Frühling

Aus lauter Freude...

über das schöne Wetter heute, poste ich
hier noch ein Gedicht:


Frühlingsliebe
von Birgit Marie Nessel



Zart schlägt mich dein Herzschlag
Liebe in Zeitlosigkeit
Du bist ein Harmonietag
Frühling im Sonnenweit www.my-smileys.de/smileys2/butter.gif

Rosenduft auf deiner Haut
Strahlend blaue Himmelsküsse
haben uns ein Liebesschloss gebaut
durch Herzen fliessen Schmetterlingsflüsse

"Liebe mein Herz"
Leises flüstern unserer Lippen
Brauchen keinen Sehnsuchtschmerz
Gefühle sind wie Weltenklippen
 
Frühlingsgedränge

Frühlingskinder im bunten Gedränge,
Flatternde Blüthen, duftende Hauche,
Schmachtende, jubelnde Liebesgesänge
Stürzen an's Herz mir aus jedem Strauche.
Frühlingskinder mein Herz umschwärmen,
Flüstern hinein mit schmeichelnden Worten,
Rufen hinein mit trunkenem Lärmen,
Rütteln an längst verschlossenen Pforten.
Frühlingskinder, mein Herz umringend,
Was doch sucht ihr darin so dringend?
Hab' ich's verrathen euch jüngst im Traume,
Schlummernd unter dem Blüthenbaume?
Brachten euch Morgenwinde die Sage,
Daß ich im Herzen eingeschlossen
Euren lieblichen Spielgenossen,
Heimlich und selig - ihr Bildniß trage?
www-gewi.kfunigraz.ac.at/gutenberg/texte/lenau/lenau-FR_Uuml_.html

Nikolaus Lenau 1802 - 1850
 
Der Frühling VII
Friedrich Hölderlinwww.my-smileys.de/smileys2/smilie_blume1.gif


Die Sonne kehrt zu neuen Freuden wieder,
Der Tag erscheint mit Strahlen, wie die Blüte,
Die Zierde der Natur erscheint sich dem Gemüte,
Als wie entstanden sind Gesang und Lieder.

Die neue Welt ist aus der Tale Grunde,
Und heiter ist des Frühlings Morgenstunde,
Aus Höhen glänzt der Tag, des Abends Leben
Ist der Betrachtung auch des innern Sinns gegeben.
 
Durch die frühe Dämmerung
Geh ich ganz in Träumen hin,
Und ich weiß es nicht, warum
Ich so still und selig bin,
Dass mein Herz ganz hold und leicht
wie ein Veilchenstrauß sich trägt -
Plötzlich überkommt es mich:
Horch, die erste Amsel schlägt ...

Ina Seidel 1884 - 1974
 
Was ist das Frühjahr
von Goliard

Was ist das Frühjahr anderes
als Leben?
Als sprengendes, herrliches,
ungezügeltes Leben?
Wenn der Krokus empor kraucht
und der Bärlauch sich zeigt,
wenn manch andere Pflanze
an sonnigen Tagen
ihre feinen Triebe spitzt?

Das ist das Frühjahr und das ist das Leben
daran denke ich immer
 
Der Frühling I
von Friedrich Hölderlin

Wenn auf Gefilden neues Entzücken keimt
Und sich die Ansicht wieder verschönt und sich
An Bergen, wo die Bäume grünen,
Hellere Lüfte, Gewölke zeigen,
www.my-smileys.de/smileys2/wee_fly.gif

O! welche Freude haben die Menschen! froh
Gehn an Gestaden Einsame, Ruh' und Lust
Und Wonne der Gesundheit blühet,
Freundliches Lachen ist auch nicht ferne.
 
Der Frühling www.my-smileys.de/smileys2/Spatz.gif
von Friedrich Hölderlin

Es kommt der neue Tag aus fernen Höhn herunter,
Der Morgen der erwacht ist aus den Dämmerungen,
Er lacht die Menschheit an, geschmückt und munter,
von Freuden ist die Menschheit sanft durchdrungen.

Ein neues Leben will der Zukunft sich enthüllen,
Mit Blüten scheint, dem Zeichen froher Tage,
Das große Tal, die Erde sich zu füllen,
Entfernt dagegen ist zur Frühlingszeit die Klage.
 
Der Frühling VI
Frühlingsgedicht von F. Hölderlin


Wenn aus der Tiefe kommt der Frühling in das Leben,
Es wundert sich der Mensch, und neue Worte streben
Aus Geistigkeit, die Freude kehret wieder www.my-smileys.de/smileys2/w00t1.gif
Und festlich machen sich Gesang und Lieder.

