Integration ist ein langjähriger gegenseitiger Prozess

hallo Kathy,

ich kann verstehen was du schreibst.
Meine Antwort bezog sich vor allem darauf, dass das Hinterfragen bzw. die Ablehnung einer gesamten Kultur aufgrund eines speziellen Themas (Zitat:" finde ich auch einen EINZIGEN Ehrenmord dermassen erschreckend und entsetzlich, dass ich auf jeden Fall eine ganze Kultur hinterfragen muss, in der Derartiges geschehen kann" ) bei unserer Kultur dann ebenfalls angebracht wäre. Es geht um Wertungen, Relationen, Einschätzungen und um zweierlei Maß.

Und ihr Herren, es ist ja so leicht, sich empört zu erheben über "die anderen" und auf deren Fehler zu zeigen. Das kann ich auch, darum geht es doch überhaupt nicht.
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Umbruch-Bilder: Demonstration "Nein zu Gewalt gegen Frauen" am 5. März 2005 in Berlin

NEIN zu Gewalt gegen Frauen
Zum Mord an der 23-jährigen Hatun Sürücü
Ein breites Bündnis aus Parteien, Frauen- und MigrantInnenorganisationen sowie Antigewaltprojekten hat am Samstag, den 5. März 2005 zu einer Demonstration unter dem Motto "NEIN zu Gewalt an Frauen" aufgerufen. Anlass war der Mord an der 23-jährigen Hatun Sürücü die vor 4 Wochen auf offener Straße mutmaßlich von ihren Brüdern erschossen wurde.
Der Demonstrationszug mit mehreren hundert TeilnehmerInnen ging vom Rathaus Neukölln über den Hermannplatz und endete schließlich am Heinrichplatz um das Recht auf Unversehrtheit, auf ein freies und selbstbestimmtes Leben für alle Frauen, laut und deutlich einzufordern. Der Mord an Hatun Sürücü, der in den vergangenen Wochen große Teile der Berliner Bevölkerung schockierte, ist kein Einzelfall. Gewalt gegen Frauen ist ein alltägliches Problem. Sie ist nicht auf bestimmte Gruppen beschränkt. Jede Frau kann in ihrem nächsten Umfeld Opfer von Gewalt werden.

So wurden im Jahr 2003 allein in Berlin fast 13.000 Fälle von häuslicher Gewalt registriert und die Dunkelziffer liegt weit höher. 1.383 Frauen und 1.232 Kinder suchten im selben Zeitraum Schutz in einem der sechs Berliner Frauenhäuser, knapp 1.000 Wegweisungen gewalttätiger Männer wurden ausgesprochen.
In Zeiten in denen Begriffe wie Leitkultur und Parallelgesellschaft die öffentlichen Gemüter erhitzen, findet diese Tat besondere Beachtung. Es ist bekannt, daß in vielen orthodoxen Moscheen ein Frauenbild vermittelt und gelehrt wird, daß im Extremfall einen Mord wie den an Hatun bagatellisiert. Dennoch ist es falsch, diese Tat als alleiniges "Islam-Problem" zu begreifen. Sexismus und Gewalt gegen Frauen gibt es in allen patriarchalen Gesellschaftsstrukturen und Kulturen, auch in der westlich-abendländischen. Die öffentliche Fokusierung auf einen "islamisch-motivierten Ehrenmord" verschleiert die eigentlichen Ursachen, diffamiert Menschen mit migrantischem Hintergrund und hilft überdies den betroffenen Frauen recht wenig.Vielmehr geht es darum, spezifische Schutzräume für Frauen die sich ihrer ihr zugedachten Rolle entziehen und ein selbstbestimmtes Leben wählen, einzurichten bzw. zu erhalten.
Angesichts der empfindlichen Mittelkürzungen, auch (und gerade) im Frauen- und Gewalt-Präventions-Bereich eine Forderung von höchster Aktualität.
Gewalt gegen Frauen und Kinder ist kein kulturelles oder religiöses Problem sondern ein strukturelles einer patriarchalen Gesellschaft.
 
Hallo jeannys,

ich wüßte nicht in welchem posting ich mich "empört über andere erhoben" hätte. Es ging mir um den Vergleich, den du anstelltest und den ich unangemessen fand. Ich respektiere deine Meinung, aber ich teile sie nicht. Es soll jede(r) für sich einstufen, das war das, was ich sagte.

