Verlässlichkeit von tests?

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Hab heute einen Test auf Lebensmittel-UVs machen lassen, der nennt sich VRT (Bioenergetische Funktionsdiagnostik, gehört wohl zum Vegatest?).
Was raus kam, ist noch ganz human, kann ich gut drauf verzichten (bis auf den Kaffee), aber ich frage mich doch wie verlässlich sowas ist.
Ich hatte nämlcih auch das Gefühl, auch andere Sachen nicht so gut zu vertragen, wie z. B. Gluten und Soja (evtl. auch wegen Autismus) oder histaminhaltiges wie Spinat. Tomate ist ja auch sehr histaminhaltig und hat auch angezeigt, aber Spinat soll gehen angeblich. Und auch glutenhaltige Getreide und Soja soll gehen.
Hat jemand schonmal so nen test machen lassen und dann 6-12 Monate auf die Sachen verzichtet (und dadurch >besserung erfahren)?
Liebe Grüße Carrie
 
Hallo Carrie,
es gibt Leute, die sehr zufrieden mit der EAV-Testung nach Voll oder auch dem Vega-Test sind.
Beide Verfahren wie auch Prognos z.B. sind energetische Verfahren, die die Energie des Körpers an bestimmten Punkten mißt, wenn er mit Substanzen in Verbindung gebracht wird.
Es ist allen energetischen TEstungen gemeinsam, daß die Testergebnisse sich sehr schnell ändern können - in dem Maß eben, wie sich der Mensch auch von Minute zu Minute verändern kann.

