Hermann Hesse

Hallo Uta,

Das finde ich einen spannenden Gedanken. Meinst Du das in etwa so: Die Leute verehren Hesse und werden "Hesse-Fans", weil sie glauben, dadurch darum herum zu kommen, an sich selbst zu arbeiten?

Nein, so meinte ich es nicht.

Vielleicht eher so: Manche Leute verehren Hesse und werden "Hesse-Fans", weil sie glauben, Hesse hätte die Weisheit und die Liebe mit Löffeln gefressen. Die Idealisierung von Menschen und das Schaffen von Götzen ist aber genau das, was Hesse abgelehnt hat.

Viele Grüße von Anne
 
um ein politischer mensch zu sein muß man beileibe ja kein politiker werden. (fast bin ich versucht zu sagen gerade nicht).
hesse ist in seinen veröffendlichungen wärend des 3. reiches insbesondere und nachdrücklich für juden und andere politisch nicht erwünschte autoren eingetreten.
er hat mit geld und rat geholfen obwohl er wegen des boykots seiner bücher in deutschland in z.t. echter armut lebte.
das nenne ich politisch.
und selbstverständlich finde ich: man kann ihn nicht lesen und übersehen, dass entwicklung eine urpersönliche angelegenheit ist.im gegenteil hat er wie wenige, vielen menschen den anstoß gegeben, sich auf die suche nach sich selbst zu machen.
kult war im zurecht zuwider zumal er selber ja weniger ein "angekommener" war sondern eine schwierige persönlichkeit die unterwegs war zu dem, was er als ideal in seinen büchern formulierte.

lieber gruß andreas
 
Hi:) ,

das mach Spaß mit Euch!

Ja, er hat Zeit seines Lebens immer wieder zur Politik Stellung bezogen und zu gesellschaftlichen Trends.
Ich habe mal einen Text von Hermann Hesse gelesen, in der er Ernst Jünger, Adolf Hitler und Rudolf Steiner miteinander verglichen hat .... . Das fand ich - trotz anfänglichen Verdutztseins, am Ende sehr überzeugend! Ich finde, dass in Hesses Werken eine Menge politischer wie sozialer Utopien stecken - aber fernab von parteiischer, ideologischer oder religiöser Dogmatik und Verbohrtheit.


Herzliche Grüße von

Leòn
 
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Hermann Hesse (1877-1962) über Ernst Jünger (1895-1998)
Wie weit nun Jüngers Dichtungen und Prognosen ,stimmen', oder was von diesem oder jenem Standort aus Triftiges gegen sie vorgebracht werden kann, berührt mich nicht. Der Streit darüber wird Literatur und Geschwätz sein. Mir genügt es vollauf, an dieser Schau teilgenommen und fruchtbare Tage mit ihr verbracht zu haben." Hermann Hesse, 1960
www.biologie.de/biowiki/Ernst_J%C3%BCnger

Und noch ein Fundstück:

Hermann Hesse, ein Prophet des Informationszeitalters

Von Timothy Leary* (Timothy Leary - Wikipedia)
Bewusstseins-Elite: Timothy Leary und Hermann Hesse

Grüsse,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet:
Kriegsgegner und Aussteiger (1916-1919)

Politisch und seelisch vereinsamt, fand er nun zu seinem alten Freund und Meister Gusto Gräser zurück, der den Kriegsdienst verweigert hatte und nur mit knapper Not seiner Erschießung entgangen war. In ihm und in dessen Gefährtin Frau Elisabeth fand er die Stärkung und Neuorientierung, die er suchte. Hesse erlebte die große Wandlung seines Lebens. Aus dem einstigen Kriegsfreiwilligen wurde nun ein entschiedener Kriegsgegner und Befürworter der Verweigerung. In der Gemeinschaft mit den Gräsers fühlte er sich aufgenommen in den Bund der „Gezeichneten“, in den Bund der Aussteiger vom Monte Verità. Die intensive Beschäftigung mit der prophetischen Gestalt Gusto Gräser verarbeitete er in seiner Analyse und in seiner Dichtung: Im September/Oktober 1917 verfasste Hesse in einem dreiwöchigen Arbeitsrausch seinen Roman „Demian“. Das Buch wurde nach Kriegsende 1919 unter dem Pseudonym Emil Sinclair veröffentlicht „um die Jugend nicht durch den bekannten Namen eines alten Onkel abzuschrecken“.

