Humor

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Bei manchen Witzen kann ich so gar nicht lachen. Ich weiß, daß das daran liegt, daß ich mir bei Witzen auf Kosten anderer vorstelle, wie es diesen anderen wirklich geht, und dann vergeht mir das Lachen. Vielleicht hat das etwas mit Erfahrungen zu tun, die vor Augen geführt haben, daß manches, was für manche komisch ist, für andere bitterer Ernst ist. Dann hätte meine "Humorlosigkeit" etwas mit konkreten Erfahrungen und Mitgefühl zu tun.
Einfaches Beispiel: Kinder lachen sich manchmal über ein anderes Kind kaputt, das irgendeinen "Makel" hat; es stottert z.B. Erst wenn sie selbst erfahren, wie es ist, wenn man solch einen "Makel" hat und deshalb verlacht wird, werden sie das nicht mehr lustig finden und sich zurückhalten. (Anmerkung dazu: deshalb finde ich die Maria-Montessori-Schulen so gut).

Spass oder Spass?
Professor Sigmund Freud unterschied Witz und Humor. Witz, so sagte er, ist wenn man auf Kosten eines anderen lacht, Humor ist, wenn man die Situation fuer alle verbessert.

Beispiel Witz
Ein unbedarfter Besucher eines Galaessens trinkt aus seiner Fingerschale. Ein ehrwuerdiger Gast witzelt lauthals: "Na, der wuerde doch auch glatt aus der Badewanne trinken!" Alles lacht, nur der unbedarfte Gast nicht, fuer ihn ist der Abend versauert. Das war Witz.

Beispiel Humor
Kaiser Wilhelm gab ein Galaessen und lud einen Strassengast ein, der nicht wusste, dass man Fingerschalen zum Spuelen der Fingerspitzen verwendet. Er war durstig und trank aus seiner Fingerschale. Die hochwuerdigen Gaeste erstarrten in Entruestung, hatte der Gast denn keine Manieren, in der Gegenwart des Kaisers? Und was tat Kaiser Wilhelm? Er trank ebenfalls aus seiner Fingerschale! Alles lachte befreit und der Gast fuehlte das herzliche Willkommen des Kaisers! Das war Humor!

Muessen wir nicht alle Humor lernen anstatt Witz zu verspruehen? Sind wir nicht alle hier, das Leben auf Erden froher und heiterer zu gestalten? Fuer alle Wesen?
https://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20070104181846AAaIZP1





Geschlechtsspezifischer Humor
Auf der Makroebene gibt es eindeutig einen Unterschied zwischen dem Humor von Mann
und Frau. Männer lachen gerne aufKosten anderer unabhängig davon, ob sie Sympathie für die Zielscheibe des Spottes empfinden oder nicht.
Ihr Humor ist bissig und oft derb. Besonders beim Humor am Arbeitsplatz herrschen rauhe Töne immer auf Kosten irgendeines Dritten. Dieses Verhalten wurzelt in der maskulinen Überzeugung, sich behaupten, überlegen sein zu müssen, keine emotionale Verletzlichkeit zu zeigen und niemals zugeben zu dürfen, dass man jemanden braucht.
Frauen haben einen anderen Sinn für Humor; ihr Humor ist liebenswürdiger und geht nicht auf Kosten anderer. Sie gewinnen am meisten Vergnügen aus Situationen und Charakteren,
in die sie sich einfühlen oder womit sie sich identifizieren können.
Dieser Humor wurzelt zum Teil in historischen Rollenvorstellungen: Aufziehen der Kinder, Mütterlichkeit, Schutz der Schwachen, beschützt zu werden durch Starke. Im allgemeinen fühlen sich Frauen im Umgang mit Humor, der auf Kosten anderer geht, nicht wohl, selbst wenn sie mit den Betroffenen nicht sympathisieren....

Nun gibt es allerdings auch junge Frauen, die einen ähnlichen Sinn für Humor haben wie Männer. Sie lieben insbesondere Humor, der auf Kosten der Männer geht. Es ist der Humor von Frauen, die die männlichen Egos im Griff haben und ganz gerne Nadelstiche verteilen. Sie sind bereits anders aufgewachsen und spielen selbstbewusst ihre Gleichbehandlung aus....

