Philosophie, Geschichte des (Nach)Denkens

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In meinem Urlaub habe ich mich ein wenig mit der älteren Philosophie befasst.
Die "Ergebnisse" möchte ich demnächst hier zur Diskussion stellen.

Entsprechend dem Motto "....keiner kann etwas Kluges, keiner etwas Dummes denken, was nicht die Vorwelt schon gedacht!", habe ich den Eindruck, dass sich in unserem heutigen "abendländischen Denken", bunt
mythische, vorplatonische, aristotelische, neuplatonische, und jüngere Vorstellungen mischen.
Um mir selbst darüber Klarheit zu verschaffen, versuche ich das Stück für Stück aufzudröseln.
Grob möchte ich mich dabei an Jostein Gaarder (Sofies Welt) orientieren.

Für den Anfang:

Den genauen Ursprungsort und die genaue Ursprungszeit der Philosophie können wir eigentlich gar nicht bestimmen, denn eigentlich hat ja die Philosophie mit dem menschlichen Denken an und für sich bereits begonnen (und damit wohl auch mit dem menschlichen Dasein an und für sich). Jedenfalls: im 6. Jahrhundert vor Christi Geburt begannen einzelne Denker an der Westküste Kleinasiens (in der heutigen Türkei) die westlich-abendländische Philosophie zu begründen, indem sie sich vom mythisch-polytheistischen Rahmen des damaligen Denkens lösten und eigenständig nach dem Urgrund der Welt suchten.
COPYRIGHT © Marco Hirt
www.schepart.ch/mho/Philosophie/Philosophieseite.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Leòn,
das ist ein sehr lobenswertes Unterfangen. Ich muss gestehen, daß es mir immer wieder von neuem schwerfällt, mich mit den deutschen Philosophen direkt zu befassen: sie machen mir sprachlich Probleme, und oft muss ich einen Satz mehrmals lesen, bevor ich ihn verstehe
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.

Gestern war in der SZ ein Buch für Leute zwischen 8 und 98 besprochen, in dem durch fiktive Gespräche mit realem Hintergrund die Fragen der Philosophie besprochen werden. Leider habe ich den Autor vergessen, und die SZ ist schon beim Altpapier
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. Aber ich komm' sicher noch einmal darauf.

Bis dahin habe ich mal angefangen, mich auf dieser Seite hier umzusehen:
https://web.archive.org/web/20160304075725/http://www.blinde-kuh.de/philosophie/
Mal schauen, was hängenbleibt
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Grüsse,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Muss ich mir jetzt Sophies Welt reinziehen oder geht das auch ohne philosophischen Hintergrund Zweiter und Dritter ? Sozusagen meiner eigenen Philosophie...

Ich meine nur das etwas philosophisches ja auch einen eigenen Charakter besitzen können sollte und die Gedanken anderer (wenn auch deckungsgleich oder ähnlich) erst im nachhinein dazu kommen sollten. Hier eine gute Auswahl zu treffen wer denn nun wen am besten kopiert hat (siehe Deine Aussage oben) obligt ja eh jedem selber.

In diesem schönen Rahmen möchte ich noch schnell auf die Veranstaltung «dropping knowledge» hinweisen wo 112 Prommies die vorher weltweit erhobenen "wichtigsten" zeitgenössischen Fragen beantwortet haben. Hier sieht man übrigens schön die recht zügige 180° Transformation der Philosophie weg von "woher kommen wir ?" hin zum "wohin gehen wir ?" was meineserachtens deutlich Vorrang haben sollte.

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Der Weg auf dem wir Wander gleich mit der Wahrscheinlichkeit des Sein auch einem andern.


... treffen sich zwei Philosophen... sagt der eine: "und, wie lange must Du noch ?"; sagt der andere: "weiss nicht, ich denk mal drüber nach...!"
 
Das gefällt mir, was Du da schreibst, Mike. -
Für mich wird Philosophie da interessant,wo ein Individuum anfängt, über das (sein) Leben und Lebensumstände zu philosophieren.
Trotzdem ist es sicher kein Schaden, wenn man mal den Versuch macht, sich mit den "großen" Philosophen zu beschäftigen. Die Fragen bei allen sind in etwa gleich; die Antworten nicht unbedingt. DAs ergibt dann schon ein weites Spektrum an möglichen Antworten.
 
Aber (<blödes Wort) ich wollte doch nur sagen das der Philosoph lebt und die Philosophie tote Worte sind.

In den einleitenden Worte von León heisst es:

"Den genauen Ursprungsort und die genaue Ursprungszeit der Philosophie können wir eigentlich gar nicht bestimmen,..."

und es müsste heissen: "des Philosophierens". Die Philosophie ist kein Wesen , sie wird aber so dargestellt.

