Warum gibt es Wut auf Kranke?

hallo whyskyhigh,

im Prinzip gebe ich dir Recht. Probleme sind nicht für jeden gleich, die innere sichtweise zu den Erlebnisssen macht diese zu unseren Problemen.

Nur, das ist ein unbewusster, blitzschneller Ablauf den wir nicht willentlich einfach so ändern können. Darum sind für jeden seine Probleme durchaus existent und nicht nur "zusammengedacht".

Aber gerade wenn man weiss dass unsere Sichtweise der eigentliche teil des Problemes ist, der wichtigere Teil sogar, meine ich, kann man durch langsames, ständiges Üben die Sichtweise bewusst verändern. allerdings gehört dazu eine Menge Geduld.

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Mir kam gerade der Gedanke zu fragen - und der hängt ja mit dem Thema zusammen: Warum sind Kranke manchmal so anspruchsvoll und schwierig?

Gruss,
Uta
 
Hallo Uta,

das frage ich mich manchmal auch. :D

Ich würde sagen das ist einfach eine Typensache.
Ungeduldige Menschen, Menschen die viel erwarten vom Leben, die sind als kranke Menschen einfach "auffälliger". Solange alles glattläuft ist es ja okay, wenn dann eine Krankheit dazwischen kommt wird es schwierig.

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
hallo whyskyhigh,

ich denke ein Mensch der geduldig ist, nicht soviel erwartet, der im Großen und Ganzen zufrieden ist mit dem was er hat oder ist, der kann mit Krankheiten oder Problemen einfach besser umgehen.

Es gibt ja viele Arten mit Krankheiten umzugehen. Die Krankheit nicht zu akzeptieren, sie nicht haben zu wollen, ständig daran zu denken und immer mit dieser Krankheit zu hadern macht einen Menschen ja nicht zufriedener oder glücklicher. So ein Mensch ist eher gereizt, ungeduldig und auch im Umgang schwieriger. Zorn und Wut sind da oft anzutreffen.
Wer es schafft seine Krankheit als einen Teil seines Lebens zu akzeptieren, wer ihr gelassener begegnet und trotzdem ein zufriedenes Leben lebt, der ist auch im Umgang mit anderen wesentlich angenehmer für die Mitmenschen.

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Also ich kann zu dem Thema das Uta angesprochen hat meine Erfahrung mit meiner Krankheit erzählen.

Ich denke, dass ich sehr schwierig war weil ich viele Pläne hatte für mein Leben. Dinge die ich ändern wollte, Dinge die ich erreichen wollte.
Hexe hat etwas sehr wichtiges erwähnt:
Menschen die viel erwarten vom Leben

Für mich war ganz genau das der Punkt der mich unglücklich gemacht hat. Die Krankheit durchkreuzte meine Pläne. Ich war einfach auch nicht der geeignete Mensch für genau diese Krankheit. Mir kam es so vor, als würde diese Krankheit genau die Punkte verlangen worin meine Schwächen lagen.

Und da kommt der nächste Punkt - Ehrgeiz. Ich denke ehrgeizige Menschen kommen damit nicht so gut zurecht, wenn etwas nicht so läuft wie sie das wollen. Sie wollen es verbessern - und da spielt die Krankheit einfach nicht mit.

Für mich war es furchtbar, dass ich mir so schwer tat mit meiner Krankheit umzugehen. Ich wollte einfach immer tolle Werte haben, alles perfekt machen - um sozusagen die Krankheit auf ihr Minimum zu reduzieren und dann wieder so weiterzumachen wie ich das wollte. Ich wollte die Möglichkeit haben etwas zu ändern. Die Krankheiten (da meine ich jetzt nicht nur Diabetes) die ich bekam, gaben mir nicht die Chance irgendetwas zu ändern, etwas zu tun um sie loszuwerden. Ich glaube, ich habe mich einfach auch ein bisschen hilflos gefühlt. Man fühlt sich einfach machtlos. Ein Mensch der ehrgeizig ist, viel tun will, für den ist es glaube ich schwer zu akzeptieren, dass er gar nichts ändern kann. Das er das jetzt akzeptieren muss und damit zurecht kommen muss - so wie es ist. Nicht ein bisschen anders.

Im Krankenhaus wegen Diabetes waren die Ärzte zwar eigentlich sehr zufrieden mit mir - die anderen Patienten sagten zu mir irgendwann, dass ich ein Perfektionist sei. Sie hätten ihr Essen nie abgewogen, so wie ich das mit jedem Essen tat. Ich denke für Sie war es auch nicht so schlimm einen schlechten Wert zu haben. Für mich war das so eine Art Versagen. Mir ging es bei einem schlechten Wert nicht schlecht wegen des Wertes sondern weil ich mir dachte: Ich hätte das besser machen sollen, ich hätte das besser berechnen sollen, ich hätte weniger essen sollen, ich hätte diese Sache nicht essen sollen, usw.
Ich denke sicher auch nicht mehr über die Folgen der schlechten Werte nach, als die anderen. Das ist gar nicht das Problem.

Ausserdem stört es mich, nicht zu wissen was ich falsch gemacht habe. Eigentlich heißt es bei fast allen meiner Krankheiten, dass ich gar nichts dafür kann. Dann hätte ich das aber gerne bestätigt und sicher.

Irgendwann habe ich aufgehört zu kämpfen, zu glauben dass es besser wird - und bin so noch viel unglücklicher geworden. Weil ich mich so nicht mochte - ich wollte nicht jemand sein, der nicht kämpft.

Ich denke, dass es deswegen für Menschen, die viel erreichen wollen, die ehrgeizig sind und die viel von ihrem Leben erwarten so extrem schwer ist.

Ich tue mir zeitweise immer noch schwer mit meinen Krankheiten. Immer dann wenn irgendetwas nicht so läuft, wie ich das gerne will. Ein Fehler von mir, schon klar, es kann nicht alles so laufen wie ich das will. Aber für mich ist es einfach schwer zu akzeptieren, dass ich daran nichts ändern kann.
 
hallo less,

hab vielen Dank für deinen offenen Bericht. :) Ich finde es ist schon ganz viel WErt wenn man selber erkennt was denn nun los ist und warum man sich so schwer tut, warum man zusätzlich zur eigentlichen Krankheit noch mehr leidet.
Klar kann man sich nicht sofort ändern, aber das Erkennen alleine führt automatisch zu Veränderungen, wenn auch in kleinen Schritten.

Du hast sehr anschaulich geschildert warum manch kranker Mensch so schwierig ist. Du bist da übrigens nicht alleine, ich denke die Meisten finden sich hier und da in deinem Bericht wieder. :)

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
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