Die funktionelle Schilddrüsenautonomie

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Malve

Bei der funktionellen Autonomie produzieren Teile der Schilddrüse unkontrolliert Hormone. Der Regelkreis Hypothalamus-Hypophyse-Schilddrüse steuert nicht mehr die Aktivität der Schilddrüse, wodurch ein Ungleichgewicht der Hormone entsteht. Anfangs sind die Symptome eher unklar; eine euthyreote Stoffwechsellage kann allmählich in eine Überfunktion übergehen, was häufig erst spät bemerkt wird, da sich die Laborwerte lange in der Norm halten können. Im Ultraschall findet sich eine Schildddrüsenvergrösserung, oft begleitet von Knotenbildung.

Eine funktionelle Autonomie (weitere Begriffe: Schilddrüsenautonomie, autonomes Adenom, Autonomie, funktionelle Autonomie, unifokale Autonomie, multifokale Autonomie, disseminierte Autonomie) bezeichnet die Tatsache, dass Teile der Schilddrüse (z.B. einzelne Knoten) oder die gesamte Schilddrüse (die dann von "kranken Zellen" durchsetzt ist) Schilddrüsenhormon bilden, ohne der Steuerung durch das Gehirn (Regelkreis von Hypothalamus, Hypophyse und Schilddrüsen) noch zu gehorchen. Die Ursache ist meist eine länger bestehende, durch Jodmangel bedingte, Vergrößerung der Schilddrüse, mit oder ohne Knotenbildungen.
Bei einer Autonomie arbeiten diese Zellen bzw. Knoten selbständig, was zu einer Überfunktion führen kann, sofern die Produktion an Schilddrüsenhormon überhand nimmt. Da eine Kontrolle nicht mehr vorliegt, kann eine Schilddrüsenüberfunktion dann nahezu jederzeit, insbesondere bei Jodzufuhr, auftreten.
"Funktionelle Autonomie" bedeutet nicht, dass eine Schilddrüsenüberfunktion bereits durch Beschwerden erkennbar bestehen muss.
https://www.schilddruese-und-mehr.de/m_bin.php?dkp=k542153

Häufig werden Betroffene auf eine Schilddrüsenstörung aufmerksam, wenn sich durch knotige Veränderungen Symptome wie Schluck- und Atembeschwerden (durch Einengung von Speise- und Luftröhre) einstellen.

Die Beschwerden bei funktioneller Autonomie der Schilddrüse sind abhängig von der Funktionslage der Schilddrüse bzw. deren Knotenbildungen.
Eventuell vorhandene Knoten selbst können je nach Größe Engegefühl, Druckgefühl, Schluckbeschwerden (bei Einengung der Speiseröhre) oder Atembeschwerden (bei Einengung der Luftröhre) verursachen.
https://www.schilddruese-und-mehr.de/m_bin.php?dkp=k542173

Zur Diagnose gehören folgende Untersuchungen:
  • Szintigramm (zeigt die Stoffwechselaktivität der verschiedenen Bereiche der Schilddrüse an)
  • Ultraschall (knotige Veränderungen können gefunden werden)
  • Laborwerte
Eine funktionelle Autonomie der Schilddrüse ist insbesondere im Schilddrüsenszintigramm erkennbar, welches die Stoffwechselaktivität in unterschiedlichen Bereichen der Schilddrüse anzeigt.
Meist liegt auch eine Veränderung der Schilddrüsenlaborwerte mit beginnender oder bestehender Schilddrüsenüberfunktion vor.
Im Ultraschall finden sich meist entsprechende knotige Veränderungen.
Bei disseminierter Schilddrüsenautonomie kann die Erkennung der Erkrankung nur durch Szintigramm und Ultraschall schwierig sein, hier sind meist die Ergebnisse der Schilddrüsenlaborwerte entscheidend.
https://www.schilddruese-und-mehr.de/m_bin.php?dkp=k542633

