Früherer KZ-Wächter in Untersuchungshaft

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das ist ein Thema was mir im Moment nicht mehr aus dem Kopf geht.
Ich find es ja einerseits gut das Menschen für ihre Taten gerade stehen müssen,
aber in diesen Fällen trifft es wohl eher nicht die richtigen.
Ich denke jeder von uns hätte damals ähnlich gehandelt wenn er unter Druck gesetzt würde.Das entschuldigt das Grauen sicher nicht, aber die Menschen die heute noch leben waren ja auch nur die ausführenden Personen.
Wenn sie nicht gespurt hätten, dann wären sie sicher auch umgebracht worden.
Das ist eine komplizierte Sache. Wenn es jemand wäre der für diese grauenhaften Taten verantwortlich wäre, dann sollte man ihn zur Rechenschaft ziehen, aber die letzten Glieder der Kette kann man meist nicht verantwortlich machen...

Ich hoffe ihr versteht was ich damit sagen will.
Keinesfalls will ich damit die Taten von damals rechtfertigen oder in Schutz nehmen...
 
hier habe ich einen Bericht dazu gefunden: KZ-Wärter John Demjanjuk in München Stadelheim im Gefängnis Prozess erwartet - München - Aktuelles - tz-online.de

ich kann verstehen was du meinst, magic. Dieser Mann hat wohl, wenn dieser Bericht stimmt, damals nicht anders handeln können, wenn er weiterleben wollte.
Ich weiss nicht was ich in seiner Situation getan hätte, vielleicht dasselbe.
Wer noch nie in solch einer Situation war kann da leicht sagen er würde so etwas niemals tun. Der Überlebenswille des Menschen ist nicht zu unterschätzen, und Angst vor Folter und Tod haben schon viele Menschen Dinge tun lassen, die sie normalerweise niemals tun würden.

Wie sieht es in diesem Mann wohl aus, welche Bilder hat er im Kopf?
Es muss schrecklich sein mit solchen Bildern leben zu müssen.

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Interessante Ansichten und Kommentare dazu findet man im Folgenden:

Wie auch immer, dass ausgerechnet ein Ex-Rotarmist und Kriegsgefangener als “letzter lebender NS-Verbrecher” den Kopf hinhalten muss, ist schon eine Ironie der Geschichte - wenn man an die zahlreichen KZ-Schergen deutscher Herkunft denkt, die unbehelligt im Nachkriegsdeutschland lebten oder hier gar nach wie vor ihren Lebensabend verbringen.
Quelle: law blog Archiv Rotarmist und NS-Verbrecher
 
Kennt einer den Film "Der Vorleser" ? Sehr sehenswert. Er setzt sich mit dieser Problematik auseinander.

Jeder Mensch muss für das, was er tut, die Verantwortung übernehmen. Wenn das stimmt: 29 000 Menschenleben - dann ist das eine große Last. Eine Last, mit der ich jedenfalls kein unbekümmertes Familienleben führen könnte.

Ich glaube nicht, dass der Mann schreckliche Bilder vor Augen hat. Verdrängung ist ein wirksames Prinzip. Wo sind sie denn, die damaligen Täter -sich heute gern als Opfer sehend...Was haben sie für Lehren daraus gezogen? Was haben sie ganz persönlich "wieder gut gemacht" ?
Wo sind sie, die Millionen, die morden mußten und die danach geschwiegen haben, obwohl sie auch danach so viel mehr gegen Krieg und für den Frieden hätten tun können - wenn sie bereit gewesen wären, Verantwortung zu übernehmen...aber auch das haben sie - wie damals - anderen überlassen.
Das Thema wurde - und wird auch heute noch - gern totgeschwiegen.
 
Hallo Magic,

ich kann Deine Gedanken gut nachvollziehen und teile sie partiell auch.
Nun denke ich, dass ein Rechtsstaat, bei einem solchen Verbrechen, wie es dem Angesprochenen zur Last gelegt wird, strafrechtlich reagieren muss.
Das heißt, ein Verfahren muss eröffnet werden, bei dem dann die Sachverhalte - belastende und entlastende, insbesondere auch mildernde Umstände, einbezogen und beleuchtet werden.

Das Gericht muss dann eine - alles berücksichtigende - Entscheidung fällen.

Ein Gnadenerlass, vielleicht wegen des Alters, ist auch danach - im Falle einer Verurteilung - möglich.

Aber ein schwieriges Thema, so finde ich, ist und bleibt es!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
ich finde es auch ein verdammt schwieriges Thema.

Ich bin gespannt wie es damit weiter geht.

Aber ich denke wie Hexe, das der Überlebenswille Menschen zu Handlungen zwingt, die sie sonst nicht tun würden...
 
Ich glaube nicht, dass der Mann schreckliche Bilder vor Augen hat. Verdrängung ist ein wirksames Prinzip. Wo sind sie denn, die damaligen Täter -sich heute gern als Opfer sehend...Was haben sie für Lehren daraus gezogen? Was haben sie ganz persönlich "wieder gut gemacht" ?

Hallo Anne,

Verdrängung ist ein wirksames Prinzip. Und manchmal für eine Zeitlang überlebenswichtig. Es gibt Dinge die sind so schwer zu verdauen, die kann man fürs erste nur verdrängen, und dann Häppchenweise wieder hervorholen.

Es stimmt schon, jeder muss Verantwortung für seine Handlungen übernehmen, früher oder später. Auch für die, die unter solchen Umständen getan wurden.
Aber Opfer sind diese Menschen deshalb trotzdem, meiner Meinung nach.

Und wegen der Bilder: ja, man kann verdrängen, so sieht man die Bilder nicht bewusst vor sich. ABer kein Mensch kann solche Dinge total vergessen oder ungeschehen machen. Die Bilder, Gefühle sind im Bewusstsein gespeichert. Und hin und wieder tauchen sie auf, mehr oder weniger bewusst, manchmal in Träumen, manchmal gänzlich im Unterbewusstsein. Und das tut dem Menschen weh, verletzt ihn, teilweise bewusst, oder eben auch gänzlich unbewusst.

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
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