Symptome nach Genickverletzung /- Reizung sofort oder nicht?

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Hallo zusammen,

ich interessiere mich für die Frage, ob nach einem Unfall im Bereich des Genicks / des kraniozervikalen Übergangs ohne Fraktur Symptome sofort einsetzen (müssen) oder auch zeitverzögert auftreten können, also ein symptomfreies Intervall möglich ist.
Eine solche 'Verletzung' wird in der medizinischen Literatur wohl unterschiedlich beschrieben: HWS-Trauma, Beschleunigungsverletzung der HWS, HWS-Distorsion, Schleudertrauma, postraumatisches cervico-cephales Syndrom oder postraumatisches cervico-encephales Syndrom.
Ich wäre sehr interessiert, ob Ihr zu der Frage was wisst. Am wertvollsten wären Zitate aus der (anerkannten) medizinischen Literatur.

Noch eine zusätzliche Frage an psychologisch Kompetentere als ich / Psychologen / Psychotherapeuten: Gesetzt den Fall, dass eine Angstreaktion ausgelöst / ein Angstmechanismus angestoßen wird, treten dann Symptome sofort auf oder können sie auch zeitlich verzögert auftreten? Auch hier wären Zitate aus der Standardliteratur interessant für mich.

Ich vermute, dass diese Fragen eine zunehmend hohe Relevanz für uns im Forum haben werden.

Vielen Dank und viele Grüße
Karolus
 
Zuletzt bearbeitet:
symptomfreies intervall ist möglich, würde ich sagen. das ist einfach die frage, wie lange der körper kompensieren kann.

kann keine literatur angeben, einfach so meine erfahrung. eine gewisse zeit können verschiedene mechanismen symptome verhindern, und wenn das system dann zu lange überlastet ist, kommen die symptome.

esther.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
hallo karolus,

wie kommst du auf die idée, dass ein genickunfall angstreaktion auslösen würde?

also ich hatte einen ziemlich heftigen genickunfall und hatte noch nie angstreationen deswegen und auch sonst nicht (ausnahme: während tödlicher krankheit).

viele grüsse; shelley :wave:
 
Hi Shelley!

wie kommst du auf die idée, dass ein genickunfall angstreaktion auslösen würde?

Auf so eine Idee komme ich ehrlich gesagt nicht. :) Ein Arzt behauptet das: Dass meine Symptome nicht durch Gewaltanwendung auf meine HWS, sondern durch eine Angstreaktion von mir ausgelöst wurden. Dabei habe ich von dieser Angst allerdings gar nichts gespürt.

Liebe Grüße
Karolus :wave:
 
hallo karolus,

also das verstehe ich nicht mehr.

du sollst angst gehabt haben und deswegen dir auf dein genick gehauen haben?

viele grüsse von shelley :eek:
 
Hallo Shelley,

nein, so nun doch noch nicht ;).
Ich kann leider nicht zu viel erzählen, da es um ein laufendes Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher Körperverletzung durch einen Gutachter geht, der an meiner HWS manipuliert hat - mit durchschlagendem Erfolg. Die Frage ist nun, ob dieser "Erfolg" daran liegt, dass er meine HWS "verletzt" hat oder ob er lediglich so eine Art Angstreaktion bei mir ausgelöst hat.

Ich hoffe, es ist nun verständlicher - auch wenn es nach meiner Meinung nicht sinnhaft ist.

LG Karolus :wave:
 
hallo karolus,

also ich verstehe nicht ganz. du hattest einen hws-unfall und danach kam irgendwann angststörung?

irgendwie komme ich nicht ganz draus, wenn du so unklar schreibst, aber ich denke wirklich nicht, dass ein hws-unfall anatomisch angstreaktion hervorrufen kann. höchstens über den trauma-weg oder so.

viele liebe grüsse von shelley :wave:

p.s.:
was ist eigentlich mit deiner hws? was sieht man in welchem test?
warum manipuliert ein gutachter an deiner hws rum? gab es keine bildgebende diagnostik vorher und jetzt nachher?
 
Hi Shelley,

ich habe natürlich - soweit ich das von mir selbst beurteilen kann und mit gewissen psychologischen Kenntnissen aus Studium und Ausbildung KEINE Angstreaktion / -störung.

