Beschwerden in Wechseljahren

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Leòn hat gerade Schlafstörungen angesprochen. Die gehören oft auch zu den Beschwerden, die Frauen in den Wechseljahren erleben. Leider oft nicht nur sondern zusammen mit einem Bündel anderer Beschwerden. Muss aber nicht sein, kann sein :) .

Beschwerdeübersicht

Die körperlichen Beschwerden können die Lebensqualität stark einschränken.


Zu den häufigsten körperlichen Beschwerden gehören: Hormonschwankungen bringen auch die Psyche durcheinander.

Zu den psychischen Beschwerden gehören z.B.:
  • Depression
  • Reizbarkeit und Aggressionen
  • labile Stimmungslage
  • nervöse Erschöpfung
Oft bedingen sich die Beschwerden gegenseitig.

Diese Beschwerden sind in Stärke und Häufigkeit des Auftretens sehr unterschiedlich. Nicht jede Frau entwickelt alle Beschwerden. Manche Beschwerden treten einzelnt auf. Sie können aber auch miteinander verbunden sein. Hitzewallungen z. B. werden häufig von Herzjagen begleitet. Treten sie nachts auf, so kommt es zu Schlafstörungen, die wiederum reizbar und aggressiv machen und zu Müdigkeit und Erschöpfung führen. ...https://www.medizinfo.de/annasusanna/wechseljahre/beschwerden.shtml#top
Beschwerden der Wechseljahre

Uta
 
Wechseljahre

Hallo Uta

Gerne schreibe ich hier nochmals etwas ausführlicher, wie ich dies bei meiner Arbeitskollegin miterlebe:

Sie ist jetzt 48 Jahre alt, der Zyklus ist noch völlig normal / unauffällig.

Seit ca. 1,5 Jahren leidet sie an massiven Schlafproblemen (Ein- und Durchschlafschwierigkeiten). Erst jetzt, wo auch erste Hitzewallungen auftreten, bringt sie die Schlafprobleme mit den Wechseljahren in Verbindung.

Wechseljahre sind ja ein lägerer Prozess, als Anhaltspunkt könnte man sagen, sie dauern von 7 Jahre vor, bis 7 Jahre nach der Menopause (letzte Mens-Blutung). Bei vielen Frauen verläuft diese Zeit mehr oder weniger beschwerdefrei, andere leiden in unterschiedlicher Ausprägung und Zeitdauer. Warum dies so ist und weshalb z.B. Frauen in Japan diese Problematik kaum kennen, wäre eine weitere Diskussion wert.

Meine Kollegin hat diverse pflanzliche Mittel ausprobiert, keines brachte allerdings deutlichen Erfolg. Vom Schlaflabor hat sie v.a. Tipps zur Schlaf-Hygiene erhalten. Sie sollte ganz konsequent um Mitternacht ins Bett und um 6 Uhr aufstehen, kein Schlaf tagsüber.

Da sie eine energiegeladene Frau ist, hat sie den permanenten Schlafmangel bisher relativ gut weggesteckt. Sie fühlte sich nicht ausgesprochen "müde", sondern eher gelegentlich "reizbarer".

Hier noch der Link zum Thread mit Tipps gegen Schlafstörungen:
https://www.symptome.ch/threads/das-alles-kann-gegen-schlafstoerungen-helfen.6709/

Liebe Grüsse
pita
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wechseljahre

Die Frage, wie die Begleiterscheinungen der Wechseljahre entstehen, kann ich Ihnen sicher nicht generell und erschöpfend beantworten. Wenn sie überhaupt beantwortbar ist, dann wahrscheinlich nur für jede Frau individuell. Jede Frau erlebt ihren eigenen Wechsel geprägt von biologischen, körperlichen, biographischen, sozialen und kulturellen Faktoren. Ich will aber sehr wohl darauf eingehen, wie Menopause-Symptome, und ich habe bewusst diesen Begriff gewählt, entstehen. Einen Begriff, den wir in unserer Beratungsarbeit im Feministischen Frauen- und Gesundheitszentrum Berlin normalerweise nicht benutzen, weil er eine Konstruktion darstellt und widerspiegelt, wie eine Lebensphase von Frauen einer gesellschaftlichen Definition unterworfen wurde.

