Würdevolle Behandlung bei Demenz in einem Heim

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Hallo Oregano,

ja das gibt es! aber gaaaaz selten!

Als meine Mutter 2004 plötzlich an einer Lungenembolie verstarb, blieb mein Vater alleine. Zuerst ging alles gut. Doch ich merkte immer mehr, dass mit ihm irgendwas nicht stimmte.
Es wurde schlimmer und schlimmer; ich merkte, er konnte nicht mehr alleine bleiben. Dann war er beim Arzt und der meinte dann, dass er der Betreuungsstelle vorschlagen würde, dass für meinen Vater ein gesetzlicher Betreuer benannt wird. Ich habe mich dann dazu bereits erklärt, wer will schon einen "Fremden" haben. Kurz danach bekam ich dann zu spüren, was das für mich heißt; ich durfte dann direkt mal unterschreiben, dass man meinem Vater
eine Zehe amputieren durfte. Er war nicht mehr zu retten und das auch nur, weil der Hausarzt uns zu spät zu Diabetologen geschickt hat. Mein Vater hatte keine Einsicht und ich hatte die "Gesundheitsfürsorge".
Ich hatte mir geschworen, nachdem meine Mutter schon alleine im Krankhaus verstorben ist, dass ich meinen Vater bis zur letzten Stunde begleiten will.

Leider hat dann nach 5 Jahren alles eine andere Wende genommen. Zwischenzeit hatte er sein Kurzzeitgedächtnis total verloren. Es war sehr schwierig mit anzusehen, wie sich dieser Mensch so verändert hat. Das was ich da sah, war nicht mehr mein Vater, der immer leise, friedlich, lustig war. Er war aggressiv, schlug einfach zu, bespuckte mich, nannte mich "Mama" und als er dann eines Tages sagte er müsse zur Toilette, ich ihn auf den Toilettenstuhl setzte und ich ihn irgendwann fragte, ob er fertig sei, schaute er mich mit großen Augen an und meinte unter Tränen " wie macht man das denn " . Spätestens jetzt brach ich auch total zusammen. Dann wurde er
Bettlägerich und ich mußte mir Gedanken machen, wie es weiter gehen kann.

Mein Arzt hat mir dann erklärt, dass ich so nicht weiter machen kann. Also mußte ich mich - währenddessen mein Vater schon wieder mal im Krankenhaus lag - um eine Unterbringung in einem Heim bemühen. Und nach
langer Suche in der Ferne, bekam ich von einer Nachbarin einen Tipp, das
in etwa 4 km Entfernung ein Seniorenheim ist - was ich wußte - und dieses
Heim gerade einen Anbau fertiggestellt hat, wo nur Demenzpatienten untergebracht werde.
Und ich sollte auch mal Glück haben. Der Heimleiter kümmrte sich persönlich um die Angelegenheit und ich bekam sofort die Zusage, dass mein Vater dort nach der Krankenhausentlassung dort untergebracht werden kann.
Ich war total begeistert; die Zimmer waren nur mit Bett und Nachtschrank ausgestattet, den Rest durften die Patienten von Zuhause mitbringen.

Dann bekam ich den Anruf aus dem Krankenhaus, dass es meinem Vater plötzlich wieder sehr schlecht ging und hohes Fieber hat, dass nicht mehr in den Griff zu bekommen war. Mein Gedanke war, dass er das Gespürt hat und sich wie man so schön sagt "schnell vom Acker macht", weil das war nie das, was er und ich auf keinen Fall wollten.
Er verstarb dann an dem Tag, als die Verlegung aus dem Krankenhaus stattfinden sollte. Und ich weiß, dass er es dort sehr gut gehabt hätte, aber
"Dafür war ich Gott dankbar!"

Ja, das war jetzt eine Kurzfassung von dem, was man als an Demenz erkrankter aber auch als Angehörige so mit macht oder mitmachen muss.

Mittlerweile gibt es so viele Angebote und Hilfestellungen, die zu dem Zeitpunkt noch nicht angeboten wurden. Auf der eine Seite, bin ich ein wenig
sauer, wenn ich das dann lese, auf der anderen Seite, bin ich froh, dass jetzt endlich was geschieht und die an Demenz erkrankten Menschen auch so was, wie eine Lobby habe.

Man verzeihe mir, dass ich hier mein Herz mal ausgeschüttet habe. DANKE
 
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