Nach einem Gutachtergriff ging es mir zeitverzögert sehr schlecht mit extremen Symptomen (zunächst Verdacht auf Genickbruch, Abriss Dens). Dann haben ziemlich alle Ärzte, bei denen ich war, mündlich gesagt, dass man doch bei meiner Vorgeschichte diesen Griff nicht machen dürfe. Ein hier öfters diskutierter Arzt hat dann auch schriftlich befundet, dass der Gutachter durch einen unsachgemäß durchgeführten Griff ein postraumatisches cervico-encephales Syndrom mit u.a. vielfältigen und schwer wiegenden Multiorganfunktionsstörungen ausgeslöst hat und der Gutachter aus medizinischer Sicht haftbar sei.
Ein neuer Gutachter behauptet nun, HWS kerngesund, alles nur Angstreaktion von mir.

Mehr kann ich aber nun wirklich nicht schreiben, offenes Verfahren. Wer weiß, wer hier alles mit liest. Aber zum Glück schreibe ich ja so viel, dass sich kaum jemand Zeit nehmen kann, dass alles durchzulesen. ;)

Liebe Grüße
Karolus
 
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hallo karolus,

ich wollte fragen: also ich habe gemeint, dass man bei einem genickbruch stirbt. wie ist denn das?

ja ich denke, ich beginne dich zu verstehen. du suchst also wissenschaftliche studien, welche belegen, dass die beschwerden nicht sofort auftreten.
oh!
hab ich eine lange leitung...

:cool:

wenn ich denke, wie ich denke, so denke ich, dass die beschwerden sofort auftreten, du sie aber erst später wahrgenommen hast, weil zuerst war so der "schock" und alles und du musstest von dem ganzen horror wieder runter kommen und ja; also dann hast du langsam gemerkt, wie schlecht es dir wirklich geht.
also so kann ich mir das schon vorstellen.

das ist doch wie nach einem unfall:
da torkelt man oft noch im schock herum, meint, es ginge einem gut, hört nicht auf die anderen, wenn sie sagen, man soll sich hinlegen, man sei ja verunglückt; ja und plötzlich fällt man zusammen und ist bewusstlos.

also weisst du, was ich meine?

so rein von meinem denken her, ist es schon möglich, wie du das sagst.
aber eben: die wissenschaftlichen studien dazu habe ich dir leider nicht.
das tut mir leid.

viele liebe grüsse von deiner shelley :wave:
 
Hallo Shelley,

ein Genickbruch war es ja nicht, das war nur die erste Vermutung meines Hausarztes, der aber auch auf 'Unfallarzt' oder so was spezialisiert war. Aber es ist wirklich so, dass man bei einem Genickbruch nicht automatisch sterben muss. Doch relativ oft wird ein Genickbruch nicht erkannt und man bewegt sich halbwegs normal weiter, was dann natürlich sehr gefährlich ist. Vor einiger Zeit kam im deutschen Fernsehen der Fall, dass ein sehr guter, noch junger deutscher Turner bei Hessischen Meisterschaften sich beim Abgang von den Ringen das Genick gebrochen hatte. Die Ärzte haben das nicht erkannt und er hat nach einer kurzen Auszeit weitertrainiert, um für einen internationalen Wettkampf wieder fitt zu werden. Erst die Physiotherapeutin merkte, dass doch erheblich was nicht stimmt und hat weitere Untersuchungen veranlasst, die dann den Genickbruch festgestellt haben. Erst ist dann wohl sehr erfolgreich operiert worden.

Dass die Folgen eines 'Schleudertraumas' erst zeitverzögert auftreten können, habe ich schon oft gehört, auch aus erster Hand. Für den Rechtstreit suche ich aber den wissenschaftlich publizierten Nachweis.

Viele Grüße
Karolus :wave:
 
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Hallo zusammen,

inzwischen habe ich nun Belege gefunden:
Einige Beispiele:

- "Das breite Symptomspektrum nach Distorsionsverletzungen [...] ist nie Frühsymptom, sondern bei einem Anteil von 5 - 10 % der Unfallverletzten erst nach Tagen bis Wochen zu beobachten." (U. Moorahrend, in: Ders. (Hrsg.): Kontroverses zum HWS-Schleudertrauma: Unfallmechanik, Erstdiagnose, Neuroradiologie, Physikalische Therapie, OP-Indikation, Darmstadt 2003, S. 22).

