Angst, ihn zu verlieren

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08.09.10
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edit: ich hab das ganze mal rapide gekürzt.. das war zu viel text.. tut mir leid...

Worauf ich eigentlich zu sprechen kommen wollte..

Ich habe seit 6 Monaten einen Freund. Wir lieben uns über alles, er ist für mich das Wichtigste in meinem Leben. Wir verbringen so viel zeit miteinander, wir sind wie perfekt für uns. Wir wollen auch bald zusammenziehen, aber das ist eine andere Sache.

Nur ich habe ständig Angst, dass ich ihn verliere, bzw dass ihm was passiert. Ich habe immer Angst, wenn er unterwegs ist, dass er einen Autounfall hat und sterben könnte, dass er woanders einen anderen Unfall hat. Das ihn vielleicht jemand verprügelt (irgendwelche dummen Jugendliche... wie man immer in den Nachrichten sieht), dass irgendwas passiert und er nicht mehr bei mir ist... Es tauchen dann die schrecklichsten Bilder in meinem Kopf auf und ich muss instant anfangen zu heulen, auch wenn ich krampfhaft versuche nicht daran zu denken..

Ich habe so Angst, ihn zu verlieren.. vorallem weil er auch ein chronisches Rückenleiden hat und vielleicht mal im Rollstuhl landet, zudem ist er untergewichtig (obwohl er viel isst) und steht unter Ärztlicher behandlung deswegen. ich müsste keine Angst haben, weil so geht es ihm richtig gut, er ist gesund, der Rücken ist halbwegs. Aber ich hab Angst, dass er mal stirbt und ich alleine da bin..

Grausam diese Gedanken..

edit: ich möchte noch sagen, dass ich ihn nicht spüren lasse dass ich solche angst um ihn habe.. er darf überall hin und auch mit seinen kumpels was machen (nur da bin ich meistens sowieso dabei weil er mich mitnimmt), es ist jetzt nicht so das ich überall hinterherlaufe und jeden schritt beobachte.. ich denke es mir nur still für mich..

ich wollte es nur mal niederschreiben, ich erwarte nicht wirklich eine hilfe, denn ich weiß das man dabei schwer helfen kann... vorallem rührt das wohl von meiner vergangenheit her..

wünsche euch alles gute
und liebe grüße
 
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"Wir lieben uns über alles, er ist für mich das Wichtigste in meinem Leben". Das alleine ist schon ein guter Trigger für Deine Ängste. Mit dieser Aussage machst Du Dich schon sehr abhängig von Deinem Freund.
Mir ist aber erst mal sehr wichtig, dass Du weißt, dass Dich niemand dazu zwingt, Deine eigenen Ängste loszuwerden. Zu glauben, Du müsstest Deine Ängste dringend los werden ist kontraproduktiv, weil du dadurch Deine eigenen Ängste als Problem wahrnimmst und dadurch nur noch stärker machst. Du kannst Dich nur von Deinen Ängsten befreien, wenn Du sie akzeptierst und Dich nicht gegen sie wehrst.

Du darfst nie denken, Du dürftest keine Angst haben, denn wenn Du dann Angst empfindest, wirst Du nicht damit umgehen können, weil Du innere Widerstände gegen diese Angst aufgebaut hast, was sie letzten Endes wieder am Leben hält. Deswegen sollte man auch niemals nach einem angstfreien Leben streben, denn wir werden immer Angst empfinden.

Wenn Du also spürst, dass Du wieder diese Angst bekommst, dann empfang die Angst mit offenen Armen. Atme tief und langsam ein und aus und sag zu Dir selbst: Ich habe Angst und das ist vollkommen in Ordnung. Wenn man negative Gefühle, in einem positiven Licht sieht, dann lösen sie sich in kürzester Zeit in Luft auf. Sieh die Angst als eine Art Wegweiser und als Gelegenheit zu wachsen.

Die Angst ist immer an die Vergangenheit oder die Zukunft gebunden. Wenn Du wieder mal merkst, dass du Angst bekommst, konzentriere Dich auf die Gegenwart und auf das, was tatsächlich um Dich herum geschieht und nicht auf das, was passieren könnte. Der Gegenwärtige Moment ist niemals gut oder schlecht.