Insgesamt existieren altersbedingte Unterschiede in der Auffassung dessen, was Humor ist. Wer mit seinem Humor wirklich Frauen und Männer jeden Alters in gleichem Maße ansprechen möchte, der muss den kleinsten gemeinsamen Nenner finden. Liebenswürdiger Humor auf Basis alltäglicher Situationen kann dabei am wirksamsten sein.
https://www.reichlundpartner.com/docudb/psfile/doc/34/Lachen_ist3da177745f380.pdf

Gruss,
Uta :p)
 
Zuletzt bearbeitet:
Phil schreibt im Humor-Thread:
Fühlt sich da jemand betupft?
Das ist so eine Frage, die dem, der nicht lachen mag, gleich vorhält: Du hast keinen Humor, Du bist ein Sauertopf, lach doch einfach mal, Lachen ist gesund....

Eine andere mögliche Frage wäre gewesen: Warum nur sind die Smileys eindeutig nicht nur lachend?

Gruss,
Uta
 
Naja ich finde das sollte man differenziert betrachten. Es kommt z.B. auch stark auf die Art und Weise an, wie man Witze über andere macht, also ob es eher freundschaftlich und neckisch gemeint ist oder ob es eher anfeindend ist und unter die Gürtellinie geht. Oder z.B. ob es tatsächlich um eine reale Person geht oder der Witz anonymisiert ist. Oder ob von Angesicht zu Angesicht gewitzelt wird oder hinter dem Rücken des Betroffenen.

In meinem Freundes- und Bekanntenkreis ist es durchaus üblich, sein Gegenüber auch mal durch den Kakao zu ziehen, ohne dass derjenige sich deswegen etwas denkt oder beleidigt fühlt.
Und ich kann durchaus auch über mich selber lachen. Also wenn ein Scherz auf meine Kosten geht, sehe ich das eher positiv, weil ich den anderen ja dadurch den Tag mit ein paar lustigen Augenblicken versüßt habe ^^
 
Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Hallo Uta und Silver,

Humor und Witz sind für mich zwei völlig unterschiedliche Dinge. Zunächst einmal.

Ein Witz beinhaltet eine Geschichte, die auf eine Pointe zuläuft und aus unterschiedlichen Gründen zum Lachen reizt.

Humor ist etwas ganz anderes. Humor ist fast so etwas wie eine eigene "Energieform" und hat, denke ich auch eine ganze Menge mit Liebe zu tun. Zumindest ist Humor jedenfalls Teil einer Grundüberzeugung. Der alte Schnack "Humor ist, wenn man trotzdem lacht" verbirgt zumindest einen Teil der Wahrheit.
Humor beinhaltet die Erkenntnis, bzw. die Haltung, dass es Gründe zum Lachen gibt. Ein humorvoller Mensch ist eben nicht der, der besonders viele dreckige Witze am Stammtisch zum Besten gibt, sondern jemand, der grundsätzlich bereit ist, auch die heitere Seite der Dinge zu erkennen. Jemand, der aufgrund einer humorvollen - nicht allzu schwermütigen - Lebenseinstellung in der Lage ist zu sagen: Lachen wir drüber, machen wir weiter! Humor beinhaltet meines Erachtens auch die Fähigkeit und die Bereitschaft, über sich selbst lachen zu können.

So: dann gibt es aber auch Witze, in denen Humor zum Tragen kommt. Zum Beispiel gibt es sehr viele Sketche und Witze von Heinz Erhardt, aber auch von Loriot, Kishon und vielen anderen, in denen das der Fall ist. Auch sprühen viele jiddische Witze vor Humor (gerade in dieser Kategorie gibt es sehr viele Geschichtchen, in denen das "über sich selbst Lachen" zum Tragen kommt.)

Beispiel: "Moshe, haste jenommen eijn Bad" - "Wieso, feijlt eijns?"

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Ja, natürlich kann und sollte man differenzieren. - Ich merke nur immer mal, daß vor allem Gruppen (Kollegen, Kinder usw.) dazu neigen können, sich auf Kosten anderer lustig zu machen. Die lachen dann oft mit, aber wenn das öfters vorkommt, kann es durchaus sein, daß das Lachen dann letztlich im Hals steckenbleibt und Groll entsteht.

Die jiddischen Witze liebe ich auch sehr, Leòn.

Gruss,
Uta
 
Hi Uta,

vielleicht sollte man auch mal einen entsprechenden Thread eröffnen?

Uta, das was Du ansprichtst finde ich (auch gerade im Kollegenkreis) fürchterlich.