Das Leben findet sich aus Harmonie der Zeiten,
Daß immerdar den Sinn Natur und Geist geleiten,
Und die Vollkommenheit ist Eines in dem Geiste,
So findet vieles sich, und aus Natur das Meiste.



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Frühlings Ankunft
Grüner Schimmer spielet wieder
Drüben über Wies' und Feld.
Frohe Hoffnung senkt sich nieder
Auf die stumme trübe Welt.
Ja, nach langen Winterleiden
Kehrt der Frühling uns zurück,
Will die Welt in Freude kleiden,
Will uns bringen neues Glück.

Seht, ein Schmetterling als Bote
Zieht einher in Frühlingstracht,
Meldet uns, dass alles Tote
Nun zum Leben auferwacht.
Nur die Veilchen schüchtern wagen
Aufzuschau'n zum Sonnenschein;
Ist es doch, als ob sie fragen:
»Sollt' es denn schon Frühling sein?«

Seht, wie sich die Lerchen schwingen
In das blaue Himmelszelt!
Wie sie schwirren, wie sie singen
Über uns herab ins Feld!
Alles Leid entflieht auf Erden
Vor des Frühlings Freud' und Lust -
Nun, so soll's auch Frühling werden,
Frühling auch in unsrer Brust!

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
(1798 - 1874)
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Friedrich Rückert

Der Jasminstrauch

Grün ist der Jasminenstrauch
abends eingeschlafen.
Als ihn, mit des Morgens Hauch,
Sonnenlichter trafen,
ist er schneeweiss aufgewacht,
"Wie geschah mir in der Nacht?"
Seht, so geht es Bäumen,
die im Frühling träumen!
 
Frühling
von Hermann Hesse


In dämmrigen Grüften
träumte ich lang
von dein Bäumen und blauen Lüften,
von deinem Duft und Vogelsang. www.my-smileys.de/smileys2/dffg.gif

Nun liegst du erschlossen
in Gleiss und Zier
von Licht übergossen
wie ein Wunder vor mir.

Du kennst mich wieder,
du lockst mich zart,
es zittert durch all meine Glieder
deine selige Gegenwart!
 
Abendlich tönet Gesang ferner Glocken,
lächelnd versinkt voll Frühling ein Tag.
Über das eigene Lied scheu erschrocken,
verstummte die Amsel mitten im Schlag.
Und in dem Regen, der nun begann,
fing leise die Erde zu atmen an.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Wolfgang Borchert 1921-1947
https://borchert.magiers.de/
 
Oh, Uta - ein Gedicht von Wolfgang Borchert...kaum einer weiß, dass er überhaupt Gedichte geschrieben hat (übrigens sehr viele).

Du dunkler Frühlingsgarten,
durch den ich wandre jede Nacht,
all deine Knospen warten
auf ihre junge Pracht.

Wie liegst du schwarz und schweigend nun
und doch so sonnenbang und - toll!
Schon geht der Mond, im See zu ruhn,
bald ist die Stunde voll.


von Christian Morgenstern (1871-1914)
 
Wie schön blüht uns der Maien
nach Georg Forsters Frischen Teutschen Liedlein, III, Nürnberg, 1549

Wie schön blüht uns der Maien,
Der Sommer fährt dahin,
Mir ist ein schön Jungfräulein
Gefall'n in meinen Sinn.
Bei ihr da wär mir wohl,
Wenn ich nur an sie denke,
Mein Herz ist freudenvoll.

2. Bei ihr, da wär ich gerne,
Bei ihr, da wär mirs wohl
Sie ist ein Morgensterne,
G'fällt mir im Herzen wohl.
Sie hat ein' roten Mund,
Könnt ich sie darauf küßen,
Mein Herz würd mir gesund.

3. Wollt Gott, ich fänd im Garten,
Drei Rosen auf einem Zweig,
Ich wollte auf sie warten,
Ein Zeichen wär mirs gleich.
Das Morgenrot ist weit,
Es streut schon seine Rosen;
Ade, mein schäne Maid


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Und hier die Version aus "Des Knaben Wunderhorn" ( I. Band )


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Wie schön blüht uns der Mayen,
Der Sommer fährt dahin,
Mir ist ein schön Jungfräuelein
Gefallen in meinen Sinn.
Bey ihr ja wär mir wohl,
Wann ich nur an sie denke,
Mein Herz ist freudenvoll.
2. Wenn ich des Nachts lieg schlafen,
Mein Feinslieb kommt mir für,
Wenn ich alsdann erwache,
Bey mir ich niemand spür;
Bringt meinem Herzen Pein,
Wollt Gott, ich sollt ihr dienen,
Wie möcht mir bas gesein.

