Methadon

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15.10.06
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Guten Abend.

Methadon wird in der Behandlung von heroinsüchtigen Menschen verwendet.
METHADON ist ein farbloses kristallines Pulver mit bitterem Geschmack. Methadon wird vollsynthetisch hergestellt was bedeutet, es kommen bei seiner Herstellung keine natürlichen Stoffe und besonders keine Opiumalkaloide zur Anwendung. In den lebenden Organismus gebracht, entfaltet Methadon eine spezifisch dem Morphin ähnliche Wirkung.
Methadon wird vom Arzt abgegeben als Ersatzstoff für das illegale Heroin. Ziel ist es den Süchtigen von der Illegalität und der Strasse wegzuholen. Die Anfangsdosierung wird anhand der konsumierten Heroinmengen festgelegt und das Ziel ist, die Dosis konsequent zu reduzieren. Bis auf Null.
Jedoch:
Zu Anfang hoffte man, Heroinabhängige mittels Methadon langsam die Dosis herab zu setzen und endlich einem drogenfreien Leben zuzuführen. Nachdem aber ein allzu großer Prozentsatz der mit Methadon behandelten Heroinabhängigen die Tendenz aufwies, nicht herabdosiert und einem drogenfreien Leben zugeführt werden zu wollen, wollte man wenigstens das Kriminalität senkende und Injektionskrankheiten eindämmende Prinzip der Methadonbehandlung beibehalten. Man schritt deshalb zur Substitutionsbehandlung im Sinne einer Dosis-erhaltenden- Therapie.
Dr. med. Hannes Kapuste beschreibt ein weiteres Problem der gängigen Politik der Methadonabgabe:
Die Süchtigen erhalten beim Arzt täglich ihre Ration Methadon.
Diese Dosis ist vergleichsweise hoch, da sie 24 Stunden anhalten muss.
Die Patienten sind zunächst kaum in der Lage, ihre Arbeit zu verrichten.
Im Laufe des Tages senkt sich der Methadonspiegel so weit ab, dass in der Nacht schon Entzugssymptome auftreten können. Deshalb ist es sehr oft der Fall, dass diesen Symptomen mit Alkohol oder Medikamenten begegnet wird.
Eine recht ungünstige Ausgangslage!
Kapuste ist Verfechter der Praxis, den Süchtigen die Tagesration oder sogar eine Wochenration mit nach Hause zu geben.
Auf diese Weise kann der Patient eine kleinere Gesamtmege auf mehrere Einnahmen über den Tag verteilt zu sich nehmen.
Leider ist der Wert von Methadon auf dem Drogenmarkt recht hoch
Methadon ist in etwa 4x stärker wirksam als Morphium.
und die Versuchung ist gross, damit Handel zu treiben.

Alles in Allem ist Methadon eine Möglichkeit von Mehreren, von Heroin loszukommen. Sie kann funktionieren, muss aber nicht.
So viel für heute zum Thema.
Alle Zitate stammen aus: Methadon - DrogenWiki.de

Liebe Grüsse, Sine
 
Ein Problem von Methadon ist, dass der Entzug um einiges härter und länger ist wie von Heroin. In meinen Augen Untragbar. Nach 5 Tagen ist beim Heroin Entzug das Gröbste vorbei. Ein Methadonentzug kann doppelt bis drei mal so lange gehen, da Methadon langsamer in Körper abgebaut wird.

Ein Methadon Entzug in einer Klinik verläuft leider immer sehr schnell. Die Substitution wird so schnell wie Möglich auf 0 gebracht. Es würde aber auch angenehmer gehen, indem es ganz langsam, in kleinsten Schritten reduziert wird. Vorallem zum Schluss. 10mg werden halbiert, die 5mg werden nochmals halbiert, die 2,5mg werden wieder halbiert, dann wird jeden 2ten Tag 1,25mg gegeben und so weiter. Bis der Süchtige von sich aus nichts mehr nehmen will. So kann ein Entzug ganz vermieden werden. Die Psychische Dosis ist für den Süchtigen nicht zu unterschätzen. Lässt man ihm genügend Zeit dazu, kann er sich langsam daran gewöhnen.

Das schlimmste ist aber nicht der Entzug, sondern das was nachher kommt. Die ganzen Gefühle sind auf einmal wieder 1:1 da. Kein Schutz mehr durch Drogen. Dies muss erstmals ausgehalten werden, denn die meisten Süchtigen nehmen Drogen um zu verdrängen, ja nichts mehr zu spüren.

Dann ist noch die Lücke der Droge da, die gefüllt werden muss.