Die westliche Medizin hat eine biologisch verengte Sichtweise auf die Wechseljahre entwickelt, die gerade auch mit grossem Erfolg Einzug in die Selbstwahrnehmung von Frauen hält. Mir geht es darum, durch den Vergleich mit anderen Kulturen darzustellen, wie sich auch in dem Bereich der Wechseljahre das Spannungsfeld zwischen Natur und Kultur zeigt und dass biologische Abläufe nie als reine Natur existieren, sondern das individuelle Geschehen immer auch kulturell geprägt ist. Als Beispiele habe ich die Türkei und Japan gewählt,....
Das Datadiwan Netzwerk

(überhaupt eine lesenswerte Seite).

Der hier beschriebene Unterschied in der Bewertung der Wechseljahre in Japan, der Türkei und Deutschland scheint mir nur teilweise zutreffend, aber vielleicht bin ich ja auch im westlichen Denken so verankert, daß ich gar nicht anders denken kann?

Worauf hier gar nicht eingegangen ist, ist die Ernährung. Bis noch vor ca 20 Jahren wurde in Japan sehr wenig tierisches Eiweiß außer Fisch und Meeresfrüchten gegessen. Die pflanzliche Ernährung mit Reis und Soja hat überwogen. Das hat sich in den letzten Jahren geändert, und ich könnte mir vorstellen, daß damit evtl. auch andere körperliche Symptome stärker auftreten als bisher.

Baustein

Wer es bis dahin noch nicht getan hat, sollte spätestens jetzt seine Ernährung auf den Prüfstein stellen. Denn der Grundumsatz verlangsamt sich im Laufe der Wechseljahre und des Älterwerdens. Das bedeutet schlicht und ergreifend, dass der Körper weniger Kalorien verbraucht und daher leider schneller Fettpolster ansetzt. Daher ist eine Umstellung der Ernährung zusammen mit einem Mehr an Bewegung wichtig.

Gemüse ist das Zauberwort, wenn es darum geht, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe ohne allzu viele Kalorien zu sich zu nehmen. Im Hinblick auf ein steigendes Herz-Kreislauf-Risiko sollte nicht nur auf die tägliche Fettmenge, sondern auch auf die Auswahl der Fette geachtet werden. Gesättigte Fettsäuren oder gehärtete Fette (Kokos- oder Palmfett) belasten den Körper und können den Cholesterinspiegel erhöhen – schlecht für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Am besten sind daher einfach ungesättigte Fettsäuren, die in Raps- und Olivenöl reichlich enthalten sind.

Um einer drohenden Osteoporose vorzubeugen, sind Bewegung und eine kalziumreiche Ernährung sinnvoll. Da empfehlen sich neben Milch und – je nachdem eher fettarmen – Milchprodukten vor allem Gemüsesorten wie Brokkoli, Fenchel und Kohl sowie kalziumreiche Mineralwässer.

Ergänzt wird das Angebot durch Vollkornprodukte, Obst, Kartoffeln und Hülsenfrüchte sowie fettarme Fleischsorten und den regelmäßigen Genuss von frischem Fisch.

Wer glaubt, dass sich daraus nur eine langweilige Diätküche herstellen lässt, irrt gewaltig. Die Palette der lustvoll-appetitlichen Rezepte – besonders nach südlichen Vorbildern – ist anregend lang.
Servicezeit: Gesundheit - 4. Juni 2007: Durch die Wechseljahre ohne Hormonersatztherapie

Gruss,
Uta
 
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Wechseljahre

Hallo Uta

Prima-Link!
Ich möchte hier diesen Vortrag von Regina Stolzenberg als Kurzfassung reinkopieren, damit diese Aussagen von möglichst vielen UserInnen gelesen werden:

