Der Krebs und die Psyche

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19.08.10
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Wieder Eine an den Krebs verloren...

Ich trauere um Sibylle B.

Als ich, an dem Ort, an dem ich den Internetzugang nutzen darf, gerade ein wenig vorsätzlich 'herum googelte', suchte ich eigentlich was für den AKT, Thema: Asperger - Verarbeitung von Sinnesreizen - Reizüberflutung.
Dabei fiel mir eine Szene aus einem Kaspar Hauser Film ein, die mich damals sehr fasziniert hatte.

Kaspars Vormund testet an ihm Reaktionen auf homöopathische Mittel aus.
Kaspar reagiert bereits, wenn er diese nur in der Hand hält - und zwar extrem stark.
Diese Szene wollte ich bei Youtube suchen, erinnerte mich aber nicht an den Namen des Darstellers (Andre´ Eisermann).
Statt dessen jedoch an eine weitere Mitwirkende (Katharina Thalbach).
Ich gab 'Thalbach' ein.
Da fand ich es. Nicht das, was ich gesucht hatte, sondern einen Talk Show Ausschnitt, der mit 'K. Thalbach erinnert sich an Sibylle Bergemann' betitelt war.
Ich wurde misstrauisch - extrem misstrauisch!
Warum: 'erinnerte'?
Ich witterte Unheil.
Ich gab den Namen ein, und richtig: sie war verstorben, bereits im letzten November.
Ich fragte den Mann in der Kontaktstelle, der das größte kulturelle Interesse besitzt: "Kennst du Sibylle Bergemann?"
Er sagte: "Ja, klar. Die lebt aber nicht mehr!"
Ich nickte traurig und sagte: "Ich habe sie gekannt."
Er fragte: "Hast du das eben erst erfahren? Ja. Du hast keine Tageszeitung, stimmt's?"
Stimmt.

Ich bin sehr traurig und das in dreifacher Weise.

Ich trauere um eine große Fotografin. So, wie ich um jeden Menschen trauere, der der Welt viel Schönes gegeben hat.

Ich trauere um einen Menschen, der den Kampf gegen den Krebs verloren hat. Wieder einer mehr.

Und ich trauere um die Sibylle Bergemann, die zu kennen ich die Ehre hatte.


***

Auszug aus Wikipedia

Bergemann absolvierte von 1958 bis 1960 eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete bis 1965 im Beruf. Von 1965 bis 1967 war sie in der Redaktion der Zeitschrift Das Magazin tätig. 1966 begann sie eine Ausbildung als Fotografin bei Arno Fischer, mit dem sie seit 1985 auch verheiratet war. Seit 1967 war sie als Mitglied der Gruppe Direkt freischaffende Fotografin. Seit 1969 erschienen Fotos von ihr in der Wochenzeitung Sonntag, seit 1973 in der Modezeitschrift Sibylle und im Magazin. Sie arbeitete auch für den Buchverlag Der Morgen und den Greifenverlag.

1974 hatte sie ihre erste Einzelausstellung im Haus der Jungen Talente in Berlin. 1977 wurde sie Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. Von 1975 bis 1986 erstellte sie als mehrjährige Auftragsarbeit eine Fotodokumentation über die Entstehung des Marx-Engels-Forums in Berlin-Mitte.

1990 war sie Gründungsmitglied der Agentur der Fotografen Ostkreuz. Sie beteiligte sich 1991 am Projekt Almediterrana 92 in Almería. Seit 1994 war sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Sie unterrichtete an der Ostkreuzschule für Fotografie und Gestaltung in Berlin-Weißensee.

