Glargin u. Detemir werden von der Kasse nicht mehr erstattet

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Der G-BA hatte im März beschlossen, dass die Krankenkassen die Insuline Glargin und Detemir nur noch dann erstatten müssen, wenn sie nicht teurer sind als herkömmliches Verzögerungsinsulin. Einzige Ausnahmen sind allergische Reaktionen auf Humaninsulin oder ein hohes Risiko für Hypoglykämien trotz intensivierter Insulintherapie.

Für Ärzte, die Typ-2-Diabetiker betreuen, ist dies keine praktikable Lösung. Sie müssen erst das Risiko einer schweren und möglicherweise lebensgefährlichen Hypoglykämie eingehen, um diese mit Hilfe der lang wirksamen Insulinanaloga zu verhindern. Denn ob auch erste Warnzeichen für folgende schwere Hypoglykämien – wie leichte Unterzuckerungen oder starke Blutzuckerschwankungen – dazu berechtigen, wurde nicht klar geregelt.

Die aktuelle Entscheidung bedeutet für betroffene Typ-2-Diabetiker, dass sie ihre Diabetestherapie mit ungewissen Folgen umstellen oder auf eventuelle Rabattverträge ihrer Kasse mit den Herstellern warten müssen. Solche Vereinbarungen liegen teilweise schon vor, allerdings nicht mit allen Herstellern für alle Kassen.
Diabetes mellitus

Diabetiker der Techniker Krankenkasse bekommen künstliches Insulin weiterhin auf Kassenrezept...
Diabetiker der Techniker Krankenkasse bekommen künstliches Insulin weiterhin auf Kassenrezept

Gruss,
Uta
 
Was sind Insulinanaloga?
Insulin Glargin wurde 2000 als Medikament in Deutschland zugelassen. Menschliches Insulin ist aus 51 Aminosäuren aufgebaut. Beim Insulin Glargin wurden vier Aminosäuren ausgetauscht, um die Wirkungsdauer zu verlängern. Insulin Glargin wird zu den sogenannten Insulin-Analoga gerechnet, sie unterscheiden sich von dem herkömmlichen zur Therapie verwendeten Humaninsulin in einer oder mehrerer Aminosäuren, sie wirken teils kürzer (Lispro, Insulinaspartat, Insulin Glulisin), teils länger (Insulin Glargin, Insulin Detemir) als die bisher verfügbaren Präparate.
Bei den kürzer wirkenden Analog-Insulinen, die zu den Mahlzeiten gespritzt werden, wird der fehlende Spritz-Eß-Abstand und die geringere Rate an Unterzuckerungen einige Stunden nach der Mahlzeit als Vorteil gesehen. Der Patient werde dadurch unabhängiger, er könne sofort nach dem Spritzen mit der Mahlzeit beginnen und könne auf eine Zwischenmahlzeit verzichten.
Bei den langwirkenden Analog-Insulinen wird die echte 24 Stunden Wirksamkeit als Vorteil gesehen. Langzeitinsuline werden meist abends gespritzt, durch den sehr langsamen Anstieg der Wirksamkeit sollen nächtliche Unterzuckerungen vermieden werden.
Kritiker sehen allenfalls minimiale Vorteile der neuen, veränderten, gegenüber den alt eingeführten, unveränderten Humaninsulinen. Sie fürchten unbekannte Nebenwirkungen, die Diskussion um den Krebsverdacht ist so alt wie die Inuslinanaloga selbst. Die kritischen Stimmen sind außerdem der Meinung, dass der Mehrpreis für die Neuentwicklungen sich nicht auszahlt.
Die gültigen Arzneimittelrichtlinien, die für jeden Vertragsarzt in der Behandlung von gesetzlich Versicherten bindend sind, schließen eine Verordnung von Insulinanaloga weitgehend aus, wenn sie Mehrkosten im Verhältnis zu den herkömmlichen Insulinen verursachen. (Für bestimmte Fälle wurden allerdings Ausnahmeregelungen geschaffen.)
Entschuldige Uta.
Ich hatte das Ganze letzes Jahr mit Interesse verfolgt. Das ist doch die neue Insulingeneration, die in Verbindung mit einem teilweise 5-fach höheren Krebsrisiko steht und somit als weniger empfehlenswert eingestuft wurde.:rolleyes:
Dazu auch:
Pharmazeutische Zeitung online: Nachrichten
Köln – Wenn Patienten mit Diabetes anstelle von Humaninsulin das langwirksame Analoginsulin Glargin (Lantus®) verwenden, erhöht dies möglicherweise das Risiko, an Krebs zu erkranken. Das berichten Wissenschaftler des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zusammen mit Mitarbeitern des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Sie werteten Daten von fast 130.000 deutschen Patienten mit Diabetes aus, die zwischen Januar 2001 und Juni 2005 mit Humaninsulin oder den Analoginsulinen Lispro (Humalog®), Aspart (Novorapid®) oder Glargin (Lantus®) behandelt worden waren. Danach erkrankten mit Glargin behandelte Patienten häufiger an Krebs als diejenigen, denen eine vergleichbare Dosis Humaninsulin verordnet wurde. „Unsere Auswertung ist zwar kein eindeutiger Beweis, dass Glargin Krebs fördert, allerdings weckt die Studie einen dringenden Verdacht, der Folgen für die Behandlung der Patienten haben sollte“, sagte der Leiter des IQWiG, Peter Sawicki.
Deutsches Ärzteblatt: Nachrichten "Insulinanalogon Glargin unter Krebsverdacht"
 
