Herbst-Gedichte

Herbst

Das Ährenfeld

Ein Leben war's im Ährenfeld
wie sonst wohl nirgends auf der Welt:
Musik und Kirmes weit und breit
und lauter Lust und Fröhlichkeit.

Die Grillen zirpten früh am Tag
und luden ein zum Zechgelag':
Hier ist es gut, herein! Herein!
Hier schenkt man Tau und Blütenwein.

Der Käfer kam mit seiner Frau,
trank hier ein Mäßlein kühlen Tau,
und wo nur winkt ein Blümelein,
da kehrte gleich das Bienchen ein.

Den Fliegern ward die Zeit nicht lang,
sie summten manchen frohen Sang.
Die Mücken tanzten ihren Reihn
wohl auf und ab im Sonnenschein.

Das war ein Leben rings umher,
als ob es ewig Kirmes wär'.
Die Gäste zogen aus und ein
und ließen sich's gar wohl dort sein.

Wie aber geht es in der Welt?
Heut ist gemäht das Ährenfeld,
zerstöret ist das schöne Haus,
und hin ist Kirmes, Tanz und Schmaus.

Heinrich Hoffmann von Fallersleben

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Herbst - Haikus

www.ekg.gp.bw.schule.de/projekte/herbstge/hege2.jpg
Es wird jetzt kälter
Im Wind rauschen die Bäume
Herbstkräftig die Welt
Olesja

Der Herbst rückt näher
Alle Blumen verblühen
Es wird schon kälter
Carolin

Die Drachen fliegen
Die Laubbäume werden bunt
So ist es im Herbst
Renzo
www.ekg.gp.bw.schule.de/projekte/herbstge/herbstge.htm&h=281&w=215&sz=15&hl=de&start=11&tbnid=TzYdJmiHmUig3M:&tbnh=114&tbnw=87&prev=
 
Herbst

Hallo ihr Lieben
@Uta: Das über die Wegwarte gefällt mir sehr, da sie schon von Kindesbeinen an meine Lieblingsblume ist.
@Uma: Das Ährenfeld bewegt mich auch sehr, es weckt so viele Gefühle und Sehnsüchte in mir, die hier in der Stadt umgeben von Bergen unerfüllt bleiben müssen.
Es ist immer wieder schön, Eure Beiträge hier zu lesen, obwohl ich nur selten wegen Zeitknappheit hier hereinschaue.

Liebe Grüße
Gaby
 
Herbst

Hallo Gaby,
ich mag die Wegwarte auch sehr! - Bei einem Ausflug vor kurzem habe ich ganz viele gesehen und war erstaunt, daß sie jetzt noch blüht. Ich habe schon oft versucht, sie im Garten anzusiedeln, aber das mag sie offensichtlich nicht - leider.

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Hier kommt sie bei Gottfried Benn gedichtlich zu Ehren:

ZERSTÖRUNGEN
Zerstörungen –
aber wo nichts mehr zu zerstören ist,
selbst die Trümmer altern
mit Wegerich und Zichorie
auf ihren Humusandeutungen,
verkrampft als Erde –

Zerstörungen –
das sagt immerhin: hier war einmal
Masse, Gebautes, Festgefügtes –
o schönes Wort
voll Anklang
an Füllungsreichtum
und Heimatfluren –

Zerstörungen –
o graues Siebenschläferwort
mit Wolken, Schauern, Laubverdunkeltheiten,
gesichert für lange Zeit –
wo Sommer sein sollte
mit Fruchtgetränken,
Eisbechern, beschlagenen,
und Partys zu heller Nacht am Strande.


Grüsse,
Uta
 
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Herbst

Hallo Uta
Ich glaube, die Wegwarte ist ein Gewächs, das nur unter schwersten Bedingungen gedeiht, so wie an den sehr belasteten Weg-und Straßenrändern, deswegen kann sie mit unserem guten Gartenboden und der besseren Luft wohl auch nichts anfangen, was mich auch etwas traurig macht.
Diese hellblaue Farbe faszinierte mich schon als Kind. Ich freue mich immer riesig, wenn ich sie wieder an irgendeinem Straßenrand entdecke.
Meine Kinder stöhnen schon jedesmal auf, wenn ich zu juchzen beginne: "schaut mal, da wächst meine Lieblingsblume".
Neben dem Milchstern, der sich mir in meiner Kindheit auf den Wiesen am Rhein ins Herz geschlichen hat, ist sie die mir am wohltuenste Blume. Ich weiß nicht warum, aber jedesmal, wenn ich sie sehe, spüre ich ein Wohlbefinden und freue mich darüber, dass es sie mancherorts geschafft hat, zu überleben.
Vielleicht ein Synonym für unser Leben....