Wichtig ist nun folgendes:

  1. Rede mit Deinem Freund darüber
  2. Nehmt euch die Zeit für das Gespräch
  3. Befindet euch während des Gespräches auf der gleichen Ebene, sonst ist das Ergebnis nicht gut, da der Partner sich unterlegen fühlt, was in diesem Fall kontraproduktiv wäre.
  4. Redet so lange bis es zu einem Ergebnis kommt oder zu mind. zu einem annehmbaren Zwischenergebnis.
  5. Abschließend reflektiert und bestätigt ihr bitte noch einmal das Ergebnis.

Am Ende des Gespräches solltet ihr mit einem positiven und reifen Input aus dem Gespräch gehen und in jener Situation gewachsen sein. Ihr seid noch relativ frisch zusammen aber in einer Langzeitbeziehung wachsen die Partner zusammen – immer ein Stückchen mehr in die Verbundenheit. Wichtig ist hier gerade noch mal für Dich; die Offenheit. Über kurz oder lang, sollte Dein Partner nämlich merken, dass da was nicht stimmt.

Fazit: Bei Dir sind einige grundlegende Informationen im Gehirn nicht korrekt "programmiert". Für mich hört sich das auch nicht mehr nach einem typischen "ich hab Angst ihn zu verlieren" Thema an, sondern nach einer Behandlung bedürftiger Symptomatik. Denke hier bitte nicht direkt an die typischen Sachen mit Psychologen usw. Nein, hier gibt es viele Möglichkeiten an sich selbst zu arbeiten.

Ich wünsche Euch jedenfalls alles Gute.
 
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Hallo Kekskruemel,
ich schlage eine Gesprächstherapie vor, denn ich habe den ganzen Text gelesen und ja, er war sehr lang.
Aber das musste offensichtlich sein, damit Du dir damit einen kleinen Teil deines Kummers von der Seele schreiben konntest.

Eine Gesprächstherapie deshalb, weil Du sehr vieles erlebt hast das wirklich nicht schön war, tut mir leid, und dass Du verarbeiten musst. Dazu musst Du darüber reden können und daran arbeiten, damit Du es in eine Art Schublade packen kannst, akzeptierst, deine Ängste verlierst und auch dein daraus erwachsenes Verhalten und deine Gefühle dazu besser beurteilen kannst.
Du hast mMn. mehrere Traumata erlebt, die Du ein Stück weit auflösen kannst und zu deiner Entlastung mMn. auch solltest. Sie werden immer zu deinem Leben gehören, aber Du entscheidest damit das Ausmass der Belastung.

Ein Freund oder Freunde sind dazu mMn. nur bedingt geeignet und auch schnell überfordert. Denn dazu ist es zu viel und geht zu tief.

Ich gehe weiter davon aus, dass dein Vater auch nur ein Ergebnis seines Lebens und seiner Kindheit ist. Auch wenn das manchmal unschöne Auswüchse hat. Wenn es in seiner Kindheit nicht liebevoll war, hat er es nie gelernt liebevoll zu sein. Aber er liebt dich ganz sicher. Ich denke, dass er mit der hohen Priorität, die er seiner Arbeit gibt, andere Dinge kompensiert. Viele Männer flüchten sich in ihre Arbeit.

Eines wollte ich dir noch erzählen. Mein erster Mann war Zimmermann und wir haben sehr jung geheiratet. Ich selbst habe Höhenangst und gewusst, dass er manchmal in der Höhe gearbeitet hat. Zudem hat er mir auch noch eines Tages erzählt, am Kran hätte sich was verheddert und er wäre ungesichert am Kran aussen hoch und bis zur Spitze des Auslegers geklettert, um das in Ordnung zu bringen.
Ich habe mir eh schnell Sorgen gemacht, aber nachdem er mir das erzählt hatte, habe mir jedesmal das Schlimmste ausgemalt, wenn er nicht pünktlich zuhause war. Und das kam öfter vor.
Ich habe mich trotzdem von ihm scheiden lassen müssen.:D

Mein Fazit. Wir Frauen machen uns sowieso immer viel zu schnell viel zu viele Sorgen und verdriesen uns damit doch nur unnötig unser Leben.
Den meisten Menschen passiert trotzdem nichts.:) Dabei kann man selbst mit all diesen Sorgen absolut nichts an dem ändern, was anderen passiert.
Höre auf dich mit Horrorvorstellungen zu quälen. Damit machst Du dich nur selbst verrückt.