Danke für den Hinweis, n.d.p.

Auch Lantus ist ja im Verdacht, krebsfördernd zu sein. Insofern ist wohl die ganze Insulin-Medikation nicht unproblematisch.

Die Diskusison um Lantus/Glargin ist ja gar nicht beendet worden:
Lantus®-Nutzer unnötig verunsichert
Bzw. eben jetzt auf diese Art und Weise.

Gruss,
Uta
 
Ob das nun wirklich so ist oder hier nur Herstellerinteressen gewahrt werden sollen?
Das Humaninsulin hier ebenso erfasst wurde, ist bereits meinem ersten Link zu entnehmen.
Ich meine, ich habe es vor allem deshalb verfolgt, da es zu Aktieneinbrüchen bei den Herstellern führte.:D

Auch in den USA wurde Stellung zum Ergebnis der deutschen Auswertung genommen und da liest es sich sehr detailliert
The concerns about a possible link between use of Lantus insulin and increased cancer risk were raised by a German study of around 127,000 insulin-treated patients in an insurance database. The research identified a statistically significant link between patients who had used Lantus insulin and those who had been diagnosed with cancer. Compared with people using similar doses of human insulin, out of every 100 people who used Lantus insulin over an average of about one-and-a-half years, one additional person was diagnosed with cancer
Of particular note in this study was the finding that the increased risk of cancer was dose-dependent. Thus for patients given a dose of 10U, Lantus insulin alone increased the risk of cancer by 9% compared with human insulin; but for a dose of 50U, the increased risk was 31%. www.diabetologia-journal.org/cancer.html
Die Bedenken hinsichtlich eines möglichen Zusammenhangs zwischen der Verwendung der Lantus-Insulin und einem erhöhten Krebsrisiko wurden von einer deutschen Studie mit rund 127.000 Insulin-behandelten Patienten in einer Versicherungs-Datenbank erhoben. Die Forschung identifizierte einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Patienten, die Insulin Lantus benutzt hatte und denjenigen, die mit Krebs diagnostiziert wurden. Verglichen mit Menschen mit ähnlichen Dosen von Humaninsulin, wurden auf 100 Menschen, die Lantus-Insulin über einen Durchschnitt von etwa eineinhalb Jahren erhalten hatten, eine weitere Person mit der Diagnose Krebs diagnostiziert.

Von besonderer Bedeutung in dieser Studie war die Feststellung, dass das erhöhte Risiko von Krebs dosisabhängig war. So war für die Patienten die eine Dosis von 10U Lantus-Insulin erhielten das Krebsrisiko um 9% höher als im Vergleich zu Humaninsulin, für eine Dosis von 50U erhöhte sich Risiko um 31%.

Ich finde dies ist eine eindeutige Aussage.:wave:
 
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