Hermann Hesse - Wikipedia

Monte Verita

Gründer dieser Kolonie waren die Brüder Karl (1875-1920) und Gustav Arthur Gräser (1879-1958) zusammen mit Henri Oedenkoven (1875-1935) und Ida Hofmann (1864-1926).

Der Tessin-Kenner und Buch-Autor Hans-Peter Koch beschreibt die Anfänge der Anlage so:

Freie Liebe und Esoterik-Rummel, Prominenten-Auftrieb, Hippie-Kultur und alternative Lebensformen — alles schon mal da gewesen im Tessin. Der belgische Fabrikantensohn Henri Oedenkoven und die Münchener Pianistin Ida Hoffmann, "das Paar kaufte im Herbst 1900 für 150.000 Franken den Monte Monescia oberhalb Asconas, taufte ihn um in Monte Verità (»Berg der Wahrheit«) und gründete eine »vegetabile Cooperative«, die schon bald zur Anlaufstelle für Aussteiger und Weltverbesserer aus aller Welt wurde. Man baute Licht- und Lufthütten, gab den Häusern beziehungsreiche Namen (z.B. »Casa Anatta« = »Seele« im Sanskrit), pflanzte eigenes Gemüse an, aß selbstverständlich vegetarisch, tanzte nackt durch die Gärten und lebte fröhlich alternativ.

Wer damals als Querdenker galt, gesellte sich dazu: Die Dichter Hermann Hesse und Else Lasker-Schüler, August Bebel und Hans Arp, die Tänzerin Isadora Duncan und der später weltberühmte Psychologe C. G. Jung — sie alle waren mehr oder weniger aktive Gäste auf dem Monte Verità.

............

Man war von der Überzeugung beseelt, eine Veränderung der Welt durch die Änderung des eigenen Lebens bewirken zu können. Während die Brüder Gräser eine Liebeskommune anstrebten, eine Freistatt für Aussteiger, setzten Oedenkoven und Hofmann auf eine wirtschaftlich rentierende Naturheilanstalt.1920 wurde die Naturheilanstalt wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit aufgegeben. Die Impulse vom "Berg der Wahrheit" wirken jedoch weiter in den Umwelt-, Friedens- und Frauenbewegungen der Gegenwart. Nicht zuletzt im Ausdruckstanz oder German dance, der sich vom Monte Verità aus die Welt erobert hat.

Aus der Pionierzeit existieren noch einige Häuser und Zeugnisse, die besucht werden können. Drei Gebäude machen den heutigen Museumsrundgang aus: Casa Anatta, Casa Selma, Holzpavillon Chiaro mondo dei beati.

* Casa Anatta: Wohnhaus der Gründer der Naturistenkolonie, gebaut 1902. Es galt schon 1930 als "originellstes Schweizerhaus in Holz" mit Flachdach, doppelten Wänden und Rolltüren sowie in allen Räumen hölzerne Tonnengewölbe. Heute beherbergt es eine permanente Ausstellung über die Geschichte des Monte Verità und seiner Kolonie.
* Casa Selma: eine typische "Licht-Luft-Hütte", die von der Kolonie und der Vegetariergenossenschaft in den ersten Jahren nach der Besiedlung des Monte Verità übernommen wurde.
* Der Holzpavillion "Chiaro mondo dei beati" wurde auf dem Fundament des damaligen Solariums erbaut. Darin befindet sich das gleichnamige Riesengemälde von Elisar von Kupffer (1923).

Monte Verità - Wikipedia

..gruenbacher bote..

www.buch-sofa.de/buch

 
Zuletzt bearbeitet:
Die Zeit von Ende des 19. Jh. bis in die 20iger Jahre des 20. Jh. brachte einige Strömungen hervor, die zeigten, daß die Menschen der Kriege müde waren und andere Werte suchten. Sie legten ganz wörtlich den "steifen Kragen" der wilhelminischen Zeit ab, suchten freundschaftlichen Kontakt zu anderen Ländern, wanderten in der Natur, sangen die Lieder, die später im "Zupfgeigenhansl" zusammengefasst wurden., tanzten bei ihren Treffen z.B. auf dem Hohen Meissner.
Zupfgeigenhansel war eine 1974 von Erich Schmeckenbecher und Thomas Friz ins Leben gerufene Musikgruppe, deren Repertoire zunächst der Idee folgte, deutsche Volkslieder mit freiheitlichem Charakter wieder zu entdecken, teilweise mit eigenen Melodien zu versehen und diese wieder populär zu machen.