Ich sehe da im Witz - oder im Humor? auch noch einen anderen Aspekt: Nehmen wir mal die Witze, die im 3. Reich über die Herrschende Clique oder die Gestapo gemacht wurden oder die VoPo - Witze in der DDR. Hier hatte der Witz einen subversiven und befreienden Charakter.

Ähnlich ist es vermutlich mit den makabren Chriurgenwitzen und ähnlichen.

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Witze und Psychologie?

Über welchen Witz man lacht, lässt für Psychologen Rückschlüsse auf die Persönlichkeit zu. Mit Witzen, so ein bekannter Emotionsforscher, ließe sich womöglich die Persönlichkeit von Berufsbewerbern unauffällig testen.
WDR - Rundum Gesund - Leben und Lachen

Mir fällt immer wieder auf, daß Humor wirklich sehr individuell ist. Der eine lacht sich über einen Witz schief; der andere bringt noch nicht mal ein gequältes schiefes Grinsen zustande. Der nächste wird sogar sauer oder traurig.

Also muss die Art des Humors oder der Reaktion auf Witze auch etwas über den Witze-Bringer und -Empfänger aussagen.
Konkret fiel mir das auf bei der "witzigen" Beschreibung der "Überlegungen", warum Männer und Frauen Fussball völlig verschieden sehen.

Gruss,
Uta
 
Witze und Psychologie?

Hallo Uta,

mir fällt dazu ein, dass Witze ja unterschiedliche, positive Funktionen haben.
Sie dienen der Triebabfuhr, via Sublimierung von Angst, Unzulänglichkeit, Ärger usw. (wie zum Beispiel die makabren Chirurgen - Witze). Außerdem können sie ein Zusammengehörigkeitsgefühl schaffen (oft - aber nicht immer zu Lasten anderer), wie zum Beispiel die VoPo - Witze in der ehemaligen DDR.

Also muss die Art des Humors oder der Reaktion auf Witze auch etwas über den Witze-Bringer und -Empfänger aussagen.

Ich habe den eindruck, dass es unterschiedliche Witztypen gibt und außerdem, dass jeder dann individuelle Grenzen hat.
Mit "Witztypen" meine ich Anhänger des schwarzen, englischen, jüdischen, etc. Humors/ Witzes und die des "american Slapsticks", etc. .

Ich selbst kann sogar über die vorletzte Sequenz in Woody Allens "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten...." (die mit dem Rabbi und dem Schaf), lachen. Da stellen sich bei anderen dann schnell politisch - korrekte Grenzen auf.

Konkret fiel mir das auf bei der "witzigen" Beschreibung der "Überlegungen", warum Männer und Frauen Fussball völlig verschieden sehen.
Keine Ahnung, wie man über fußball lachen sollte :D ! (Nein, das war ein Scherz!) - Wo kann man dieses Beispiel denn finden?

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Aus aktuellem Anlass nochmal zum Thema Humor:

Humor

Humor (lat. humor = Feuchtigkeit) gilt auf den ersten Blick als eine Fähigkeit, ein Lachen hervorrufen zu können.

Als "humorvoll" werden Personen bezeichnet, die andere zum Lachen bringen. Eine andere und viel engere Auffassung wird allerdings ausgedrückt in der im Deutschen sprichwörtlichen Wendung "Humor ist, wenn man trotzdem lacht".

Bis heute ist keine umfassende Theorie des Humors entwickelt worden. Dabei spielt vermutlich die große Vielfalt des Lachens, seiner Zielrichtungen, seiner Verfahren und Anlässe eine Rolle. Man weiß inzwischen wenigstens, dass Lachen als ein Kulturphänomen an eine bestimmte historische, soziale und personelle Konstellation gebunden ist – aber zum Beispiel für historisch frühe Formen existieren mehr offene Fragen als Quellen.

Auch die Feldforschung der Ethnologie hat bisher keine Integration ihrer vielen Beobachtung erarbeiten können: Worüber man lacht, wer das Lachen wie auslöst, welche Wirkung ein Lachen im sozialen Kontext hat – die Antworten auf diese Fragen sind immer noch sehr heterogen. Eine besondere Schwierigkeit ist, dass das Lachen anderer Kulturkreise oft nur in der Kontaktsituation mit Ethnologen beobachtet werden konnte: Andere Ethnien lachten über die für sie erstaunlichen Verhaltensweisen der Ethnologen. Also beeinflussten Herkunft und Verhalten der Forscher während ihrer Beobachtungen gelegentlich auch schon die Aktionen und Reaktionen der von ihnen observierten Individuen.

