Gaumennahtsprengung (GNE) im Milchgebiss

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13.12.07
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Liebe Laien und Fachleute,
in ihrem 2009er Kieferorthopädie-Ratgeber begann die Stiftung Warentest, nicht nur feste Bracket-Spangen an 7-Jährigen, sondern auch die brutale Gaumennahtsprengung (GNE) im Milchgebiss salonfähig zu machen, am Beispiel einer schmerzgepeinigten 4-Jährigen.

Nun befasste sich auch die Gesellschaft für kieferorthopädische Zahntechnik in einem Fortbildungsseminar in Leipzig u. a. mit der Gaumennahtsprengung im Milchgebiss. Aus italienischer und mutmaßlich französischer Quelle wurde umfangreiches Bild- und Videomaterial konsumiert. Zusehends werden diese fest eingebauten Mini-Schraubstöcke auch als Kappenschienen (zur Frühbehandlung) bezeichnet. Um für die Eltern harmlos zu wirken? Denn Schienen sind schließlich generell etwas Herausnehmbares, ob Knirscher-, Schnarcher-, Entlastungs- oder Korrekturschienen.
Dann noch diese Vorfälle exemplarisch:
1)
der Nachfolger eines Professors, der in Pension ging und bei dem aktive Platten noch ihren Platz hatten, stellte die gut laufende Platten-Behandlung einer 8-Jährigen eilfix auf GNE um, und wollte ihrer erst 5-jährigen Schwester noch dasselbe antun!
2)
Manche Kinder brauchen mehr Zeit als andere. Ob zum Lernen - mehr Druck bringt da wenig - oder zur Kieferorthopädie. Eine Frühbehandlung machte sichtliche Fortschritte, aber die beantragte Behandlungszeit (1 1/2 Jahre) lief aus. Da wollte eine Nachwuchs-Kieferorthopädin die Behandlung dieses 7-Jährigen noch umstellen auf (keine Kassenleistung) „Das neueste auf dem Markt, für Kinder mit Milchzähnen gedacht und es müssen keine Zähne gezogen werden“. Kein Wort davon, dass es eine GNE ist. Außerdem fehlte im Unterkiefer mehr Platz als im Oberkiefer.
Und außerdem gäbe es noch die „zügige herausnehmbare Dehnung“, wofür die Platten allerdings Vollzeit zu tragen wären (20/24 h): die einen geben dafür 1/8 Drehung pro Tag, die anderen nehmen eine Spezialschraube mit integrierter Feder, wofür stärkeres „Aufziehen“ 1x pro Woche genügt.

Auch wenn es „nur“ Milchzähne sind, denen mit einer Früh-GNE Schäden drohen: was ist mit der Psyche des Kindes? Sprachbehinderung in der (Vor-)Schule ist gewiss, und Schmerzen wahrscheinlich. Berichte finden sich in
Kieferorthopädie zwanglose Alternativen zu Bracket Zahnspangen, Headgear, GNE u.a. brutalen riskanten teuren (dort Punkt 4).
Wird nicht über die Risiken aufgeklärt, und werden Alternativen wie z.B. Dehnplatten nicht genannt, dann ist eine GNE an kleinen Kindern ahnungsloser Eltern Körperverletzung. Aber sie bleibt unter medizinischem Deckmantel ungesühnt, solange kein Rechtskundiger mit einem Kind als Lockvogel eine Falle stellt.
Ähnliches gilt in der nächsten Altersklasse für unnötiges Zähneziehen. Wenn ein Kieferorthopäde das verlangt, verweigern es nur wenige Zahnärzte – obwohl sie eine Mitverantwortung daran tragen! Denn für eine konstruktivere Lösung müssten sie wohl eine Alternative bieten können, sonst findet sich schnell ein anderer, der das böse Spiel mitmacht. Die Alternative könnte auch ein zahnfreundlicherer Kieferorthopäde sein, der überdies den Verwaltungsaufwand einer Behandlungsübernahme nicht scheut.

Soweit für heute,
hordeotech
Positivliste = Dauerbaustelle = bei mir
 
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