3. Bey ihr da wär ich gerne,
Bey ihr da wär mirs wohl;
Sie ist mein Morgensterne
Strahlt mir ins Herz so voll.
Sie hat ein rothen Mund,
Sollt ich sie darauf küssen,
Mein Herz würd mir gesund.

4. Ich werf mit Rosenblättern
In Liebchens Fenster ein:
Ey schlafe oder wache,
Ich möchte bey dir seyn!
Das Fensterlein steht auf
Wie bey dem Vogelsteller,
Ich wag mich nicht hinauf.

5. Wollt Gott, ich fänd im Garten
Drey Rosen auf einem Zweig,
Ich wollte auf sie warten,
Ein Zeichen wär's mir gleich;
Das Morgenroth ist weit,
Es streut schon seine Rosen,
Adie meine schöne Maid.
 
Under der linden
Walther von der Vogelweide:
www.my-smileys.de/smileys2/blush-anim-cl.gif

Under der linden
an der heide,
dâ unser zweier bette was,
Dâ muget ir vinden
schône beide
gebrochen bluomen unde gras.
Vor dem walde in einem tal,
tandaradei, www.my-smileys.de/smileys2/inlove.gif
schône sanc diu nahtegal.

Ich kam gegangen
zuo der ouwe:
dô was mîn friedel komen ê.
Dâ wart ich empfangen,
hêre frouwe,
daz ich bin saelic iemer mê.
Kuster mich? wol tûsentstunt:
tandaradei,
seht wie rôt mir ist der munt.

Dô het er gemachet
alsô rîche
von bluomen eine bettestat.
Des wirt noch gelachet
inneclîche,
kumt iemen an daz selbe pfat.
Bî den rôsen er wol mac,
tandaradei,
merken wâ mirz houbet lac.

Daz er bî mir laege, www.my-smileys.de/smileys2/lieb56.gif
wessez iemen
(nu enwelle got!), sô schamt ich mich.
Wes er mit mir pflaege,
niemer niemen
bevinde daz, wan er und ich.
Und ein kleinez vogellîn:
tandaradei,
daz mac wol getriuwe sîn.


Und hier findet man eine Nachdichtung auf Hochdeutsch:
https://www.tandaradey.de/linde.htm
 
Frühlingserkenntnis
von Goliard - 2006


Du bist
in diesen
Frühlingstagen
mir ganz neu
begegnet.

Ich kenne
dich seit
langem schon
und seh' dich
heute neu.

Wie konnte
ich es über-
sehen bis jetzt,
wie liebrei-
zend du bist?

So treibt
mich der Ge-
danke an, dich
möglichst oft
zu treffen.

Als du mir
vor ein paar
Tagen diese
Blicke zugewor-
fen hast

erwachte
der Frühling
für mich und
ich sah seine
Blüten.
www.my-smileys.de/smileys2/blume.gif
 
Eher ein Lied aus der Küche

Ich kann nicht widerstehen, weil ich diese Art von Ballade/Liedern aus der Küche sehr mag. Trotzdem traurig :) :eek:) :

[FONT=Times New Roman, Times, serif]Brigitte B. [/FONT]

[FONT=Times New Roman, Times, serif]Ein junges Mädchen kam nach Baden,
Brigitte B. war sie genannt,
Fand Stellung dort in einem Laden,
Wo sie gut angeschrieben stand.

Die Dame, schon ein wenig älter,
War dem Geschäfte zugetan,
Der Herr ein höherer Angestellter
Der königlichen Eisenbahn.

Die Dame sagt nun eines Tages,
Wie man zu Nacht gegessen hat:
Nimm dies Paket, mein Kind, und trag es
Zu der Baronin vor der Stadt.

Auf diesem Wege traf Brigitte
Jedoch ein Individium,
Das hat an sie nur eine Bitte,
Wenn nicht, dann bringe er sich um.

Brigitte, völlig unerfahren,
Gab sich ihm mehr aus Mitleid hin.
Drauf ging er fort mit ihren Waren
Und ließ sie in der Lage drin.

Sie konnt es anfangs gar nicht fassen,
Dann lief sie heulend und gestand,
Daß sie sich hat verführen lassen,
Was die Madam begreiflich fand.

