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Hallo, einen Gruß an alle,

gestern habe ich (größtenteils) eine, wie ich fand sehr, sehr spannende Sendung gehört.

Wusstet Ihr, dass es gut möglich ist, dass sich die Bezeichnung "Europa"
nicht ausschließlich aus dem griechischen sondern ursprünglich möglicherweise aus dem Arabischen (erew) bzw. Phönizischen (erob), was "dunkel" bedeutet, stammt?:)Europa ? Wikipedia

NDR Kultur - Kulturforum | 05.01.2010 20:00 Uhr
"Was wir europäische Kultur nennen, besteht aus Träumen"

Was wir europäische Kultur nennen, besteht aus Träumen", sagt Imre Kertesz. Die Schriftsteller und Weltreisenden Juri
Andruchowytsch, Navid Kermani, Claudio Magris, Cees Nooteboom, Amos Oz und Ilja Trojanow denken nach über europäische Träume und Werte, über Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie. Sie interpretieren den antiken Mythos der von Zeus in Stiergestalt geraubten Königstochter Europa. Wie sehr ist Europa vom griechischen Denken und biblischen Glauben geprägt? Oder sind europäische Ideale wie Menschenrechte
und kulturelle Vielfalt aus der dunklen Geschichte des 20. Jahrhunderts hervorgegangen, aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Krieges?

Die Europäische Union sucht ihre "Seele" oft in der Ideengeschichte, doch es fällt schwer, ihren Träumen ein realpolitisches Gesicht zu geben. Europas Freiheit hat Grenzen, gegen die afrikanische und asiatische Migranten unter Lebensgefahr anrennen. Historiker wie Karl Schlögel
und Politiker wie Joschka Fischer schlagen einen Bogen vom Wünschbaren zum Machbaren für die europäische Kultur.
https://www.ndrkultur.de/programm/radiotipps4230.html

Sobald die Sendung online anhörbar ist, werde ich hier darauf hinweisen.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Ich glaube, daß ein Artikel in der Südd. Zeitung auch in diese Richtung geht. Sicher bin ich mir nicht, weil ich die ganze Sendung, die Du ansprichst, nicht kenne, Leon.

Trugschluss des Westens
....
Letztlich aber geht es in dieser Debatte weder um Meinungsfreiheit noch um Respekt vor religiösen Gefühlen. Es geht vielmehr um die Unfähigkeit des Westens, die immer dringendere Auseinandersetzung mit dem islamischen Kulturkreis und seinen Einfluss auf die moslemische Diaspora auf europäischem Boden realistisch einzuschätzen.

Im Westen geht die Wertedebatte prinzipiell davon aus, dass der Wertekanon von Freiheit, Gleichheit, Demokratie und Menschenrechten etwas ist, das der gesamte Rest der Menschheit herbeisehnt. Dieser Trugschluss geht von den Denkmodellen des 20. Jahrhunderts aus, in denen Demokratie und freie Marktwirtschaft gegen die verschiedenen Formen des Totalitarismus in Stellung gingen. Ein Moslem ist jedoch kein Unterdrückter, der unter einer Diktatur leidet, bis ihn endlich die Flucht oder ein Befreier von seinem Schicksal erlöst.

Der Wertekanon des Islam steht dem judeo-christlichen Wertekanon keineswegs diametral gegenüber. Und doch sind einige grundlegende Werte unvereinbar. Freiheit und Demokratie sind keineswegs Lebensformen, die in der islamischen Welt als höchste Stufe der menschlichen Entwicklung angesehen werden. Die Trennung von Kirche und Staat ist nicht vorgesehen.

Noch viel emotionaler ist allerdings das Verhältnis zur Meinungsfreiheit. Die Unantastbarkeit des Propheten ist dabei nicht nur ein religiöses Gefühl. Das kennt man hierzulande ja auch, wenn beispielsweise gläubige Christen gegen Herbert Achternbuschs Jesusparodie "Das Gespenst" protestieren, gegen die religiösen Fäkalbilder von Chris Ofili und Andres Serrano oder gegen Kippenbergers gekreuzigten Frosch.

