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... War sie doch schon immer, oder? :idee:

Hallo, einen Gruß an alle,:)

gerade habe ich eine, wie ich finde ganz spannende Radiosendung nachgehört. Es geht dabei um Gegenwart, Geschichte und Zukunft der Heilberufe, insbesondere der Ärzte und Ärztinnen.

Es wird deutlich, dass bis zum Mittelalter die Heilkunde eine typische "Frauenangelegenheit" war, trotz der paar berühmten antiken und späteren Ärzte, wie Hippokrates, Galen, Avicenna und Averroes. Danach setzte, mit eingeleitet von Paracelsus, das ein, was wir heute als "Schulmedizin" zusammen fassen. Und mit den Hexenverfolgungen sank der Einfluss der Frauen in der Medizin massiv ... bis vor rund hundert Jahren.

Dann begann langsam eine neue Entwicklung, die dazu führte, dass heute die Hälfte der praktizierenden Ärzte weiblich sind und im Bereich der StudentInnen sieht es ähnlich aus: Tendenz steigend.:)

Besonders beeindruckend, ja erschreckend, fand ich die Anfänge der Wege von Frauen in die Medizin, an "modernen" Universitäten ab dem 19. Jahrhundert, aber auch noch im 20. .
Und das insbesondere, wenn man sieht, dass bereits an der Universität von Bologna, ab dem 9, Jahrhundert, Frauen und Männer gleichberechtigt nebeneinander studierten und lehrten!

Hier kann man übrigens die Sendung als Podcast nachhören:
NDR Info - Das Frauenforum

Was denkt Ihr, besteht durch diese Veränderung in der schulmedizinischen Ausbildung und Praxis auch eine Chance auf eine inhaltliche Veränderung in der sogenannten "Schulmedizin"?

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Frauen hätten nicht die Hirnmasse für ein Hochschulstudium, hieß es noch vor 100 Jahren. Eine Ausstellung in Leipzig erinnert an die erste Ärztin in Deutschland, die das Gegenteil beweisen durfte.

Das war wohl eine "akademische" männliche Meinung. Trotzdem haben es manche Frauen geschafft: Sie machte 1880 Staatsexamen in Leipzig.
Die erste Ärztin Deutschlands musste heimlich promovieren | Kultur & Leben | Deutsche Welle | 05.01.2006

Die erste Ärztin in der Schweiz: hier + jetzt - Verena E. Müller: Marie Heim-Vögtlin ? die erste Schweizer Ärztin (1845?1916)

https://de.wikipedia.org/wiki/Rahel_Straus

Und eine frühe österreichisch-russische Ärztin:
ARIADNE - Projekt "Frauen in Bewegung" - Rosa Kerschbaumer

Was denkt Ihr, besteht durch diese Veränderung in der schulmedizinischen Ausbildung und Praxis auch eine Chance auf eine inhaltliche Veränderung in der sogenannten "Schulmedizin"?
Das wäre wünschenswert. Ich nehme an, Du gehst bei Deiner Frage davon aus, daß Frauen andere Antennen haben , wenn es um leidende Menschen geht und deshalb auch anders handeln?
Da sehe ich ziemlich grau- wenn auch ein Lichtschimmer da sein mag. Die Frauen, die in Deutschland über die Universitäten an die Kliniken bzw. in Praxen kommen, müssen sich auf diesem Weg so durchboxen und erschöpfen ,daß sie - denke ich - sehr oft einfach nur froh sind, wenn sie weiter arbeiten können. Das gleiche gilt - denke ich - auch für Männer.
Ideale, die vielleicht zur Wahl des Medizinstudiums geführt haben, gehen oft auf diesem Weg verloren und werden nicht mehr gefunden.

Die, die diese sich diese Ideale erhalten haben, steigen oft aus der "gesetzlichen" Medizin aus - also der Medizin, die für die meisten gesetzlich Versicherten erreichbar ist. Es gibt sie bestimmt, aber oft sind sie für Otto Normalverbraucher nicht wirklich bezahlbar.

Gruss,
Uta
 
Hallo Leon,

nein, ich hatte diese Sendung nicht gehört. Aber auch Bayern2Radio beschäftigt sich immer mal mit diesen Themen ;).

Hier geht es um die Universität Wien, wo ausländische Frauen ab 1897 zum Studium zugelassen wurden. Medizin durften die Frauen dort ab 1900 studieren; Jura ab 1919.

Gruss,
Uta
 
Hallo Uta,

ah, daher. Denn die Inhalte in der erwähnten Sendung gehen in eine ähnliche Richtung. Da wird auch ein über achtzigjährige Hausärztin interviewt, die in ihrer Studienzeit eine der ganz wenigen Medizinstudentinnen war.

Irgendwie finde ich es schon auffällig, dass es, nach mehreren Jahrhunderten der relativen "Verdrängung" eine - wie ich es wahrnehme - ziemlich schnelle Trendwende zu geben scheint.

Übrigens, zu der oben aufgeworfenen Frage, ob sich durch zunehmende Präsens von Frauen in der Medizin etwas ändern wird, gibt vielleicht eine Studie der "Universität Witten/ Herdecke" indirekt einen Hinweis:

... Dies ist zentrales Ergebnis einer Studie der von Studierenden der Universität Witten/Herdecke gegründeten und betriebenen Unternehmensberatung "NOHETO!" auf Grundlage von 32 qualitativen Tiefeninterviews und einer repräsentativen Befragung von über 200 Allgemeinmedizinern, Praktikern und Internisten. Laura Slevogt, seit 2005 Partnerin bei NOHETO!: "Die Struktur der Ärzteschaft befindet sich in einem fundamentalen Wandel. Im Zukunftsmarkt Gesundheit werden gut ausgebildete Medizinerinnen künftig an entscheidender Stelle das Sagen haben. Eine Entwicklung, die die Medizin verändern wird."...

... Dabei stellte sich u.a. heraus, dass sich die befragten Ärztinnen mehr Zeit für den einzelnen Patienten nehmen als ihre männlichen Kollegen. Pro Tag behandelt eine Hausärztin im Durchschnitt nur 48 Patienten. Ärztinnen ist es zudem wichtig, sich auf ihr Gegenüber einzulassen und dessen Anliegen zu verstehen. Im Gespräch hören Ärztinnen stets mit, wie die aktuelle Bedürfnislage oder Lebenssituation ihrer Patienten beschaffen ist und reagieren darauf mit Empathie....
Die Zukunft der Medizin ist weiblich

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Am Klinikum Rechts der Isar in München wird jetzt eine Zeitschrift für Frauen initiiert, und zwar u.a. von Frau Prof. Kiechle, Leiterin der Gynäkologie.

... es geht nicht nur um die Anliegen der Ärztinnen im Beruf, auch medizinische Fragen werden thematisiert: Die Rubrik „Genderperspektiven“ zeigt neueste Erkenntnisse aus der Gendermedizin. Wenn Frauen krank werden, haben sie häufig nicht nur andere Symptome, wie etwa beim Herzinfarkt, sie sprechen auch anders als Männer auf Medikamente oder Therapien an. Das muss in Diagnostik und Therapie stärker als bislang berücksichtigt werden. Beiträge zum Thema „Gesund bleiben“, „Recht und Politik“ und ein Ärztinnen-Portrait runden jede Ausgabe ab....
Presseservice: Neue Zeitschrift
Leseprobe XX - Die Zeitschrift für Frauen in der Medizin

Grüsse,
Oregano
Grüsse,
Oregano
 
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