Das gerupfte Huhn

  • Themenstarter Lena
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Lena

Zwei miteinander befreundete Bauern, die jeweils einen Hof betreiben wohnen nicht weit voneinander weg.

Eines Tages auf dem Wochenmarkt kam es zu einem Streit. Sie schrien sich gegenseitig an und als das Ganze eskalierte trennten sie sich voller Wut.

Es verging einige Zeit. Da besann sich einer der beiden, und begann alles zu bedauern. Er nahm sich vor, seinen ehemaligen Freund aufzusuchen.

Als wieder Wochenmarkt war, ging er hin zu ihm. Er bat ihn um Verzeihung und sprach offen seinen Fehler aus, den er gemacht hatte.

Sein Freund freute sich darüber und begann alles zu verharmlosen. " Wie dumm wir beide doch waren. Komm: Schwamm drüber".

Sie nahmen sich in die Arme und herzten sich.

Bei einem Glas Bier sprach der Eine nochmal drauf an. Bat nochmal um Verzeihung.

Darauf der andere: "Lass gut sein. Ist doch ausgestanden."

Aber der andere fand immer noch keine Ruhe.

"Kann ich irgendwas für Dich tun. Ich möchte was besonders Gutes für Dich tun, damit du mir wirklich verzeihen kannst."

"Mußt Du doch nicht, ich hab Dir doch längst verziehen."

Aber alles half nichts. Er gab einfach keine Ruhe.

"Es muß doch irgendwas geben, was ich noch tun kann."

"Also gut. Komm, wir kaufen uns ein geschlachtetes Huhn. Du kommst heute zu mir zum Essen, und auf dem Weg nach Hause unterhalten wir uns darüber, was Du für mich tun kannst."

Gesagt. Getan.

Auf dem Weg begann der Gastgeber das Huhn zu rupfen und sie unterhielten sich nebenbei über alles Mögliche.

Als sie ankamen, war das Huhn komplett gerupft.

" Und? - Wolltest Du mir nicht sagen, was ich für Dich tun kann?"

" Ja: Ich hätte gerne, dass Du mir jede einzelne Feder bringst, die ich unterwegs gerupft habe."

"Aber - das geht doch gar nicht. Der Wind hat alle weg gepustet. Das ist unmöglich !"

"Du hast recht mein Freund, es ist unmöglich ALLE Federn aufzutreiben. Es ist in unserem Leben nicht möglich alles richtig zu machen. Und manchmal machen wir Dinge, die Vergebung brauchen.

Aber so unmöglich es für Dich ist, alle Federn zu finden, so unmöglich ist es für uns alle Fehler wieder gut zu machen.

Der Wind hat alle Federn verweht. Lass über die Sache, die wir miteinander hatten den Wind der Vergebung wehen. Sie ist geschehen, aber vergeben.
Und jetzt lass uns das Huhn zubereiten. Glaub mir: Es wird heute besonders gut schmecken."
 
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