehr schade das die staatlich geführten und geförderten Wissenschaften sich verschiedenen Gebieten verschliessen möchten.


“Es scheint dann doch eher ein philosophisches Problem der Weltanschauung zu sein.
Beobachtet man das Weltbild, so wechselten es in den Jahrhunderten und Jahrtausenden ständig zwischen materiellem und spirituellem Weltbild.“

Na, im Einzelnen war das viel reichhaltiger in der Geschichte. Aber Du meinst es vermutlich relativistisch: wenn im Lauf der Zeit so unterschiedlich gedacht worden ist, dann wird auch in der Gegenwart jedes Denken „richtig“ sein. (Das wäre das postmoderne „Anything goes.) Funktioniert nicht: wenn wir in bestimmten Bereichen gültige Erkenntnisse anstreben, kriegen wir die eben durch theoriegesteuertes Experimentieren – und nicht dadurch, daß wir (wie es viele Jahrhunderte geschah) bei Aristoteles nachschauen, oder das delphische Orakel oder unsere Schamanen oder Druiden fragen. Wissenschaft ist eine ziemlich neue Errungenschaft der Menschheit. Ähnlich übrigens wie die romanische Liebe – die ist auch in geschichtlicher Zeit erfunden worden. In beiden Fällen können wir dahinter nicht mehr zurück.
Du sprichst immer wieder von "bestimmten Bereichen" dann definiere diese auch bitte sauber, sonst könnten deine darauf folgenden Ausführungen einer Verallgemeinerung auf alle Bereiche gleichen!
Gerne denke ich relativistisch, jedoch nicht in der Form wie Sie von Dir hier dargelegt wurde!
Erkenntnistheorien gehören nicht in den Bereich der persönlichen Relativierung, vielmehr wie mit den Ergebnissen umgegangen wird!


„Im medizinischen Bereich und auch sonst, mag ich nur sagen was funktioniert ist richtig, wie auch immer die Hintergründe sind.“
Das reicht nicht. Menschen – schon als Kinder – fragen, warum und wie was funktioniert. In der Folge: unter welchen Bedingungen funktioniert’s? wie kann man das Funktionieren verbessern? wie geht das genau vor sich? Neugier ist ein elementarer Trieb (auch wenn er vielen durch Ideologien, in der Schule, durch’s Fernsehen abtrainiert wird). Und ein supernützlicher. -- Beispiel: wenn Klassische Homöopathie wirkt, dürften dem weitgehend Placeboeffekte zugrunde liegen. Ja, wird neuerdings gesagt, fein; Hauptsache, wir heilen. Das ist schludriges, unethisches Denken; u.a. zerstört es das Vertrauen des Patienten zum Arzt. Denn die meisten Patienten wären nicht glücklich, wenn sie wüssten, daß sie eben einer Illusion aufsitzen.
So nebenbei; frei nach dem Motto; lieber "Todkrank wissend", als "Gesund unwissend"?
Das Wissen welches dem Menschen Dienen soll, zum Herren über den Menschen erheben?
Schön hast Du umschrieben wie das Interesse am Forschen durch Schulideologien und z.B. Fernsehen abtrainiert wird, um so mehr ist es doch wünschenswert wenn sich Menschen noch für Phänomene interessieren und begeistern können.

Der Placeboeffekt wird ja zudem auch in der herkömmlichen Humanmedizin genutzt, glücklicherweise!
Ach ja, kleiner Geschichte am Rande: Funktioniert auch bei Hunden!
Unser Hund trat sich mal den Fuss über, -konnte danach absolut nicht mehr auftreten. Alles zusprechen alles untersuchen hatte keinen Erfolg!, etwas Niveacreme und ein elastischer Verband, verhalfen dann null komma nix dazu dass er wieder fröhlich umherspringen konnte!


"Was heute bei uns so groß als Naturwissenschaften abgetan wird basiert in erster Linie ebenfalls auf so genannten Theorien und Hypothesen."
„So groß … abgetan“, versteh ich nicht. – „Theorien und Hypothesen“, ja, s. oben. Nicht zu vergessen die theoriegeleitete Empirie. Das „so genannte“ ist unnötig (abwertend?).
"so genannte" und auch "abgetan"ist schon ganz richtig und bewusst hier von mir eingesetzt worden!
Politik und Medien verkaufen uns das interessengesteuerte "Wissenschafliche Lehrsystem" (Ich schreibe jetzt auch bewusst Lehrsystem) als unbefangene Wahrheitssuchmaschine, welche sie nicht ist!
Weshalb kommt die Viadrina überhaupt so ins Diskussion?