Heilung ist unmöglich, mit der Sucht klar zu kommen das Ziel. Sucht bleibt bis zum Ableben präsent und ein ständiges Risiko. Der nächste Rückfall jederzeit möglich.

Langzeit Drogentherapien haben keine sehr hohe Erfolgsquote. Die schwanken so zwischen 10% und 18% wobei die Todesfälle auch zu den Erfolgen gezählt werden, damit die Quote steigt. Eine Schweinerei wie ich finde.
 
hallo, bist du selber betroffen. ich überlege, ob ich hier mit jemandem reden kann. ich bin gerade in einer schwierigen situation.
 
Hallo ilam.
Ich bin nicht persönlich betroffen.
Aber ich kannte Betroffene und mir ist das ganze Umfeld nicht fremd.
Trau dich ruhig, zu schreiben, wo dich der Schuh drückt.
Die Anonymität gibt dir Sicherheit.
Sine
 
hallo und danke,
ich weiß nicht so recht, ob das hier der richtige rahmen ist. mein freund hat vor zwei jahren einen entzug vom methadon gemacht. alles war sehr schwer. er war depressiv und für mich kein richtiger partner mehr. und immer war die hoffnung, dass er irgendwann gesund sein wird. dann sind wir in zwei getrennte wohnungen gezogen, damit ich ihn auch in ruhe lassen kann. trotzdem war er nie gut drauf, wenn ich es gebraucht hätte. immer abwesend und lustlos. dann gab es von mir wieder den druck. und darum habe ich mich getrennt, damit er seinen weg gehen kann, ohne dass ich forderungen stelle und mit meinem maß der dinge komme. wir hatten immer kontakt und ich hatte den eindruck, dass er vieles verbessert hat. darum habe ich es wieder versuchen wollen. und wir sind vor ein paar wochen wieder zu dem entschluss gekommen, wieder zeit zu verbringen und zusammen zu sein. das alles ist nur die vorgeschichte. er hatte schon seit jahren kein heroin mehr genommen und ich dachte, dass das so fern für ihn ist, wie nur irgendetwas. er hatte sich auch psychosoziale betreuung gesucht. aber all das war ein irrtum. am letzen wochenende habe ich ihn in meiner wohnung beim drücken erwischt. der erste schock ist nun vorüber.
 
Hallo Ilam.
Ich kann sehr gut verstehen, dass du schockiert warst.
Leider kenne ich keinen Süchtigen, bei dem Methadon der Weg in die endgültige Drogenfreiheit war.
Du solltest weiterhin deinen Weg gehen und dir bewusst sein, dass nur er selber seine Suchtkarriere beenden kann.
Nicht zu helfen ist bei Süchtigen oft der einzige Weg, aber auch der schmerzhafteste.
Es wäre bestimmt eine gute Idee, dich einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Suchtkranken anzuschliessen.
Liebe Grüsse, Sine
 
hallo Sine,
sorry, musste vorhin weg. und war noch nicht am ende. danke dir für deinen rat. ich muss jetzt vieles für mich abwägen und verarbeiten. kann ich mit dem gefühl leben, ihm meine mithilfe zu verweigern. ich kann jetzt nicht mehr die beziehung mit ihm führen, die ich eigentlich wollte. es ist mir aber nicht ganz klar, ob es für ihn und mich der richtige weg ist, sich überhaupt nicht mehr zu sehen. es würde aber wahrscheinlich immer wieder konflikte geben. ich bin gerade sehr sehr zerrissen.
 
Ilam, lies doch hier mal rein: https://www.symptome.ch/threads/fuer-angehoerige-von-suchtkranken-menschen.6499/
Auch sonst findest du in den Suchtrubriken Threads, die dich jetzt interessieren könnten.
Oft ist von Alkohol die Rede, aber man kann das gut auch auf andere Süchte übertragen.
Zu Heroin und Methadon im Speziellen wirst du hier im Forum nicht viele Infos finden. Solltest du konkrete Fragen dazu haben, werde ich versuchen, sie zu beantworten.
Lass dich vorerst einfach mal zu keinen Entscheidungen drängen und vergiss dein eigenes Leben nicht :)
Sine
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hi all

Ich bin selber seit 1996 Methadon-Abhängig und habe mich intensiv auch mit der Geschichte und den Auswirkungen von Methadon befasst.

Wenn Angehörige Rat suchen, dann meldet auch einfach z.b. bei mir. Gebe gerne Infos weiter. Treffen zwecks Gespräch auch möglich - wohne in Zürich.
 
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