Hier eine sehr kritische Stimme:
Vegatest

Was die Werbung verspricht: Durch die VEGATEST – Messung ist es möglich, tiefer liegende Ursachen einer Erkrankung herauszufinden, um dann anschließend sowohl Ursachen, als auch Symptome zu behandeln. So ist es möglich ganz gezielt Allergene, Verträglichkeit von Nahrungsmitteln, Empfindlichkeit und Unverträglichkeit gegen Umweltgifte, geopathologische Belastungen, Ursachen von Schmerzzuständen, chronische und nicht erkannte Entzündungsherde herauszufinden. Mögliche gesundheitliche Störungen des Patienten sind damit schnell und effektiv zu ermitteln. Gepriesen werden die "ganzheitlich diagnostischen Aussagen einer erfolgreichen und zuverlässigen Testmethode, einer Synthese von Jahrtausende alter, chinesischer Heillehre und modernster westlicher Technologie". Erfolg scheint dabei überwiegend über das günstige Verhältnis von Investitionskosten zur guten Bezahlung durch die Kunden (oder besser Opfer) definiert. Zur Geschichte: Im Jahre 1976 wurde in einem Versuch die Elektro-Akupunktur nach Voll unter Beisein Dr. Volls als manipulierbare und unzuverlässige Methode in mehreren wissenschaftlichen Versuchsreihen beurteilt. Dies hinderte Voll und andere nicht daran, weitere Therapiemethoden von diesem Denkmodell abzuleiten: Bioelektronische Funktionsdiagnostik (BFD), Vega-Test, Bioelektronischer Regulationstest, Impuls-Dermographie, Decoderdermographie oder Segmentelektrogramm (SEG). Der Arzt Dr. Franz Morell kam 1977 auf die Idee, nicht existierende "Körperschwingungen" mit einem Gerät zu behandeln, dessen Wirkungsweise bis heute nicht belegt worden ist. Dem Vegatest ähnliches wird unter verschiedenen Namen angeboten. Hinter Namen wie - Bioresonanz (BRT, MORA), - Bio-Communicatiom (BICOM), - VEGA-Select oder auch - Biophysikalische Informationstherapie - (externe) Biosignalmodulation verbirgt sich ähnliches. Dabei wird an einem Hautpunkt des Patienten der Widerstand gemessen und der entsprechende Wert vom Gerät angezeigt. Er zeigt vereinfacht gesagt das Ausmaß der Schweißsekretion am Messpunkt an. Anhand der Reaktion des Hautwiderstandes werden dann Rückschlüsse auf die bioenergetische Struktur und auf Funktionen des menschlichen Organismus gezogen. Das Geheimnis ist dabei die geschwollene Formulierung des Messergebnisses. Ansonsten würde ein billiger Widerstandsmesser für weniger als 100 DM aus dem Baumarkt den selben Dienst tun. Der Therapeut leitet daraus Aussagen über Organbelastungen, belastende Einflüsse aus dem Umfeld des Patienten und Verträglichkeit bzw. Unverträglichkeit bestimmter Stoffe für den Patienten ab. Verwendet wird er vor allem zur homöopathischen Diagnostik, angeboten wird die Testung aber auch in Arzt und Zahnarztpraxen zur Behandlung der schmerzhaften Löcher, die die Gesundheitsreform mit ihren Budgets in die Geldbeutel der Kollegen gerissen hat. In der Zeitschrift Allergologie 19, 114 - 122 [1996] ist bereits eine Studie zur diagnostischen und therapeutischen Wertigkeit der Bioresonanz bei Pollinose von H. Kofler und Mitarbeitern erschienen. Die Autoren kommen zum Schluss, dass die Bioresonanz weder für die Diagnostik noch Therapie der Pollenallergie geeignet ist. Was kommt bei Überprüfungen heraus; am aktuellen Beispiel: In einer neuen Studie [Full text] wurde wieder einmal der Zuverlässigkeit solchermaßen gewonnener Diagnosen nachgegangen. 15 Freiwillige von denen bekannt war, dass sie unter einer Hausstaubmilbenallergie oder einer Katzenhaarallergie litten und 15 Beschwerdefreie und in seriösen Skin Prick Test negative Freiwillige ließen sich von 3 Vegatestern in je 3 Sitzungen auf 6 Substanzen unter Standardbedingungen testen. Ergebnis: Bei allen 3 Vegatestern gelang keinerlei Unterscheidung zwischen Allergikern und Nichtallergikern. Kein einziger Patient erhielt eine korrekte Diagnose. Das Ergebnis überrascht nicht, ähnliche seriöse Untersuchungen waren seit Einführung der Methode bis heute mehrfach zum selben Ergebnis gekommen. Eine ähnliche Veröffentlichung: Doppelblindstudie von Prof. M. H. Schöni und Mitarbeitern aus der Alpinen Kinderklinik Davos. Sie untersuchten während eines stationären Behandlungsaufenthaltes in Davos 32 Kinder mit atopischer Dermatitis (AD), entsprechend Alter, Geschlecht und Schweregrad der AD (Scoring nach Costa) randomisiert, mit einer doppelblind-aktiven (A) oder Plazebobehandlung (P) mit Bioresonanz (Bicom-Gerät). Haut-, Schlaf-, Juckreizscores, Elektropunkturmesswert, Immunologie-, Blutwerte (Eosinophilie und Lymphozytenmarker) wurden bei Beginn und am Ende der Studie bestimmt. Ergebnisse: Nach 4 Wochen trat eine signifikante Besserung der verschiedenen Scores (Costa-Score, Pruritus-Score, Schlaf-Score) auf, jedoch ohne signifikante Unterschiede zwischen A und P. Bei den Akupunkturmesswerten und bei den Lymphozytenmarkern (CD4-HLDR, CD8-HLDR, CD14-HLDR, CD16, CD19 und CD23) fanden sich auch keine signifikanten Unterschiede. Von 35 genau analysierten Variablen beobachteten die Autoren bei 21 Variablen eine Veränderung, wobei sich sowohl in der Plazebo- als auch der aktiven Therapiegruppe je 14 Variablen veränderten, ohne dass zwischen A und P ein statistischer Unterschied feststellbar war. Auch Langzeitanalysen nach einem Jahr zeigten keinen Unterschied zwischen den beiden Behandlungsgruppen. Fazit: Unter den Bedingungen der gewählten randomisierten Doppelblindstudie (randomized paired double-blind study) ließ sich kein Effekt der Bioresonanz statistisch sichern. Die Autoren schließen daraus, dass in Anbetracht der hohen Behandlungskosten und der falschen Versprechungen der Befürworter dieser Therapie, diese Art von (Schein-) Behandlung nicht bei Kindern mit AD eingesetzt werden sollte. Einzelheiten dieser sehr lesenswerten Arbeit können im Original nachgelesen werden. Es ist den Autoren zu dieser wichtigen Studie herzlich zu gratulieren. B. Wüthrich, Zürich, Dr. Karl Feistle / Allergologie, Jg. 20 (1997), Nr. 6, S. 314, Gutachter Professor Inhaber des einzigen Lehrstuhls für Naturheilkunde und Naturheilverfahren in Deutschland, Malte Büring zur Bioresonanztherapie sowie die Bioelektrische Funktionsdiagnostik und die Decoder-Dermographie: Für alle diese Verfahren gelte, dass weder eine plausible Theorie zugrunde liege noch bis heute ausreichende empirische Wirksamkeitsnachweise oder Validitätsprüfungen vorliegen. Oberlandesgericht Saarbrücken, Az.: 5 U 804/98-71