Da es sich um Bereiche handelt welche als hanebüchener Quatsch abgetan wird, die Erfolge welche in diesen Bereichen gefahren werden sind nicht wegzudiskutieren, dann sollte auch hier meine ich ein Interesse gezeigt werden und entsprechende Forschung betrieben werden.
Sollte diese lediglich in einer Psychischen Typisierung und verbesserten Vorgehensweise bei den Behandlungsmethoden münden, wäre damit zumindest sehr vielen Menschen und im Endeffekt dem Grundgedanken unserer Kassen sehr geholfen.


“Unser heutiges Universitätswissen liegt oftmals genauso in einer Grauzone wie so manche hanenbüchene Quacksalbertheorie, es kam jedoch auf wissenschaftlicher, gesellschaftlicher, und politischer Ebene zu einem Konsens auf eine Theorie.“
Damit kann ich nichts anfangen; es ist zu allgemein, zu unspezifisch. Mit scheint, Du wertest das generationenlange Bemühen vieler Menschen um Wahrheitsfindung ab? (Dabei gibt es Irrtümer: Wissenschaft ist der systematische Weg der Korrektur von Irrtümern.) Dabei bis Du ja selber einer, der sich in vielen Punkten um Erkenntnis bemüht; wertest Du Dich nicht damit selber ab? Vielleicht wertet man sich ab, vielleicht mag man nur die eigene Begrenztheit, und die der anderen anerkennen?!
Aber Du führst dies immer weiter weg vom Thema Viadrina, es geht nicht um die Erkenntnistheorie an sich, sonder viel mehr um Deine anfängliche Implizierung das hier in diesem Bereich keine "Erkenntnis" zu suchen sei!


Kommentare zum Rest Deines Texts folgen. Im Augenblick muß ich mich noch ein wenig meinem Nebenberuf widmen.

Viel Freude zum Nachdenken wünscht Dir herzlich
Windpferd

herzlichen Gruß Andreas
 
Schade, dass es immer zu solchen Auseinandersetzungen kommen muss, wenn es um die alternativen Heilmethoden geht.

Schade auch, dass die SZ nicht in der Lage ist einen neutralen Artikel zu diesem Thema zu schreiben, aber das schafft leider kein einziges Medium in diesem Lande.

Wohin soll diese Diskussion jetzt eigentlich führen? :idee:
 
Hallo, Resonator,

der versprochene zweite Teil des Kommentars.

"Die Erde ist rund", da kann man ja nur lachen, jede wissenschaftliche Empirie der 14. Jahrhunderts sagte einem, dann würde man runterfallen, das Wasser würde wegfließen.
Nein, da sitzt Du einem verbreiteten Irrtum auf. Die Kugelgestalt der Erde wurde in Griechenland im 6. Jh. v. Chr. von Pythagoras vertreten. Im 3. Jh v. Chr. berechnete man verblüffend genau den Erdumfang (ca. 10 km Fehler). Vom 2. Jh. an (Ptolemäus) existiert die Ortsangabe mittels geographischer Länge und Breite. Dieses Wissen erhielt sich im gesamten Mittelalter und in der Neuzeit. Apropos 14. Jh.: Kolumbus kannte natürlich die Kugelgestalt (nahm allerdings einen viel zu geringen Erdumfang an) – er wollte ja Indien erreichen. Erst im 19. Jh. wurde v.a. von Romanschriftstellern zur polemischen (v.a. antikirchlichen) Zwecken das Märchen von der Unwissenheit der Alten erfunden.
Warum aber schneidest Du das Thema an? Ich vermute: um „jede wissenschafliche Empirie“ runterzumachen? Die im 14. Jh - und indirekt auch die gegenwärtige? Zu zeigen, wie blöde Menschen sind? (Sie sind aber clever – sonst gäb’s uns nicht mehr.) Und wenn man sich damals geirrt hätte: warum könnte man dann „ja nur lachen“?


Im Endeffekt ist es gut eine Viadrina zu haben, da diese uns ganz klar aufzeigt, daß viele unserer Doktoren, auch mit Professur eben nicht die wissenschaftlichen Halb- und Dreiviertelgötter sind, welche Sie zu sein glauben.
Na, das ist aber - wieder einmal - ein Schuss mit der Schrotflinte, meinst Du nicht auch? Sich selber als Halbgott zu inszenieren – das kann auch Unpromovierten passieren. (Dafür gibt es viele katastrophale Beispiele.) Schau: die meisten von uns pendeln irgendwo zwischen Arroganz und Demut herum, solang wir keine Heiligen sind. (Auch Albert Einstein, war nicht immer einfach liebevoll, was aber die Gültigkeit seiner Theorien nicht mindert.) Ist es nicht so, daß Du ins „Persönliche“ (Zuschreibung – vermuteter! - negativer Charaktereigenschaften) ausweichst, wenn Dir die Sachargumente ausgehen? Was hat Dir denn, mal konkret, die Europa-Universität Viadrina bisher „ganz klar aufgezeigt“? Und was heißt „im Endeffekt“.


