Diagnostik bei Darmparasitosen

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Datura

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In aller Kürze und zusammengefasst aus dem Buch

Darmparasitose in der Humanmedizin. Grundlagen, Klinik, Diagnostik, Therapie: Amazon.de: Ingrid Fonk: Bücher

Schreibe ich hier die Diagnostik bei Darmparasitosen auf. Man sollte vorab im Labor auf jeden Fall nachfragen, wie die genaue Vorgehensweise ist.

Mikroskopisch

Stuhl auf Protozoen (Amöben, Lamblien) zwingend frisch untersuchen, bei Amöben muss der Stuhl noch warm sein. An mehreren aufeinanderfolgenden Tage, jeweil auch im Labor vorab erkundigen

Bei Lamblien ist der immunologische Test im Stuhl sicherer

Wenn der Stuhlbefund negativ ist, heißt das nicht, dass keine Darmparasitose vorliegt.

PCR ist auch möglich

Serumuntersuchung auf Antikörper gegen Darmparasiten sind möglich, da kann man auch in den Laboren nachfragen, was jeweils gemacht wird und wie sicher das ist. Auch hier schließt ein negativer Befund die Darmparasitose nicht aus.

Unspezifische Blutbefunde:

Eosinophilie
Leukozytose, Leukopenie
IgE erhöht, TH2 erhöht
Erhöhte Histaminwerte
Anämie, Eisenmangel
B12- Mangel, Calcium- Magnesium- Mangel

Die unspezifischen und spezifischen Befunde müssen nicht zwingnd positiv ausfallen bei Darmparasitosen.

Viele Grüße
Datura
 
Hallo Datura
Ich lebe und arbeite als Physio in der Karibik, also in einer subtropischen Region dieser Welt. Darmparasiten, wie beispielsweise Amöben sind "mein tägliches Brot". Was allgemein weniger bekannt ist, ist, dass dadurch gravierende Rückenbeschwerden ausgelöst werden können. Lumbalgien bis hin zu Bandscheibenvorfällen sind die (meist nicht im Zusammenhang erkannte) Folge.

Touristen aus den deutschsprachigen Ländern wenden sich deshalb an mich. Touristen, denen ich oft per Email eine Stuhluntersuchung empfohlen habe. Diese Untersuchungen fielen in der Schweiz, Österreich und in Deutschland negativ aus und hier vor Ort werden dann oft hohe Konzentrationen von Parasiten nachgewiesen. Warum diese Unterschiede?

Du schreibst u.a. (Zitat: "... bei Amöben muss der Stuhl noch warm sein.) Eine Forderung, die bei der üblich praktizierten Probeneinsendung per Post, nicht eingehalten werden kann und deshalb generell erfolglos sein muss. Das "überlebt" nur ein grosser Madenwurm als Leiche.

Aussagekräftige Stuhlproben müssen deshalb direkt im untersuchenden Labor vorgenommen werden. Um sichere Aussagen machen zu können, sollten drei Proben von verschiedenen Tagen untersucht werden.

Da die "Tierchen" nicht im Kot, sondern in der Darmschleimhaut wohnen, empfiehlt es sich am Abend vor der Abgabe jeder Probe ein leichtes Abführmittel (beispielsweise einen Teelöffel Glaubersalz in Wasser) zu nehmen.

Ich hoffe mit dieser Anmerkung deinen Post praktikabel ergänzt zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüssen aus dem südlichen Teil des Nordatlantiks.

Klaus
 
Danke Dir, Klaus!

Ja, die Diagnostik und Therapie von Darmparasitosen ist in Deutschland eine einzige Katastrophe.

Aber für die immunologische Untersuchung auf Einzeller wie Lamblien muss der Stuhl nicht frisch sein. Da wird mit einem bekannten Antikörpertestset nach dem Antigen (dem Parasiten bzw den Eiern) gesucht. Nach wirklich lebenden Einzellern wird hier gar nicht gesucht, geht ja nicht, wegen der nicht einzuhaltenden Präanalytik.

Ist auch übermäßig häufig falsch negativ, unter anderem deshalb, weil die Labore winzige Teströhrchen verschicken und nur ein erbsengroßes Stück Stuhl wollen (mehr bekommt man da nicht rein), außerdem lassen die meisten Ärzte auch nur einmal untersuchen. Da dann was zu finden ist wie ein sechser im Lotto.

Viele Grüße von

Datura
 
Danke, Datura für deine informative Antwort, die mir erklärt warum bei deutschen Touris und Schweizern die Stuhluntersuchungen falsch negativ ausfallen. Das Ganze sollte in der Öffentlichkeit "breitgetreten" werden um Fehlbehandlungen zu verhindern.

Bei meinem mal hier, mal in der Schweiz wohnenden Nachbarn, wurde weil er unter massiven Beschwerden im unteren Rücken litt, zwar eine stationäre Behandlung in einer orthopädischen Klinik durchgeführt aber nicht eine Stuhluntersuchung vorgenommen. Das obwohl er von den Ärzten dort wegen seines exotischen Wohnsitzes in der Karibik beneidet wurde. Die projektierte Operation der Lendenwirbelsäule wurde nach dem Erkennen und Behandeln der Entamoeba histolytica abgesagt. Vermutlich geht es vielen Leuten so.

Dazu kommt, dass noch "bösere" Parasiten existieren, wie beispielsweise die Strongyloides stercoralis, der in Mitteleuropa eingeschleppt durchaus ganze Familien befallen kann und im Gegensatz zu anderen Nematoden auch keine Zwischenwirte benötigt und gegen Ivermectin inzwischen resistent ist.

Hoffen wir somit, dass möglichst viele Leute den Thread hier lesen.
Viele Grüsse
Klkaus
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Klaus,

was sagt man bei euch in der Karibik denn zu so Kandidaten wie Dientamoeba fragilis und Blastocystis hominis? Die werden hier ja schonmal generell als nicht pathogen abgetan obwohl in Australien z.B. behandelt würde.

Grüße

Rabbit
 
Hi White Rabbit

Sorry, aber mit den beiden kann ich nicht dienen, denn die sind in Befunden bisher nicht aufgetaucht. Ansonsten existieren hier einige einheimische "Arzneimittel", mit denen derartige Beschwerden im Volk behandelt werden. Gegen Amoebas kenne ich ein haitianisches Mittel, von dem aber noch nicht klar ist wer zuerst stirbt, der Parasit oder der Mensch.

Gruss
Klaus
 
@all,

bitte hier im oben festgehaltenen "WICHTIG-Bereich" keine langen Postings unterbringen!

Bitte dafür einen normalen Thread anlegen. Danke.

Gruß, James
 
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