Diphemin gegen Schnupfen - Wer kennt Dr. Klosa?

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Hallo.

Ich bin gerade auf diesen Artikel im Spiegel gestoßen. Die Entdeckung klingt verheißungsvoll, aber spannenderweise finde ich keine Informationen über Diphemin, geschweige ein Arzneimittel.

Wer weiß was aus Dr. Klosa und seiner Forschungsarbeit geworden ist? Gibt es Diphemin oder ein Nachfolgeprodukt zu kaufen? Was wurde aus den Asal-Werken in Berlin (ich vermute B-Ost)?

Viele Grüße

Uwe
 
Skramlik in Diphemin gegen Schnupfen - Wer kennt Dr. Klosa?

Hallo.

Ich bin gerade auf diesen Artikel im Spiegel gestoßen. Die Entdeckung klingt verheißungsvoll, aber spannenderweise finde ich keine Informationen über Diphemin, geschweige ein Arzneimittel.

Wer weiß was aus Dr. Klosa und seiner Forschungsarbeit geworden ist? Gibt es Diphemin oder ein Nachfolgeprodukt zu kaufen? Was wurde aus den Asal-Werken in Berlin (ich vermute B-Ost)?

Der Spiegel 50/1954 schrieb:
Der Doktor schluckte eine Teelöffelspitze eines weißen, fast geschmacklosen Pulvers, das er selbst im Labor zurechtgemixt und für den Fall einer Erkältung mit nach Haus genommen hatte. Das Präparat, eine Benzil-Verbindung, war das Ergebnis einer jahrelangen intensiven Untersuchung auf dem Gebiet der Schnupfenforschung.

Klingt ja toll, also 'nBisschen googeln:

Benzil reizt die Augen, die Hauthttps://de.wikipedia.org/wiki/Haut und die Atemwege die bis zur Entzündung führen kann. Die Dämpfe sind leicht toxisch und sollten nicht eingeatmet werden.

Diphemin = Diphenyloxyessigsäuredimethylaminoäthylesterhydrochlorid

Die Substanz scheint heute keinerlei Bedeutung mehr zu haben, wenn man danach googelt, kommt gerade mal ein einziger Treffer:
Der Spiegel 50/1954 ...

Und da steht weiter:
Dr. Klosa möchte mit seinem neuen Schnupfenmittel nicht nur dem einzelnen helfen. Es soll auch volkswirtschaftlichen Nutzen haben. Schätzungsweise gehen nämlich in Deutschland noch jedes Jahr durch Schnupfen 300 Millionen Arbeitsstunden verloren.
Sorge um verlorene Arbeitsstunden? Klingt eher nach West- denn noch Ost-Berlin bzw. -Deutschland.

Über die Wirksamkeit der Diphemin-Asaletten hat mal ein gewisser Dr. Emil Ritter von Skramlik in "Medizinische Klinik" 53, 1958 (Springer) publiziert. Was dabei rauskam?
Wohl nichts.
Sonst liessen sich mit diesem Zeug locker €-Milliarden vedienen. Doch die Pharma-Industrie biss nicht an, ausser im faschistischen Spanien, wo das Medikament in den frühen 60ern intensiv beworben wurde.
Heute nicht mehr.

Tse, woran das nur liegen mag ...

Kopfschüttel
Puistola
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich tippe mal, mit Schleimlösern und abschwellenden Nasensprays läßt sich deutlich mehr verdienen, wenn der Schnupfen seine übliche Dauer beibehält.

Die diversen Artikel von Klosa, Skramlik und Leinert habe ich auch gefunden - aber stets ohne Volltext.

Und leider ist auch über die Asal-Werke nichts zu finden. Die haben das Zeug ja offenbar tatsächlich mal hergestellt...
 
Skramlik in Diphemin gegen Schnupfen - Wer kennt Dr. Klosa?

Sorge um verlorene Arbeitsstunden? Klingt eher nach West- denn noch Ost-Berlin bzw. -Deutschland.

Von Dr. Klosa sind einige Bücher bei einem VEB-Verlag erschienen. Daher kam ich auf den Ost-Trip. Der Mann ist ansonsten ein Phantom. Es gibt zwar noch eine Handvoll Josef Klosas, aber keiner davon scheint einen Doktortitel zu haben, und keiner wohnt in Berlin. Auf dem Bild scheint er 1954 schon mindestens in den Dreißigern gewesen zu sein; dann wäre er heute um die 90 Jahre alt. In den Neunzigerjahren scheint er noch publiziert zu haben.

Hat jemand von Euch einen Zugang zu den Volltext-Diensten, bei denen die Artikel zu den Themen verzeichnet sind?
 
Skramlik in Diphemin gegen Schnupfen - Wer kennt Dr. Klosa?

Tse, woran das nur liegen mag ...