In meinen Augen hat eine Universität die Aufgabe Phänomen zu untersuchen! dem Studierenden aufzuzeigen, hier gibt es noch Probleme und Phänomene welche wir nicht verstehen, zu welcher wir jedoch eine nicht empirisch belegbare Theorie haben!
Die Studenten sind nicht mit fertigem "Schulwissen" zu füttern sondern mit Problemen, Phänomenen, gängigen und nicht gängigen Lösungsvorschlägen, zu konfrontieren.

Ja, so ungefähr könnte man das beschreiben. („Entdeckendes Lernen“ nennen das die Pädagogen seit Urzeiten – an unseren Schulen leider kaum verwirklicht.) Freilich, „eine empirisch nicht belegbare Theorie“ taugt vermutlich nicht viel. Auch versteh ich nicht, wie eine solche Theorie „zu“ (wie Du schreibst) „Phänomenen“ in Bezug stehen kann – dann müsste die Theorie durch diese Phänomene doch entweder bestätigt oder widerlegt sein. Magst das bitte erklären?

Schließlich gibt es oft das Problem, daß „Phänomene“ (d.h. Erscheinungen) behauptet werden aber nicht verlässlich objektiv (d.h. mit Übereinstimmung zwischen unabhängigen Beobachtern) beobachtbar sind. Dann werden eindrucksvolle Theorien zur Erklärung nichtexistenter Phänomene gebastelt. Zahllose Beispiele – von der Klassischen Homöopathie über Elektroakupunktur, Astrologie, Feng Shui, EMF-Abschirmung mit Kristallen, Geistheilung, Hellingers Familienaufstellungen, Gedankenübertragung, Channelling usw.


Wie berechne ich eine "Wahrscheinlichkeit" exakt?
Das weißt Du doch. Oder kannst es leicht (mit Kenntnis der vier Grundrechnungsarten) in irgendeinem einschlägigen Taschenbuch nachlesen. Einfachster Fall: wenn Du ein Modell hast, das eine bestimmte Verteilung der möglichen Ereignisse erwarten läßt. Bei einem „fairen“ Würfel ist die Wahrscheinlichkeit, bei 1 Wurf eine Sechs zu erhalten, exakt 1/6, bei 2 Würfen 2mal Sechs exakt 1/36 usw. Bei jedem Wurf gehst Du unvermeidlich ein Risiko ein – nur eben ein genau berechenbares. Und wenn bei einer hinreichend großen Zahl von Würfen die Verteilung der 6 Zahlen nicht dem Modell entspricht, kann man – wieder exakt – berechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Würfel eben nicht fair ist. (Was „hinreichend“ ist, bestimmen wir: Normalerweise fordert man eine Irrtumswahrscheinlichkeit <5% oder <1%. Heißt Signifikanzniveau.) Analog könnte man einen Hellseher testen: Wenn der Anteil seiner richtigen Vorhersagen so hoch ist, daß seine Signifikanz <5% oder <!%, dann müssen wir wohl an seine übernatürlichen Fähigkeiten oder an irgendeinen Zaubertrick glauben. (Hier handelt es sich um den klassischen Wahrscheinlichkeitsbegriff.)

Wir können uns bei einer Wahrscheinlichkeit lediglich dem zu berechnenden Wert nähern!
Richtig, wenn wir kein Modell haben, dann müssen wir uns damit begnügen, daß sich – nach dem Gesetz der großen Zahl – die beobachtete der wahren Verteilung annähert, je mehr Beobachtungen wir machen. Die ist dann eben empirisch ermittelt, nicht „zu berechnen“. (Dem entspricht ein statistischer Wahrscheinlichkeitsbegriff.)
Das alles liegt in der Natur der Dinge. Unser Leben ist in vieler Hinsicht durch Chancen und Risiken gekennzeichnet. Nur wenig ist gewiß. Bei Dir klingt das – wenn ich mich nicht irre – häufig so, als sei da irgendwas falsch, vor allem dann, wenn versucht wird, die Verhältnisse klar und systematisch (wissenschaftlich) darzustellen.

Unsere Wissenschaft ist ja sogar so exakt, daß wir immer noch keinen genauen Kreisumfang berechnen können.
Das soll wohl Ironie sein, hm? (Ob du wohl auch bemängelst, daß die Medizin „immer noch“ kein Mittel gegen den Tod hat und daß die Kfz-Industrie „immer noch“ kein Perpetuum mobile konstruieren kann, was ja Beides sehr praktisch wäre.)
Na gut. Die „Kreiszahl“ π, das Verhältnis von Kreisumfang zum Durchmesser, ist eine bestimmte, reelle Zahl. Nur ist sie – wie z.B. auch √3 - eine irrationale Zahl (d.h. sie kann nicht als Bruch dargestellt werden; ist keine endliche oder periodische Dezimalzahl). Zudem ist sie eine „transzendente“ Zahl, d.h. nicht als Lösung algebraischer Gleichungen darstellbar. Daraus folgt, daß die „Quadratur des Kreises“ mit Zirkel und Lineal (DIE Metapher für „unlösbares Problem“) unmöglich ist. An diesem Problem haben sich Generationen schlauer Menschen seit der Antike vergeblich abgearbeitet; einer der bedeutendsten Mathematiker des 19. Jh. hat schließlich die Unmöglichkeit bewiesen. Es handelt sich um einen rein mathematischen Sachverhalt ohne Bezug zu „Realbedingungen“, wie Du schreibst und ohne „Ungewissheit“. (Die Zahl π ist exakt definiert – nur eben keine rationale Zahl.)


