"Chronisches Müdigkeitssyndrom: Verhaltenstherapie kann CFS heilen"

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"Chronisches Müdigkeitssyndrom: Verhaltenstherapie kann CFS heilen"

Ich scanne regelmässig das Internet nach neuen CFS Beiträgen. Dieser hier stammt zwar aus dem Jahr 2007, dennoch erschien er mir heute auf dem Radar. Ein äusserst derbes Stück:

Chronisches Müdigkeitssyndrom: Verhaltenstherapie kann CFS heilen
Die kognitive Verhaltenstherapie bringt in vielen CFS-Fällen eine Besserung und bei manchen Patienten eine echte Heilung.

Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) hilft bei chronischem Müdigkeitssyndrom (CFS). Die Frage ist, ob es sich dabei um Adaptionsvorgänge handelt oder ob eine tatsächliche Heilung möglich ist. In der vorliegenden Kohortenstudie mit 96 CFS-Patienten, die mittels CBT behandelt worden waren, ging man dieser Frage nach. Die Heilungskriterien beruhten auf den diagnostischen CFS-Kriterien, aber auch auf den Eigenwahrnehmungen von Müdigkeit bzw. Gesundheit durch die Patienten. Ergebnis: 69% der Patienten erfüllten nach Behandlung nicht mehr die diagnostischen Kriterien für ein CFS. Selbst bei Verwendung der umfassendsten Heilungskriterien konnten 23% der Patienten voll geheilt werden. Wenn gleichzeitig eine körperliche Erkrankung bestand, war die Heilungsrate geringer.

Knoop H et al.: Is a full recovery possible after cognitive behavioural therapy for chronic fatigue syndrome? Psychother Psychosom 2007; 76:171-176

ärztemagazin
 
"Chronisches Müdigkeitssyndrom: Verhaltenstherapie kann CFS heilen"

Hier wird die kognitive Verhaltenstherapie beschrieben:
Kognitive Verhaltenstherapie - was kann und leistet sie?

Aus einem anderen Text:
Was ist kognitive Verhaltenstherapie?
Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine weit verbreitete Methode, deren Wirksamkeit in wissenschaftlichen Studien bislang am besten nachgewiesen werden konnte. Vertreter dieser Therapieschule gehen davon aus, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens durch persönliche Erfahrungen und Nachahmung für ihn typische Verhaltensmuster, Einstellungen und emotionale Reaktionsweisen erlernt. Hinsichtlich der Entstehung von Depressionen werden zum Beispiel eine Reihe von charakteristischen Denk- und Verhaltensmustern angenommen, die gemeinsam mit schweren Belastungssituationen zu den entsprechenden Symptomen (Krankheitszeichen) führen. In der Therapie werden problematische Verhaltensweisen, Denkmuster und Einstellungen konkret angegangen. Der Patient lernt dabei, diese zu erkennen und mit Unterstützung des Therapeuten dahingehend zu verändern, dass die Symptome der Erkrankung positiv beeinflusst werden.....
psywifo.klinikum.uni-muenchen.de/klinik/t12.html

Theoretisch kann ich mir vorstellen, daß es tatsächlich hilft, wenn man "mit gutem Mut" mit der Borreliose lebt. Allerdings würde mich schon interessieren, wie das in der Praxis der kognitiven Verhaltenstherapie funktionierte in der Studie.
Auf jeden Fall steht in der ausführlichen Beschreibung von Hassler kein Wort von einer k.V.:
Klinik und Therapie der Lyme-Borreliose

Gruss,
Oregano
 
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Hallo,

ich habe noch eine Presseerklärung von Prof. Maes:

Presseerklärung

Eine Übersicht über die Literatur zu kognitiver Verhaltenstherapie (CBT) und Aerobem Fitnestraining (GET) bei Myalgischer Enzephalomyelitis (ME) / Chronic Fatigue Syndrom (CFS): CBT/GET ist nicht nur wirkungslos und nicht evidenzbasiert, sondern für Patienten mit ME/CFS potentiell sogar schädlich.
Antwerpen (Belgien), Limmen (Niederlande), 27. Oktober 2009

Die Therapie des ME/CFS mit körperlicher Belastung und Psychotherapie ist für viele Patienten nicht nur wirkungslos, sondern potentiell sogar schädlich.
Ein kürzlich erschienener Überblick über die entsprechende wissenschaftliche Literatur zeigt, dass die „Rehabilitationstherapien“ für Patienten mit ME/CFS, die in den Regierungsinstitutionen beispielsweise Großbritanniens, Belgiens und der Niederlande ausschließlich vertreten werden, nicht nur unwirksam sind, sondern den Zustand vieler Patienten sogar noch weiter verschlechtern.

ME/CFS ist eine lähmende Erkrankung, die viele biologische Systeme beeinträchtigt. Laut CDC ist das Ausmaß der Beeinträchtigung von ME/CFS-Patienten oft vergleichbar mit dem von Patienten mit einigen allseits bekannten, sehr schweren organischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose, AIDS, Nierenversagen im Endstadium und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung.