Zur Behandlung der Schilddrüsenautonomie stehen - je nach Krankheitsbild - verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
Eine Behandlung der funktionellen Autonomie mit Medikamenten führt nicht zu einer Heilung, und eine Ausheilung der Erkrankung von selbst wird praktisch nicht beobachtet. Daher ist grundsätzlich eine endgültige Behandlung (definitive Behandlung) zur Beseitigung oder Inaktivierung der autonomen Schilddrüsenanteile (z.B. einzelner Knoten, mehrere Knoten, manchmal ganze Schilddrüse) anzustreben. Diese erfolgt meist durch Radiojodbehandlung oder [URL="https://www.schilddruese-und-mehr.de/m_bin.php?dkp=k542753"]Operation[/URL].
Eine Behandlung mit Medikamenten ist im allgemeinen nur dann erforderlich, wenn eine echte [URL="https://www.schilddruese-und-mehr.de/m_bin.php?dkp=k54233"]Schilddrüsenüberfunktion[/URL] vorliegt, wenn also die Werte der [URL="https://www.schilddruese-und-mehr.de/m_bin.php?mlp=3g5h7"]Schilddrüsenhormone[/URL] im Blut krankhaft erhöht sind.
Sofern erst eine sog. latente [URL="https://www.schilddruese-und-mehr.de/m_bin.php?dkp=k54233"]Schilddrüsenüberfunktion[/URL] vorliegt, ist eine Behandlung mit Medikamenten meist nicht erforderlich - eine endgültige Behandlung mittels Radiojodbehandlung oder [URL="https://www.schilddruese-und-mehr.de/m_bin.php?dkp=k542753"]Operation[/URL] sollte auch hier unverzüglich angestrebt werden - da eben die Erkrankung von selbst nicht ausheilt und die Gefahr der Ausbildung einer [URL="https://www.schilddruese-und-mehr.de/m_bin.php?dkp=k54233"]Schilddrüsenüberfunktion[/URL] besteht, welche gesundheitlich riskant sein kann.
Schilddrüse-und-mehr

Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich hier:
[FONT=Arial, sans-serif]Die klinischen Symptome bei der funktionellen Autonomie sind aufgrund der meist recht langsamen Entwicklung äußerst variabel. Die Stoffwechsellage ist zu beginn ausgeglichen (euthyreot) und kann sich später in eine vorlatente, bis zur latenten und manifesten Hyperthyreose entwickeln. Viele Patienten gewöhnen sich zudem aufgrund des langsamen Verlaufes an die Symptome. Auch die Manifestation in Bezug auf das Lebensalter spielt hinsichtlich der Klinik eine Rolle. In diesem Punkt unterscheidet sich die Hyperthyreose auf dem Boden einer funktionellen Autonomie deutlich von der auf dem Boden einer Autoimmunhyperthyreose. Bei der Immunhyperthyreose (=> Morbus Basedow) sind die klinischen Symptome zeitlich meist relativ eng fassbar, während bei der funktionellen Autonomie aufgrund der langsamen Entwicklung der Beginn der Symptomatik oft nicht mehr erinnerlich ist. [/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Herz-Kreislauf-System: [/FONT][FONT=Arial, sans-serif]Herzrasen (Tachykardie), Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern), Kurzatmigkeit, Schwellungen (Ödeme) an den unteren Extremitäten, Blutdruckanstieg (hoher systolischer, niedriger diastolischer Wert) mit „Herzpochen“ (Palpitation). [/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Magen-Darm-Trakt: [/FONT][FONT=Arial, sans-serif]unklare Gewichtsabnahme, Gefühl der „Magenverstimmung“, Anstieg der benötigten Insulindosis bei Diabetikern. [/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Haut: [/FONT][FONT=Arial, sans-serif]feucht-rötliche Haut, Schwitzen, Haarausfall.[/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Psyche: [/FONT][FONT=Arial, sans-serif]Unruhe, Reizbarkeit, Rastlosigkeit, Ungeduld, Schlaflosigkeit, Händezittern (Tremor) und emotionaler Labilität. [/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Muskulatur: [/FONT][FONT=Arial, sans-serif]Muskelschwäche, Muskelabbau (Muskelatrophie).[/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Skelettsystem: [/FONT][FONT=Arial, sans-serif]Osteoporose. [/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Diagnostik: [/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]- Patientengespräch,[/FONT] [FONT=Arial, sans-serif]- körperliche Untersuchung[/FONT] [FONT=Arial, sans-serif]- Laboranalyse[/FONT] [FONT=Arial, sans-serif]- Schilddrüsensonographie[/FONT] [FONT=Arial, sans-serif]- quantitative Schildrüsenszintigraphie [/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Therapie: [/FONT]