Und doch sind solche Proteste nicht mit dem vergleichbar, was ein Moslem empfindet, wenn ein Ungläubiger seinen Glauben beleidigt......
Meinungsfreiheit und Religion - Die Wertedebatte läuft falsch - Politik - sueddeutsche.de

Gruss,
Uta
 
Na klar, kaum haben sie sich ihren "Vertrag von Lissabon"
genehmigt, schon beginnen sie mit der Propagandaschlacht zur Untergrabung unserer Werte und Freiheiten. Zu offensichtlich. :mad::mad:
 
Hab ich doch die Tage bezüglich der Qumranrollen gelesen, dass dort ein weiterer Prophet nach Jesus angekündigt wurde.
Nun fragt man sich, ob das wohl Mohammed war.:D
 
Hallo Uta, einen Gruß an alle,

danke für Deine Nachfrage. So eindimensional wie in dem Artikel dargestellt, habe ich die Sendung nicht empfunden.

Ich habe mir ein wenig Zeit gelassen mit der Antwort. Aus dem Grunde, dass es eine Weile dauerte, bis mir der Sender das Manuskript zugemailt hat.
Ich füge es jetzt - lediglich zur privaten Nutzung - als Anhang bei. Dann kann es sicher jede/r die/der mag anschauen!

Mit herzlichen Grüße von
Leòn :)
 

Anhänge

  • Kulturforum 05.10.2010 Manuskript.pdf
    173.7 KB · Aufrufe: 4
Westliche Werte

Ja ja, die Werte ;). "Unsere" Werte!

Hallo, einen Gruß an alle,

Diesen kleinen Textauszug aus der erwähnten und als Anhang beigefügten Sendung, möchte ich gerne hier voran stellen:
Es gibt ja den Begriff von der Europäischen Union als einer europäischen
Wertegemeinschaft, und hier stutze ich schon, denn die Frage ist, ist Europa im geographischen Sinne
jemals eine Wertegemeinschaft gewesen? Oder sind nicht vielmehr die westlichen Werte das, worauf
wir uns berufen? Das Produkt einer transatlantischen Kooperation? Können wir ignorieren, dass die
allerersten Menschenrechtserklärungen in Nordamerika, auf britischem Kolonialboden formuliert
worden sind? Beginnend mit der Virginia-Declaration of Rights vom Juni1776, drei Wochen vor der
amerikanischen Unabhängigkeitserklärung? 0’52 (48) 10’28

Zitat, Manuskript Seite 9. Von: Heinrich August Winkler: Heinrich August Winkler ? Wikipedia

Also wäre ja, so meine ich, die Frage berechtigt, inwieweit die sogenannten "westlichen Werte" auf die man sich heute bezieht - und, so meine ich, gut, dass es so ist (!) tatsächlich eigentlich europäische sind. Oder ob es dafür, dass diese sich entwickeln, manifestieren und verbreiten konnten, ersteinmal Neuentdeckung, Auswanderung, Kolonialisierung, weitere Auswanderung und Verselbständigung notwendig waren.
Denn bis zum zweiten Weltkrieg, das sollten wir uns wohl eingestehen zuzugeben, konnten die Ideale sicher nicht in breitem Maße Fu0ß´fassen. Danach dann aber "erdrutschartig".

Herzliche Grüße von
Leòn:)
 
Hallo Leon,

eigentlich europäische [Werte] sind. Oder ob es dafür, dass diese sich entwickeln, manifestieren und verbreiten konnten, ersteinmal Neuentdeckung, Auswanderung, Kolonialisierung, weitere Auswanderung und Verselbständigung notwendig waren.