Die Gruppe benannte sich nach dem bekannten Wandervogel-Liederbuch Zupfgeigenhansl, das 1909 erschienen war. Das Repertoire der Gruppe überschneidet sich allerdings nur teilweise mit dem Inhalt des Liederbuchs.
Zupfgeigenhansel - Wikipedia

Zu diesen "Neuerern" gehörten auch Wilhelm Reich,
Wilhelm Reich - Wikipedia
www.wilhelm-reich-gesellschaft.de/cms/index.php?page=cat&catid=18

C.G.Jung Carl Gustav Jung / Biographie

Sigmund Freud Sigmund Freud - Wikipedia

Der Wandervogel Wandervogel - Wikipedia
Wandervogel-Bewegung | Hintergrund | radioWissen | BR

und viele mehr.
 
Kleiner Gesang

Regenbogengedicht,
Zauber aus sterbendem Licht,
Glück wie Musik zerronnen,
Schmerz im Madonnengesicht,
Daseins bittere Wonnen...

Blüten vom Sturm gefegt,
Kränze auf Gräber gelegt,
Heiterkeit ohne Dauer,
Stern, der ins Dunkel fällt:
Schleier von Schönheit und Trauer
Über dem Abgrund der Welt.

(Eines der letzten Gedichte von Hermann Hesse, der am frühen Morgen des 9. August 1962 in Montagnola verstarb)
 
Nix wie hin:

Samstag 5. Mai 2007, 17 Uhr im "Centro Stefano Franscini" auf dem Monte Verità in Ascona


GUSTO GRÄSER - ABEND
im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Racconti al Monte"

Gezeigt wird der Film "Der Eremit vom Monte Verità" von Christoph Kühn in Anwesenheit des Autors.

Die Schriftstellerin Eveline Hasler liest aus ihrer Erzählung "Die Felshöhle des jungen Hermann Hesse".

Zwei neue Bücher zum Thema werden vorgestellt: Rund 50 Jahre nach Gräsers Tod erscheint eine erste größere Auswahl aus seinem Werk unter dem Titel ‚Erdsternzeit’ im Umbruch-Verlag. Zugleich eine Broschüre mit Texten des expressionistischen Dramatikers Reinhard Goering über seine Zeit auf dem Berg und seine Begegnung mit Gusto Gräser, herausgegeben und mit einem Essay begleitet von Frank Milautzcki.

Anschließend soll ein sogenanntes „Grotten-Menü“ geboten werden – in Anspielung auf die „Pagangrott“, jene Felshöhle in den Bergen, die im Mittelpunkt des Films sowohl wie der Erzählungen steht.
Aktuell

Gusto Gräser's Seite

Ob Gustav Gräser den Hermann Oberth gekannt hat? Oberth wurde 1894 auch in Siebenbürgen, in Hermannstadt geboren...
Hermann Oberth - Wikipedia

Gruss,
Uta
 
Ein weiteres "nix wie hin"...:

Das Museum Hermann Hesse in Montagnola zieht jährlich Tausende von Besuchern an. Der Literatur-Nobelpreisträger übt nach wie vor eine grosse Faszination aus.
Das kleine Museum bietet eine Dauerausstellung mit wertvollen Erstausgaben und persönlichen Erinnerungsstücken.
Die Gäste des Museums Hermann Hesse kommen aus aller Welt. Und manche von ihnen sind wahrlich kurios. "Vor kurzem hatten wir eine Studentin aus der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku hier", erzählt Museumsdirektorin Regina Bucher. Die junge Frau promoviert über das Verhältnis von Hesse zu Dostojewski. Gleich zwei Tage verbrachte sie in Montagnola.

Es kommen auch Japaner, Amerikaner, Polen oder neuerdings Russen. "Und vor allem viele junge Leute, was mich besonders freut", sagt Bucher. Hesse, so glaubt sie, erfülle in der heutigen multimedialen Welt bei vielen jungen Menschen das Bedürfnis nach Besinnung und Orientierung. Deshalb werde er wahrscheinlich auch wieder mehr gelesen.

Natürlich stellen immer noch Deutsche und Deutschschweizer den Grossteil des Publikums, das sich auf die Spuren Hesses begibt und in das Dorf bei Lugano pilgert, in dem der Schriftsteller über 40 Jahre bis zu seinem Tod gelebt hatte. Im Jahr 2000 machte sogar der deutsche Bundespräsident Johannes Rau während seines offiziellen Staatsbesuchs in der Schweiz eine Stippvisite im Hesse Museum.