In Japan sind Hitzewallungen nahezu unbekannt. Nur 19,6% der Japanerinnen haben gemäss einer Untersuchung jemals Hitzewallungen. Noch entscheidender ist allerdings die Tatsache, dass die japanische Sprache überhaupt keinen Begriff dafür kennt, sondern nur Umschreibungen. Z.B. plötzlicher Blutandrang im Kopf, verbunden mit Schwindel. Auch für die Wechseljahre selber gibt es in Japan keinen direkten Begriff.
Die meisten japanischen Frauen assoziieren „konengi" mit Altern und glauben, dass die Wechseljahre einen graduellen Uebergang darstellen, der im Alter zwischen 40 und 45 beginnt und den Eintritt in den späteren Teil des Lebenszyklus markiert. Grauwerden der Haare, Veränderung der Sehstärke, Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, Kopfschmerzen, Steifheit der Schultern, Schwindel, unspezifische Schmerzen und Beschwerden und Abgespanntheit sind die Anzeichen, die am häufigsten mit diesem Uebergang verknüpft sind. Das Ende der Menstruation stellt nur einen kleinen und relativ unbedeutenden Teil dieses Prozesses dar.
Die Uebereinstimmung zwischen der Art der Beschwerden und der besonders für Frauen in Japan noch stark von Tradition bestimmten Lebensweise ist meines Erachtens unübersehbar. Anforderungen an japanische Frauen, wie die Einhaltung von Formen und Ritualen zum Beispiel. Selbstdisziplin und Selbstkontrolle finden in Symptomen wie Kopfschmerzen, Steifheit der Schultern oder Abgespanntheit ihren entsprechenden Niederschlag. Dem steht in unserer Kultur der Zwang zu Flexibilität und Schnelligkeit gegenüber. Bedingungen, die durchaus geeignet sind, Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweissausbrüche hervorzubringen. Der Vergleich drängt sich geradezu auf zwischen der steifen, zeitaufwendigen japanischen Tee-Zeremonie und der schnellen Tasse Kaffee, der hier bei uns vielen Frauen den Antrieb gibt.

Die Bedeutung der Wechseljahre in der Türkei ist nur über die Bedeutung der Menstruation zu erklären, der in der islamischen Religion eine Reinigungsfunktion zukommt. Der Ausdsruck für Wechseljahre bedeutet übersetzt abgeschnitten sein vom Monatszustand und wird mit Verlust der Reinigungsfähigkeit gleichgesetzt, was vor allem bei früh einsetzenden Wechseljahren als Unglück gilt.Leiden und Beschwerden wie z.B. eben Hitzewallungen, Nervenkrisen oder auch sehr ernsthafte Erkrankungen werden damit in Zusammenhang gebracht. Doch für türkische Frauen ist diese Situation keineswegs aussichtslos und der Verlust, den sie erleiden, nicht unwiederbringlich. Er wird durch einen Gewinn auf der Ebene des sozialen Status für ältere Frauen aufgewogen, der umso grösser ist, je mehr Söhne sie geboren hat - schlimm genug.Die nun erlaubte Reise nach Mekka ist ein symbolisches Zeichen dieser Aufwertung. Aber türkische Frauen haben offenbar noch andere Handlungsmöglichkeiten. Sie leiden so lange an Wechseljahrbeschwerden, solange sie Geschlechtsverkehr mit Männern haben. Laut dem Koran müssen Frauen Männern Zugangsrecht zu ihrem Körper gewähren. De facto ist dies allerdings von der individuellen Macht der einzelnen Frau abhängig. Je höher ihr gesellschaftlicher Status ist, umso eher ist es ihr möglich, sich zu verweigern.
Auf diesem religiös-kulturellen Hintergrund scheinen die Wechseljahre für türkische Frauen eine Art Balanceakt zu sein. Auf der einen Seite sind sie sehr daran interessiert, so lange wie möglich zu menstruieren, und zwar notfalls auch mif Hilfe von Hormonen. Auf der anderen Seite aber arbeiten sie daran, ihren gesellschaftlichen Status zu erhöhen, um dadurch die Freiheit ihres Körpers zu erreichen. Und damit eröffnen sich ihnen auch Handlungsspielräume und Perspektiven für eine aktive Gestaltung der späteren Lebensjahre.