Liebe Grüße
Gaby
 
Herbst

Herbstsonne

von Alfons Petzold

Herbstsonne, die mir küßt die gelbe Hand,bist du ein Gruß
aus jenem Sehnsuchtsland,in das die Armen und von Glück
Verbannten zu allen Zeiten ihre Herzen sandten?Herbstsonne,
bleich und kränklich wie so wie ich,in deiner stillen Armut
lieb' ich dich!Könnt' ich wie du mit meinen siechen Händen ein
wenig Glück noch einem Menschen spenden!

 
Herbst

Hallo Gaby - schön, dass Dir das "Ährenfeld" gefallen hat :) ...

Herbstnacht

Als ich, ein Kind, am Strome ging,
Wie ich da fest am Glauben hing,
Wenn ich den Wellen Blumen gab,
So zögen sie zum Meer hinab.

Nun hält die schwarz verhüllte Nacht
Erschauernd auf den Wäldern Wacht,
Weil bald der Winter, kalt und still,
Doch tödlich mit ihr ringen will.

Schon rauscht und wogt das weite Land
Geschüttelt von des Sturmes Hand,
Es braust von Wald zu Wald hinauf
Entlang des Flusses wildem Lauf.

Da schwimmt es auf den Wassern her,
Wie ein ertrunknes Völkerheer
Schwimmt Leich' an Leiche, Blatt an Blatt,
Was schon der Streit verschlungen hat.

Das ist das tote Sommergrün,
Das zieht zum fernen Weltmeer hin
Ade, ade, du zarte Schar,
Die meines Herzens Freude war!

Sing's in die Niedrung, dunkle Flut:
Hier oben glimmt ein heisses Blut,
Wie Heidefeuer einsam glüht,
An dem die Welt vorüber zieht

(Gottfried Keller)

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Herbst

Sonniger Herbsttag

von Heinrich Seidel

Abschiedshauch durchweht die Lüfte,
Letzte Farben, letzte Düfte,
Und ein letzter holder Klang.
-Wo sind jene schönen Tage,
Da aus jedem Blüthenhage
Tönte Nachtigallensang?



Zwar noch blüht die letzte Rose,
Doch die bleiche Herbstzeitlose
Schimmert schon im Wiesengrün;
Sie verschlief das beste Wetter
Und nun kommt sie ohne Blätter
Sich beizeit noch auszublühn.



Träumerisch in sich versunken
Und wie von Erinnrung trunken
Liegt die Welt so blau und weit,
Sehnsuchtsvoll, mit sanfter Klage,
Still gedenkend goldner Tage
Und der schönen Rosenzeit!
 
Herbst


PETER HUCHEL (1903-1981)

Oktoberlicht

Oktober, und die letzte Honigbirne
hat nun zum Fallen ihr Gewicht,
die Mücke im Altweiberzwirne
schmeckt noch wie Blut das letzte Licht,
das langsam saugt das Grün des Ahorns aus,
als ob der Baum von Spinnen stürbe,
mit Blättern, zackig wie die Fledermaus,
gesiedet von der Sonne mürbe.

Durchsüßt ist jedes Sterben von der Luft,
vom roten Rauch der Gladiolen,
bis in den Schlaf der Schwalben wird der Duft
die Traurigkeit des Lichts einholen,
bis in den Schlaf der satten Ackermäuse
poltert die letzte Walnuß ein,
die braun aus schwarzgrünem Gehäuse
ans Licht sprang als ein süßer Stein.

Oktober, und den Bastkorb voll und pfündig
die Magd in Spind und Kammer trägt,
der Garten, nur von ihrem Pflücken windig,
hat sich ins müde Laub gelegt,
und was noch zuckt im weißen Spinnenzwirne,
es flöge gern zurück ins Licht,
das sich vom Ast die letzte Birne,
den süßen Gröps des Herbstes bricht.

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Herbst

Welkes Blatt

von Hermann Hesse

Jede Blüte will zur Frucht,
jeder Morgen Abend werden.
Ewiges ist nicht auf Erden
als der Wandel, als die Flucht.