- "Zunächst lokal begrenzt auf die vom Trauma betroffene Region zeigt sich in der Chronifizierungsphase eine Ausbreitungstendenz mit Einbeziehung anderer Anteile des Bewegungssystems." (M. Graf, a.a.O., S. 19)

- 59 % der Stimmenabgeber befürworten die Aussage, dass "[e]ine zeitliche Latenz von Stunden bis ein oder zwei Tage zwischen HWS-Beschleunigungsverletzung und erstmaligem Auftreten vo Beschwerden und / oder auffälligen Befunden [...] [sich] medizinisch als unfallkausal begründen" lässt. (A.a.O., S. 26)

- Prof. Hülse verweist auf das sog. "Postmassagesyndrom" (Sauer, 1984), das "nicht selten mit einer Latenz von 2-5 Tagen nach einer Massage des Nackens" auftrete. (Hülse, Neuhuber, Wolff (Hrsg.): Die obere Halswirbelsäule. Pathophysiologie und Klinik, Heidelberg 2005, S. 120)

- Hülse wendet sich (a.a.O., S. 216) gegen die Formulierung symptom- "freies Intervall" und spricht stattdessen von einer Latenz:
"Der Ausdruck 'freies Intervall' beschreibt eine Zeitspanne zwischen Unfall und dem Zeitpunkt, wann der Verletzte erstmals Beschwerden im Sinne von Schmerzen und veränderter Beweglichkeit angibt. In den allermeisten Fällen wird diese Zeit mit einigen Stunden angegeben. Dies kann, vor allem in dieser Häufigkeit nicht einer Unaufmerksamkeit oder einer Ablenkung zugeschriebenen werden. Es gibt hierfür nur eine plausible Erklärung: Die Schmerzen sind erst Stunden später aufgetreten und entsprechen damit nicht einem 'freien Intervall' zwischen 2 Ereignissen, sondern einer Latenz." (Hervorhebungen von Hülse)

Damit scheinen mir 2 vorgetragene Argumente, die - sogar hinreichend - gegen einen Zusammenhang von Symptomen und dem Ereignis der Krafteinwirkung sprechen sollen, gerade nicht der medizinisch empirischen Wirklichkeit zu entsprechen:
- Ein Crescendo-Phänomen spricht eben nicht notwendig gegen den Zusammenhang mit der Gewaltanwendung, sondern sogar eher dafür.
- Die Formulierung "symptomfreies Intervall" ist bereits Interpretament. Eine Latenzzeit ist eben kein - schon gar kein hinreichendes - Kriterium gegen einen Zusammenhang mit der Gewalteinwirkung, sondern sie kommt häufig vor.

Ich wundere mich ehrlich gesagt zunehmend, warum das der Gutachter nicht weiß bzw. geschrieben hat.

Die grundsätzliche Leugnung eines hohen Zervikalsyndroms / zervikoencephalen Syndroms geschehe laut Wolff insb. durch Begutachtungs-Institute (er nennt auch konkrete Namnen von Gutachtern :)):
"Als Ersatz für eine überprüfbare Analyse der Beeinträchtigungen werden die 'ungewöhnliche Verläufe' entweder durch vorbestehende, 'degenerative Verschleißerscheinungen' der HWS oder - wenn diese fehlen - durch 'psychisches Fehlverhalten', 'psychosomatische Pathologien', 'Neurotisierungen' u.ä. 'erklärt', ohne dass die Autoren über eine hinreichende, neuropsychologische, neurologische oder psychiatrische Kompetenz verfügen." (H.-D. Wolff, in: Hülse, Neuhuber, Wolff, a.a.O., S. 9)

Warum wird es dann aber gemacht :idee:, frage ich mich.

Entschuldigt bitte die nicht ganz korrekte Zitierweise, die aber Zeit spart.

Das Thema wird also immer interessanter, je mehr ich mich einlese, und ich bin sehr gespannt, wie das Gericht darauf reagieren wird.

Viele Grüße
Karolus
 
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hallo karolus,

ich habe mir mal fast das genick gebrochen.

na, ja. vielleicht habe ich es ja ganz gebrochen, wenn man dabei nicht stirbt...
untersucht wurde es noch nie...

das war 1995...
ein sportunfall...
seither kann ich mit der krankheit mein leben nicht mehr leben. vorher ging es noch irgendwie.
ein jahr nur gelegen, die schule aufgegeben, etc.
atemfunktionsstörung, gehprobleme, epileptische anfälle, etc. seit da an. den hirntumor suchten sie aber schon 1993.
erst 2003 oder 2004 hab ich einem arzt erzählt, dass ich auf's genick gefallen bin...
er fand, ich könne durchaus noch schäden davon haben, hat aber keine teste veranlasst, weil er fand, dass man eh nichts mehr sehen würde...
ich kann immer noch wegen dem genick fast nicht sitzen und stehen, wobei ich ja auch noch die lähmungen hatte und später die muskelschwäche. trotzdem ist es die hws, weswegen ich fast nur liegen kann. ich habe zwar so eine schaumgummi halskrause, doch drückt die mir die atmung weg und macht weh.
egal; das ist meine geschichte. will dich nicht belasten damit...