"Wahrheit" ist ein großes Wort!
Ach Du: könntest Du das nicht bitte lassen? Einer der größten Philosophen überhaupt, Karl Jaspers, hat ein Riesenwerk geschrieben „Von der Wahrheit“; der 1. Band hat 1100 Seiten. (Weiter ist er nicht gekommen.) Sehr lesenswert. Aber das brauchen wir hier nicht:
WIR WISSEN, WENN WIR LÜGEN. Oder schummeln oder tricksen oder eine fällige Wahrheit verschweigen (was auch gelogen ist). Wir fühlen uns dann auf eine bestimmte Weise nicht mehr wohl in unserer Haut. Am deutlichsten merken wir’s, wenn wir in einer Liebesbeziehung leben: da kann es manchmal überwältigend schwierig (und riskant) sein, die persönliche Wahrheit zu sagen. Zugleich wissen wir: wenn wir mogeln (und uns nicht wenigstens baldmöglichst korrigieren) ruinieren wir unsere Liebe (und damit die Verbindung) spätestens mittelfristig und zwar mit Sicherheit.
Gelogen ist es in vielen Fällen, wenn ich sage „Das ist so“ statt „Ich meine …“ oder „Ich wünsche mir …)“ oder „Mir scheint …“. Damit führe ich den anderen in die Irre. Oder auf dünnes Eis. Das geschieht war häufig und überall, aber in der Quacksalberei ist es die Regel.


Da sollten wir denn, wenn es um Lehrinhalte geht besser gleich sämtliche Universitäten schliessen, da auch hier von Lehrmeinungen ausgegangen wird!
"Nachprüfbare Fakten" haben immer noch keine Aussage über die Richtigkeit der Theorie, immer können auch andere uns bis dahin nicht bekannte Vorgänge zum selben Resultat führen!
Richtig. Alternativerklärungen führen häufig zu Fortschritten. Praktisch versucht man dann Entscheidungsexperimente durchzuführen. Und zwar immer mit nachprüfbaren Fakten. Ist doch klar und bekannt: Häufig weiß man nicht, warum eine Behandlung hilft; es kann dauern, bis man das entdeckt. Und dann die Erkenntnis vielleicht revidieren muß. So ist’s auf der Welt.

Dein Gebrauch von Gänsefüßchen („ / “) irritiert mich. Häufig werden Anführungszeichen verwende, um auszudrücken, daß man mit etwas nicht einverstanden ist, etwas falsch findet, abwerten möchte usw. Zugleich bleibt es diffus. Ich fände es hilfreich, wenn Du jeweils klar sagen würdest, was Du meinst.


Ja ich kenne da auch so einige dieser "Quacksalber", ich kenne jedoch auch Ärzte, welche keinen Deut besser sind. Mit Dr.-Titel ausstaffiert um in einer gehobenen Gehaltsklasse und selbstverständlich dem Prestige des Titels gewürdigt, ihrem eigenen Dasein zu frönen.
Du scheinst einen dumpfen Affekt, eine Art Ressentiment, gegen alles Akademische zu haben. Ja, wir könnten vielleicht gut leben ohne Titel und gewiß mit geringeren Einkommensunterschieden. Aber das ist ein Thema der Sozialpolitik. Gehört nicht hierher. Warum mischt Du’s immer wieder herein?

Den Patienten mit Chemikalien zugepflastert bis sämtliche Organe Ihre Funktion einschränken oder gar einstellen.
Nun: ich hätte ohne moderne Operationstechniken (und Professoren, sorry, die diese meisterhaft handhabten), mit Sicherheit nur noch 1 Bein, möglicherweise Querschnittslähmung. Meine Mutter hätte wahrscheinlich eine Sepsis infolge Mastitis ohne Antibiotika nicht überlebt; ich hätte sie nie kennen gelernt. Viele, viele ähnliche Fälle.
Was ich damit sagen will: sei etwas vorsichtiger mit Deinen Verallgemeinerungen!
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Sollte ich jemanden auf den Boden der Tatsachen holen, wenn er daran erkrankt oder gar zerbricht?
Eine rhetorische Frage, unfair. Eben, weil man sie natürlich mit „Nein“ beantwortet. Aber die Frage hat in der Regel einen verdeckten Zweck: nämlich den, uns vom Aussprechen der Wahrheit zu dispensieren. Wieder das Beispiel Liebesbeziehung. Persönliche Wahrheit ist häufig schwer verdaulich. Und immer können wir denken (mit Recht): „Jetzt ist nicht der richtige Augenblick.“ Bloß, der richtige Augenblick kommt nie. So stehlen wir uns davon. (Wobei es nicht allein darauf ankäme, „jemanden auf den Boden der Tatsachen“ zu holen, sondern dies zu tun mit Bewusstsein der immer bestehenden Unsicherheit – und, vor allem, mit Liebe.)

