Sprache, Regeln und Kreativität

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Hallo sidisch,

Dein Posting aus diesem Thread https://www.symptome.ch/threads/eigene-aphorismen.19813/page-4#post-327541
Hallo, Leòn zu deinem Satz:
Grammatik- und Rechtschreibregeln sind der natürliche Feind einer lebendigen und kreativen Sprache

Manchmal kann man aber das Geschriebene nur entziffern, wenn man versucht, es laut zu lesen.
Da sind einige Rechtschreibregeln hin und wieder nützlich.

möchte ich gerne zum Anlass nehmen, dies zu diskutieren. :)

Sicher benötigt jegliche Sprache Regeln um überhaupt Verbindlichkeiten herzustellen so dass man von einer gemeinsamen Sprache reden und man sich - auch schriftlich - überhaupt verständigen kann.

Die Frage könnte meiner Ansicht nach sein, ob zu viele Reglementierungen und auch "Gewohnheiten" hier nicht den kreativen Ausdruck schmälern und Ausdrucksmöglichkeiten einschränken können!

Nicht von ungefähr haben sich, nach meiner Wahrnehmung, DichterInnen, SchriftstellerInnen und KünstlerInnen immer wieder darüber hinweg gesetzt, in Dialekten geschrieben oder eigene sprachliche Formen entwickelt. Da muss man gar nicht unbedingt die "extremen" Formen, wie Expressionismus Expressionismus - Wikipedia, Dadaismus Dadaismus - Wikipedia oder die surrealistische Literatur Surrealismus bemühen.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Leòn
wenn ich etwas schreibe, achte ich schon auf Rechtschreibung, allerdings nach alter Art und Weise: Da ich viele Jahre diese unterrichten mußte, ist sie so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich gleich Fehler entdecke. Ich will nicht behaupten, dass ich fehlerlos schreibe, doch geht selten etwas heraus, das ich nicht durchgesehen habe. :rolleyes:
Ja, Kreativität leidet schon darunter. Da möchte ich dir recht geben. :idee:
Briefe schreiben ist für mich schwierig, weil ich nie zufrieden bin mit dem, was ich geschrieben habe.

Viele Grüße Sidisch
 
Hallo sidisch,

danke für Deine Antwort.
Na, ich finde ja auch, vor allem in der Alltagskommunikation, ein Regelwerk hilfreich. Spannend und aufregend wird für mich die Sprache unter anderem dann, wenn sie beginnt, genau die Grenzen von Rechtschreibung, Grammatik und die semantischen auch, aufzubrechen und zu überschreiten.
Ich glaube, deswegen habe ich schon als Schüler den Expressionismus und ein wenig auch die dadaistische Literatur zu schätzen gelernt.

Zwei Beispiele::)

Die zute Tute
Kurt Schwitters

Die zute Tute
En as hja in de poede seach,
Dan wieren d'r reade kjessen yn.
Und als sie in die Tüte sah,
Da waren rote Kirschen drin.
Dann make hja de poede ticht,
Dan wier de poede ticht.
Da war die TUTE zu. K. S.


Karawane
Hugo Ball
jolifanto bambla o falli bambla
großiga m'pfa habla horem
egiga goramen
higo bloiko russula huju
hollaka hollala
anlogo bung
blago bung blago bung
bosso fataka
ü üü ü
schampa wulla wussa olobo
hej tatta gorem
eschige zunbada
wulubu ssubudu uluwu ssubudu
tumba ba-umf
kusa gauma
ba - umf

Dada Gedichte
Herzliche Grüße von
Leòn
 
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