was ist/war denn bei dir genau, bevor der gutachter da war?

liebe grüsse; deine shelley :wave:
 
Hi Shelley,

wie es bei mir genau war, das kann und will ich jetzt nicht so genau beschreiben. Allerdings hatte ich irgendwo (habe ich eben leider nicht gefunden) recht genau über den Befund bei Dr. Vo. und die Therapie bei Dr. Sch. berichtet.

Wenn Du eine Verletzung im Bereich des Genicks hattest, kann das natürlich fatal sein, auch dann wenn nichts gebrochen ist. Und wenn Du deshalb bis heute Probleme hast, ist das m.E. ein klares Anzeichen dafür. Dass Muskelschwäche Folge einer Genickverletzung sein kann, schreibt Kuklinski ja deutlich.

Liebe Grüße
Karolus
 
schleudertrauma hatte ich erst 1999...
kiefergelenkprobleme aber schon vorher. vielleicht vom unfall. das weiss ich jetzt gar nicht.
seit 1995 habe ich auch oft schluck- und kauprobleme.

:wave:
 
Hallo Karolus
Noch eine zusätzliche Frage an psychologisch Kompetentere als ich / Psychologen / Psychotherapeuten: Gesetzt den Fall, dass eine Angstreaktion ausgelöst / ein Angstmechanismus angestoßen wird, treten dann Symptome sofort auf oder können sie auch zeitlich verzögert auftreten? Auch hier wären Zitate aus der Standardliteratur interessant für mich.
Ich kann Dir anbieten, dass ich 2-3 Psychologen aus meinem Bekanntenkreis frage. Das kann aber ein bisschen dauern, u.a. wegen der Urlaubszeit. Eine werde ich evtl. morgen fragen können. Sehr viel Hoffnung auf Literaturhinweise möchte ich Dir aber nicht machen, denn das würde wohl ziemlich Arbeitsaufwand bedeuten. Vielleicht kann ich aber einen relevanten Namen aufschnappen.

Ich bin nicht so sehr kundig, meine aber, dass solche Symptome durchaus zeitverzögert auftreten können, u.a. wegen der von Shelley geschilderten akuten Schockreaktion.

Liebe Grüße
Kate
 
Liebe Kate,

das würde mich natürlich sehr interessieren! :)

Wenn's Psychologen sind, diagnostizieren die aus der Ferne bestimmt auch gleich eine Angststörung meinerseits. :lachen2:

Namen zum Nachschlagen fände ich natürlich besonders sexy! ;)

Liebe Grüße
Karolus :wave:

P.S. Eine Schockreaktion wurde seitens des Gutachters bereits ausgeschlossen. Mir scheint: völlig zu Recht.
 
Hallo Kate,

besten Dank!
Na ja: Der Gutachter hat weder in den Formulierungen meines Strafantrags noch in den Befundberichten einen Hinweis darauf gefunden, dass die Begutachtung einen Schock ausgelöst haben könnte (das wäre dann auch nach seiner Meinung in der Tat ein Grund, warum ich womöglich sofort eingetretene Symptome nicht verspürt haben könnte).

Und wenn ich einen Schock gehabt hätte, sollte ich davon doch was gemerkt haben. Oder täusche ich mich da?

LG Karolus
 
@ KAROLUS

Verunfallte Personen scheinen den Schock vermutlich selbst nie als solchen so zu begreifen. Ich kann davon auch ein Lied singen, weil ich vor Jahrzehnten bei einem unfreiwilligen "Crashtest" mit 100km/h selbst absolut immer voll dabei war. Der entgegenkommende Überholer hat mich nicht realisiert.

Den Chirurg, der mich in 5h wieder zusammengeflickt hat habe ich nicht verstehen können, warum er sagte ich hätte eine Schockreaktion gehabt, ich habe sie nicht bemerkt, ausser dass es mir ab dem Zeitpunkt immer etwas zu kühl schien. Gott sei Dank hatte ich auch keine Folgeprobs durch das Schleudertrauma, aber 3 Monate Rollstuhlerfahrung gabs schon.
 
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