DEFINITIONEN:

Eine weite, pragmatische Definition

Mit einem Blick ausschließlich auf das Ergebnis von Humor könnte man sagen, dass Humor alles ist, was Lachen hervorbringt – sowohl das Lachen über sich selbst als auch das mehr oder weniger vernichtende Lachen über andere.

Diese pragmatische Definition des Humors macht die das Lachen auslösenden und qualifizierenden Vorgänge eher unsichtbar. Eine so weite Definition öffnet ein uferloses Begriffsfeld, in dem literarische Formen und bildnerische Gestaltungen, clownesque und andere Aufführungen, jüdischer, rheinischer und sonstiger Humor nebeneinander stehen, ohne dass die Unterschiede des Lachens deutlich werden.

Die enge, analytische Definition

Im Allgemeinen wird im Deutschen unter Humor verstanden, "wenn man trotzdem lacht", eine Otto Julius Bierbaum (deutscher Schriftsteller, 1865 - 1910) zugeschriebene Formulierung. Wenn man dieses "Trotzdem" näher betrachtet, dann verbindet Humor Schwäche und Stärke auf eine eigentümliche Art und Weise: Ein Lachen ist nur dann Humor, wenn es in einer Situation der Gefahr oder des Scheiterns auftritt, sich nicht gegen Dritte richtet und eine noch so kleine Hoffnung auf die Überwindung der Krise vermittelt.

Auslöser eines humorvollen Lachens sind die Fehler, die einem - trotz anderer, die man sich schon geleistet hat - noch nicht unterlaufen sind. Diese künstliche Verdopplung der eigenen Schwäche überwindet symbolisch das Bedrohliche der Situation. In diesem Tiefstapeln des Widerstands steckt der optimistische Hinweis, dass man sich der Situation nicht ohne Widerstand ausliefert. Dieser symbolische Vorgriff vermittelt neue Hoffnung auf eine Lösung auch im wirklichen Leben. Im Humor macht man sich dümmer als man ist und wird dadurch stärker als man scheint.

Diese Selbst-Tröstung durch Lachen beschreibt Freud in einem Aufsatz (vgl. Literatur unten) über den Humor (1927): "Der Humor hat nicht nur etwas Befreiendes wie der Witz und die Komik, sondern auch etwas Großartiges und Erhebendes, welche Züge an den beiden anderen Arten des Lustgewinns aus intellektueller Tätigkeit nicht gefunden werden. Das Großartige liegt offenbar im Triumph des Narzissmus, in der siegreich behaupteten Unverletzlichkeit des Ichs. Das Ich verweigert es, sich durch die Veranlassungen aus der Realität kränken, zum Leiden nötigen zu lassen, es beharrt dabei, dass ihm die Traumen der Außenwelt nicht nahegehen können, ja es zeigt, dass sie ihm nur Anlässe zu Lustgewinn sind."

Humor wird erkannt an der Konstruktion eines offenbar unangemessenen, nebensächlichen Standpunkts oder einer unzulänglichen Verhaltensweise in einer Situation der Gefahr, des Scheiterns oder der Niederlage. Die Unangemessenheit wird sprachlich oder im Verhalten gewollt inszeniert und die Gefahr auf eine fadenscheinige Weise umspielt. So wird die Beschwernis als Luxus, das Unangenehme als Errungenschaft vorgeführt und nachträglich ein unsinniger Sinn konstruiert. Christopher Fry: "Humor ist eine Flucht vor der Verzweiflung, ein knappes Entkommen in den Glauben." Typische Formulierungen für die humorvolle Umdeutung einer ungewissen Lage sind: Wenigstens haben wir ... oder: Immerhin besser als ... Ein frühes Beispiel:

* 480 v.Chr. droht Xerxes I. den Griechen bei den Thermopylen: Ich habe so viele Speerwerfer, dass ihre Speere die Sonne verdunkeln werden! König Leonidas von Sparta lässt der Überlieferung nach antworten: Umso besser - dann kämpfen wir im Schatten!