Ein weiterer Kommentar ist mir seitens des Herstellers per Abmahnung untersagt worden. Es wird statt dessen eine Ausführliche Literaturrecherche zum Thema folgen.

Is electrodermal testing as effective as skin prick tests for diagnosing allergies? A double blind, randomised block design study
George T Lewith, Julian N Kenyon, Jackie Broomfield, Philip Prescott, Jonathan Goddard, and Stephen T Holgate
BMJ 2001; 322: 131-134. [Full text]
Kosten für alternative Behandlung muß PKV nicht erstatten Artikel der Ärztezeitung vom 23.10.02
Kofler H,Ulmer H, Mechtler E, Falk M, Fritsch PO: Bio-resonanz bei Pollinose. Allergologie 1996; 19: 114–122
Die Hintergründe warum Studien die für den Vegatest sprechen nicht aussagekräftig sind
Bergold, O., Der sog. Medikamententest in der Elektroakupunktur, Zeitschrift für Allgemeinmedizin, 52, 312-322, 1976
Kleine-Tebbe, Priv.-Doz. Dr. med. Jörg, Spezifische Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Atemwegserkrankungen: Schlusswort, Deutsches Ärzteblatt 100, Ausgabe 24 vom 13.06.2003, Seite A-1688
Schoni-MH; Nikolaizik-WH; Schoni-Affolter-F, Efficacy trial of bioresonance in children with atopic dermatitis. AD: Alpine Children's Hospital Davos, Switzerland. Int-Arch-Allergy-Immunol. 1997 Mar; 112(3): 238-46 ISSN: 1018-2438
E. Ernst Complementary Medicine: Its hidden risks Diabetes Care, August 1, 2001; 24(8): 1486 - 1488. [Full Text] [PDF]
I. B. Hirsch Unproven Therapies Clin. Diabetes, January 1, 2002; 20(1): 1 - 3. [Full Text] [PDF]
Kleine-Tebbe, Jörg; Lepp, Ute; Niggemann, Bodo; Werfel, Thomas, Nahrungsmittelallergie und - unverträglichkeit: Bewährte statt nicht evaluierte Diagnostik, Deutsches Ärzteblatt 102, Ausgabe 27 vom 08.07.2005, Seite A-1965 HTML | PDF
Karl C

Wenn Du bei Lebensmitteln den Eindruck hast, dass sie Dir nicht gut tun, dann kannst Du das doch auch mit einem Ernährungstagebuch feststellen. DAs ist zwar mühsamer, aber mindestens genauso zuverlässig.

Was mich an diesen Testverfahren immer wieder stört, ist, daß man vom Tester mit seinem Gerät oder auch ohne Gerät abhängt. Sagt er ja, muss ich das glauben. Sagt er nein, auch ...


Grüsse,
Uta
 
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