Anderes Beispiel: Mein Schwiegervater war mit 62 nach mehreren Schlaganfällen halbseitig gelähmt und nach heutigen Maßstäben Pflegestufe 3. Mein Mann früher überzeugt davon, dass er genau so enden wird und hatte grosse Angst davor, so zu enden.
Er hat aber keinen Schlaganfall bekommen, obwohl er schon 63 ist. Vollkommen umsonst die vielen Sorgen gemacht.
In der Zeit, in der man sich sinnlos Sorgen macht, kann man sich auch eine Menge schöner Gedanken machen.:)

Deine Mutter war eine sehr kranke Frau.
Ich weiß von meiner Mutter, dass sie vollkommen klar war, als sie nach einem Sturz im Krankenhaus komplett alkoholfrei war. Klarer als die ganzen Jahrzehnte davor. Bis heute verlässt mich der Gedanke nicht, dass sie da endlich einmal die Mutter war, die ich mir immer gewünscht hatte.
Sie hatte vor nie mehr zu trinken. Ob sie es geschafft hätte, weiß man nicht. Ihr ganzer Körper war schon stark geschädigt und ihre Adern brüchig. Sie ist dann dort nach einem plötzlichen epilept. Anfall und Wochen im Koma aufgrund einer Leberzirrhose gestorben. Da war ich aber schon 32.

Ich denke, deine Mutter hat in dem Moment der Tat erkannt, dass sie nicht davon loskommt. Sie wollte nach den vielen vergeblichen Entzügen dieses Leben einfach nicht mehr leben. Hätte sie diese Tabletten nicht gehabt, dann hätte sie andere genommen.
Sie war über Jahrzehnte schwere Alkoholikerin und schon organisch krank. Wer weiß, wie sehr.
Vielleicht gibt es auch einen handfesten gesundheitlichen Grund, der eine Rolle bei ihrer Entscheidung spielte und vielleicht würde es dir helfen mit dem Krankenhaus und ihrem behandelten Arzt nochmal zu reden.
Aber es war ihre Entscheidung, bei der der Gedanke sich und Euch nicht weiter zu quälen in dem Moment sicher die grösste Rolle gespielt hat.

Ich wünsche dir, dass Du die Lasten auf deiner Seele und auch ihre Seele loslassen kannst.
 
Danke choky und danke nicht der papa .. ihr schreibt mir aus der Seele .. es tut gut dass ich von euch so schöne Antworten lesen kann und nicht direkt "ja dann geh doch zum Arzt" kommt.. sondern das ihr euch Zeit nehmt und auch mal versucht tiefer reinzuschauen...

Das mit dem Empfangen der Angst werde ich versuchen. Das hab ich früher manchmal schon gemacht und es tat mir eigentlich immer ganz gut, zu sagen "es ist alles ok. Er ist hier neben dir. / er ist auf der Arbeit, es muss doch gar nichts passieren. Aber ist ok das ich Angst habe" Ich habe Hoffnung, das ich es vielleicht ganz alleine in den Griff bekomme.

Ich denke, dass auch mit der Zeit der Verlust meiner Mutter etwas nachlässt. In den 2 Jahren, wo es nun her ist, habe ich auch mehr Verstand darüber gewonnen. Und ich sehe es wie nicht der papa. Sie war wohl einfach am Ende, wusste sie würde es nicht packen. Dennoch ist Restwut und Trauer da, über Dinge, die man niemals erfahren wird. Aber vielleicht lernt man bald damit umzugehen. Ich will auf jeden Fall dafür kämpfen, dass ich nicht verrückt dadurch werde, und dass ich mein Leben so lebe wie ich es gerne möchte...

Danke nicht der papa fürs lesen des vollständigen (horror)textes. ich hab ihn nur nachträglich gelöscht, weil ich selbst total erschlagen von meinen Worten war und es irgendwie wieder weg haben wollte...

Liebe Grüße
 
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