Panische Angst durch psychischen Schwindel

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Hallo. Seit 1 Jahre leide ich an einem sogenannten psychischen Schwindel. Der immer mit Panikangst begleitet wird. Manchmal krieg ich auch nur wenn ich mal normal irgendwie rumgucke eine Panikattacke. Um keine Riesengeschichte draus zu machen will ich mich eher kurz fassen. Also ich hab schon einen Termin beim Neurologen aber erst Oktober (ist ein sehr guter Arzt). Das wäre dann die erste Sitzung.
Diesen Monat habe sozusagen einen Gratis Monat beim Thai-Boxen. Hat sich zu einem schönen Hobby gemacht und der größte Grund ist das ich da hingehe ist um mein Selbstvertrauen zu steigern. Jedenfalls hab ich gestern ausversehen einen gestriffenen Handgelenkschlag auf die obere Nase bekommen. Mir war nur kurzzeit (3 Sekunden) schwindlig. Plötzlich steigert sich der psychische Schwindel in mir und ich bin dort sogar in Panik ausgebrochen. Das widerliche ist das ich mich nicht mehr "traue" dort hinzugehen. Auch von Depressionen bin ich betroffen und das ich da nicht mehr hin kann macht mich auch depressiv

Ich habe nur 2 folgende Fragen:
1. Werde ich bis ans Lebensende mit diesen psychischen Schwindel auskommen müssen?

2. Kann ich überhaupt irgendwann das Thai-Boxen fortsetzen? Es ist einer meiner Traumhobbyziele und ich bin schon an jedem gescheitert meiner Ziele.
 
Guten Morgen Humskopf,

„Psychischer Schwindel“ könnte man das Problem nennen, das ich vor 10 Jahren durchlebt und nach ca. 1 Jahr selbst aufgelöst habe.
Beruflich war ich ständig in ganz D mit dem Auto unterwegs. Während einer Autobahnfahrt wurde ich beim Überholen von LKWs urplötzlich unsicher mit leichten Angstattacken. Ich hatte neben dem Schwindelgefühl den Eindruck, es zieht mich etwas nach links aus dem Auto. Die Angstattacken nahmen in den nächsten Wochen so dramatisch zu, daß ich mich nicht mehr auf die Autobahn traute und in Folge überhaupt nicht mehr Auto fahren konnte.
Äußere Anlässe oder psychische Instabilität gab es nicht. In den Folgemonaten durchlief ich den kompletten „Gesundheitscheck“, jedoch ohne jeglichen Befund. Die 6 Facharztbesuche waren ein Albtraum für mich. Die hörten mir nicht mal richtig zu und erkannten in mir einen Simulanten.
Ein Neurologe und Psychotherapeut riet mir nur, ich solle gelassener mit diesem Problem umgehen, da es keine Befunde gab - meine einzige Chance zu gesunden.
Eine Geistheilerin stellte die Anhaftung der Seele einer bei einem Autounfall ums Leben gekommener Frau fest, die sich an mich hängte, als ich an dem Unfall vorbeifuhr. Auch diese Feststellung half nicht weiter.
Ich stand also mit dem Problem ganz allein da. Weitere Hilfe von außen war nicht in Sicht.

Das Drama nahm seinen Lauf. Busse und Bahnen waren danach mein einzig sicheres Fortbewegungsmittel. Die Angst vor den Angstattacken potenzierte sich. Mittelfristig hätte mich das beruflich ruiniert, da der größere Teil meiner Arbeitszeit nunmehr Fahrzeit war.

Mir wurde klar, so kann es nicht weiter gehen und ich beschloß, diese Angst anzunehmen und mich ihr zu stellen.
Es kostete unheimliche Überwindung, mich ins Auto zu setzen und ein paar km Landstraße zu fahren. Herzrasen, Schweißausbrüche und Panik pur begleiteten mich, aber immerhin hatte ich 5 km geschafft. Das machte mir etwas Mut, die nächsten 10 km auch zu schaffen. Nach 1 Jahr traute ich mich sogar wieder auf die Autobahn, zwar noch keinen LKW zu überholen, aber immerhin. Noch einige Wochen begleitet von zeitweisem Herzrasen machte ich weitere Fortschritte und fahre heute wieder ganz normal überall Auto. Selten noch kommt dieses Angstmuster heute noch durch, verschwindet aber dann nach wenigen Minuten. Die Ursache für dieses Drama ist mir bis heute noch nicht klar.

Die wichtigste Erfahrung, die ich gemacht habe, ein Problem zu lösen, ist die, das Problem anzunehmen, sich ihm zu stellen und den Kampf anzunehmen.

Somit hoffe ich, dir bei der Beantwortung deiner Frage einen Denkanstoß gegeben zu haben. Viele Menschen, nicht nur ich, haben solche oder ähnliche Probleme gemeistert. Es bleibt nichts wie es ist. Versuche es auf jedenfall ohne irgendwelche Medikamente / Psychopharmaka. Diese würden solche Probleme langfristig verschlimmern.
Ich bin sicher, du schaffst es und das schafft wieder Selbstvertrauen.
Somit wären wir bei deiner zweiten Frage.

Ich sehe eine wunderbare Möglichkeit, durch das Einbeziehen des Thaiboxens in deine Selbsttherapie dein Grundproblem recht schnell zu lösen. Vielleicht findest du einen Sportskameraden, dem du dein Problem anvertrauen kannst und der anfangs etwas moderater mit dir übt (so wie ich wieder autofahren auf einer ruhigen Landstraße übte). Dranbleiben ist wichtig, nur nicht davonlaufen, auch wenn es anfangs noch so schwer fällt.
Man kann nicht an seinem Ziel scheitern, nur auf dem Weg dorthin, indem man aufgibt. Sehe das etwas gelassener. Oft ist das sog. Scheitern nichts anderes als die tiefere seelische Erkenntnis (oder die unseres höheren Selbst), daß uns eine Idee oder ein Ziel nicht wirklich weiterbringt und daher vor unnötigem Energieeinsatz schützt. Da diese Erkenntnis nicht direkt in unser Bewußtsein dringt, sieht es nach scheitern oder versagen aus. Manches Scheitern dient also dem Selbstschutz.