Zugleich: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ (Ingeborg Bachmann). Wir wissen – auch wenn wir es uns beständig verschleiern – daß uns der Tod gewiß ist und daß Sterben nicht viel mit Wellness zu tun hat. Dies Wissen gehört vermutlich zu den Eigenschaften, die uns von Tieren unterscheidet. Wollen wir denn uns selber oder unseren Bezugspersonen auf Dauer was vormachen? Oder uns nicht doch der Vergänglichkeit stellen (die ja gerade Leben so kostbar macht)?


Fragt schon wieder
Windpferd
 
Hallo Snorri,

erst mal: mir gefällt Dein Name.

Schade, dass es immer zu solchen Auseinandersetzungen kommen muss.
Das klingt, als hätten wir was sehr Böses getan. Haben wir das? War nicht meine Absicht.
Es "muß" auch gar nicht; wir wollten es so.

. . . wenn es um die alternativen Heilmethoden geht.
Weil diese z.T. gar keine Heilmethoden sind, d.h. nie als solche erwiesen wurden. Und weil es mir wichtig scheint, dies auszusprechen - im Interesse der Patienten.

Schade auch, dass die SZ nicht in der Lage ist einen neutralen Artikel zu diesem Thema zu schreiben,
Den Artikel finde ich gut. (Schade, daß die SZ dergleichen nicht schafft, wenn es um Zahnamalgam oder Elektromagnetische Felder geht.)

Aber das schafft leider kein einziges Medium in diesem Lande.
Tja, mit der Neutralität ist es eben schwierig, wenn es um Richtig und Falsch geht - in manchmal lebenswichtigen Fragen. Wäre da nach Deiner Auffassung Neutralität wirklich erstrebenswert??

Wohin soll diese Diskussion jetzt eigentlich führen?
Das könntest Du mitbestimmen. Mit etwas mehr als bloßem Tadel oder Bedauern.

Alles Liebe,
Windpferd
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo, Resonator,

der versprochene zweite Teil des Kommentars.

"Die Erde ist rund", da kann man ja nur lachen, jede wissenschaftliche Empirie der 14. Jahrhunderts sagte einem, dann würde man runterfallen, das Wasser würde wegfließen.
Nein, da sitzt Du einem verbreiteten Irrtum auf. Die Kugelgestalt der Erde wurde in Griechenland im 6. Jh. v. Chr. von Pythagoras vertreten. Im 3. Jh v. Chr. berechnete man verblüffend genau den Erdumfang (ca. 10 km Fehler). Vom 2. Jh. an (Ptolemäus) existiert die Ortsangabe mittels geographischer Länge und Breite. Dieses Wissen erhielt sich im gesamten Mittelalter und in der Neuzeit. Apropos 14. Jh.: Kolumbus kannte natürlich die Kugelgestalt (nahm allerdings einen viel zu geringen Erdumfang an) – er wollte ja Indien erreichen. Erst im 19. Jh. wurde v.a. von Romanschriftstellern zur polemischen (v.a. antikirchlichen) Zwecken das Märchen von der Unwissenheit der Alten erfunden.
Das finde ich jetzt äusserst interessant, hast Du mir da vielleicht entsprechende Quellen?
Warum aber schneidest Du das Thema an? Ich vermute: um „jede wissenschafliche Empirie“ runterzumachen? Die im 14. Jh - und indirekt auch die gegenwärtige? Zu zeigen, wie blöde Menschen sind? (Sie sind aber clever – sonst gäb’s uns nicht mehr.) Und wenn man sich damals geirrt hätte: warum könnte man dann „ja nur lachen“?
Na zumindest sind wir uns einig das es bereits damals wie heute helle Köpfe und ebenso dunkle gestalten gibt.
Runtermachen möchte ich niemanden, ich möchte nicht zeigen wie blöde Menschen sind sondern das Menschen irren, auch noch so gescheite!