Im Gegensatz zur Abwertung anderer in der Ironie, im Spott oder im Zynismus macht Leonidas diese humorvolle Bemerkung (auch) über sich selbst: Er stirbt sogar noch vor seinen Kriegern in jener Schlacht. Wichtig ist: Leonidas denkt als Betroffener, nicht als Besserwisser. Dieser Humor und Selbstironie scheinen nahe Verwandte zu sein, unterscheiden sich aber vielleicht darin, dass Humor an ein größeres Publikum adressiert ist. Im Gegensatz zu anderen Formen des Lachens stiftet Humor Gemeinschaft - Ironie, Spott und Zynismus dagegen sind Denkformen der Dekonstruktion und sozialen Eskalation, die nur über den Umweg sozialer Kämpfe integrieren. „Lieber einen Freund verlieren als einen Witz!“ – dieses auf Quintilian zurückgehende Motto mag manches Lachen meinen, aber eben keinen Humor. Weitere Beispiele:

* Madelaine erzählt ihrem Mann, dass ihr Psychiater sie vor ihren paranoiden Momenten gewarnt habe: "Jedenfalls werde ich dich nie langweilen", kündigt sie Herzog an. (Saul Bellow, Herzog)
* " 'Limonensaft ist in diesem Klima sehr gesund. Er enthält - nun, ich bin nicht ganz sicher, welche Vitamine er enthält.' Er reichte mir einen Becher, und ich trank. 'Na, wenigstens ist er nass', sagte ich." (Graham Greene, Der stille Amerikaner)

Ironie
...ist eine Denkform der Vergrößerung des Bruchs zwischen Selbstbild und Fremdbild, zwischen Absichten und Wirkungen, zwischen notwendigem und tatsächlichem Verhalten. Sie zielt immer auf andere als den Beobachter, konfrontiert Dritte mit ihren unerreichten Idealen oder mit einer durchsichtigen Um-Wertung des Faktischen. Distanzierende Nachahmung und kritische Verstärkung sind ihr Prinzip: Ironie führt die unhaltbare Seite sprachlich vor, zerrt das Ungenügen ans Licht und macht Über- oder Untertreibungen sichtbar durch "symbolische Fortsetzung". Und manchmal trifft auch zu, dass sie das Gegenteil von dem meint, was gesagt wird.

Selbstironie,
die hier nur der Wortähnlichkeit wegen aufgeführt wird, ist eine Form der Verarbeitung des Mangels an eigener Größe. In ihr kommentiert sich der Beobachter selbst - insofern ist sie mit dem Humor im engeren Sinn nahe verwandt. Vielleicht ist Selbstironie eine Art von Humor, die den Kreis der Verantwortlichen auf den Beobachter eingrenzt.

Unter Spott
versteht man heute im Allgemeinen einen abwertenden Vergleich in verletzender Absicht. Spott braucht ein Opfer für das Auslachen, das boshafte Veralbern oder Lächerlichmachen. Etymologisch bedeutete es zunächst nur: vor Abscheu ausspucken. Seit dem 18. Jh. wurde es für Vögel verwendet, die die Stimmen anderer Vögel nachahmen (Spottdrossel).

Ein Witz
verursacht ein Lachen durch plötzliche Einsicht in einen unerwarteten Zusammenhang. Ein Witz beruht im Wesentlichen auf einer überraschenden Kombination und Assoziation. Er bedarf einer Gliederung in Einleitung, Überleitung und Pointe, vermittelt durch leitmotivische Wörter, die oft in doppelter Bedeutung benutzt werden. Während Ironie, Spott und Zynismus eine konkrete Einzelperson oder soziale Gruppe als Gegenüber oder Opfer erfordern, sind Dritte für einen Witz zwar möglich, aber nicht notwendig: "Frage: Was gibts für einen guten Witz? Antwort: Ein Jahr Gefängnis." Der Erfolg ist abhängig von der Klarheit der Form, der Kürze der Exposition und der Konfrontation der Bedeutungen oder der Figuren in direkter Rede.

Nach Sigmund Freuds großer Untersuchung Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten entsteht Witz durch Verschiebung des Sinns auf eine andere Ebene über den nicht gemeinten Nebensinn oder durch Verdichtung mit Ersatz (Durchdringung, z.B. zweier Redensarten) bzw. ohne Ersatz (Verwendung des Doppelsinns - was aber auch eine Art Verschiebung ist).

Alles aus: Humor - Wikipedia

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Hallo ihr Lieben,

tolle Auseinandersetzung mit einem Thema, das wie alle anderen auch, zwei Seiten hat.