Mit der Philosophie ist es doch ganz einfach... wer Langeweile hat fängt an zu denken und desto mehr Zeit er hat umso mehr Gedanken kann er versuchen zu sortieren. Unser 'globales Bewustsein' (sofern es sowas gibt) steht doch noch in den Kinderschuhen wenn es umdie Verknüpfung geht aber wir können doch jetzt schon sehen das die Fragen umabhängig Ihrer kulturellen Ursprünge doch fast die selben sind. Ich habe nicht umsonst den Begriff "Global" hier eingeshleusst, denn ich denke (hoffe?) das es sowas wie ein globales Gewissen gibt. Anders kann ich mir auch nicht vorstellen das einzelne (auch Philosophen) so viel Macht haben können, sogar lange nach Ihrem Tod. Da jegliche Betrachtung einer Zukunft oder dem logischen Ergründen von Ursprüngen etwas mit Philosophie (Beobachtungsgabe/Logik/Präzision?=Zen) zu tun hat ist der Reihe der Philosophen eh kein Ende gesetzt. Jeder wünscht sich die richtigen Entscheidungen aus eine Summe von scheinbar beeinflussbaren Möglichkeiten zu treffen oder zuminstest den genauen Hergang im Vorfeld zu erschliessen. Somit trägt jeder Wunsch eine Hoffnung gebunden an eine direkt beinflussbare Größe und ist somit Teil einer philosophischen Kette die sich individuell entfaltet. (Ketten die sich entfalten gibt es nicht, oder ?) Will man den Regeln dieses Beitrags folgen steht aus meiner Sicht im Vordergrung: "wie und nach welchen Regeln lebten diejenigen die hier erschlossen oder entdeckt werden sollen ?"

León hat es ja schon recht gut getroffen indem er den Begriff "bunt" gewählt hat. Das was wir heute als philosophische Wertschöpfung betrachten sind längst durch den Wellengang der Zeit geschliffene Steine und deren ursprüngliche Form zu erraten scheint mit unmöglich. Zumindest im Rahmen einer korrekten Aussage... was den Philosophen nicht daran hindern sollte es trotzdem zu versuchen...

denn manchmal springen ja die seltsamten (interessantesten) Dinge aus solchen Dialogen... zum Beispiel: "Ketten die sich entfalten." Was für ein Schwachsinn... Ich kenne keine so eine Kette aber vielleicht sind das gerade Grundgerüste die wir noch nicht sehen können aber schon in der Natur vorhanden sind und erst durch gründliche philosophische Betrachtung ins Augenlicht rücken.

Im übrigen müssen wir ja noch die positionsbarriere des verkrampften Denkers umschiffen den wir in der leidenden kopflastig-handgestützen Form heute nicht mehr vorfinden. Der moderne Philosoph will ja schliesslich auch die Früchte seines Brainworks ernten und ist somit gezwungen seinen Mainstream unkonformen gestigen pseudo-Maximalismus in die Tat umzusetzten. ups, anglizismen... naja... postmodern halt. Halbwissen trifft halbkönnen und so entstehen übrigens die schlechtesten Terroristen!

Man sollte in diesem Rahmen den Nullpunkt aus philospohischer Sicht auch nicht als den idealen Wendepunkt zur Agregatsübergabe betrachten sondern eher als mentalen Reset der aber auch nicht immer zum geistigen Urknall führt. (Falls da noch einer Folgen kann...) :D

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treffen sich zwei Philosophen; sagt der eine: "ich bin schon nah dran!", fragt der andere "...wie nah ?" (beim erklären des Begriff's "nah" stellte der erste plötzlich fest das er scheinbar noch ziemlich weit weg ist und prägte zufällig dabei den Begriff "relaitiv")
 
Der Beginn des philosophischen Denkens

Hallo Uta, hallo Mike!

Super, herzlichen Dank für Eure Antworten, Ihr beiden!
www.uibk.ac.at/philosophie/platon-aristoteles.jpg

Ja, „Philosophieren“ kann natürlich jeder und tut auch jeder.
Mike hat einen wundervollen Satz geschrieben, der das Entstehen der Philosophie fast schon erklärt, bzw. den Beginn anreißt: Zitat von Mike:
Mit der Philosophie ist es doch ganz einfach... wer Langeweile hat fängt an zu denken und desto mehr Zeit er hat umso mehr Gedanken kann er versuchen zu sortieren“.