Viele Grüße, Horaz
 
hallo!

um nochmals was gerade zu rücken:

häusliche gewalt und ehrenmord auch nur annähernd zu vergleichen, halte ich für sehr gefährlich.

bei häuslicher gewalt geht es nur selten um leben und tod. auch sehr viele "prügelpartner" zeigen danach reue. auch kommen die gewaltausbrüche meistens nicht unerwartet, sondern entwickeln sich in der beziehung. therapien für gewaltbereite männer führen oft zum erfolg.

im gegensatz dazu der ehrenmord: hier geht es immer um leben und tod. die bedrohung kommt aus vielen richtungen (vater, brüder, onkel......). sie kommt sehr oft unerwartet. das opfer hat so gut wie nie irgendeine schuld, außer vielleicht sich in den falschen mann verliebt zu haben oder mit einem solchen geschlafen zu haben.
reue ist für ehrenmörder so weit weg wie für mich der islam. das gegenteil ist meist der fall. er wird als "Held" behandelt.

diese art zu denken, oder besser gesagt, zu fühlen ist mir fremd. ich möchte es weder verstehen noch mich hineinversetzen, noch dem annähern oder sonst in irgend einer weise näherkommen.

und das traurige daran ist, daß es sehr viel mehr menschen gibt, die diese auffassung von ehre haben, als die meisten von uns wahrhaben möchten, oder erkennen. das ist auch an scheinbar harmlosen verhalten zu erkennen.

sollte ein mensch aus diesem kulturkreis aber meine ansichten teilen, dann steht von meiner seite einer begegnung gar nichts im wege, ganz im gegenteil.


grüße
richter
 
Hallo jeannys

ich hatte versucht, mich klar auszudrücken, aber offenbar ist mir das nicht ganz gelungen. Ich schliesse mich Horaz und RRichter an. Es ist eigentlich alles gesagt. Ich verabscheue jede Art von Gewalt, egal von wem. Ich lehne sogar Manipulation und Beeinflussung ab, aber ich bin sehr dafür, dass man, wenn man Übel sieht, kein Blatt vor den Mund nimmt. Bei diesem Thread geht es ja auch nicht um Gewalt in deutschen Familien. Darüber gäbe es sicherlich auch einiges zu sagen. Selbstverständlich respektiere ich, dass Du Deine eigene Sicht der Dinge hast.

Gruss
Kathy
 
Hallo jeannys, kurze Frage!

Steht irgendwo, welcher Nationalität/ welchem Kulturkreis die vielen Zufluchtsuchenden in den Frauenhäusern angehörten?
In Berlin wohnen doch bestimmt auch Ausländer und so sagt das doch gar nichts aus:confused:
zumindest in Hinsicht auf deine Intention.

LG
 
Hallo Leon

Rein politisch tendiere ich persönlich dazu zu sagen, wenn ich in muslimischen Ländern das Recht verlange, dass Kirchen gebaut werden sollen - und das gehört zur Religionsfreiheit m. E. dazu, dann ist man gut beraten, den Moscheenbau auch hier, in Mitteleuropa, zuzulassen.
Sehe ich auch so.

Ja, denn bei uns herrscht das Recht auf individuelle Persönlichkeitsentfaltung.
Korrekt, denke kaum jemand ist dagegen, wenn jeman auf der Strasse ein kopftuch trägt. Die fareg ist wei ist es in der Schule als Lehrerein oder als Schüler? im Sportunterricht etc?

Minarette hatten früher die unterschiedlichsten Funktionen.
Letztendlich ist das eine Entscheidung der Baubehörden.

Funktionen können unterschiedlich sein, so wei ein Kirchturm auch die GFunktion haben kann, die eit anzuzeigen. Aber der möglichst über alles erhöhte Minarettenturm ist auch wenn man es geschichtlich verfolgt ein Machtsymbol, weshalb es nicht (nur) ein bauvorschriftenentscheid ist.

Beat, es ist für mich eher eine Rücksichtnahme auf die tradierten Vorstellungen von Würde.
Ja, aber die kann anderen Sachen (oben erwähnt) entgegen stehen, die dann wiederum nicht integrationsföderlich sind.
Wie schon erwähnt, ist integration ein beidseitiger Prozess. Das festhalten in allen Situationen am Kopftuch (trotz fehlender religiösem Grund) und gleichzeitig Integration beanspruchen ist für mich völlig widersprüchlich.
Bsp: Integration heisst ja auch zusammen mit anderen Jugentlichen Turnen,, nicht ausgeschlosen davon sein. Aber durch das bestehen auf das Kopftuch schliesst man sich selber aus.

Zu den Ehrenmorden: Diese offizielle Einschätzung habe ich auf einer Seite gelesen, die ich betreffend Islam und Terror andereniorts aufgeführt habe. Leider jetzt nicht gefunden.

In arabischen Ländern formiert sich eine Gegenbewegung zum islamischen Fundamentalismus. Journalisten und Blogger rebellieren gegen ihre Regierungen. Manche riskieren dabei ihr Leben.
Genau. Das Fundament des Islamismus ist der Koran und die Aussagen Mohammeds. Zu dessen Fundament gehört auch Gewalt. Auch wenn mal eine fatwa gegen Ehrenmorde ausgesprochen wird, sollte man die Fatwa zum Mord an gewissen Personen (Rushdie zB) nicht vergessen. Der Ausfschrei gegen diesen Aufruf von anderen islamischen gesitlichen ist ausgeblieben!!!
 