2004 mussten Bergemann und Fischer ihre geliebte Wohnung am Schiffbauerdamm 12 nach 28 Jahren[1] wegen einer Luxussanierung[2] verlassen. Ihre Altbau-Wohnung unmittelbar am Bahnhof Friedrichstraße war ein beliebter Treffpunkt von DDR-Fotografen und vieler international bekannter Fotografen wie etwa Henri Cartier-Bresson, Helmut Newton, Robert Frank, Josef Koudelka, Barbara Klemm und Ellen Auerbach.[3] Viele internationale Kontakte vermittelte der Leiter des Ostberliner Institut Français, der ihr 1988 auch die erste Ausreise aus der DDR nach Venedig in die Wege leitete. Das Ende ihres Wohnrechts begingen sie mit einer Finissage, die wiederum mit einer Ausstellung dokumentiert wurde.[4] Das Projekt einer Privatschule für angehende Fotografen im selben Gebäude wurde ebenfalls durch die Sanierung beendet.[3] Ihr Ehemann hielt hier als Professor für Fotografie in Leipzig die meisten seiner Seminare ab.[3] Bergemann führte den Ausbruch ihrer Krebserkrankung auf den erzwungenen Auszug aus dieser Wohnung zurück.[5]
2006/2007 hatte die Künstlerin eine vielbeachtete Ausstellung in der Akademie der Künste Berlin und im Museum für Photographie in Braunschweig. 2009 präsentierte sie einige ihrer Werke in der Gruppenausstellung Ostzeit. Geschichten aus einem vergangenen Land im Haus der Kulturen der Welt in Berlin.

Nach einem jahrelangen Kampf gegen den Krebs verstarb Sibylle Bergemann am 1. November 2010 bei Gransee im Alter von 69 Jahren.[6]



***

Im Wikipedia-Text wird erwähnt, dass sie den Verlust ihrer Wohnung nicht verkraftete und diesen mit dem Ausbruch der Krebserkrankung in Verbindung brachte. Was all diejenigen unter euch, die schon immer meinten, diese Krankheit sei Ausdruck einer gestörten Verbindung zwischen Geist (Seele) und Körper, zu bestätigen scheint.Auch ich glaube, dass Erkrankungen, die sich auf der körperlichen Ebene manifestieren, ihren Ursprung in einer verletzten Seele haben. Der Verlust der Wohnung, die gerade für ein Künstlerehepaar viel mehr als nur ein Ort um zu
schlafen und den Koffer abzustellen ist, scheint mir auch sehr geeignet, einen solchen Konflikt hervorzurufen.
Da diese Wohnung tatsächlich ein magischer Ort war, habe ich mich im AKT noch einmal daran erinnert.
 
Hallo BiMi,

ich habe Frau Bergemann nicht persönlich gekannt, eben nur dem Namen nach.
Aber ich finde Deinen Beitrag /Nachruf hier sehr schön und hoffe, daß sie ihn als guten Wunsch wo auch immer sie jetzt ist, liest.

Grüsse,
Oregano
 
Dankeschön, Oregano!:)

Das hoffe ich sehr, zumal ich als Aspi immer ein furchtbar schlechtes Gewissen meinen Mitmenschen gegenüber habe und denke, ich gebe ihnen nicht soviel Liebe, wie sie verdienen.
Und dann ist es auf einmal zu spät!

Ich habe all die Jahre immer voller Freude reagiert, wenn ich Fotos oder Filmberichte von ihr und über sie fand - so wie ich mich auch über all die anderen Menschen, die ich kenne freue, wenn sie gerade mal wieder (positiv)im Fernsehen oder den Zeitschriften erwähnt werden.
Vielleicht klingt das ein wenig nach 'Gutmenschentum', aber es ist reiner
Selbstschutz.
Es ist meine feste Überzeugung, dass es uns allen, d.h. jedem Einzelnen von uns, besser geht, wenn wir uns mit Liebe (oder wenigstens Hochachtung) begegnen.
(Vielleicht nehmen Krankheiten wie Krebs ja auch deshalb so sehr in den 'modernen Industrienationen' zu, weil wir parallel zum materiellen Reichtum menschliche Verarmung erfahren. Es berührte mich sehr, dass S.B. den Verlust des Wohnraums für den Krankheitsausbruch verantwortlich machte!)
Wenn du mal Zeit und Lust hast, kannst du dir noch im Asperger Kultur Teil ein paar Fotos von S.B. ansehen!

Liebe Grüsse

BiMi
 
EMPÖRT EUCH!

über

Diskriminierung von Krebspatienten

Renate Liekfeldt, gerade zur Rektorin der Leipziger HTWK gewählt,
hat keine rechte Gelegenheit sich darüber zu freuen, denn: sie soll
diese Position nicht antreten.

Der Grund: Sie hat eine Krebserkrankung überstanden.

