Diagnostizierte Zöliakie auf einmal wieder verschwunden?

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Guten Morgen,

im Bekanntenkreis wurde vor ca.1,5 Jahren über das Blut eine Gluten-Unverträglichkeit festgestellt bei einem 3-jährigen Kind. Die Eltern haben gleich auf glutenfreie Kost umgestellt, das Kind hat bewundernswert mitgemacht, und es ging allen gut.
Der Kinderarzt meinte dann in diesem Jahr, daß jetzt doch noch eine Darmspiegelung mit Biopsie gemacht werden sollte. Anmeldung in der Kinderklinik wurde gemacht, leider haben die Ärzte dort vergessen zu sagen, daß man erst einmal für ca. 6 Wochen vor der Spiegelung die Ernährung auf "mit Gluten" umstellen muß, um eine entzündliche Reaktion im Darm feststellen zu können.
Das haben die braven Eltern auch angegangen. Am 2. und 3. Tag der Umstellung ging es dem Kind ganz schlecht, und eigentlich wollten die Eltern die Ernährung wieder auf "ohne Gluten" umstellen. Ein Geburtstag kam dazwischen, den wollten sie noch abwarten. Und nun das große Staunen: ab diesem Geburtstag mit Weizenmehl-Kuchen, Brezn usw.geht es dem Kind gut, es ißt normal mit den anderen Familienmitgliedern mit, und es geht ihm nun schon seit 2 Monaten gut.

Die große Frage: was ist da geschehen?
Natürlich sind die Eltern weiter leicht alarmiert und machen sich Gedanken, was sie jetzt tun sollen: bei der glutenhaltigen Ernährung bleiben oder doch weiter glutenfrei ernähren?
Die Darmspiegelung hat übrigens inzwischen stattgefunden und hat keinerlei Entzündung gezeigt.

Grüsse,
Oregano
 
über das Blut eine Gluten-Unverträglichkeit

Ich nehme an, dieser "Antigliadin Antikörper " wurde gemessen? Warum wurde der Test überhaupt gemacht?

Und ja, ich denke, sowas kann einfach unter der Gluten freien Kost heilen, natürlich, der Mensch hat so dermaßen großartige Selbstheilungskräfte, noch dazu ein Kind, klar kann das heilen.

Ich würde mit der ganzen Familie glutenarm essen und mich nicht weiter aufregen.

Übrigens ist ja immer meine Rede, dass man auffällige Laborwerte, die Konsequenzen haben, immer wiederholen muss, es kann immer Messfehler geben.

Viele Grüße
Datura
 
Hallo Datura,

danke für Deine Antwort :). Ja,das waren diese Gliadin-Antikörper, und ich denke auch,die sollten noch einmal überprüft werden. Es könnte ja sein, daß die auf etwas ganz Anderes hingedeutet haben?

Die Familie ißt jetzt erst einmal komplett "normal", also einschl. der glutenhaltigen Getreide, u.a. auch deshalb,weil das viel einfacher ist und auch billiger, was da durchaus eine Rolle spielt. Aber sie bleiben wachsam.

Weiß hier jemand, ob denn diese Gliadin-Ak auch aus anderen Gründen da sein bzw. erhöht sein können?

Hat jemand Erfahrung damit, ob die Zöliakie wiederkommt - und wann? - , wenn dann mit Gluten gegessen wird? Gibt es da Durchschnittswerte?

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano!

Um genauere und auch wissenschaftliche Informationen über den heutigen Wissensstand der Zöliakie zu finden, kann ich Dir diese Seite der deutschen Zöliakie Gesellschaft empfehlen. Diese Gesellschaft sammelt alle Erkenntnisse über Zöliakie:

DZG - Home

Nach meinem Wissen soll es sehr wenige Fälle geben, in denen lediglich der Verdacht besteht, daß eine bereits sicher diagnostizierte Zöliakie verschwunden ist. Verdacht deshalb, weil niemand in die Zukunft blicken kann, um zu wissen, ob die Darmzotten nach einigen Jahren der Gliadinexpression nicht doch wieder atrophieren, was man durch eine Darmspiegelung feststellen kann.