Das 18. Jahrhundert hat ja nicht nur den USA die erste Verfassung beschert sondern auch in Europa u.a. durch die Franz. Revolution große Umwälzungen mit sich gebracht (1789). Die ersten Frauenrechtlerinnen-Bewegungen entstanden u.a. durch die Industrialisierung und damit auch arbeitenden und Geld verdienenden Arbeiterinnen. Frauen wurden erstmals zu Höheren Schulen zugelassen; die Universitäten blieben ihnen allerdings noch größtenteils verschlossen.
Um 1800 und den Napoleonischen Kriegen und letztlich der Verbannung von Napoleon wurde die gesellschaftliche "Schichtung" noch einmal kräftig durcheinander geschüttelt und die bürgerlichen Rechte gestärkt.
Durch die Säkularisation wurde die kirchliche weltliche Macht stark eingeschränkt, was wiederum Folgen hatte.
Daß diese Veränderungen auch Auswirkungen auf die "Kolonien" hatten, scheint mir klar.

Gruss,
Uta
 
Der Name „Europa“ lässt sich in Europa selbst am weitesten in Form der griechischen Ερώπη zurückverfolgen: Hier wurde Eurpē meist als Kompositum aus altgriechisch ερύς, eurýs, „weit“ und ψ, óps, „Sicht“, „Gesicht“ aufgefasst, daher Eurpē, „die [Frau] mit der weiten Sicht“.

Der griechischen Sage nach war dies der Name einer phönizischen Königstochter, die Zeus in Stiergestalt schwimmend nach Kreta entführte und dort verführte. Dieser Name stammt nach Auffassung einiger Etymologen aus einer semitischen Sprache und wurde dann gräzisiert, z. B. aus akkadisch erebu, „sinken“, „untergehen“ (in Bezug auf die Sonne) analog zu „Okzident“ oder aus phönizisch erob, „dunkel“, „Abend“; daher auch „Abendland“. Auch das hebräische Wort ereb bedeutet soviel wie „Dunkel“ oder „Abendland“.

Europa ? Wikipedia

Viele Grüße, Horaz
 
Ich denke wir sollten mal endlich mit der Schönrederei aufhören.

Ich sehe Überlegungen und Vergleiche zu den Rechten in verschiedenen Staaten bzw. kulturellen Bereich nicht als Schönrednerei an.
Wenn ich mir anschaue, welche Rechte und Möglichkeiten z.B. muslimische Frauen heute haben, dann bin ich froh, um unsere in Westeuropa geltenden Rechte und Möglichkeiten.

Gruss,
Uta
 
Also wäre ja, so meine ich, die Frage berechtigt, inwieweit die sogenannten "westlichen Werte" auf die man sich heute bezieht - und, so meine ich, gut, dass es so ist (!) tatsächlich eigentlich europäische sind. Oder ob es dafür, dass diese sich entwickeln, manifestieren und verbreiten konnten, ersteinmal Neuentdeckung, Auswanderung, Kolonialisierung, weitere Auswanderung und Verselbständigung notwendig waren.
Denn bis zum zweiten Weltkrieg, das sollten wir uns wohl eingestehen zuzugeben, konnten die Ideale sicher nicht in breitem Maße Fu0ß´fassen. Danach dann aber "erdrutschartig".

Herzliche Grüße von
Leòn:)

Grundsätzlich gibt keine immerwährenden Werte, daher gibt es auch keine „Westlichen Werte“. :rolleyes:

Nach einem Krieg (u.a deshalb werden die wohl ab und an veranstaltet? ;) ) erkennen Menschen die wirklichen Werte des Daseins. Sie sind ziemlich nahe auf einer Stufe, und brauchen einander unbedingt um überleben zu können.

Je weiter dieser entfernt ist, desto mehr verlieren sich auch die wirklichen Werte wieder. Sie werden immer mehr verdrängt durch immer bizarrere Wertigkeiten. :eek:)
Viele Menschen „im Westen“ haben heute m.E. den Bezug zur Realität bewußt verlassen. Wobei aber wiederum auch die Realitäten des Einzelnen extrem verschieden sind.
Der eine muss kämpfen damit er nicht verhungert, der andere muss damit kämpfen, dass er nicht in totalen Wahn ausartet. :eek:)

D.h. im Westen sind die echten als auch die gefühlten Realitäten für den Einzelnen so extrem verschieden, dass überhaupt keine einheitliche Wertvorstellung mehr vorhanden sein kann ... !!!