Im Endeffekt ist es gut eine Viadrina zu haben, da diese uns ganz klar aufzeigt, daß viele unserer Doktoren, auch mit Professur eben nicht die wissenschaftlichen Halb- und Dreiviertelgötter sind, welche Sie zu sein glauben.
Na, das ist aber - wieder einmal - ein Schuss mit der Schrotflinte, meinst Du nicht auch? Sich selber als Halbgott zu inszenieren – das kann auch Unpromovierten passieren. (Dafür gibt es viele katastrophale Beispiele.) Schau: die meisten von uns pendeln irgendwo zwischen Arroganz und Demut herum, solang wir keine Heiligen sind. (Auch Albert Einstein, war nicht immer einfach liebevoll, was aber die Gültigkeit seiner Theorien nicht mindert.) Ist es nicht so, daß Du ins „Persönliche“ (Zuschreibung – vermuteter! - negativer Charaktereigenschaften) ausweichst, wenn Dir die Sachargumente ausgehen? Was hat Dir denn, mal konkret, die Europa-Universität Viadrina bisher „ganz klar aufgezeigt“? Und was heißt „im Endeffekt“.
Da bin ich wohl etwas Akademikergeschädigt, aber auch mitunter, vieleicht ähnlich wie Du, Esoterikergeschädigt.
Wobei mir ersteres in beruflicher Hinsicht etwas öfters verkommt und teils schwer im Magen liegt, daher eigentlich nichts persönliches ist, aber doch emotional von mir belegt wird.
Im Endeffekt zeigt mir die Viadrina vor allem auf, das im Gesellschaftlichen Interesse auch ein Bereich des Surrealen, und der damit einhergehenden Toleranz besteht, und nicht nur der reinen Rationalität.
Dies mag in erster Linie eine soziologisch-/ gesellschaftliche Färbung mit fachlicher Ausrichtung der Psychologie besitzen, hat jedoch in meinen Augen dringende Bestandsberechtigung.


In meinen Augen hat eine Universität die Aufgabe Phänomen zu untersuchen! dem Studierenden aufzuzeigen, hier gibt es noch Probleme und Phänomene welche wir nicht verstehen, zu welcher wir jedoch eine nicht empirisch belegbare Theorie haben!
Die Studenten sind nicht mit fertigem "Schulwissen" zu füttern sondern mit Problemen, Phänomenen, gängigen und nicht gängigen Lösungsvorschlägen, zu konfrontieren.

Ja, so ungefähr könnte man das beschreiben. („Entdeckendes Lernen“ nennen das die Pädagogen seit Urzeiten – an unseren Schulen leider kaum verwirklicht.) Freilich, „eine empirisch nicht belegbare Theorie“ taugt vermutlich nicht viel. Auch versteh ich nicht, wie eine solche Theorie „zu“ (wie Du schreibst) „Phänomenen“ in Bezug stehen kann – dann müsste die Theorie durch diese Phänomene doch entweder bestätigt oder widerlegt sein. Magst das bitte erklären?
Eine Theorie, kann durch ein Phänomen bestätigt werden, eine Theorie beschreibt in der Regel eine längere Kausalkette, wenn nun 98% dieser Kausalkette belegt sind, ist es dann auch die Theorie?, oder liegen diese verbleibenden 2% Nichtbelegbarkeit der Theorie an unzureichendem Wissen, oder ist gar die Theorie falsch?

Schließlich gibt es oft das Problem, daß „Phänomene“ (d.h. Erscheinungen) behauptet werden aber nicht verlässlich objektiv (d.h. mit Übereinstimmung zwischen unabhängigen Beobachtern) beobachtbar sind. Dann werden eindrucksvolle Theorien zur Erklärung nichtexistenter Phänomene gebastelt. Zahllose Beispiele – von der Klassischen Homöopathie über Elektroakupunktur, Astrologie, Feng Shui, EMF-Abschirmung mit Kristallen, Geistheilung, Hellingers Familienaufstellungen, Gedankenübertragung, Channelling usw.
Dito!

Wie berechne ich eine "Wahrscheinlichkeit" exakt?
Das weißt Du doch. Oder kannst es leicht (mit Kenntnis der vier Grundrechnungsarten) in irgendeinem einschlägigen Taschenbuch nachlesen. Einfachster Fall: wenn Du ein Modell hast, das eine bestimmte Verteilung der möglichen Ereignisse erwarten läßt. Bei einem „fairen“ Würfel ist die Wahrscheinlichkeit, bei 1 Wurf eine Sechs zu erhalten, exakt 1/6, bei 2 Würfen 2mal Sechs exakt 1/36 usw. Bei jedem Wurf gehst Du unvermeidlich ein Risiko ein – nur eben ein genau berechenbares. Und wenn bei einer hinreichend großen Zahl von Würfen die Verteilung der 6 Zahlen nicht dem Modell entspricht, kann man – wieder exakt – berechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Würfel eben nicht fair ist. (Was „hinreichend“ ist, bestimmen wir: Normalerweise fordert man eine Irrtumswahrscheinlichkeit <5% oder <1%. Heißt Signifikanzniveau.) Analog könnte man einen Hellseher testen: Wenn der Anteil seiner richtigen Vorhersagen so hoch ist, daß seine Signifikanz <5% oder <!%, dann müssen wir wohl an seine übernatürlichen Fähigkeiten oder an irgendeinen Zaubertrick glauben. (Hier handelt es sich um den klassischen Wahrscheinlichkeitsbegriff.)