Kopfschüttel
Puistola
Da kann ich helfen.
Wirkstoffklasse: Catecholamine (Amine)

Synonyme:
Dipivefrine; Dipivalyl Epinephrine; Diopine; Diphemin; Pivalephrine; Propine; d Epifrin; Thilodigon

CAS-Nummern:Dipivefrin=52365-63-6 Dipivefrinhydrochlorid=64019-93-8

Eigenschaften

Dipivefrin oder Dipivalyl-Epinephrin ist eine Vorstufe (Prodrug) von Adrenalin (Mandell 1978; Hofmann 2005). Der Wirkstoff weist die Basisstruktur von Adrenalin auf und besitzt zusätzlich zwei Pivalinsäuregruppen (Gwin 1978). Die Summenformel lautet C19H29NO5 und das Molekulargewicht beträgt 351,44. Der Schmelzpunkt liegt bei 146 - 147°C. Zusammen mit Ether bilden sich Kristalle (O'Neil 2001). Dipivefrin ist 100 bis 600-mal lipophiler als Adrenalin (Wei 1978) und besitzt trotzdem eine ausreichende Wasserlöslichkeit (Yamauchi 1988).


Dipivefrinhydrochlorid
Das handelsübliche Dipivefrinhydrochlorid (C19H29NO5·HCl) hat ein Molekulargewicht von 387,90. Der Schmelzpunkt liegt bei 158 - 159°C und der Wirkstoff ist löslich in Wasser und Ethanol; zusammen mit Ethylacetat bilden sich Kristalle (O'Neil 2001).
CliniPharm Wirkstoffdaten: Dipivefrin
Es gab und gibt noch Augentropfen mit diesem Wirkstoff
Lokale Nebenwirkungen

Im Vergleich zu Adrenalin sind die Nebenwirkungen geringer (Kass 1979; Kohn 1979):
-Brennen und Stechen der Augen(Kass 1979; Kohn 1979) -Lokale Irritation -Milde Konjunktivitis -Tränende Augen -Milde Mydriasis -Schwellung der Bindehaut (Chemosis) -In seltenen Fällen allergische Reaktionen(Moore 2001b; Gwin 1978)

Mensch

Am behandelten Auge trat beim Menschen in einzelnen Fällen nach Verabreichung von Dipivefrin 0,1% ein zystoides makuläres Ödem und ein Ödem des Ziliarkörpers auf (Mehelas 1982; Krieg 1996). Die Studie von Liesegang beschreibt bei 12 Patienten die Entstehung von bulbären konjunktivalen Follikeln aufgrund der Verabreichung von Dipivefrin über mehrere Monate. Nach Absetzen des Medikamentes trat eine Heilung innerhalb von einem Monat ein (Liesegang 1985). Es wurden wenige Fälle von Kontaktdermatitis (Vilaplana 2005; Gaspari 1993), einige Fälle von topischer Allergie mit schweren episkleralen und konjunktivalen Reaktionen, sowie das Auftreten von Lidverwachsungen mit dem Augapfel (Symblepharon), beschrieben (Hurvitz 1991; Blanchard 1987).

Institut fuer Veterinaerpharmakologie und -toxikologie, Universitaet Zuerich
Ich würde mir über Chemikalien die zu Zeiten vor Contergan bewertet wurden ehrlich gesagt keine weiteren Gedanken machen.
 
Vielen Dank, das war schon sehr aufschlußreich.

Andererseits scheint der Wirkmechanismus ja effektiv zu sein. Mich wundert, daß dieser Ansatz offenbar gar nicht weiter verfolgt wurde. Soweit ich den Artikel richtig verstanden habe, beruht die Wirkung darauf, daß den Schnupfenviren der histaminhaltige Schleim, der ihnen als Lebensraum dient, entzogen wird. Evolutionär betrachtet könnte dieser Austrocknungstrick begründen, warum der Körper bei einem Infekt Fieber produziert.

Ich leide selbst unter häufigen Erkältungen. Außerdem habe ich einen enorm hohen Histaminspiegel - dauerhaft über der oberen Grenze des Labor-Normbereichs. Wenn der Zusammenhang stimmt, könnten sich ganz "neue" Ansätze gegen Schnupfen ergeben. Das übliche "viel trinken" erscheint mir jedenfalls eher kontraproduktiv.
 
Hallo Uwe,

wenn Du ständig unter "Schnupfen" leidest könnte dies alleine schon ein Zeichen für die HIT sein, ich selbst muss immer Taschentücher bei mir haben, ohne kann ich definitiv nicht aus dem Haus :cool:.

Informiere Dich hier mal:
Und hier die passende Rubrik mit vielen interessanten Themen:

Übrigens, auch viele Medikamente sind bei einer HIT unverträglich. In der Rubrik findest Du einen dazu passenden Thread oben bei den wichtigen Themen.


Liebe Grüße 👋.

Heather
 
Hallo.

Ich habe nicht dauernd Schnupfen, aber oft - und dann heftig. Diagnostiziert ist eine HPU und ein Histaminwert jenseits des oberen Normwerts. Durch den Artikel über Dr. Klosa habe ich immerhin gelernt, daß der Nasenschleim offenbar Histamin enthält, an dem die Schnupfenviren andocken können. Das ist schon mal ein guter Ansatzpunkt.

Ansonsten ist es bei diesen Krankheitsbildern sehr mühsam, sich Informationen zusammenzusuchen. Nach langer Zeit habe ich hier mal wieder ins HPU-Forum reingeschaut; es hat sich viel verändert.

Danke jedenfalls für Deinen Beitrag!
 
Mein Opa ist fast 30 Jahre Tod ! Über ihn liest man allgemein nicht viel . War damals nicht Gang und gäbe zum Glück und er wäre auch niemals so ein Typ gewesen. Er war taub stumm
 
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