historische Weichenstellung Gesundheitswesen

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24.08.15
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Hallo Community,
mir kommt seit einiger Zeit immer wieder was in den Sinn, was man mir mal erzählte. Bislang kam ich leider nicht weiter mit meiner Eigenrecherche, um selbst was herauszufinden.

Worum gehts? Mein Titel ist auf den ersten Blick evtl. nicht so eindeutig.

Es geht darum, was ganz früher weit vor der Gründung des deutschen Gesundheitswesens und anderer Gesundheitssysteme passierte. Es gab damals eine Weichenstellung, nach welcher der neue Weg beschritten wurde, den Kapitalismus in Gesundheitswesen zu integrieren.
Ich suche die Namen der Personen, die das beschlossen haben. Die Amerikaner hatten da wohl auch erheblichen Anteil dran.
Seit diese Entscheidung viel, wird mit Krankheit Geld verdient. Alles glauben muss man sicher nicht. Dennoch hört man ja aller Orts welche Millionen umgesetzt werden.

Also ich bin dankbar für jede Antwort, die mich weiterbringt.

Einen schönen Abend und einen zauberhaften Morgen.....:)
 
Hallo Brocken,

ich glaube nicht, daß es da ein paar Personen gibt, die für das Geldverdienen mit Gesundheit zuständig sind. Wenn es stimmt, daß im alten China z.B. die Ärzte, die heilten hoch geschätzt (und bezahlt?) wurden, während die "Versager" um einen Kopf kürzer gemacht wurden. dann hat das Prinzip "Leistung gegen Belohnung" damals schon funktioniert und existiert.

Es spielt auch eine große Rolle, in welcher Form Menschen zusammen leben bzw. lebten: in kleinen abgeschlossenen Gemeinschaften oder in großen Gemeinschaft oder wie heute in großen Städten und in kleinen Dörfern.
Die Entwicklung der Technik in der Medizin spielt eine große Rolle. Zuvor die Entwicklung der Forschung und der Technik und die Entwicklung der Industrie.
In Ländern, in denen die Medizin verstaatlicht wurde, eben um Auswüchse zu vermeiden, ist die medizinische Versorgung im allgemeinen schlechter als in Ländern mit einer mehr oder weniger privatisierten Medizin. Allerdings spielt dann auch der Vermögensstatus der Betroffenen eine grosse Rolle.

Deine Frage ist interessant. Ich wünsche Dir viele Antworten ! - Was machst Du dann damit?

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Brocken,

vielleicht hilft Dir ja dieser Thread weiter:

https://www.symptome.ch/threads/bertelsmann-und-die-gesundheitsreform.19425/

Ich finde es auch pervers, dass im Kapitalismus, in dem wir hier leben, alles den Profitinteressen einiger weniger unterworfen wird. Ich habe heute schon gesagt, der moderne Mediziner ist wahrscheinlich schon mehr BWLer als Mediziner, weil er seine Entscheidungen wohl regelmäßig nach den Profitgedanken seines "Unternehmens" (des Krankenhauses) auszurichten hat, anstatt nach dem Wohle des Patienten.

Grüße blunsi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das Thema "Ärzte unter Profitzwang" ist auch den Ärzten bekannt. Am stärksten spüren ihn wohl Klinikärzte.

...
Was hat sich im Laufe der vergangenen Jahre geändert in der Medizin? Ein zentrales Problem sieht Prof. Pramstaller in der Verschiebung der Prioritäten. Während vor 30 bis 40 Jahren noch eine optimale medizinische Versorgung der Patienten im Mittelpunkt des Gesundheitssystems stand, hat sich der Fokus heutzutage deutlich verschoben. Zunehmend geraten insbesondere Klinikärzte unter Druck, ihr Handeln einer betriebswirtschaftlichen Nutzenoptimierung unterzuordnen. Nicht mehr das Urteil des Arztes ist ausschlaggebend für die Behandlung der Patienten, sondern die von Klinikmanagement und –controlling definierten Profitabilitätsvorgaben. Damit hat sich die Rolle des Mediziners verändert, „vom Hauptakteur zum Spielball“, so Prof. Pramstaller. Den Vorgaben des Genfer Ärztegelöbnisses, im Dienste der Menschlichkeit zu wirken, kann ein Klinikarzt aus seiner Sicht heute nur schwer gerecht werden und so fragen sich viele Kollegen, ob ihre aktuelle Tätigkeit als Arzt dem ursprünglichen Berufswunsch eigentlich noch entspricht.
...
So kritisiert Prof. Schumm-Draeger „absurde Vergütungspauschalen, die die Amputation eines Fußes höher vergüten, als Maßnahmen, die dies verhindern könnten“. Beides führt letzten Endes zu höheren Kosten, so dass das eigentliche Ziel, das Gesundheitssystem wirtschaftlicher zu gestalten, nicht nur nicht erreicht, sondern ad absurdum geführt wird. Hinzu kommt, dass durch die starke Kostenfokussierung bzw. deren nicht praxisgerechte Umsetzung, nicht nur der Patient leidet, auch Ärzte und Pflegepersonal bekommen die Ökonomisierung des Gesundheitswesens zu spüren – immer weniger Personal soll für immer mehr Patienten sorgen und das nach Regeln, die von den Medizinern z.T. als menschlich grenzwertig angesehen werden.
...
Medizin ist für Patienten da? Was läuft schief im System?

