"Es gibt keine Heilung" - Wie sage ich das dem Patienten?

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"Es gibt keine Heilung" - Wie sage ich das dem Patienten?

Hallo,

gerade habe ich folgendes gefunden:
„Es gibt keine Heilung mehr für Sie“
Die schwerste Aufgabe für viele Ärzte ist das Gespräch mit todkranken Patienten
Für die meisten Ärzte sind komplizierte Operationen oder Untersuchungen bei weitem nicht das Schwerste an ihrem Job. Es ist der Gang zu einem Patienten, der unheilbar krank ist. Viele schaffen es nie, dann die traurige Wahrheit auszusprechen. Sie flüchten sich in Fachsimpelei oder beschönigende Formulierungen.
„Ärzte haben im Studium x-mal geübt, etwa ein EKG zu machen“, sagt Bernd Sonntag, Oberarzt an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Köln. „Wie man sich allerdings bei schwierigen, sehr emotionsgeladenen Gesprächen richtig verhält, wurde bis vor kurzem im Studium nicht vermittelt.“ Einem Herzpatienten mitteilen zu müssen, dass er nicht mehr für eine Transplantation infrage komme, sei ein Todesurteil. Ebenso schwierig sei es, einem Angehörigen mitzuteilen, dass der Patient gerade gestorben sei.

Seit einigen Jahren ist ein Kommunikationstraining in den meisten Medizinstudiengängen Pflicht. Hier sollen die angehenden Ärzte auf solche Gespräche vorbereitet werden. Doch Mediziner, die heute längst im Berufsleben stehen, wurden in aller Regel nie im Umgang mit Patienten geschult.

Wichtig ist, ehrlich zu sein
Mirjam Kern-Bardt, Stationsärztin an der Robert-Janker-Klinik für Radiologie und Radioonkologie in Bonn, muss sehr oft einem Krebspatienten sagen, dass ihm keine Therapie mehr helfen kann. „Dabei muss man immer ehrlich bleiben“, sagt sie. „Aber ich versuche, nur die Fragen zu beantworten, die mir gestellt werden.“ In der Regel wüssten die schwer kranken Patienten selbst, wie es um sie stehe. „Und ein Patient, der nicht fragt, wie viel Zeit er noch hat, will das auch gar nicht wissen.“
Um seinen Kollegen solche Gespräche zu erleichtern, bietet Bernd Sonntag Seminare für erfahrene Mediziner an. In Rollenspielen üben sie schwierige Gesprächssituationen. Schauspieler übernehmen dabei den Part schwer kranker Patienten. Teilt der Arzt dem Patienten etwa mit, dass die Therapie abgebrochen wird, bekommt er ein „Wie, Sie wollen mich einfach sterben lassen?“ zu hören. „Die Schauspieler geben auch ein konkretes Feedback“, erläutert Sonntag. „Sie sagen etwa ganz klar: 'Zu Ihnen würde ich nie wieder gehen, Sie waren viel zu distanziert.' Oder: 'Sie waren zwar nett, aber ich habe kein Wort verstanden.'“

Obwohl die meisten Kollegen zunächst sehr misstrauisch in das Kommunikationstraining gingen, sei die Resonanz anschließend sehr gut. „Viele sagen oft noch Monate oder sogar Jahre später, dass ihnen das Seminar viel gebracht hat“, sagt Sonntag. Nach seiner Erfahrung ist es wichtig, dass das Training von Ärzten für Ärzte veranstaltet wird. „Denn Ärzte lassen sich meistens nur von anderen Ärzten etwas sagen.“ Gefördert werden die Seminare von der Deutschen Krebshilfe.
Den Patienten ausreden lassen
Als Kardinalfehler bezeichnet es Sonntag, den Patienten nicht ausreden zu lassen. „In einem guten Gespräch sollte der Redeanteil ausgewogen sein“, rät er: „Patient und Arzt sollten beide etwa zu 50 Prozent dazu beitragen.“ Der Arzt müsse regelmäßig Pausen machen, um dem Patienten die Chance zu geben, das Gehörte zu verarbeiten und Fragen zu stellen.

Auch die angemessene Umgebung ohne Störungen sei sehr wichtig. Der Arzt sollte unbedingt seinen Pieper ausschalten. Sonntag rät, mit der schlechten Nachricht sofort herauszurücken, etwa mit diesen Worten: „Es tut mir sehr leid, aber Ihr Tumor ist zurückgekommen.“ Danach müsse der Arzt auf die Gefühle des Patienten eingehen. Siebzig Prozent der Betroffenen reagierten mit Angst, Weinen oder Fassungslosigkeit. Fünf Prozent der Patienten setzten dagegen ein Pokerface auf und ließen sich nichts anmerken.