Dazu gratuliert man ihr und zwar ganz herzlich.
Danach ist aber auch schon Schluß mit der Herzlichkeit.
Den Rektorinnenposten soll sie nicht bekleiden und zwar aus dem
selben Grund. Sie hatte Krebs und sie kann jederzeit wieder daran
erkranken.So lautet die offizielle Begründung.
Denn sie ist danach beamtet und da ist die Frage nach dem Gesund-
heitsstatus von vorrangiger Bedeutung.

Die Studenten kündigen Unterstützung der Rektorin in spe an.
 
Während der vorherstehende Fall auch unter 'Prävention';)* eingeordnet werden könnte...

* Motto: Wie kann man dazu beitragen, dass ein Krebspatient ganz sicher wieder ein Rezidiv erleidet -

ist folgendes interessant in Bezug auf die Lokalisation der Ca-Erkrankung
und die Interpretation:

Als die Psychoanalyse noch in den Kinderschuhen steckte, stritt sich die 1. Generation der Benutzer einer psychonalytischen Terminologie bereits um die die 'wahre' Bedeutung der einzelnen Begriffe.
Da sollte man annehmen, bei einer so frisch aus der Taufe gehobenen Wissenschaft, wo ja tatsächlich die einzelnen Repräsentanten noch in persönlichem Kontakt standen, wären das keine unüber-
brückbaren Hindernisse gewesen...

Zumal es sich ja bei den einen (Jung, Adler) um Schüler des anderen (Freud) handelte.
Ist aber nicht so.
Nun ging es sich dabei ja 'nur' um Worte, bzw. deren 'korrekte' Verwendung.
Diese Diskussion erwies sich aber tatsächlich als so machtvoll, dass sie zum völligen Zerwürfnis führte.

Von verschiedenen Vertretern der Jungschen Schule hörte man später immer wieder, dass sie die Ansicht vertraten, die Zungenkrebserkrankung von Sigmund Freud, wäre ein Folge seiner
mangelnden Bereitschaft einzugestehen, dass C.G. Jung, in vielem, wenn nicht allem, richtig lag und er, Freud, sich geirrt hätte.
 
John Walker starb im Alter von 67 Jahren in L.A. - an Leberkrebs!
John Walker war einer von drei, nicht miteinander verwandten Musikern (Walker-Brothers), deren größter Erfolg dieser war: The Sun ain't gonna shine (any more)

 
Zugang zu den eigenen inneren Kräften finden


In der Anthroposophie geht man davon aus, dass im Falle einer Krebserkrankung die strukturierenden, 'Gestalt'-verleihenden Kräfte in Unordnung geraten sind.
In der chinesischen Medizin würde man sagen, dass das Yin überwiegt. Es ist zuviel 'Masse' da. Der Yang-Aspekt ist zwar vorhanden - aber in Form einer 'überschiessenden' Reaktion.
Es herrscht kein Gleichgewicht zwischen beiden Kräften, so wie es in Form der Monade symbolisch dargestellt wird.

In der anthroposophischen Klinik, die ich aufgesucht hatte, wurde viel Wert auf die Wiedererlangung eines Zugangs zu den eigenen gestalterischen Kräften gelegt.
(Eurythmie, Malen, Plastizieren, Holzbearbeitung)
Eine interessante Erfahrung für mich, die ich lange mit Ton (Keramiken) gearbeitet hatte.
Normalerweise war ich stets in der Lage, innerhalb kürzester Zeit eine Plastik anzufertigen, die als das zu erkennen ist, was sie darstellen sollte.

In diesem Fall wollte ich eine Katze aus Ton formen.
Allerdings nicht aus einzelnen Würsten zusammen gesetzt, sondern aus einem Stück geformt. (Ich vermute, diesen Ehrgeiz hatte ich aufgrund der als 'Zerstückelung' empfundenen Krebserkrankung. Übertragen:
ganz sein/heil sein).
Ich brauchte gut eine halbe Stunde für diese kleine Figur
- undenkbar zu gesunden Zeiten!

Viele Grüsse

eure BiMi

DANKE! - Oleg!
 

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Liebe BiMi !

Ich wollte Dir an dieser Stelle einfach mal sagen, dass
Du für mich eine sehr mutige und tapfere Frau bist.
Danke Dir für deine sensiblen, offenen und engagierten Beiträge
in den verschiedenen Threads.

Ich wünsche Dir weiterhin sehr viel Kraft und
natürlich Gesundheit.

Liebe Grüße von Felis
 
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