Ein recht junges Museum

Das Museum ist erst sieben Jahre alt. 1997 wurde es auf private Initiative im Komplex der Casa Camuzzi, dem ersten Wohnsitz Hesses in Montagnola, eröffnet. Inzwischen wird es von einer Stiftung getragen, die neben dem Museumsbetrieb auch zahlreiche Veranstaltungen organisiert, welche sich dem Werk und Leben des Nobelpreisträgers widmen. Trotz 15'000 Museums-Eintritten im Jahr 2003 ist die finanzielle Situation der Stiftung aber angespannt.

Das über mehrere Stockwerke verteilte Museum ist klein, aber gleichwohl reich an Objekten. In der Dauerausstellung finden sich seit diesem Jahr wertvolle Erstausgaben, unter anderem von "Siddartha" und dem "Glasperlenspiel".Zwei bedeutende Werke, die im Tessin entstanden sind.

Hesses Schreibmaschine ist ausgestellt, aber auch sein berühmter Strohhut, mit dem er auf seine Mal-Ausflüge ging und der zu seinem Markenzeichen wurde. Persönliche Gegenstände sowie zahlreiche Fotos, Bücher und Aquarelle geben einen Eindruck vom Leben des Literaten.

Auf den Spuren von Hesse

Neugestaltet und erweitert ist seit diesem Jahr auch der Hermann-Hesse-Wanderweg. Der einstündige Weg rund um Montagnola führt zu den Orten, mit denen der Schriftsteller in einer Beziehung stand.

Sein langjähriges Wohnhaus, die Casa Rossa, befindet sich heute in Privatbesitz, ist aber vom Weg aus zu sehen. Persönlich erkunden kann man dafür Grotti (einfache Gartenrestaurants), in denen Hesse einkehrte. Schliesslich gelangt man auch zum Grab des Schriftstellers am Friedhof S. Abbondio in Gentilino.

Hesse hatte sich 1919 in Montagnola niedergelassen. Auf dem Bergrücken der Collina d’Oro fand er Ruhe und Abgeschiedenheit, südliches Klima und überwältigende Natureindrücke. Dies waren die Bedingungen für seine schriftstellerische Kreativität.

Beziehung zu den Menschen

Die Einwohner Montagnolas sahen in Hesse einen sonderbaren Fremden. Und in gewisser Weise blieb er dies immer, auch wenn es zu einer Annäherung an die Einheimischen kam und er in seinem Todesjahr 1962 sogar die Ehrenbürgerschaft seiner Wahlgemeinde erhielt.

Das Verhältnis zwischen den Einwohnern Montagnolas und Hermann Hesse und dem Kanton Tessin war im letzten Jahr Thema der Sonderausstellung "Wie eine vorbestimmte Heimat". Greifbar ist nach wie vor eine CD mit Interviews von Zeitzeugen, die Hesse persönlich erlebt haben.

Sonderausstellungen in Montagnola

Auch im laufenden Jahr organisiert das Hesse Museum wieder Sonderausstellungen. Bereits angelaufen ist "Mail Art: Hommage an Hermann Hesse". Es handelt sich um Werke von 150 Künstlern aus aller Welt, die sich von Hesse inspirieren liessen (bis 16.Mai).

Danach eröffnet "Hugo Ball – Der magische Bischof" (29. Mai- 5. September). Aufgezeigt wird das Wirken, Arbeiten und Denken dieses vielseitigen Geistes in seinen letzten Lebensjahren von 1915 bis 1927. Ball gilt als einer der Begründer des Dadaismus in Zürich und wurde in den gemeinsamen Jahren mit Hesse im Tessin zu dessen engem Freund.

Die dritte Ausstellung "Im Dienste der gemeinsamen Sache – Hermann Hesse und der Suhrkamp Verlag" (18. September bis 1. Februar 2005) zeichnet die Geschichte des Verlages, die eng mit der Geschichte Hesses verknüpft ist, nach: Von den Anfängen im Fischer Verlag, in dem Peter Suhrkamp Hermann Hesse kennenlernte, über die leidensvolle Zeit im Nationalsozialismus, welche Suhrkamp nur knapp im Konzentrationslager überlebte, bis zur Gründung des Verlages und dessen glanzvolle Entwicklung unter Siegfried Unseld.

Gerhard Lob, swissinfo
(April 2004)

Wenn man Hermann Hesse mag - es lohnt sich wirklich!

LG,
Malve
 
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Aus dem familiären Bereich waren zwei Frauen von Bedeutung für die Entwicklung Hermann Hesses: Seine Mutter Marie, die im Jahre 1902 starb, und seine zwei Jahre ältere Schwester Adele, mit der Hermann Hesse bis zum Tode Adeles im Jahre 1949 in regem Kontakt stand.