Wir können uns bei einer Wahrscheinlichkeit lediglich dem zu berechnenden Wert nähern!
Richtig, wenn wir kein Modell haben, dann müssen wir uns damit begnügen, daß sich – nach dem Gesetz der großen Zahl – die beobachtete der wahren Verteilung annähert, je mehr Beobachtungen wir machen. Die ist dann eben empirisch ermittelt, nicht „zu berechnen“. (Dem entspricht ein statistischer Wahrscheinlichkeitsbegriff.)
Das alles liegt in der Natur der Dinge. Unser Leben ist in vieler Hinsicht durch Chancen und Risiken gekennzeichnet. Nur wenig ist gewiß. Bei Dir klingt das – wenn ich mich nicht irre – häufig so, als sei da irgendwas falsch, vor allem dann, wenn versucht wird, die Verhältnisse klar und systematisch (wissenschaftlich) darzustellen.
Ich möchte nur aufzeigen, das unsere Wissenschaften sich nicht im Besitz der Wahrheit befindn sonder sich dieser nähern
Unsere Wissenschaft ist ja sogar so exakt, daß wir immer noch keinen genauen Kreisumfang berechnen können.
Das soll wohl Ironie sein, hm? (Ob du wohl auch bemängelst, daß die Medizin „immer noch“ kein Mittel gegen den Tod hat und daß die Kfz-Industrie „immer noch“ kein Perpetuum mobile konstruieren kann, was ja Beides sehr praktisch wäre.)
Na gut. Die „Kreiszahl“ π, das Verhältnis von Kreisumfang zum Durchmesser, ist eine bestimmte, reelle Zahl. Nur ist sie – wie z.B. auch √3 - eine irrationale Zahl (d.h. sie kann nicht als Bruch dargestellt werden; ist keine endliche oder periodische Dezimalzahl). Zudem ist sie eine „transzendente“ Zahl, d.h. nicht als Lösung algebraischer Gleichungen darstellbar. Daraus folgt, daß die „Quadratur des Kreises“ mit Zirkel und Lineal (DIE Metapher für „unlösbares Problem“) unmöglich ist. An diesem Problem haben sich Generationen schlauer Menschen seit der Antike vergeblich abgearbeitet; einer der bedeutendsten Mathematiker des 19. Jh. hat schließlich die Unmöglichkeit bewiesen. Es handelt sich um einen rein mathematischen Sachverhalt ohne Bezug zu „Realbedingungen“, wie Du schreibst und ohne „Ungewissheit“. (Die Zahl π ist exakt definiert – nur eben keine rationale Zahl.)
Danke für die Ausführung!

"Wahrheit" ist ein großes Wort!
Ach Du: könntest Du das nicht bitte lassen?Ich habe hier nicht das Wort der Wahrheit eingeführt, das stammt aus einer deiner Zitate Einer der größten Philosophen überhaupt, Karl Jaspers, hat ein Riesenwerk geschrieben „Von der Wahrheit“; der 1. Band hat 1100 Seiten. (Weiter ist er nicht gekommen.) Sehr lesenswert. Aber das brauchen wir hier nicht:
WIR WISSEN, WENN WIR LÜGEN. Oder schummeln oder tricksen oder eine fällige Wahrheit verschweigen (was auch gelogen ist). Wir fühlen uns dann auf eine bestimmte Weise nicht mehr wohl in unserer Haut. Am deutlichsten merken wir’s, wenn wir in einer Liebesbeziehung leben: da kann es manchmal überwältigend schwierig (und riskant) sein, die persönliche Wahrheit zu sagen. Zugleich wissen wir: wenn wir mogeln (und uns nicht wenigstens baldmöglichst korrigieren) ruinieren wir unsere Liebe (und damit die Verbindung) spätestens mittelfristig und zwar mit Sicherheit.
Gelogen ist es in vielen Fällen, wenn ich sage „Das ist so“ statt „Ich meine …“ oder „Ich wünsche mir …)“ oder „Mir scheint …“. Damit führe ich den anderen in die Irre. Oder auf dünnes Eis. Das geschieht war häufig und überall, aber in der Quacksalberei ist es die Regel.
Da vertue ich mich ab und sehr gerne, meine ein Wissen in Besitz zu haben, was denn doch falsch ist!