Es liegen inzwischen genügend Belege dafür vor, dass ME/CFS eine Krankheit ist, bei der primär Entzündungsprozesse zusammen mit fehlregulierten und unterdrückten Immunfunktionen, oxidativem Stress, Infektionen, Autoimmunprozessen und mitochondrialer Dysfunktion vorliegen. In den letzten Jahren haben zahlreiche wissenschaftliche Studien einschließlich der Genexpressionsforschung bestätigt, dass Patienten mit ME/CFS unter den oben genannten organischen Erkrankungen leiden.

Trotz etlicher entscheidender wissenschaftlicher Durchbrüche wird ME/CFS in den Medien immer noch als medizinisch ungeklärte Erkrankung beschrieben. Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie) und stufenweise gesteigerte körperliche Aktivierung/Belastung (Graded-Exercise Therapie – GET) werden als mögliche Therapieformen erklärt.

Eine gründliche Analyse der gegenwärtigen medizinisch-wissenschaftlichen Literatur und internationaler Patientenumfragen belegt jedoch, dass kognitive Verhaltenstherapie und Aerobes Fitnesstraining für die Mehrheit der ME/CFS-Patienten nicht nur wirkungslos, sondern potentiell sogar äußerst schädlich ist. Wissenschaftliche Studien und groß angelegte Patientenumfragen haben gezeigt, dass die Behandlung mit CBT/GET den Zustand vieler ME/CFS-Patienten erheblich verschlechtert. Die Arbeitsfähigkeit sank ebenfalls infolge dieser Therapien.

Der Literaturüberblick erklärt, warum Graded-Exercise-Therpaie und körperliche Belastung die charakteristischen Beschwerden der Patienten wie „Erschöpfung“, Schmerzen, neurokognitive Probleme (wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen) verschärfen. Die bestehenden biologischen Anomalien wie Entzündungsprozesse, oxidativer Stress und Störungen der Ionenkanäle werden durch geringfügige Belastung wie Laufen oder ein Buch lesen bereits verstärkt – und durch „Rehabilitationstherapien“ wie kognitive Verhaltenstherapie und Graded-Exercise ebenfalls.

Die Autoren fordern die Verantwortlichen dringend auf, ihre Politik drastisch zu verändern, indem sie potentiell schädliche und unwirksame „Rehabilitationsprogramme“ stoppen und in die medizinische Forschung und die Entwicklung von Therapieformen investieren, die auf das gestörte Immunsystem, die Infektionen und andere pathologische Faktoren dieser schweren und zerstörerischen Krankheit abzielen.

Literatur:

Twisk FNM, Maes M. A review on Cognitive Behavorial Therapy (CBT) and Graded Exercise Therapy (GET) in Myalgic Encephalomyelitis (ME) / Chronic Fatigue Syndrome (CFS): CBT/GET is not only ineffective and not evidencebased, but also potentially harmful for many patients with ME/CFS. NeuroEndocrinol Lett. 2009 Aug 26;30(3):284-299. (Abstract auf Deutsch siehe unten) (Der Gesamttext kann - kostenlos - hier angefordert werden: A review on cognitive behavorial therapy (CBT) and graded exercise therapy (GET) in myalgic encephalomyelitis (ME) / chronic fatigue syndrome (CFS): CBT/GET is not only ineffective and not evidence-based, but also potentially harm oder hier heruntergeladen werden.)

Maes M, Twisk FNM. Chronic fatigue syndrome: la bête noire of the Belgian health care system. Neuro Endocrinol Lett. 2009 Aug 26;30(3):300-311.(Abstract auf Deutsch siehe unten) Chronic fatigue syndrome: la bête noire of the Bel... [Neuro Endocrinol Lett. 2009] - PubMed result

Information:
Frank Twisk MBA BEd BEc
Stichting ME-de-patiënten / ME-de-patiënten Foundation
Zonnedauw 15
1906 HB Limmen
Nederland / the Netherlands
Tel. +31-(0)72-505 4775
[email protected]
michaelmaes.com
 
"Chronisches Müdigkeitssyndrom: Verhaltenstherapie kann CFS heilen"

Hallo zusammen,

auch in Deutschland wird die Verhaltenstherapie von manchen Forschern sehr stark gemacht. Bei den im Folgenden Zitierten geht es nicht primär um CFS, sondern um das cervico-encephale Syndrom, das u.a. laut Dr. Kuklinski u.a. zu einem sekundären CFS führt:

  • Prof. Dr. P. Henningsen / Heidelberg (?): Das sog. HWS-Schleudertrauma als somatoforme Störung, in: M. Graf / C. Grill / H.-D. Wedig (Hrsg.): Beschleunigungsverletzung der Halswirbelsäule. HWS-Schleudertrauma, Würzburg 2009, S. 292-295.
    Wie ich gehört habe, soll er sich bei CFS inzwischen zurückhalten, möglicherweise deswegen, weil er, bevor es klare Egebnisse bezüglich der aktuellen Virus-Studien bei CFS gibt, nicht mehr so weit aus dem Fenster lehnen will.
  • Sein Kollege, der mit ihm veröffentlicht, der Orthopädie-Prof. Dr. M. Schiltenwolf / Begutachtungsinstitut einer Heidelberger Klinik, spricht sich in seinen Studienergebnissen bei Rückenschmerzen v.a. für eine Psychotherapie aus. Im Gutachtensystem spielt er eine dominierende Rolle (Chef-Gutachter)
Viele Grüße
Karolus
 
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