Genauso entstand vermutlich die „Wissenschaft“ Philosophie. Für unsere abendländische Philosophie gilt: Mitte des letzten Jahrtausends vor Beginn unserer Zeitrechnung entstanden im Mittelmeerraum zivilisatorische (städtische) Kulturen, in denen bestimmte Schichten mehr Zeit hatten als andere. Mehr Zeit, als zu Fischen, zu Jagen oder Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Also mehr Zeit als sich um den Nahrungserwerb zu kümmern und mehr Zeit, als kultische Handlungen im Sinne ihrer herrschenden Mythologie zu betreiben. Und so begannen sie sich Gedanken über die Natur zu machen, dann über den Menschen, über alles Mögliche eben.
www.phil.uni-erlangen.de/~p1altar/photo_html/topographie/tuerkei/milet/milet01.gif
In Wikipedia findet sich folgendes:

Die Anfänge des philosophischen Denkens des Westens im 6. vorchristlichen Jahrhundert markieren den Beginn der europäischen Geistesgeschichte. In Abgrenzung zum irrationalen Weltbild des Mythos entfaltete sich in der antiken Philosophie und Mathematik die systematische und wissenschaftlich orientierte menschliche Denktätigkeit. Im Lauf der Jahrhunderte differenzierten sich die unterschiedlichen Methoden und Disziplinen der Welterschließung und der Wissenschaften direkt oder mittelbar aus der Philosophie.
Als Kerngebiete der Philosophie können die Logik (als die Wissenschaft vom folgerichtigen Denken), die Ethik (als die Wissenschaft vom rechten Handeln) und die Metaphysik (als die Wissenschaft von den ersten Gründen des Seins und der Wirklichkeit) betrachtet werden; weitere Grunddisziplinen sind die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, die sich mit den Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns im Allgemeinen bzw. speziell mit den Erkenntnisweisen der unterschiedlichen Einzelwissenschaften beschäftigen. In der Philosophie des Geistes und in der philosophischen Anthropologie werden zur Zeit intensiv aktuelle interdisziplinäre Fragestellungen diskutiert.



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[*]Die Philosophie (griechisch φιλοσοφία, zusammengesetzt aus φίλος = Freund und σοφία = Weisheit) heißt wörtlich aus dem Griechischen übersetzt: "Liebe zur Weisheit" bzw. einfach "zum Wissen" - denn sophía besitzt zunächst einmal jemand, der ein Fachmann für etwas ist. Wahrscheinlich tritt die Wortprägung Philosophie das erste Mal bei Platon auf.
de.wikipedia.org/wiki/Philosophie

[*](griechisch: "Liebe zur Weisheit") Ursprünglich die Bezeichnung für das Streben nach Erkenntnis. Die Philosophie befasst sich im Gegensatz zu den Einzelwissenschaften nicht mit jeweils einzelnen Gebieten unter bestimmten Fragestellungen, sondern behandelt Probleme, die von den Einzeldisziplinen nicht untersucht werden. Zur Philosophie gehören ua auch Ethik und Religionsphilosophie.
home.rhein-zeitung.de/~rdober/relkrit/glossar.html
[/LIST]


www.uibk.ac.at/philosophie/platon-aristoteles.jpg


Hier findet sich eine grobe Zeittafel!

https://www.mbradtke.de/ph002.htm

Herzliche Grüße von Leòn
 
Erst war der Mythos, dann kiam die Philosophie

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In der Philosophiegeschichte wird allgemein dargestellt, dass vor der Philosophie – oder eben vor dem Philosophieren, der Mythos war, bzw. die Mythologie.

www.culture.gr/2/21/211/21110m/00/lk10m016.jpg
Hier noch einmal Wikipedia:

Mythen als tradierte Erzählungen von Göttern, menschlichen Kulturheroen und Menschen berichten darüber, wie die Tatsächlichkeiten der Gegenwart in denjenigen der Vergangenheit begründet worden sind, d. i. Entstehung der Götter, der Menschen, eines Volkes, des Kosmos (=Kosmogonie). Sie berichten auch über endzeitliche oder jenseitiges Geschehen, d. i. die Apokalypse und betrifft die Eschatologie. Psychologisch sind Mythen durch ihre enthaltenen Projektionen bezüglich menschlicher Probleme und Erfahrungen oder Umstände auf übermenschliche Wesen, Charaktere u ä. tiefenpsychologisch deutbar.
Der Mythos ist für die Religionen der Vorzeit eine bildhafte Weltauslegung und Lebensdeutung, versehen mit Symbolen, Visionen und fabulierenden Darstellungen, die jedoch eine allgemeine Wahrheit enthalten kann. Oft wird im Mythos das Handeln und Wirken von Göttern in Anlehnung an menschliche Verhältnisse (anthropomorph) dargestellt (Götterfamilien, Göttergeschlechter).
Mythen werden in den Mythologien der Völker systematisch zusammengefasst, überliefert bzw. tradiert; Jedoch wird auch die Erfassung und Deutung von Mythen, also die Mythenforschung als Mythologie bezeichnet.
Als Gegensatz zum Mythos wird oft der Logos begriffen, der dem rationalen Diskurs zugänglich ist.

