Mein Labor hat den oberen Normwert für das TSH
von früher 4,0 μU/ml auf jetzt 2,5 μU/ml gesenkt.
Habe ich dadurch jetzt deutlich mehr latent hypothyreote
Patienten?
Große epidemiologische Untersuchungen ergaben Hinweise
darauf, dass der Normbereich des TSH zwischen 0,3 und 2,5
μU/ml anzusiedeln ist. Außerdem könnten bereits geringe Anstiege
des TSH Folgeschäden an verschiedenen Organen verursachen.
Dazu zählen die kardiale Belastbarkeit, der kardiale Index,
Endothelfunktionen (Intima-Media-Dicke), Lipidverteilung,
neuromuskuläre und kognitive Veränderungen. Zusätzlich ist bei
TSH-Werten zwischen 2,5 und 4,0 μU/ml die Wahrscheinlichkeit
der Entwicklung einer manifesten Unterfunktion deutlich
höher einzuschätzen als bei Werten unterhalb von 2,5 μU/ml.
Auf der anderen Seite wird argumentiert, dass sich der TSHWert
durch verschiedene nicht thyreoidale Einflüsse verändern
kann (z. B. Erhöhung nach der Überwindung schwerer nicht
thyreoidaler Erkrankungen, Verminderung beim Fasten u.v.m.).
Außerdem fehlen Studien, die belegen, dass im „TSH-Graubereich“
liegende Patienten von einer Substitution mit Schilddrüsenhormonen
tatsächlich profitieren, es besteht das Risiko, dass
durch fehlende Kontrollen unter Substitution sogar latente oder
manifeste Hyperthyreosen entstehen könnten, deren Risiken im
Allgemeinen als problematischer als die der milden Hypothyreose
eingeschätzt werden.
Nach heutigem Wissensstand ist folgendes Vorgehen zu empfehlen:
➜ Bei einem TSH-Wert im diskutierten Bereich sind U ltraschalluntersuchung
der Schilddrüse und Schilddrüsenantikörper-
Bestimmung (anti-TPO) durchzuführen.
➜ Bei Vorliegen einer Schilddrüsenvergrößerung oder Hinweisen
auf eine Autoimmunthyreopathie (echoarme, evtl.
verkleinerte Schilddrüse, erhöhte Antikörper) ist die Gabe
von Schilddrüsenhormonen sinnvoll.
➜ Nach drei bis vier Monaten ist auf jeden Fall eine Kontrolluntersuchung
erforderlich, die den TS H-Wert im Zielbereich
zwischen 0,5 und 2,0 μU/ml finden sollte.
➜ Fehlen die oben genannten Befunde, empfiehlt sich eine
Kontrolle des TSH nach ca. einem Jahr, um die Entwicklung
einer manifesten Funktionsstörung nicht zu übersehen.
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