bedeutet loslassen keine Bindungen eingehen?

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Wie lebt ein Mensch, der sich an nichts binden will...und wenn er es dann macht wieder loslässt um Neuland zu ergründen?

Diese Frage hat ja nichts mit dem Thread-Titel zu tun, oder?

Ich denke aber, daß ein Mensch, der sich an nichts binden will, sich doch an etwas binden will, nämlich an seine vermeintliche Freiheit. Er wird zwar immer wieder Neues erleben (vielleicht auch immer wieder Neues, das er eigentlich schon längst kennt), aber er wird auch kennenlernen, was es heißt, ziemlich allein zu sein, ohne soziale Kontakte usw.

Gruss,
Uta
 
bedeutet loslassen keine Bindungen eingehen ?

Hallo,

ich habe ein neues Thema für diesen Beitrag eröffnet, er ist interessant und wichtig genug um darüber zu diskutieren, finde ich. :)

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
bedeutet loslassen keine Bindungen eingehen ?

Wer keine Bindung eingeht kann logischerweise auch nicht loslassen. :schock:
 
bedeutet loslassen keine Bindungen eingehen ?

Andersherum kann man es auch sehen:

Loslassen kann man nur etwas, was da ist. Also ist da jemand Bindungen eingegangen. Wobei es ja gar nicht um eine soziale Bindung gehen muß. Das kann auch ein Hobby, ein Sammlertrieb etc. sein.

Als Beispiel:
Wenn jemand sich dem Buddhismus zuwendet, der ja sehr viel vom Loslassen hält, dann wird er Vieles in seinem jetzigen Leben loslassen, aber er wird etwas anderes finden: die Lebensphilosophie des Buddhismus.

Ich finde, daß eine wichtige Frage zum Thema "loslassen" immer ist: loslassen - wozu?
Meiner Meinung nach steckt immer ein Ziel dahinter, wenn ich nun auf einmal meine bisherigen Gewohnheiten, Beziehungen, Denkmuster loslassen möchte.

Gruss,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet:
Dahinter kann auch Verlustangst stecken. Oder es ist nur ein Schutz: "Wenn ich mich emotional nicht binde, kann mir niemand so leicht weh tun."

Grüße, Anne
 
Die Frage deutet eher auf einen bestimmten Hintergedanken hin als das sie per se nach Sinn und Zweck des "Loslassen" fragt.

In meinem Verständnis ist "loslassen Können" überhaupt erst die Grundvoraussetzung für eine Bindung(-sfähigkeit). Erst wenn ich in der Lage bin bestimmte Vorstellungen oder Wünsche und Bedürfnisse, die ich ganz persönlich habe loslassen zu können, kann ich mich meinem Gegenüber auch wirklich öffnen. Wenn ich starr an bestimmten Grundsätzen und Erwartungen festhalten will, wenn ich andauernd diese auf den Anderen projeziere ohne mir dessen bewusst zu sein, gibt es keine Partnerschaft sondern eben das, was wahrscheinilich viele von uns aus eigener Erfahrung kennen - ein sich auf einander beziehen und an ein- ander "Ziehen". Und dies in endlosen Formen der Vielfalt, nicht immer mit allzu schönen Begleiterscheinungen. Manchen ist dies wichtig und eine Essenz ihres Lebens.

Loslassen kann auch bedeuten über das Wichtige und Unwichtige im Leben zu lernen und dies anzuerkennen. Manche Dinge will und muss ich festhalten - sie gehören quasi "zu mir" und ich will sie nicht veräussern. Andere sind völlig unwichtig und letztlich sogar hinderlich - sie behindern mich und meine Fähigkeit offen und neugierig auf Neues und Unbekanntes zu zu gehen.

Doch Loslassen geschieht wohl selten aus freien Stücken und dem geht meist ein Prozess voraus, in dem wir das destruktive im Festhalten erleben, erfahren wie sehr das von uns festgehaltene uns am Fortschreiten hindert.

Ich selbst war (und bin) mir bestimmter Muster in meinen Beziehungen lange nicht bewusst und musste erst von Aussen auf diese quasi gestossen werden. So erlebte ich immer wieder in persönlichen Beziehungen, wie viele Kompromisse ich einging, um dadurch etwas scheinbar sehr wertvolles zu erhalten. Ich tauschte es jedoch ein gegen etwas anderes, was letztlich viel kostbarer war und ist - im Grunde "mich".