Auch der schönste Sommer will
einmal Herbst und Welke spüren.
Halte, Blatt, geduldig still,
wenn der Wind dich will entführen.

Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
laß es still geschehen.
Laß vom Winde, der dich bricht,
dich nach Hause wehen.
 
Herbst


Im Herbst

Der schöne Sommer ging von hinnen,
Der Herbst der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
So manches feine Festgewand.
Sie weben zu des Tages Feier
Mit kunstgeübtem Hinterbein
Ganz allerliebste Elfenschleier
Als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.
Ja, tausend Silberfäden geben
Dem Winde sie zum leichten Spiel,
Die ziehen sanft dahin und schweben
Ans unbewusst bestimmte Ziel.
Sie ziehen in das Wunderländchen,
Wo Liebe scheu im Anbeginn,
Und leis verknüpft ein zartes Bändchen
Den Schäfer mit der Schäferin.

Wilhelm Busch
 
Herbst

Der Herbst

Das Glänzen der Natur ist höheres Erscheinen,
Wo sich der Tag mit vielen Freuden endet,
Es ist das Jahr, das sich mit Pracht vollendet,
Wo Früchte sich mit frohem Glanz vereinen.

Das Erdenrund ist so geschmückt, und selten lärmet
Der Schall durchs offne Feld, die Sonne wärmet
Den Tag des Herbstes mild, die Felder stehen
Als eine Aussicht weit, die Lüfte wehen.

Die Zweig' und Äste durch mit frohem Rauschen,
Wenn schon mit Leere sich die Felder dann vertauschen,
Der ganze Sinn des hellen Bildes lebet
Als wie ein Bild, das goldne Pracht umschwebet.

(Friedrich Hölderlin)

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Herbst

...Ich schreibe Ihnen einen Gruss in den Herbstwind. Wie ein Blatt soll dieser Wind es zu Ihnen tragen. Fangen Sie dieses Blatt. Halten Sie es fest, wenn Sie es können.
Ihr Pater Don Demidoff ICCC


Jetzt fallen wieder die Blätter zu Boden. Die Natur kleidet sich in wunderbare Herbstfarben und Farbnuancen. Der Mais färbt seine Blätter in trockenes Braun, die verbliebenen Blumen lassen ihre Köpfe traurig hängen. Der Wind spielt mit den Blättern und und erzählt uns von den Höhen und Tiefen des Jahres, vom Licht und vom Schatten, von Freude und von Trauer.

Jetzt wird die Ernte eingefahren. Und es ist die Zeit, auch an die Ernte des Lebens zu denken. An die strahlenden Sommerfarben bzw. Erlebnisse, die Herbstfarben und die nachdenklicheren Tage des Lebens, an die Farben der kalten Jahreszeit, ihre Traurigkeit und Farblosigkeit, Eiszeit. So ist unser Leben ständig eingebunden in die Natur. Denn die Natur und ihre Farben sind Spiegel und gleichzeitig Symbol unseres Lebens.....

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Der Text geht weiter, und ich finde ihn lesens- und nachdenkenswert.
https://openpr.de/news/102094/Die-Farben-des-Lebens-im-Herbst-2006.html
 
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Herbst


Herbstmorgen
Die Wolken ziehn wie Trauergäste,
Den Mond still abwärts zu geleiten,
Der Wind durchfegt die starren Äste
Und sucht ein Blatt aus bess´ren Zeiten.

Schon flattern in der Luft die Raben,
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Des Winters unheilvolle Boten;
Bald wird er tief in Schnee begraben
Die Erde, seinen großen Toten.

Ein Bach läuft hastig mir zur Seite;
Es bangt ihn vor des Eises Ketten,
Drum stürzt er fort und sucht das Weite,
Als könnt ihm Flucht das Leben retten.

Da mocht´ ich länger nicht inmitten
So todesnaher Öde weilen;
Es trieb mich fort, mit hast´gen Schritten
Dem flücht´gen Bache nachzueilen.

Theodor Fontane


 
Herbst

Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, Im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

(Hermann Hesse)

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Herbst

Heinz Erhardt:

Der Herbst

Im Herbst bei kaltem Wetter
fallen vom Baum die Blätter -
Donnerwetter,
Im Frühjahr dann
Sind sie wieder dran
Sieh mal an.

 
Herbst

Herbstbild

-Christian Friedrich Hebbel -

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

Oh stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.
 
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