1904 heiratet Hermann Hesse die neun Jahre ältere Mia Bernoulli aus Basel, die erste Frau in der Schweiz mit eigenem Fotoatelier. Sie ziehen nach Gaienhofen an den Bodensee, wo die drei Söhne Bruno (1905), Heiner (1909) und Martin (1911) zur Welt kommen. Mia Bernoulli und Hermann Hesse trennen sich 1919.

Im Tessin lernt Hermann Hesse die junge Ruth Wenger kennen. Er heiratet sie 1924, drei Jahre später lassen sie sich wieder scheiden.

Kurz darauf tritt Ninon Ausländer, verheiratete Dolbin, in das Leben des Schriftstellers. Die beiden ziehen 1931 in die Casa Rossa in Montagnola und heiraten im gleichen Jahr. Mit Ninon bleibt Hermann Hesse bis zu seinem Tode im Jahre 1962 zusammen.
Fondazione Hermann Hesse – Frauen

Die Sorgepflicht für eine Familie nötigte Hesse zu gesteigerter schriftstellerischer Produktion. Er publizierte die Romane „Unterm Rad“ (1906), „Gertrud“ (1910) und „Roßhalde“ (1914), veröffentlichte Erzählungsbände wie „Diesseits“ (1907) und „Umwege“ (1912), schrieb Artikel für zahlreiche überregionale Periodika und edierte 1907-1912 zusammen mit Ludwig Thoma die Münchner Kulturzeitschrift „März
www.radiobremen.de/online/hesse/biografie_2.html


Es gibt einen Briefwechsel zwischen Hermann Hesse und seiner zweiten Frau Ruth:
https://www.gss.ucsb.edu/projects/hesse/papers/Minkus-Rezension-Herz.pdf



Gruss,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Uta und Malve,

für einen Tagesausflug ist mir das ehrlich gesagt zu weit ;) !

Ich habe heute allerdings erneut begonnen, das Glasperlenspiel zu lesen. Schauen wir mal, wie weit ich komme... .

Herzliche Grüße von
Leòn

Das Glasperlenspiel


Das Glasperlenspiel. Versuch einer Lebensbeschreibung des Magister Ludi Josef Knecht samt Knechts hinterlassenen Schriften ist ein dystopischer Roman von Hermann Hesse, der 1931 begonnen und 1943 im Verlag Fretz & Wasmuth, Zürich, veröffentlicht wurde und das Streben nach Wahrheit beschreibt.

Hermann Hesses letztes Werk ist das Buch der Zukunft, in welchem er das Leben seines Helden Magister Ludi Josef Knecht ins Jahr 2200 transportiert. Der Namenszusatz 'Magister Ludi' verweist auf ein Wortspiel, denn der lateinische Wortstamm 'ludus' bedeutet sowohl 'Spiel' als auch 'Schule'. Um diese beiden Themen baut sich eine Romanwelt auf, in der sich die Gelehrten aus der sonstigen Gesellschaft vollkommen zurückgezogen haben und abgeschieden in der Provinz Kastalien leben. Josef Knecht hat Einblicke in beide Gesellschaftsgruppen und erkennt die Gefahr, die in dieser Separation der Gelehrtenwelt liegt.

Zugleich entwirft der Roman einen zukünftigen Kulturzustand, in dem nichts Neues, Aufregendes, Abenteuerliches mehr entdeckt und geschaffen, sondern nur noch mit dem Vorhandenen "gespielt" werden kann. Das Heraufziehen eines solchen Kulturzustands war die Sorge vieler Intellektueller in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Thomas Mann gestaltete sie in seinem Doktor Faustus, der nach seinem eigenen Urteil Parallelität zum Glasperlenspiel aufweist.

Umgangssprachlich wurde Glasperlenspiel von daher zum Ausdruck für ein selbstzweckhaftes, eitles und unkreatives Hantieren mit kulturellen Klischees.

1946, drei Jahre nach Erscheinen des Glasperlenspiels, wurde Hesse der Nobelpreis für Literatur verliehen.