Hallo jeannnys

eine Kultur, in der Frauenhäusser (die oft genug um ihre Existenz kämpfen) als Zufluchtsorte für misshandelte Frauen gebraucht werden, die ist wirklich zu hinterfragen.
Das ist richtig. Und wieviele dieser Frauen bekennen sich oder besser gesagt Ihren mann als bekennenden Christen??? Anders gesagt, unsere Kultur ist zwar noch christlich gepägt, aber schon lange nicht mehr christlich.

Und selbstverständlich gibt es zum Beispiel in der Türkei auch Menschen, die sich für Frauenrechte und Menschenrechte überhaupt stark machen.
Es gibt sie sicher auch in arabischen Ländern bzw. im Nahen Osten.

Da musst Du aber lange suchen, bis Du solche findest, die erst noch unbehelligt das machen können.

Gewalt gegen Frauen ist ein alltägliches Problem. Sie ist nicht auf bestimmte Gruppen beschränkt. Jede Frau kann in ihrem nächsten Umfeld Opfer von Gewalt werden.
Natürlich, nur ist der ehrenmord die häuffigste Todesursache bei Frauen so grob (nicht mehr sicher) 15, 20 bis ca 35 Jahren auf der Welt. In der westlichen Weld aber eine seltene Ausnahme und wenn, dann meist erst noch nicht durch einen westler.
 
Eine neue Studie zu Muslimen in Deutschland zeichnet ein düsteres Bild: 40 Prozent sind fundamental eingestellt, 6 Prozent gewaltbereit. Jetzt hat das Bundesinnenministerium eine neue Studie vorgelegt.

* 40 Prozent aller befragten Muslime in Deutschland sind "fundamental orientiert". Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der in Deutschland lebenden Muslime wären das 1,2 Millionen. Merkmale dafür sind: eine enge religiöse Bindung, hohe Alltagsrelevanz der Religion, die starke Ausrichtung an religiösen Regeln und Ritualen verbunden mit einer Tendenz, "Muslime die dem nicht folgen auszugrenzen sowie den Islam pauschal auf- und westliche, christlich geprägte Kulturen abzuwerten".

* 14 Prozent aller Befragten haben "problematische Einstellungsmuster" - das bedeutet laut Studie, dass sie entweder eine hohe Distanz zu Demokratie, und/oder eine hohe Akzeptanz zu politisch-religiös motivierter Gewalt zeigen. Sechs Prozent aller Befragten (hochgerechnet auf alle drei Millionen Muslime in Deutschland wären es 180.000) sind der Studie zufolge "gewaltaffin", sie sind also theoretisch mobilisierbar.

* Viele Muslime in Deutschland fühlen sich laut der Untersuchung diskriminiert. Und sie sehen sich mit Ausgrenzung konfrontiert - insbesondere Jugendliche: So sind der Studie zufolge 14 Prozent der einheimischen nichtmuslimischen Jugendlichen stark "ausländerablehend-" bis "feindlich"


Der Bericht ist komplett in folgenden SPIEGEL-Artikel enthalten:
Schäuble-Studie zu Muslimen: 500 Seiten politischer Sprengstoff - Politik - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

Viele Grüße, Horaz
 
Was mich sm meisten erschreckt ist, das soviele erstaunt über die Reszultate dieser studie sind.
Die Islamische Lehre baut auf dem Koran auf. Wenn einer also eher mehr als weniger religiös ist, dann beschäftigt er sich mit dem Fundament seines Glaubens. (Man kann dem auch sagen fundamental orientiert, wobei fundamental ja von Fundement abstammt und eigentlich einn neutrales Begriff ist, bzw erst bei einem schlechten Fundament negativ wird).
Und der Koran fordert dazu auf das man Muslime die dem nicht folgen Ausgrenzen soll und den Islam auf.- bzw christlich geprägte Kulturen abzuwerten. Wenn man sich noch tiefer mit dem Koran beschäftigt merkt man auch, das die freie Demokratie dem Islam widerspricht, weshalb es keine wirklich freie demokratischen islamischen Staaten gibt.

Die 14% stark ausländerablehnend bis feindliche deutsche Jugentlichen ist natürlich auch nicht gut. AAber man muss da Ursache und Wirkung nicht verwechseln. Wenn ein Jugendlicher einen Ehrenmord in seiner Umgebung mitbvekommt, oder eine Messerstecherei wegen der ehre willen, oder wegen einer religiösen aussage bedroht wird, oder wenn er die abwertrende Einstellung gegenüber der deutschen Kultur oder auch deutschen Frauen mitbekommt, ist dies eben alles auch ein Mitgrund für diese 14%, wohlverstanden ein Grund, keine Entschuldigung.
 
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