Im Osten der neuen Bundesrepublik sind allerdings die „sogenannten/angeblichen Werte des Westens“ noch nicht angekommen. Hier ging es, nachdem der „Sozialismus“ aufgelöst wurde, eher in die entgegengesetzte Richtung.
Was wohl allerdings völlig normal bzw. „natürlich“ ist, da in Krisenzeiten immer und überall die Brutalsten und Skrupellosesten an die Macht kommen.
Die reichsten Männer/ Familien Amerikas waren ja bekanntlich auch alles andere als zimperlich, um ihr Vermögen zusammenzubekommen ...
Da war jeder Diktator dieser Welt wohl noch ein Super-Humanist dagegen :)))

Ich denke wir sollten mal endlich mit der Schönrederei aufhören. Das führt letztlich zu nix guten! Es bricht uns nur das Genick. Scheinwelt und Realität dürfen niemals zu weit auseinanderklaffen! :bang:
 
Ich sehe Überlegungen und Vergleiche zu den Rechten in verschiedenen Staaten bzw. kulturellen Bereich nicht als Schönrednerei an.
Wenn ich mir anschaue, welche Rechte und Möglichkeiten z.B. muslimische Frauen heute haben, dann bin ich froh, um unsere in Westeuropa geltenden Rechte und Möglichkeiten.

Gruss,
Uta

Klar Uta! Jedes System hat seine Vor- und Nachteile.
Und so wird es wohl auch noch lange bleiben!

Wenn die Leute dort wirklich was ändern wollen, dann sollen sie es tun! Ich habe nicht das Recht zu urteilen! Und auch nicht das Recht mich einzumischen! :wave:
 
Hallo Uta, hallo Halligalli, einen Gruß an alle,

den Gedanken, dass es sich bei "Werten" um nichts statisches handelt, sondern dass sie soziokulturell bedingt und letztenendes nur (auch ökonomisch begründete) bewertungen von Zuständen sind, finde ich ganz wichtig.

Herzliche Grüße von
Leòn

P.S.: Was sind denn, eurer Ansicht nach augenblicklich "die westlichen Werte"?
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, Ein Volk, Ein Führer, Ein Vaterland - sind ja momentan in Teilen Europas, u.a. auch in der Bundesrepublik, verboten ;)
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit konnten auch nicht so richtig umgesetzt werden, und sind somit vorerst auch erst mal wieder untergegangen.

Was streben die Führer Europas momentan an? Ich würde sagen: (auch wenn es nicht immer so aussieht) : vernünftiges Handeln.

vernünftiges Handeln

Ein bißchen was ist doch noch aus den Erfahrungen der letzten hundert Jahre hängengeblieben. Zum Glück!

Es ist Schade, dass man sich den Anti-Kriegs-Willen (ein hoher WERT) durch die Amerikaner wieder verspielt hat.
USAmerika stand immer auf der Gewinnerseite, daher hat ein Krieg dort wenig negative Bedeutung bzw. wird weitgehend als „normales“ Mittel zum erreichen von Zielen betrachtet.
Dass ein Angriff auch immer (früher oder später) einen Gegenangriff bedeutet , verdrängt man einfach. :eek:)
Man lebt im Glauben, immer stark und unbesiegbar zu sein. :rolleyes:

Wenn die Vernunft nicht siegen wird, sind alle anderen Werte umsonst bzw. völlig sinnlos.

Was nützen mir bürgerliche Werte wie Wohlstand, Reichtum, Macht usw. ; wenn der nächste Krieg unausweichlich ist bzw. es keine Umwelt mehr gibt, die lebenswert ist? :wave:
 
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