Angelika Zegelin: Mein Fuß muss immer rausgucken - persönliche Anmerkungen zur Patientenverfügung
Wahrscheinlich können sich nur wenige von uns vorstellen, unter welch reduzierten Bedingungen ein Dasein noch "lebenswert" sein kann… das Hochschnauben der Nase, das Spielen mit einer Falte im Laken, das Nachspüren eines Duftes kann einem Menschen versichern, "ich bin noch da". Vermutlich passt sich unser Lebenswille den Möglichkeiten an, deswegen bleibt es schwierig, generelle Aussagen für alle Zeiten treffen zu wollen. Dabei gibt es ohne Frage auch quälende Zustände, z.B. Schmerz und/oder Einsamkeit, deren Beendigung herbeigesehnt wird.
Ich schreibe diesen Text vor allem als Privatperson, gleichzeitig weiß ich als Pflegewissenschaftlerin natürlich um alle Facetten der Pflegebedürftigkeit.
Für mich wären eine ganze Reihe von Verletzungen und Missachtungen unerträglich. In der Regel sind Menschen, die Verfügungen verfasst haben, nicht mehr in der Lage, ihren eigenen Alltag zu gestalten, sie sind pflegeabhängig, und das oft über (zunehmend) längere Zeit. Ein Mensch, der nicht mehr auf sich achten kann, ist schon innerhalb weniger Stunden vielerlei Gefahren ausgesetzt. Bei einer kompetenten Pflege ist damit zu rechnen, dass diese Gefahren erkannt und verhütet werden. Doch eine "gute" Pflege bedeutet viel mehr; es sind täglich viele hunderte Kleinigkeiten, Entscheidungen, die den bisherigen Alltag für den pflegebedürftigen Menschen fortsetzen können, trotz Pflegeübernahme.