Und das was Uta schreibt, das ist auch bei mir so.

Beispiel:

Früher auf der Arbeit, saß ich mit ein paar Kollegen im Büro. Es war ein neues Gebäude mit riesigen Glastüren, Parkettboden ect.
Ein Kunde, ein älterer Mann, der mit uns einige Dinge zu seinem Auftrag besprochen hatte, wollte den Raum verlassen und unseren Chef aufsuchen.
Er steuerte auf die Tür zu und rannte mit voller Wucht gegen die Glastür, die, wenn man nicht ganau darauf achtete, aussah als wäre sie nicht vorhanden.
Alle brachen in Gelächter aus. Ich sah nur den alten Mann, der sich ziemlich weh getan hatte, dessen Brille schief hing und der total erschrocken war. Es gab einen lauten Knall als er gegen die Tür rannte und mit dem Kopf dagegen schlug.
Ich wollte eher von ihm wissen wie schlimm es war. Das man über sowas überhaupt lachen kann, das ist mir bis heute ein Rätsel.

Ich finde Schadenfreude ist keine wirkliche Freude und ich kann daran nichts finden.

Viele Grüsse von Juliette
 
Hallo Juliette,
ich glaube, daß dieses Lachen mit Humor aber auch gar nichts zu tun hat. Es ist einfach eine spontane Reaktion, bei der der Gedanke, daß man selbst auch nicht be-lacht werden möchte, wenn man in der gleichen Situation wäre, gar nicht da ist. Mich erinnert dieses Erlebnis an die Gaffer, die bei schlimmen Autounfällen herumstehen und gar nicht genug schauen können und dabei sogar die Arbeit vom Unfallwagen und der Polizei behindern.
Dieses Lachen zeigt auf jeden Fall, daß diese Leute es nicht schaffen, von sich auf andere zu schließen, was wahrscheinlich auch auf andere Situationen zutrifft.

Gruss,
Uta
 
Dieses Lachen sollte man nicht überbewerten, das erfolgt auf Grund der Situationskomik spontan, denn es geschieht soeben etwas, das eigentlich nicht geschehen sollte, bzw, das man nicht erwartet. Das hat nichts mit Schadenfreude zu tun, meine ich.

Kürzlich fiel ich auch recht hart auf meinen Hintern beim Skaten auf den vereisten Schnee.
Meine liebe Frau lachte auch spontan los. :))) :))) :)))

Mir wars gar nicht ums Lachen, denn es tat mir wirklich weh. :mad:
Sie konnte in dem Moment ja noch nicht wissen, WIE weh es mir getan hat.

Das Hinfallen ist einfach ein Kontrast und Kontraste lösen oft Lachen aus. :)))

Musstest du jetzt spontan auch gerade ein wenig lachen oder grinsen über mein Missgeschick?
Ist schon OK, es tut mir ja nichts.
 
Jüdischer Humor

Aaalso, aus aktuellem Anlass::)

Was ist das spezifische, zum Beispiel jetzt, am jüdischen Humor, bzw. dem jüdischen Witz?

Das "um die Ecke denken" ? - z.B.: https://www.symptome.ch/threads/juedische-witze.6425/#post-63989

Die Eigenart, das "Wort beim Wort" zu nehmen? - Wie in meinem Lieblingsklassiker:
"Moshe, haste jenommen eijn Bad?"
"Neij, wieso? Fehlt eijns?"

Welche Merkmale gibt es noch?

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hi,

im Laufe der Woche habe ich auf DL-Kultur, eine kurze Sendung über einen jungen Düsseldorfer Rabbiner gehört, dem der Humor innerhalb des jüdischen Glaubens (es gab witzige Verweise auf die Thora), innerhalb der jüdischen Liturgie (der Witz als Bestandteil des Gottesdienstes) und innerhalb der jüdischen Kultur (Beispiel: wenn sich Rabbiner zu einem Kongress treffen, erzähle man sich als erstes Witze), wichtig ist. War ganz interessant und ich musste an diesen Thread denken!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Gerade entdeckt:
Eine Masterarbeit zum Thema HUMOR - Toleranz und Selbstannahme:

www.nlp-practitioner.de/teilnehmer/teilnehmer_pdf/Fatima%20Kutzschbach%20%20H.U.M.O.R.%20Masterarbeit%202003.pdf
 
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