LG Ludwig der Träumer
 
Hallo humskopf,

ist bei Dir vor allem die Halswirbelsäule + Restwirbelsäule genau angeschaut worden? Nicht daß Du am Ende von "psychischem Schwindel" ausgehst und z.B. die HWS Ursache dafür ist.
Dieser Satz läßt mich an die HWS denken; evtl. auch an das Gleichgewichtsorgan im Ohr:
Jedenfalls hab ich gestern ausversehen einen gestriffenen Handgelenkschlag auf die obere Nase bekommen.

Grüsse,
Oregano
 
Ein Schlag auf die Nase setzt sogar den besten Boxer ausser Gefecht. Deswegen haben die zumeist Ihre Hände und Handschuhe vor dieser Region. Kein Grund sich schämen und eher ein Grund zur Besorgnis wenn Du deswegen nicht wegkippen würdest.

Da wir alle einen eigebauten ÜBberlebenstrieb haben hat sich die Natur diverse Hilfsmittel ausgedacht eine "Notsituation" zu überleben. Im Fall einer Verletzung setzt der Körper Stresshormone frei. Natürlich gibt´s dazu auch noch einen Schub Adrenalin und diverse andere kleine Helferlein die einem die Sekunden zum sanften landen erleichtern sollen.

Beim Autofahren (war von der Natur nicht vorgesehen das wir uns dermassen schnell bewegen !) steht man eigentlich grundsätzlich unter "Spannung" da dort ganz andere Reaktionsgeschwindigkeiten als beim "zu Fuss laufen" gefragt sind.

"Agressive" Sportarten (ohne Sie jetzt schlecht reden zu wollen) machen ähnliches mit Dir (und jedem anderen). D.h. man muss von der Sekund an im "Ring" volle Konzentration bringen und man sollte drauf vorbereitet sein auch mal einen mitzubekommen. D.h. Dein Körper hatte schon mal diverse "Präparate" auf Abruf bereitgestellt. Jetzt hat Dich Dein Gegner angerempelt, leicht berührt und schon wird das Notprogramm gestartet. Denn... es hätte unter Umständen was wirklich ernsthaftest sein können und Dein Körper kann in der Schrecksekunde nicht wirklich differenzieren ob da jetzt Blut aus der Nase tropft (eine Notsituation wo man einschreiten muss) oder es einfach nur ein Berührungsstreifer war.

Ich danke schon mal Ludwig dem Träumer für seine wirklich passende Passage und kann mich Ihm nur anschliessen. Der einzige (erfolgreiche) Weg aus der Panik ist die Konfrontation. Man sollte es nicht direkt übertrieben denn dann vergeht einem (wie beim Kampfsport) schnell die Lust und die Frustmomente überwiegen. Das endet dann darain das man glaubt zu garnichts mehr fähig zu sein und sich völlig verschliesst.

Nun noch kurz zu den beiden Fragen:

1. Werde ich bis ans Lebensende mit diesen psychischen Schwindel auskommen müssen?

Nein, denn Ich und Herr Ludwig haben es selbstständig durch Konfrontationstherapie und in kleinen Schritten geschafft da raus zu kommen. Dieses "Verfahren" wird übrigens auch von entsprechenden Ärzten und Einrichtungen angewendet.

2. Kann ich überhaupt irgendwann das Thai-Boxen fortsetzen? Es ist einer meiner Traumhobbyziele und ich bin schon an jedem gescheitert meiner Ziele.

Aus meiner Sicht musst Du weiter machen denn scheinbar wolltest Du Dir mit der "Hau-Ruck" Methode selber helfen. Warum Du nun gerade hier eingestiegen bisst wirst Du selber am besten wissen und wenn Du diese (durchaus schwierige) Hürde genommen hast solltest Du dann in der Lage sein weitere Ziele in >Angriff< zu nehmen.

Es geht im übrigen darum wieder zu lernen das der Körper angemessen reagiert. Also nicht gleich alles auschütten was man anzubieten hat und das lernt man in der Regel besser durch beobachten. Diejenigen die gleich am Anfang eines "Kampfes" versuchen alles auf den Gegner zu schmeissen was man hat sind meistens die Verlierer denn im grossen "K(r)ampf" des Lebens geht es darum langfristige Strategien zu entwickeln und diese auszubauen. Und dann kommt noch ein bisschen was das wir bei Jackie Chan und Bruce Lee (nein, die machen kein Thai-Boxen !) gelernt haben, nämlich das man sich konzentrieren sollte auf das was man tut und die Messlatte nicht zu hoch hängen soll.

meine ganz persönliche Meinung zum Thema Thai-Boxen ist, das die Natur nicht umsonst Arme angebaut hat damit wir unseren (wirklich wichtigen!) Kopf schützen können. Wer darauf steht diesen mit Fuss- und Ellbogenschlägen maltretieren zu lassen hat den Sinn und Zweck unserer Konstruktion missverstanden ! Ein Kopf ist kein Sandsack und auch ansonsten nichts auf das man einschlagen sollte.

Konfuzius sagt: Hast Du den äusseren Gegner im Moment geschlagen heist das nur das Du den inneren Gegner für diesen Augenblick besiegt hast.

in diesem Sinn

Mike
 
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