In unserer abendländischen Kultur
waren die Wechseljahre lange Zeit ebenfalls durch die Religion geprägt. Das Christentum mit seiner Sexual- und Leibfeindlichkeit hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Wechseljahre und auch die Menstruation zu einem Tabu geworden sind. Seine Ueberbetonung der Gebärfähigkeit hatte zwangsläufig die Entwertung älterer Frauen zur Folge.
Durch die Definitionsmacht der Medizin sind die Wechseljahre erstmalig ins öffentliche Bewusstsein geraten. Allerdings in einer Art, die diesen Lebensabschnitt biologisiert, pathologisiert und medikalisiert hat.
Der Körper von Frauen ist damit zum Austragungsort geworden, an dem sich exemplarisch ein Kampf vollzieht. Eine Auseinandersetzung zwischen der Natur auf der einen Seite und der Kultur, der männlich geprägten Kultur der Naturbeherrschung auf der anderen Seite.
Die sogenannte Hormonersatztherapie ist ein technologischer Eingriff, durch den natürlich vorgegebene körperliche Abläufe grundlegend verändert werden. Der Hormonspiegel der älter werdenden Frau wird dadurch künstlich auf dem Niveau einer Jungfrau gehalten. Von Befürwortern und Befürworterinnen dieses Eingriffs wird das teilweise damit legitimiert oder auch bagatellisiert, indem sie sagen, dass die Hormontherapie mit der Benutzung von einer Brille bei Kurzsichtigkeit oder von dritten Zähnen zu vergleichen sei. Ich denke allerdings, dass der Unterschied gravierend ist, weil eben diese Art von Ersatzteil wesentlich tiefer in den Körper eingreift und zwar an der Schnittstelle zwischen Körper und Seele ansetzt.
Ausserdem spielt die subjektive Einstellung der einzelnen Frau eine sehr entscheidende Rolle bei der Wertung und Gewichtung der auftretenden Probleme oder Anzeichen. Letztlich ist es eine Frage des Lebenskonzepts und des Vertrauens in die eigene Natur bzw. auch ganz allgemein in die Natur, wie Frauen die Wechseljahre sehen. Ich denke diejenigen, die das Leben als einen zyklischen Vorgang begreifen, haben es einfacher als diejenigen, die dem männlichen Bild entsprechend im Leben einen linearen Prozess sehen. „das kommt und geht" ist übrigens eine Antwort, die ich sehr häufig von Frauen aus dem asiatischen, afrikanischen oder dem arabischen Raum höre.
In einem Leben, das bis zum Anschlag durchgeplant ist, wird der Einbruch der eigenen Natur als regelwidrig und als Kontrollverlust, der auch Panik auslösen kann, empfunden. Für mich drängt sich in dem Zusammenhang der Vergleich mit einem Fluss auf. Ein Fluss, der sein gewohntes Bett verlassend plötzlich über die Ufer tritt und dabei teilweise auch Verwüstung anrichtet. Die Frage, die sich für Frauen stellt ist, soll dieser Fluss seinen Weg alleine finden können oder soll er eingedämmt und kanalisiert werden?

Für mich sind die hier beschriebenen kulturellen Unterschieder gut nachvollziehbar. Sicher werden sie sich im Laufe der Zeit, wo Traditionen immer weniger "wichtig" sind, weiter abschwächen.

Im obigen Vortrag wurden ja keine "Patentrezepte" genannt. Jede Frau soll möglichst ihren eigenen, für sie "richtigen" Weg finden. Ganz bestimmt spielt auch hier die Ernährung eine wichtige Rolle!

Liebe Grüsse
pita
 
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