Das eigentliche „Glasperlenspiel“

In der Mitte der Gesellschaft Knechts steht das (fiktive) Glasperlenspiel. Die genauen Regeln des Spiels werden nur angedeutet und sollen so kompliziert sein, dass sie nicht einfach zu veranschaulichen sind. Es handelt sich am ehesten um eine abstrakte Synthese aller Wissenschaften und Künste. Es wird von Spielern betrieben, die tiefe Verbindungen zwischen anscheinend nicht verwandten Themengebieten herstellen bzw. anstreben, theoretische Gemeinsamkeiten von Künsten und Wissenschaften aufzuzeigen. Beispielsweise wird ein Bach-Konzert mit einer mathematischen Formel verknüpft.

Das Glasperlenspiel erhielt seinen Namen von den ursprünglich verwendeten Spielsteinen, vielleicht ähnlich denen eines Abakus oder des Go-Spiels. Zur Zeit der Romanhandlung wurden diese jedoch überflüssig und das Spiel wurde nur noch mit abstrakten gesprochenen Formeln gespielt. Der Publikumserfolg für ein „gutes Spiel“ wurde sowohl durch musikalische Klasse als auch mathematische Eleganz erreicht.

Abgesehen von der Verbindung zu Go, scheint das Konzept des Glasperlenspiels Ähnlichkeit zu den Ideen von Leibniz einer universellen wissenschaftlichen Formalsprache (Characteristica universalis) aufzuweisen.

Das Glasperlenspiel - Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Leòn,
du könntest ja nach Bremen fahren:
Bis 3. Juni 2007 im Leopoldmuseum in Wien: Ausstellung "Hermann Hesse - Dichter und Maler"
(20. April 2007) (das wäre was für RRichter)

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Die Bremer Sonderausstellung "1001 Nacht - Wege ins Paradies"
über paradiesische Gärten, Schöpfungsmythen und Sozialutopien
enthält auch eine Darstellung des Monte Verità mit Bildern von Gusto Gräser.


Katalog zur Ausstellung
Viele seltene Bilder in hervorragender Qualität
Mit Kapiteln über den Monte Verità und dessen Ableger auf Kabakon in der Südsee

211 Seiten
Näheres in
Überseemuseum Bremen

Noch bis 30. 7. 2007 im Überseemuseum Bremen, Bahnhofsplatz 13.
Übersee-Museum Bremen
Bahnhofsplatz 13, 28195 Bremen.
Tel.: +49(0)421/16038190
Fax: +49(0)421/1603899
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 9-18 Uhr; Samstag und Sonntag 10-18 Uhr. 1.Mai geschlossen.
1001Nacht.jpg
Aktuell

Gruss,
Uta
 
Wow! Danke Uta! Ein toller Tipp! (Und dann auch noch in meinem Lieblingsmuseum - das Überseemuseum ist wirklich toll! ) - Irgendwie war die Information über die Ausstellung bislang an mir vorbeigegangen!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Noch mal eben zum Glasperlenspiel:

Das Glasperlenspiel

Musik des Weltalls und Musik der Meister
Sind wir bereit mit Ehrfurcht anzuhören,
Zu reiner Feier die verehrten Geister
Begnadeter Zeiten zu beschwören.

Wir lassen vom Geheimnis uns erheben
Der magischen Formelschrift, in deren Bann
Das Uferlose, Stürmende, das Leben,
Zu klaren Gleichnissen gerann.

Sternbildern gleich ertönen sie kristallen,
In ihrem Dienst ward unserm Leben Sinn,
Und keiner kann aus ihren Kreisen fallen,
Als nach der heiligen Mitte hin.

Es führen über die Erde
Strassen und Wege viel,
Aber alle haben
Dasselbe Ziel

Du kannst reiten und fahren
Zu zwein und zu drein,
Den letzten Schritt
Mußt du gehen allein.

Drum ist kein Wissen
Noch Können so gut,
Als daß man alles Schwere
Alleine tut.




 
hi leon
hier ein paar zeilen die ich bei amazon zum glasperlenspiel mal reingestellt hatte:

Das Glasperlenspiel ist für mich Hermann Hesses wichtigstes Buch neben "Steppenwolf" und "Siddharta".
Er hat hier vielschichtig die Summe seines Lebens gezogen.
Auf verschlüsselte Weise ist das Glasperlenspiel ein autobiografisches Werk. Viele für Hesse wichtige Menschen tauche hier auf z.B. der Musiker Eisenberg als Ferromonte oder Thomas Mann als der Vorgänger J. Knechts = Hesse unter dem Namen Thomas v. der Trave. Vorgänger wohl deshalb weil Mann den Nobelpreis vor Hesse bekam.
Das Glasperlenspiel ist eine Methapher für die Schriftstellerei
und das Buch erzählt gegen Ende den Abschied der Hauptfigur vom "Glasperlenspiel" sowie dessen Tot. (Es war das letzte Buch Hesses und sein "Tot" als Autor.)
Hier wird manchmal kaum verhüllt deutlich wie der Autor seine menschliche Entwicklung erlebt und gedeutet hat.
Er bekräftigt den Bezug nocheinmal anhand seines, im Buch eingewobenen, Gedichtes "Stufen".
Er hat auch das nichtmehr Schreiben als Teil seines Weges gesehen.
Die Bühne zuverlassen um zu seinen Wurzeln zu gehn.
Ich habe dieses Buch mit großem Vergnügen wieder gelesen.