Neben den Gliadin-Antikörpern (die nicht jeder Mensch bilden kann), kann auch eine Untersuchung zur genetischen Disposition aufschlussreich sein.
Hier sind Untersuchungen zu HLDQ 2 und HLDQ 8 (Humanes Lymphozyten Antigen 2 und 8 ) angezeigt.
Ist ein, oder sind beide Gene poitiv, besteht jedenfalls die genetische Disposition und somit die Bereitschaft zur Entwicklung einer Zöliakie.

Ach und ich möchte noch darauf hinweisen, daß eine Gluten-unverträglichkeit etwas ganz anderes ist, als eine Zöliakie oder Sprue.

Zöliakie = Atrophie, also Rückbildung der Darmzotten bei Glutenkontakt
Glutenunverträglichkeit = Schleimhautreizungen etc.

Grüße - tiga
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein befreundeter Arzt betont immer, dass Gluten-Unverträglichkeit oft mit einer hohen Bakterien-Belastung des Körpers korreliert. Ich weiß nicht, ob sich das auch irgendwie in Blut-Laborergebnissen niederschlägt. Jedenfalls kann ich mir dadurch natürlich vorstellen, dass es da Verbesserungen gibt.

LG, Esther.
 
Danke für die Rückmeldungen :).

@ tiga: Da bei der Darmspiegelung keine Rückbildung der Darmzotten festgestellt wurde, handelt es sich wohl um eine Schleimhautreizung. Hast Du eine Ahnung,ob so eine Schleimhautreizung in eine Rückbildung der Darmzotten übergehen kann und in welchem Zeitraum?

www.dzg-online.de/homepage.1.0.html:
Diesen Link habe ich weitergegeben.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano!

Gerade diese Frage ist kaum zu beantworten.
Eine Zottenatrophie entwickelt sich offenbar in sehr verschiedenen Geschwindigkeiten und bleibt vom Betroffenen ggf. auch lange unbemerkt.
Bei dem einen geht`s also nach 2 Wochen los, bei dem anderen nach Jahren.
Wieso das so ist, ist soweit ich weiß ebenso unbekannt.
So hat der eine mit Zöliakie schon nach einer "Sünde" Durchfall durch eine Schleimhautreizung und anschließend über Tage oder Wochen Verdauungsprobleme - der andere bemerkt gar nichts, futtert deshalb vielleicht auch beruhigt weiter während still und heimlich die Zotten atrophieren und ist dann scheinbar plötzlich schwer krank z.B. durch extreme Vitaminmängel.
Das macht diese Erkrankung auch so undurchsichtig, weshalb sie oft als "Chamäleon" bezeichnet wird.

Wenn z.B. dieser Junge die genetische Disposition hat und Gliadin-Antikörper würde ich glutenhaltiges mit Vorsicht genießen und nach einiger Zeit noch eine weitere Biopsie machen lassen.

Ich erinnere mich auch noch vage an Studien, die mit Kindern gemacht wurden, welche Ernährungsform die Wahrscheinlichkeit einer Zöliakie bei Kindern mit entsprechendem Genmarker reduzieren kann.
Aber ich weiß da nichts konkretes mehr.. Sorry.
Der beste Ansprechpartner wird da die DZG sein.

Manchmal bräuchte man wirklich ein Orakel ;)

Grüße - tiga
 
Hallo tiga,

da hast Du Recht.Wahrscheinlich wäre die Trefferquote in etwa gleich wie bei manchen Ärzten ;).

Grüsse,
Oregano


Ja, apropos, da fällt mir gerade zu ein, daß auch bei dieser eigentlich scheinbar klar zu diagnostizierenden Krankheit ein erfahrener Gastroenterologe ran sollte, der die Biopsien an verschiedenen Stellen entnimmt usw. !

tja, "Orakel", "Ärzte" .... als ich den Begriff "Chamäleon" schrieb, dachte ich mir auch....das trifft hier ebenso auf soo viele Beschwerdebilder zu.

Die beste Krankheit taugt nix :bier:
 
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