Daß aber dabei die Tournüre
Für die Baronin vor der Stadt
Gestohlen worden sei, das schnüre
Das Herz ihr ab, sie hab sie satt.

Brigitte warf sich vor ihr nieder,
Sie sei gewiß nicht mehr so dumm;
Den Abend aber schlief sie wieder
Bei ihrem Individium.

Und als die Herrschaft dann um Pfingsten
Ausflog mit dem Gesangverein,
Lud sie ihn ohne die geringsten
Bedenken abends zu sich ein.

Sofort ließ er sich alles zeigen,
Den Schreibtisch und den Kassenschrank,
Macht die Papiere sich zu eigen
Und zollt ihr nicht mal mehr den Dank.

Brigitte, als sie nun gesehen,
Was ihr Geliebter angericht',
Entwich auf unhörbaren Zehen
Dem Ehepaar aus dem Gesicht.

Vorgestern hat man sie gefangen,
Es läßt sich nicht erzählen, wo;
Dem Jüngling, der die Tat begangen,
Dem ging es gestern ebenso.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
[/FONT]
Frank Wedekind 1864 - 1918
https://www.dhm.de/lemo/html/biografien/WedekindFrank/
 
Nun, hier ein erzählendes Volkslied, das auch einigermaßen traurig ist:


Die Gärtnersfrau
Ballade/ Volkslied




Müde kehrt ein Wandersmann zurück,
nach der Heimat seiner Liebe Glück.
Doch bevor er tritt in Liebchens Haus,
kauft er ihr den schönsten Blumenstrauß.

Und die Gärtnerin, so hold und bleich,
zeiget ihm ihr ganzes Blumenreich.
Doch bei jeder Rose, die sie bricht,
rollt eine Träne ihr vom Angesicht.

Warum weinst du, holde Gärtnersfrau,
weinst du um der Veilchen Dunkelblau
oder um die Rose, die du brichst?
Nein, ach nein, um diese wein ich nicht.

Ach ich wein um den Geliebten mein,
der gezogen in die Welt hinein,
dem ich ew'ge Treu geschworen hab,
die ich als Gärtnersfrau gebrochen hab.

Warum warst du untreu in der Zeit,
hast gebrochen den geschwornen Eid?
Ach so gibt mir, holde Gärtnersfrau,
einen Strauß von Veilchen dunkelblau.

Mit dem Blumenstrauße in der Hand
muß ich wandern durch das ganze Land,
bis dereinst mein müdes Auge bricht,
Leb wohl, Geliebte, und vergiß mich nicht.
 
Und hier noch eine Ballade, die noch weniger mit dem Frühling zusammenhängt, aber wunderbar in diese Kategorie passt:


Mariechen saß weinend im Garten
Ballade
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Mariechen saß weinend im Garten
Im Grase lag schlummernd ihr Kind
In ihren blonden Locken
Spielt leise der Abendwind
Sie saß so still und träumend
So einsam und so bleich
Dunkle Wolken zogen vorüber
Und Wellen schlug der Teich.
Der Geier steigt über die Berge
Die Möve zieht stolz einher
Es weht ein Wind von ferne
Schon fallen die Tropfen schwer
Schwer von Mariechens Wangen
Eine heiße Träne rinnt
Und schluchzend in den Armen
Hält sie ihr schlummernd Kind.

Hier liegst du so ruhig von Sinnen
Du armer verlassener Wurm
Du träumst noch nicht von Sorgen
Dich schreckt noch nicht der Sturm
Dein Vater hat uns verlassen
Dich und die Mutter dein
Drum sind wir armen Waisen
in dieser Welt allein.
Dein Vater lebt herrlich in Freuden
Gott laß es ihm wohl ergehn
Er denkt nicht an uns beide
Will mich und dich nicht sehn
Drum wollen wir uns beide
Hier stürzen in den See
Dort sind wir dann geborgen
Vor Kummer, Ach und Weh.

Da öffnet das Kindlein die Augen
Blickt freundlich sie an und lacht
Die Mutter weint vor Freuden
Und drückt's an ihr Herz mit Macht
Nein nein wir wollen leben
Wir beide du und ich
Dem Vater sei's vergeben
So glücklich machst du mich.
So saß Mariechen am Strande
In manch langer, dunkler Nacht
Bis daß aus fernem Lande
Ein Schiffer die Botschaft bracht:
Das Kind auf deinem Schoße
hat keinen Vater mehr
Es ruht ein braver Matrose
Im weiten tiefen Meer.


Aus dem 19. Jahrhundert
 
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