„Damit als Arzt richtig umzugehen, ist am schwierigsten“, urteilt Sonntag. Viele Kollegen bekämen Angst, der Patient könnte stark selbstmordgefährdet sein. Dann sei es Aufgabe des Arztes, ihn auf seine vermeintliche Emotionslosigkeit anzusprechen und selbst über Gefühle zu reden. Wichtig sei das Signal, dass man den Patienten nicht allein lasse. Der Arzt müsse den Todkranken wissen lassen: „Wir werden alles tun, um Ihnen die verbleibende Zeit so angenehm wie möglich zu machen.“ Denn die meisten Patienten fürchten sich nach Sonntags Erfahrung weniger vor dem Tod als vor den Schmerzen. „Und diese Angst müssen wir ihnen nehmen.“
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Darüber habe ich schon ganz oft nachgedacht. Wie schwer muss es für einen Arzt sein einem Patienten oder sogar Eltern zu sagen, dass es leider keine Hilfe mehr gibt.

Dennoch steht für mich fest, ich würde ganz genau wissen wollen was mir bevorsteht.

Wie seht Ihr das?


Liebe Grüße.

Heather
 
"Es gibt keine Heilung" - Wie sage ich das dem Patienten?

..ja das ist eine sehr unangenehme Aufgabe.........
 
"Es gibt keine Heilung" - Wie sage ich das dem Patienten?

Hallo Heather,

für einen Arzt ist das sicher eine schwierige Situation. Falls er den Patienten schon länger kennt kann er vielleicht ein wenig beurteilen ob und wie er es zum Thema machen soll. Aber auch dann ist es extrem schwer und erfordert ein Höchstmaß an Sensibilität.

Würde ich es wissen wollen? Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ich sage jetzt: ja, ich möchte es wissen. Nur weiss ich natürlich nicht wie ich damit umgehen würde wäre es soweit. :eek:)

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
"Es gibt keine Heilung" - Wie sage ich das dem Patienten?

Hallo,

@goga72
goga72 schrieb:
..ja das ist eine sehr unangenehme Aufgabe.........
Das ist es, in der Tat! Ich würde gerne mal wissen wie es in einem Arzt aussieht, der einen solchen Canossa-Gang vor sich hat :traurigwink:.

@Hexe
Ich sage jetzt: ja, ich möchte es wissen. Nur weiss ich natürlich nicht wie ich damit umgehen würde wäre es soweit.
Da hast Du natürlich Recht! Eigentlich kann man das vorher wohl eher nicht beantworten wie man in dieser Situation reagieren würde.
Ich selbst weiß ja von einem Fall bei dem der Patient eigentlich gewusst hat was ihm bevorsteht, er es aber einfach nicht wissen wollte obwohl er eigentlich ein ganz nüchterner und realistischer Mensch war. Erst ein paar Tage bevor er gestorben ist hat er sich auch offen mit diesem Thema beschäftigt. Bis dahin wurde gekämpft und verdrängt. Das war sehr, sehr traurig.


Liebe Grüße :wave:.

Heather
 
"Es gibt keine Heilung" - Wie sage ich das dem Patienten?

Hallo Heater,

ich bin der Meinung, dass es auf dem Patienten ankommt. Ich meine wie der Patient es aufnehmen würde. Ich glaube es ist eher die Angst davor, dass der Patient es nicht gut aufnimmt. Naja es ist im meisten Fälle so. Aber wenn mein Arzt mir sowas mitteilt, werde ich eigentlich keine Reaktion darauf haben. Ich würde den Arzt helfen sich deshalb nicht schlecht zu fühlen. Vorausgesetzt, dass es nicht durch eine Fehler soweit gekommen ist.

Ich meine wenn es keine Heilung gibt, dann ist es eben so. Ich würde für mich eine schmerzfreie Art bevorzugen zu sterben. Man kann den Tod nicht beeinflussen. Und Menschen sterben unweigerlich. Ich denke, dass man ab dem Moment wo man Tod ist nichts mehr spürt. Ich denke man hört auf zu existieren. Ich finde es angenehm zu denken, dass es kein danach gibt, sonst würde ich mir noch Sorgen für das Leben danach machen. :D

Manche Ärzte machen das oft. Die wissen wie man es am besten sagt. Es geht immer über Gefühle und Moral und Wahrheit. Aber manche Menschen wollen das gar nicht hören. Man kann aber mit ihnen trotzdem reden. Man muss nur wissen wie. (menschliche Psychologie)
 
"Es gibt keine Heilung" - Wie sage ich das dem Patienten?

Hallo Iranbefree,

Du hast sicher eine gute Einstellung zu dem Thema, ich sehe das in vielen Punkten übrigens auch so.

Ich stelle mir das vor allem in Situationen schwer vor wenn ein Arzt einem Papa mit Frau und Kindern oder einer Mama so eine Botschaft überbringen muss. Wenn ich nur daran denke dreht sich mir fast der Magen um... :traurigwink:.

Ansonsten stimmt das natürlich, jeder von uns stirbt irgendwann. Doch das wie ist glaube ich schon entscheidend :).


Liebe Grüße :wave:.

Heather
 
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