Unabhängige Arzneimittelinformationen durch Medien?

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Es wird immer undurchsichtiger (oder sogar sehr klar), daß die Informationen über Arzneimittel nicht unbedingt neutral sein können. Die meisten Medien, Autoren, Organisationen und Hersteller sowieso sind abhängig von Geld. Also ist es wichtig zu schauen, woher das Geld kommt, mit dem STudien, Veröffentlichungen, Werbung in Zeitschriften usw. herkommt. Oft stellt sich heraus, daß Pharmafirmen großzügig sind mit Anzeigen oder daß sie in den verschiedenen Gremien vertreten sind, die mit den Studien und deren Veröffentlichung zu tun haben.

Hier ein langer Artikel darüber:

These 1: Der Arzt ist bezüglich seiner Informationen über Arzneimittel auf die
Medien, vor allem die Medien der Sekundärinformationen, angewiesen.

These 2: Die Print-Medien sind über die Werbeetats weitgehend von der Arzneimittelindustrie abhängig und damit interessengesteuert. Das Ausmaß dieser Fremdbestimmung ist meist nicht erkennbar.

These 3: Die nicht transparente Abhängigkeit beginnt unmittelbar bei den Autoren, besonders den „Meinungsbildnern“.

These 4: Auch in Fachgesellschaften entwickelte Mehrheitsmeinungen garantieren nicht eine Unabhängigkeit.

These 5: Das Ausmaß der „Gewöhnung“ an diesen Misstand ist groß, darf aber trotzdem nicht kampflos hingenommen werden, weil die Vermischung von Sachinformation und Eigeninteressen fast immer zu Lasten der Patienten und der Solidargemeinschaft geht.

These 6: Unabhängigkeit ist nicht eine Frage der Selbsteinschätzung („gefühlte Unabhängigkeit“). Sie lässt sich nur durch eine faktische Unabhängigkeit sicherstellen. Die Fortbildung allgemein und speziell Arzneimittelinformationen müssen sich deshalb von der Finanzierung durch die Pharmaindustrie lösen.

These 7: Leider ist die Kultur, nach der Information und gute Fortbildung vom Konsumenten zu finanzieren sind, völlig unterentwickelt, vermutlich nicht zuletzt durch die Überschwemmung mit „gesponserter“ Fortbildung sowie mit billigen Produkten oder Gratiszeitschriften.

These 8: Es gibt unter den Zeitschriften erwähnenswerte Ausnahmen, die es aber in dem geschilderten Umfeld sehr schwer haben. Sie verdienen unsere rückhaltlose Unterstützung.

These 9: Ist Abstinenz zu fordern?

These 10: Allein aus der Ärzteschaft heraus sind aber sehr schnell erste Schritte zu einer Verbesserung der Situation möglich.

Arzneimittel(des)information
Jubiläumsveranstaltung aus Anlass des 40. Jahrgangs DER ARZNEIMITTELBRIEF
2. September 2006, Berlin

https://www.der-arzneimittelbrief.d...Symposium Vortrag Prof. Dr. J. Köbberling.pdf


Uta
 
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