lieber gruß
andreas
 
Das Glasperlenspiel. Hermann Hesse
Josef Knecht steigt in der Ordensprovinz Kastalien zum Magister Ludi auf, dem höchsten Priester des sakralen Glasperlenspiels. Der Orden idealisiert die vollkommene Selbstaufgabe des Einzelnen für den Dienst an der Gemeinschaft. Doch bald schon stößt Knecht an die Grenzen seiner dienenden Selbstverwirklichung und bricht auf ...

Das Glasperlenspiel ist ein Spiel mit sämtlichen Inhalten und Werten unserer Kultur, es spielt mit ihnen, wie etwa in den Blütezeiten der Künste ein Maler mit den Farben seiner Palette gespielt haben mag.

Hören Sie nur auf diese Stimme, die jetzt nicht mehr aus einem Buche, sondern in Ihrem eigenen Inneren spricht; sie wird Sie weiterführen. Hermann Hesse

Sprecher: Rudolf Wessely, Ulrich Matthes, Barbara Nüsse, u.v.a.
Regie: Christiane Ohaus
Produktion: Hessischer Rundfunk / Radio Bremen, 2002

5 CD
Hörspiel
Gesamtlaufzeit ca. 272 Minuten
www.aktivraum.de/shop/irw_cat.57473132.product.332d38393538342d3937392d30.html

Kennt jemand diese CDs?

Gruss,
Uta
 
hi uta
nein diese kenne ich nicht.
ich kenne eine (schreckliche') aufname aus den 60ern die ich mir echt nicht anhören konnte.
hab leider nur noch das produktions jahrzehnt im kopf.
der rest ist dem glücklichen vergessen anheim gefallen ;-)
lieber gruß
andreas
 
Hallo Andreas,

schöne, klare Worte - eine sehr schöne Rezension des Buches!

Auch ich lese dieses Buch immer wieder gerne.

Liebe Grüße

Chiara
 
Mehr zum Glasperlenspiel:


Sprecherin:
Im Anfang, so weiß es die griechische Mythologie, war „Chaos“, der Urstoff, dann entstand die Erde und sofort auch Eros, der den klaren Verstand zusammenbrechen lässt, aber dafür sorgt, dass Unvereinbares, voneinander Geschiedenes in Eins fällt. Eros war der, der das Durcheinanderwürfeln, das „Diaballein“ in die Welt brachte - der anfängliche Diabolos, den erst die Christen in ihrer Weltfremdheit verteufelten. Bereits er, der anfängliche Eros-Diabolos, strebte nach dem, was viel, viel später dem Collagen-Künstler Kurt Schwitters vorschwebte: alles mit allem in Beziehung zu bringen - und was später „Glasperlenspiele“ heißen sollte.

Sprecher:
Dass es mit der Kunst eines Tages so weit kommen könnte, da die „Hervorbringung“ - die alten Griechen sprachen von Poiesis - von „Werken“ aus Mangel an „Kreativität“ zur „Kunst der Zusammenstellung“ von bereits vorhandenen Erzeugnissen werden könnte: das hat nicht erst Peter Sloterdijk in seiner Salzburger Festspielrede von 2001 zur Sprache gebracht. Schon 1943 ist ihm darin Hermann Hesse mit seinem „Glasperlenspiel“ zuvorgekommen. In der ästhetischen Provinz „Kastalien“, irgendwo im Abendland gelegen, übt eine höchst verfeinerte Elite, ein „Orden“, die Kunst des Glasperlenspielens; und diese Kunst, deren Ende ebenfalls vorhersehbar ist, könnte man als eine Art praktizierter Anteilnahme an der Kulturgeschichte bezeichnen. Ein „Meister“ des Spiels weckt im Lauf einer „Aufführung“ Erinnerungen an Produkte kreativer Zeiten; und die jeweilige Kombination der Erinnerungen oder Zitate macht den Charakter des einzelnen Spiels aus. Es handelt sich bei dem „Spiel“ um eine Art von Musizieren, das sich über Tage und Wochen hinziehen kann, aus „Kontemplation“ hervorgeht und „Kontemplation“ bewirkt. Der zeitweilige „Magister ludi“ Josef Knecht sagt es so:

Zitator:
„Wir halten die klassische Musik für den Extrakt und Inbegriff unsrer Kultur, weil sie ihre deutlichste, bezeichnendste Gebärde und Äußerung ist. Wir besitzen in dieser Musik das Erbe der Antike und des Christentums, einen Geist heiterer und tapferer Frömmigkeit, eine unübertrefflich ritterliche Moral. Denn eine Moral letzten Endes bedeutet jede klassische Kulturgebärde, ein zur Gebärde zusammengezogenes Vorbild des menschlichen Verhaltens. ... Immer ist die menschliche Haltung, deren Ausdruck die klassische Musik ist, dieselbe, immer beruht sie auf derselben Art von Überlegenheit über den Zufall. Die Gebärde der klassischen Musik bedeutet: Wissen um die Tragik des Menschentums, Bejahen des Menschengeschicks, Tapferkeit, Heiterkeit! So soll es auch in unsern Glasperlenspielen klingen, und in unserm ganzen Leben, Tun und Leiden.“

Sprecher:
Ursprünglich, so erfährt der Leser, sei das Spiel „die Spezialunterhaltung bald der Mathematiker, bald der Philologen oder Musiker“ gewesen, dann aber sei es zum „Inbegriff des Geistigen und Musischen geworden, zum sublimen Kult“, zu einer Höchstform des „magischen Theaters““.

Sprecherin:
Zunehmend wurde das „Spiel“ zu einer gewissermaßen religiösen Übung, zu einer „erlesenen, symbolhaften Form des Suchens nach den Vollkommenheiten“, zu einem „Sichannähern an den ... in sich einigen Geist“, zu einer „Art Weltsprache der Geistigen“, „nahezu gleichbedeutend mit Gottesdienst, während es sich jeder eigenen Theologie enthielt“. Aber es ging sozusagen ums „Ganze“, wie jener Josef Knecht zu verstehen gab:

Zitator:
„Ich begriff plötzlich, dass in der Sprache oder doch mindestens im Geist des Glasperlenspiels tatsächlich alles allbedeutend sei, daß jedes Symbol und jede Kombination von Symbolen nicht hierhin oder dorthin, nicht zu einzelnen Beispielen, Experimenten und Beweisen führe, sondern ins Zentrum, ins Geheimnis und Innerste der Welt, in das Urwissen ... nichts anderes als ein unmittelbarer Weg ins Innere des Weltgeheimnisses, wo im Hin und Wider zwischen Ein- und Ausatmen, zwischen Himmel und Erde, zwischen Yin und Yang sich ewig das Heilige vollzieht.“

Sprecherin:
Doch das erreichte Heilige war auch noch kein Letztes. Der Spielmeister Josef Knecht durchschaut die Abgehobenheit seiner Kunst, die einen um die Freiheit bringen kann, er verlässt den Orden der elitären Künste und mischt sich in die Welt. Auch in der, so mag man hinzusetzen, lässt sich mit vollem Ernst spielen, eine Spielkunst betreiben, die ihre Formen aus der Substanz des Alltäglichen gewinnt. Und es könnte sein, dass einer, der elitär sein möchte, das Spiel der Kunst wie die Kunst des Spiels schon nicht mehr begriffen hat.
Dr. Wilhelm Höck        Anzengruberstraße 5       82194 Gröbenzell

glasperlenspiel1.jpg

www.metaforum.com/deutsch/internationale_camp...
 
Einen Gruß an Alle,:)

ich habe heute ein paar Seiten weiter gelesen und werde den "dunklen" Verdacht nicht los, als wenn doch noch ein wenig mehr darin steckte, als dass es nur ein - wenngleich brillantes, ja genial gestaltetes - metaphorisches Gebäude zur Schriftstellerei darstellte. Ich finde, dass ja auch andere seiner Bücher, wie vor allem die Morgenlandfahrt und der Steppenwolf, dermaßen vieldeutige Interpretationen zulassen, dass eine allein immer zu kurz greifen wird. Selbst Siddharta lässt sich aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachten und unterschiedlich interpretieren.
Na, ich werde mal sehen, was ich da noch so zu finden glauben werde ...;) .

Herzliche Grüße und danke für diesen schönen Thread, an Alle -

von Leòn
 
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