Prof. Ameisen: "Das Ende meiner Sucht"
@Uta,
da das mit dem Blog noch dauern kann, stelle ich die wichtigsten Stationen (Dein Einverständnis vorausgesetzt) hier ein. LG Federico
Hallo Zusammen,
ich lese schon eine ganze Weile mit und möchte mich an dieser Stelle kurz vorstellen.
Ich bin 41 Jahre alt, lebe in einer festen Beziehung und habe zwei Töchter (15 und 4) und leide im Grunde mein ganzes Leben an sozialen Ängsten (auch Erytrophobie) und seit ca. meinem 17. Lebensjahr auch an Depressionen.
Etliche Therapien, oft begleitet von Antidepressiva (Paroxat, Citalopram, für Notfälle Tavor) haben im Grunde keine echte, dauerhafte Verbesserung gebracht. Natürlich habe ich im Laufe der Jahre Strategien entwickelt und Einsichten gewonnen, die mir mein Leben erleichtert haben, aber es kam nie zu einem echten Durchbruch. Meine Erwartungshaltung war immer recht groß, was sicherlich auch kontraproduktiv sein kann, aber tief in mir habe ich immer geahnt, welche Talente und Fähigkeiten in mir schlummern und zu welchem Leben ich eigentlich fähig wäre.
Alkohol war in meinem Leben nie ein Problem, weder mit noch ohne. Mit ca. 18 war ich für ein paar Jahre anderen Drogen verfallen. Cannabis, Kokain, Speed, Heroin, Meskalin … gerne habe ich in den bunten Strauß von betäubenden Möglichkeiten gegriffen. Oft auch gleichzeitig und immer viel zu viel.
Es kam dann der Punkt mit ca. Mitte 20, wo es so nicht weiter gehen konnte ich mich entscheiden musste: Suizid oder Clean werden. Meine Eigentherapie war von Erfolg gekrönt (bis heute) und ich frage mich manchmal, wie ich das eigentlich geschafft habe. Da ich immer Beziehungen hatte und niemals ohne Arbeit war, habe ich mir Rahmenbedingungen geschaffen, die mich stabilisiert haben.
Nun gut, mal bis hierher.
Ende Februar diesen Jahres bin ich dank eine Freundes auf Baclofen aufmerksam geworden und nehme seitdem ca. 18mg täglich. Die angstlindernde Wirkung habe ich sofort gespürt und ich bin begeistert, wie gering die Nebenwirkungen sind. Nachdem ich leider stark auf Sonnenmangel reagiere, war der lange Winter und der Regen der letzten Wochen eine harte Zeit für mich und mir ging es trotz Baclofen nicht sehr gut.
Eher aus einer spontanen Laune heraus habe ich nun vor ein paar Tagen meine Baclofen-Dosis auf 75mg erhört und die angstlindernde Wirkung hat voll durchgeschlagen. Was für ein gutes Gefühl
Ich möchte in diesem Thread nun meine Erfahrungen festhalten und ich hoffe, ich finde immer die Zeit, meine Gedanken, Gefühle und Erfahrung hier zu virtuellem Papier zu bringen und mit euch zu teilen.
die Depression hat sich bei mir quasi aufgelöst. Ich habe das zuerst gar nicht so richtig wahrgenommen, da bei mir die Angst immer im Vordergrund war. Es könnte gut sein, dass Baclofen hier schneller und mit niedriger Dosis anschlägt.
Update Angst: Mir geht es sehr gut und ich kann es kaum glauben. Morgens habe ich oft die „Angst“, dass das nicht von Dauer ist …
Hallo,
kleines Update: mir geht es gut und ich konnte Situationen durchleben, die mir vorher zu schaffen gemacht hätten. Zwischendurch kommt die Sorge, dass das alles nicht anhalten könnte und die Angst wieder kommt.
Mir ist klar geworden, dass diese Sorge tatsächlich auch vor Baclofen zyklisch aufgetaucht ist und mich bislang immer wieder runtergezogen hat. Jaja, die Angst vor der Angst. Dank Baclofen konnte ich das bislang zwei mal überwinden und erstmals macht sich in mir eine starke Hoffnung breit, ich könnte ein Leben ohne Angst führen. Meine Depressionen sind kein Thema mehr und auch das Wetter macht mir nicht so zu schaffen, wie ich das von mir eigentlich gewohnt bin.