[FONT=Arial, sans-serif]Bei allen Formen der Hyperthyreose als Initialtherapie. Sie kann sofort nach Diagnosesicherung beginnen. Volle Wirkung aber oft erst nach 2-6 Wochen. Eine Schilddrüsenoperation ist indiziert bei hyperthyreoter Knotenstruma, großen autonomen Knoten (=heiße Knoten), Raumforderung durch die Struma, v.a. Bösartigkeit (Malignität). Eine Radiojodtherapie bei allen Hyperthyreoseformen mit kleiner Struma, wenn ein rascher Erfolg angestrebt wird (z.B. Nebenwirkungen bei der medikamentösen Therapie, schwerwiegender Krankheitsverlauf, Begleiterkrankungen). [/FONT]
Schilddrüsennetz Hannover (www.schilddruesenguide.de) - Informationen zu Erkrankungen der Schilddrüse

Liebe Grüsse,
Malve
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Aus der Praxis Dr. Hotze zur autonomen SD-Funktion:

Was versteht man unter einer funktionellen Autonomie der Schilddrüse?

Als Ursache für die funktionelle Autonomie werden Mutationen in den Gen-Sequenzen des TSH-Rezeptors und der G-Proteine angenommen, die zu einer von der TSH-Stimulation unabhängigen Aktivierung des Rezeptors und des in der Signalkette nachgeschalteten Adenylatcyclase-aktivierenden GF-Alpha-Proteins führen. Diese somatischen Mutationen werden durch einen exogenen Jodmangel begünstigt. In Ländern mit ausreichender Jodversorgung ist die funktionelle Autonomie daher nur sehr selten anzutreffen.

Infolge der Autonomie bilden sich endogen überaktive Schilddrüsengewebsanteile, die von der übergeordneten hypophysären Regulation unabhängig sind, mithin "autonom funktionieren".

Die funktionelle Autonomie kann sich als unifokale Form, multifokal oder disseminiert manifestieren. Je nach Ausmaß der Hormonproduktion kann die Funktion der Schilddrüse euthyreot, latent hyperthyreot oder manifest hyperthyreot sein.

Was sind die ersten Reaktionen der Schilddrüse auf einen Jodmangel? Wie lange dauert es, bis sich dann die funktionelle Autonomie einstellt?

Die ersten Reaktionen der Schilddrüse auf Jodmangel sind die Zunahme des Volumens und Knotenbildung. Verantwortlich dafür sind lokale Wachstumsfaktoren und Jodlipide, die durch den intrathyreoidalen Jodgehalt reguliert werden. Ferner kommt es durch den Jodmangel zu einer Sensibilisierung gegenüber den trophischen Wirkungen des TSH.

In der Regel ist die funktionelle Autonomie eine Erkrankung des höheren Lebensalters (>50 Jahre). Das bedeutet, dass es u.U. Jahre bis Jahrzehnte dauert, bis sich auf dem Boden einer Schilddrüsenvergrößerung und des Jodmangels eine funktionelle Autonomie bildet.

Bislang gibt es keine verlässlichen statistischen Daten, die belegen, dass die vermehrte Verwendung von Jodsalz in Deutschland dazu geführt hat, dass die Häufigkeit der funktionellen Autonomie abgenommen hat.
www.schilddruesenpraxis.de/lex_funkautonomie2.shtml#1

Gruss,
Uta
 
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