Grüsse,
Oregano
 
Hier ein guter Link, wo beschrieben ist, wie Anfang 2000 alles begann:
Ohne Wenn und Aber

Einen "neuen Anreiz" für Kapitalanleger bietet der börsennotierte Konzern in seiner Selbstdarstellung im Internet: "Wir würden den Versuch, uns auf BAT-Niveau binden zu wollen, als Angriff auf die Zukunft unserer Krankenhäuser betrachten." Gängig sind in den Rhön-Kliniken Haustarifverträge, die unter anderem die jeweiligen Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt und die Betriebsstrukturen vor Ort berücksichtigen bzw. ausnutzen. "Als problematisch", so das Rhön-Management, "haben wir immer empfunden, wenn Personalvertretungen bis zum letzten Tag gegen die Privatisierung kämpfen, um dann, wenn sie beschlossen ist, den neuen Herausforderungen unvorbereitet gegenüberzustehen." Bis zum letzten Tag kämpften im letzten Jahr die Belegschaften und die Bürgerinitiative "Rettet die Klinika" gegen den Verkauf des Universitätsklinikums Gießen-Marburg an Rhön. Zwar konnte die Privatisierung, die unter der politischen Schirmherrschaft des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch stand, nicht verhindert werden, aber der Protest war bundesweit vernehmbar, und die Belegschaften haben eine breite Solidarität erfahren. Von der Initiative "Rettet die Klinika" wurde angekündigt, zukünftig die Rolle "des Wächters über die Privatisierung" einzunehmen. Diese Aufgabe wird dringend notwendig sein. Kurz nach dem spektakulären Deal verkündete der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Rhön AG und neue Arbeitsdirektor des Uniklinikums, Gerald Meder, man wolle nun "rasch an die Arbeit gehen". Zu dieser Arbeit gehört zunächst ein "Personalentwicklungskonzept", nach dem Stellenkürzungen durch einen Sozialfonds abgefedert werden sollen, und der Abschluß eines "dynamischen Haustarifvertrages". Letzteres bevorzugt Rhön im Regelfall bereits vor einer solchen Übernahme zu bewerkstelligen, "damit alle Beteiligten ohne WENN und ABER wissen, was geschieht und was zu erwarten ist."

Was auf dem "Krankenhausmarkt" derzeit geschieht und welche Negativbilanz für die Beschäftigten und Patienten verstärkt zu erwarten ist, erklärt sich aus den Renditeerwartungen der Kapitalmärkte und der willfährigen Entsprechung dieser Interessen durch landes- und bundespolitische Weichenstellungen. Die "wettbewerbliche Ausrichtung" des Gesundheitssystems, wie sie von der SPD-Grünen-Bundesregierung eingeleitet und im Koalitionsvertrag von SPD/CDU/CSU verankert wurde, hat einen Systemwechsel der Krankenhauslandschaft zum Ziel. Dies kommt nicht von ungefähr, da mit 500 Milliarden Euro jährlichem Umsatz die Gesundheitswirtschaft zu den ausgemachten Zukunftsmärkten privaten Kapitals gehört. Allein 90 Milliarden Euro macht dabei die stationäre Krankenhausversorgung aus.

usw.

www.bertelsmannkritik.de - Gesundheit
Profit um jeden Preis und ohne Rücksicht und auf Kosten von Alten und Kranken und natürlich, wie überall, auch auf Kosten der Belegschaft ! :mad:

Grüße blunsi
 
Hallo Ihr Beiden,
ich nutze mal schnell das bisschen Internet, weil mein Anschluss leider gerade viel streikt.
Interessante Antworten von Euch.....in jedem Fall.
Brauchen tu ich einige historische Fakten für den Brief an die Allgemeinheit, den ich irgendwann schreiben wollte.....
Denn ich muss mal die ganzen Themen auf diese Art und Weise aus meinem Gedächnis abladen. Letztendlich kann man nur einen Protestbrief schreiben....was sonst?
 
Spätestens seit den beiden Titeln "Der verkaufte Patient" und "Krank in Deutschland" weiß ich recht gut, wo hin der Weg hier geht.
Ist es Zufall was man hört?
Eine Freundin von einer Freundin arbeitet am UKSH Lübeck und erzählt von Arbeitsverträgen mit Mindeskontingenten, was OP's betrifft.
Am selben Klinikum erklärte man mir als einzigen Ausweg für meine starken Regelschmerzen die Operation Bauchspiegelung. Diesbezüglich erklärte man mir auch am Telefon, wie wichtig die OP für meine Gesundheit sei....diesmal das Patiententelefon der Techniker Krankenkasse.
Es stinkt geradezu nach Geldverdienen.
 
Diese Art und Weise ist schon sowas von unverschämt.
Und der Gipfel ist, dass wir alle zwangsmitbezahlen müssen.
Dafür gibt es für mich dann such nur die vollkommen überzogene Behandlung "OP".
Weil ich das nicht möchte, muss ich selbst draufzahlen für Naturmedizin und TCM.
Ich glaub, ich sollte noch dankbar sein, dass ich diese Therapie frei wählen darf......
Was anderes fällt mir dazu echt nicht mehr ein....
HUMOR......
 
Viele wissen gar nicht, wie und wo die tolle Bertelsmannstiftung überall so mitmischt und auch nicht mit welchen Zielen.....gerade politisch!
Empfehle ich jedem als Lektüre.
Sollte jedermann drüber lesen, denn wir sind alle betroffen.
Einen schönen Abend...:D
 
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