Da sollten wir denn, wenn es um Lehrinhalte geht besser gleich sämtliche Universitäten schliessen, da auch hier von Lehrmeinungen ausgegangen wird!
"Nachprüfbare Fakten" haben immer noch keine Aussage über die Richtigkeit der Theorie, immer können auch andere uns bis dahin nicht bekannte Vorgänge zum selben Resultat führen!
Richtig. Alternativerklärungen führen häufig zu Fortschritten. Praktisch versucht man dann Entscheidungsexperimente durchzuführen. Und zwar immer mit nachprüfbaren Fakten. Ist doch klar und bekannt: Häufig weiß man nicht, warum eine Behandlung hilft; es kann dauern, bis man das entdeckt. Und dann die Erkenntnis vielleicht revidieren muß. So ist’s auf der Welt.

Dein Gebrauch von Gänsefüßchen („ / “) irritiert mich. Häufig werden Anführungszeichen verwende, um auszudrücken, daß man mit etwas nicht einverstanden ist, etwas falsch findet, abwerten möchte usw. Zugleich bleibt es diffus. Ich fände es hilfreich, wenn Du jeweils klar sagen würdest, was Du meinst.
Ja, Deutsch in Schrift und Wort, war leider noch nie wirklich mein Ding, ich nutze die Anführungszeichen oftmals anstelle von Fettdruck.
Danke für die Belehrung!


Ja ich kenne da auch so einige dieser "Quacksalber", ich kenne jedoch auch Ärzte, welche keinen Deut besser sind. Mit Dr.-Titel ausstaffiert um in einer gehobenen Gehaltsklasse und selbstverständlich dem Prestige des Titels gewürdigt, ihrem eigenen Dasein zu frönen.
Du scheinst einen dumpfen Affekt, eine Art Ressentiment, gegen alles Akademische zu haben. Ja, wir könnten vielleicht gut leben ohne Titel und gewiß mit geringeren Einkommensunterschieden. Aber das ist ein Thema der Sozialpolitik. Gehört nicht hierher. Warum mischt Du’s immer wieder herein?Siehe oben, emotionell von mir belegt, bestimmt auch mit latenten Minderwertigkeitsgefühlen belegt, tut jedoch nichts zur Sache, ich fänd schön man könnte drüber wegschauen, ich denke nicht dadurch an Sachlichkeit verloren zu haben!

Den Patienten mit Chemikalien zugepflastert bis sämtliche Organe Ihre Funktion einschränken oder gar einstellen.
Nun: ich hätte ohne moderne Operationstechniken (und Professoren, sorry, die diese meisterhaft handhabten), mit Sicherheit nur noch 1 Bein, möglicherweise Querschnittslähmung. Meine Mutter hätte wahrscheinlich eine Sepsis infolge Mastitis ohne Antibiotika nicht überlebt; ich hätte sie nie kennen gelernt. Viele, viele ähnliche Fälle.
Was ich damit sagen will: sei etwas vorsichtiger mit Deinen Verallgemeinerungen!

Ich selber befand mich bereits in einem pychisch schwer angeschlagenen Zustand, aus welchem mich eine Heilpraktikerin (Kinesiologin) liebevoll herausführte, während mir vom Arzt Psychopharmaka verschrieben worden wären.
Meine Tante ist seit 25 Jahren abhängig von Psychopharmaka und ich freue mich einen eigenen, anderen Weg mit Hilfe eines Heilpraktikers gefunden zu haben.
Ich möchte nur anmerken jede Münze hat zwei Seiten, wichtig in jedem Moment die Richtige Seite zu wählen!


Sollte ich jemanden auf den Boden der Tatsachen holen, wenn er daran erkrankt oder gar zerbricht?
Eine rhetorische Frage, unfair. Eben, weil man sie natürlich mit „Nein“ beantwortet. Aber die Frage hat in der Regel einen verdeckten Zweck: nämlich den, uns vom Aussprechen der Wahrheit zu dispensieren. Wieder das Beispiel Liebesbeziehung. Persönliche Wahrheit ist häufig schwer verdaulich. Und immer können wir denken (mit Recht): „Jetzt ist nicht der richtige Augenblick.“ Bloß, der richtige Augenblick kommt nie. So stehlen wir uns davon. (Wobei es nicht allein darauf ankäme, „jemanden auf den Boden der Tatsachen“ zu holen, sondern dies zu tun mit Bewusstsein der immer bestehenden Unsicherheit – und, vor allem, mit Liebe.)

Zugleich: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ (Ingeborg Bachmann). Wir wissen – auch wenn wir es uns beständig verschleiern – daß uns der Tod gewiß ist und daß Sterben nicht viel mit Wellness zu tun hat. Dies Wissen gehört vermutlich zu den Eigenschaften, die uns von Tieren unterscheidet. Wollen wir denn uns selber oder unseren Bezugspersonen auf Dauer was vormachen? Oder uns nicht doch der Vergänglichkeit stellen (die ja gerade Leben so kostbar macht)?
Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar, O.K. aber wie ich meine, nur wenn dieser sie verkraften kann!

Fragt schon wieder
Windpferd


Gruß Andreas
 
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