Trauerarbeit; - Briefe an Verstorbene

Brief an einen Verstorbenen

Jeder bewältigt Trauer auf seine Weise. Oft wird vielleicht deshalb nicht wirklich getrauert, weil man vom Verstand her glaubt, die Trauer gar nicht wirklich leben zu müssen. "er war ja schon so alt", "sie war ja auch schon so krank" .... Das sind Argumente, die zwar stimmen, die aber nicht unbedingt auch vom Herz so gesehen werden. Deshalb ist es - denke ich - wichtig, daß Trauer erkannt und bewältigt wird.

Wie kann man selbst heilsam mit seiner Trauer umgehen
Reden ist gut und äußerst wichtig für den Heilungsprozess. Wer allein ist mit seiner Not, kann sich an Trauerbegleiter oder eine der vielen Trauerberatungsstellen wenden.
Schreiben ist eine gute Alternative. In einem "Brief" an den Verstorbenen kann man ihm das mitteilen, was man ihm zu Lebzeiten nicht mehr sagen konnte, zum Beispiel, wie sehr man ihn lieb hat und wie schön es mit ihm war. Tagebucheintragungen sind ein gutes Mittel, um sich nicht so einsam zu fühlen. Wichtig ist, einfach drauf los zu schreiben, die Gedanken sollten aus dem Bauch heraus fließen. Wer nicht gerne schreibt, kann sich seine Gefühle auch von der Seele malen. Auch körperlich kann man Gefühle abreagieren: Laufen, tanzen, Holz hacken, putzen ...
Musik ist sehr gut geeignet, Stimmungen aufzunehmen, zu verstärken, zu trösten und Erinnerungen zu wecken. Spaziergänge beruhigen. Natur heilt.
Was hat mir früher in Krisenzeiten geholfen? Besonders in der ersten Trauerphase ist es gut sich an solche Hilfsmittel zu erinnern. Das bestimmte Musikstück, ein Notizbuch oder der kleine Teddybär, diese Dinge legt man sich vor dem Schlafengehen griffbereit hin, damit sie gleich da sind, wenn einem nachts die Gedanken nicht Schlafen lassen.
Rituale sind verläßliche Gefährten im Trauerprozess: Dazu gehören Tagebuch schreiben, die Erinnerungsecke für den Verstorbenen, regelmäßige Zwiegespräche, der Gang zum Friedhof. Gute Anregungen gibt das Buch "Rituale in der Trauer".
Warum musstest du gehen? Ich wollte dir noch so Vieles sagen...

Manchmal kann auch eine Trauerbegleitung helfen, sogar in Fällen, wo in Wirklichkeit gar niemand gestorben ist sondern z.B.eine Beziehung zu Ende gegangen ist.

Grüsse,
Oregano
 
Aus einem Artikel in der ZEIT zur Trauer:

Viele der Hinterbliebenen sind erst mal überwältigt von Angst, Wut, Verzweiflung – und dennoch bleiben die meisten allein mit ihrem Leid.

»Früher hat die Gesellschaft den Einzelnen in solchen Momenten gestützt, heute ist das Trauern eine individuelle Angelegenheit geworden«, sagt der Berner Psychologe und Trauerforscher Hansjörg Znoj. Bei einer Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Bestatter beklagten vor Kurzem 67 Prozent der Befragten, dass die Öffentlichkeit das Thema Tod verdränge. In vielen Kulturen ehren die Menschen ihre Toten bis heute mit aufwendigen Zeremonien, an denen vom Kind bis zum Greis die gesamte Dorfgemeinschaft teilnimmt. In Deutschland und der westlichen Welt hingegen ist der Tod im Alltag nicht mehr präsent.

Schwarze Kleidung erinnert nicht mehr an einen Verstorbenen, sondern wurde zum Modetrend; das Trauerjahr hat ausgedient und viele Menschen verzichten auf Kondolenzbesuche, weil sie mit dem Tod nicht umgehen können...
Trauerarbeit: Der Tod der anderen | Wissen | ZEIT ONLINE

Ich finde, daß die muslimische Sitte, beim Tod in einer Familie auf jeden FAll einen Besuch dort zu machen, um Hilfe und Bedauern zu überbringen, eine schöne Sitte ist, die hier weitgehend verloren gegangen ist.Vielleicht auf dem Land weniger als in der Stadt.

Grüsse,
Oregano
 
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