Seit dem dies nicht mehr funktioniert, weil ich mich einfach Stück für Stück aus diesen Beziehungen heraus zog - da es nicht mehr auszuhalten war und durch die eingefahrenen Strukturen auch nicht mehr "aufzulösen", erlebe ich zweierlei:

Alleinsein, welches ich immer mehr und mehr geniesse. Und - den Wunsch nach Nähe, der jedoch nun offener und eindeutiger wird. Einfache und liebevolle Nähe ohne bestimmte Erwartungen. Es braucht nicht mehr die tollen Freundschaften und intensiven stundenlangen Gespräche. Es kann auch ein ganz nebensächliches Gespräch mit Menschen sein, dass dieses Bedürfnis stillt. Und darin finde ich Befreiung von verschiedenen Beziehungsaspekten, an denen ich allzu lange festgehalten habe.

Gleichsam erfuhr und erfahre ich im Alleinsein ein Loslassen von Vorstellungen bzgl. Freund- und Partnerschaft, welches wiederum zu mehr Selbstständigkeit und Verantwortung gegenüber mir und meinen Bedürfnissen führt. Und bewirkt, dass ich dann in einer Beziehung ebenfalls verantwortungsbewusster handel.

Ohne Loslassen ist für mich eine Partnerschaft bzw. eine Bindung somit nicht denkbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Yazz,

ich finde, dass Du das sehr schön beschrieben hast. Ich empfinde das ähnlich, hätte es aber so nicht formulieren können!

Herzlichen Dank von
Leòn
 
Diese Frage hat ja nichts mit dem Thread-Titel zu tun, oder?

Ich denke aber, daß ein Mensch, der sich an nichts binden will, sich doch an etwas binden will, nämlich an seine vermeintliche Freiheit. Er wird zwar immer wieder Neues erleben (vielleicht auch immer wieder Neues, das er eigentlich schon längst kennt), aber er wird auch kennenlernen, was es heißt, ziemlich allein zu sein, ohne soziale Kontakte usw.

Gruss,
Uta


Genau diesen Zustand habe ich durchlebt, darum würde ich gern trotz sehr guter "Vorredner" noch was dazu schreiben.

Ich habe fest geglaubt ich würde Bindungen lösen um für mich einen Neuanfang zu machen. Erst löste ich die auf den ersten Blick erkennbar für mich belastenden Bindungen, dann die eher unterschwellig negativen und schließlich alle die nicht ganz klar und eindeutig positiv für mich waren.

Es hat Jahre gedauert, ein schleichender Prozess. Darum fiel mir lange nicht auf, dass ich keine neuen Bindungen einging! Ich fühlte mich vordergründig sehr wohl damit. Weniger Verpflichtungen, weniger Stress, als hätte ich tatsächlich persönliche Freiheit gewonnen. Doch das Bedürfnis mich aus Bindungen zu lösen, wurde sogar intensiver. :confused:

Letzten Endes stellte ich fest, dass es Dinge waren die sich nur durch gezielte therapeutische Aufarbeitung verarbeiten lassen, die ich eigentlich hatte "abschütteln" wollen. Das äußerliche Lösen war ein Symbol dafür, konnte aber natürlich nicht den Ballast ablegen den ich innerlich mit mir herum trug.

Ich möchte es nicht pauschalisieren, gehe aber davon aus dass es vielen Menschen die Bindungen meiden und ihre persönliche Freiheit daran fest machen möglichst wenig enge Bindungen zu haben, ähnliche gehen könnte.

Inzwischen denke ich persönliche Freiheit ist nur dann möglich wenn man loslassen kann ohne aufzugeben. Loslassen bedeutet für mich nicht mich für immer von einer Person zu verabschieden sondern hat viel feinere Nuancen. Z.B. ein negatives Gefühl loslassen das man mit einer Person verbindet, statt die Person als ganzes abzuschreiben. So gesehen gehören "loslassen" und "Bindungen meiden" für mich nicht zusammen sondern widersprechen einander.

LG Lilith
 
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