Abgrenzung zum Logos

Als Gegensatz zum Mythos kann der Logos gesetzt werden, der anders als ein nicht nachprüfbarer Mythos dem rationalen Diskurs zugänglich ist und darüber mit Fakten in Bezug gesetzt werden kann. Die mythologische Wirklichkeit hingegen kann mit dem erweiterten Denken des Bewußtseins erforscht werden. Literaturwissenschaftlich ist dem Logos die wissenschaftliche Geschichtsschreibung zuzuordnen, während dem Mythos religionswissenschaftlich die "Glaubenslehre" einschließlich der dazu gehörenden religiösen Tradition bzw. die Soziologie zugeordnet wird.
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Herzliche Grüße von Leòn
https://www.griechische-inseln.org/images/sionian.jpg
 
Die ersten Philosophen - Milet

Die Geschichte der Philosophie beginnt, nach heutiger Anschauung, in der kleinasiatischen Stadt Milet.

www.didimli.com/milet/yeni1.gif
Wikipedia:

Milet liegt etwa 80 km südlich der heutigen Stadt İzmir in der Provinz Aydın.
Die antike Stadt Milet lag auf einer in die Einfahrt des Golf von Milet hineinragenden Landzunge. Der Fluss Mäander (türk. Büyük Menderes), der in diesen Golf mündet und große Mengen Sedimente mit sich führt, sorgte für eine zunehmende Verlandung des Golfes, an dem neben Milet auch noch andere griechische Poleis, wie Magnesia, Herakleia und Priene lagen.
Einige Kilometer von Milet entfernt befand sich das von der Stadt verwaltete und überregional bedeutende Apollon-Heiligtum von Didyma.

https://www.ruhr-uni-bochum.de/milet/index2.htm
www.pas.rochester.edu/~yildirim/images/Turkey/milet.jpg
https://www.bodrumpages.com/deutsch/Milet.html

www.esentepe.k12.tr/yurdumuz/images/ege/ege-milet.jpg


Hier entstand um 600 vor Beginn unserer Zeitrechnung die "Schule von Milet".
Die bedeutendsten Vertreter waren Thales (624 bis 546 v. Chr.)
thales-de-milet.jpg
,

Anaximander (ca. 610 - 547 v. Chr. )
anaximander.jpg



und Anaximenes (ca. 585 - 525 v. Chr.). www.philos-website.de/bilder/anaximenes.jpg

Über diese drei Herren gibt es später mehr!

Herzliche Grüße von Leòn.
 
Ich denke das die Ph. schon viel älter ist. Die Ursprünge werden dort sein wo Menschen Gruppen gebildet haben und einander vertrauen mussten. Hier braucht es ph.osophisch ausgemachte (gekettete) virtuelle Größen um sich nicht gegenseitg die Beute weg zu schnappen. Regeln die es braucht (auch ohne aufschreiben) um als Gemeinschaft zu überleben. An dieser Stellt würgt sich gerade die Frage nach oben warum Tiere manchmal als Rudel auftreten und nur so überleben. Haben Ameisen eine Philosophie oder das Philo-Gen ? Woher kommt die Gruppendynamik und das zielstrebige verlangen danach einen Staat oder was auch immer zu gründen ? Wer gibt den Zugvögeln das gemeinsame Startsignal ? Warum sollten Tiere nicht auch träumen ? Warum sprechen alle Katzen mauisch und Menschen so kunterbunt ? und was ganz wichtig ist, (ein offenes Experiement) kann man einen philosophischen Gedanken frei vom Handelsgut Sprache transformieren. Sozusagen philosophische Zeichengestaltung. Es gibt soweit ich weis keine natürlichen Zeichen für irgendwas. Die Natur kennzeichnet nicht Ihre Sackgassen oder Einbahnstraßen da alles in der Natur zweckungebunden scheint. Man könnte die Farben benutzen und einfach sagen das alle Pflanzen die rot sind auch eine Form von Gefahr bergen oder alles Wasser durch das man nicht sehen kann nicht sonderlich gesund ist. Wo wir dann ganz schnell beim Wesen der Natur sind. Kennt die Natur die List ? Hat Sie den größten Götzen einer Zivilisation etwa sogar geboren und als persönlichen Unterhaltungswert in alles gesteckt ?

Wer überleben will muss überlegen sein. Das war schon immer so und wird sich kurzfristig auch nicht ändern. Dieser Basisbausten befähigt uns erst dazu in einem gewissen Rahmen die Präzision und Perfektion einfliessen zu lassen. Will ich (als ganzes) nun besser werden als mein Gegner muss ich lernen zu beobachten und zu kopieren wenn mir der Instinkt irgendwie abhanden gekommen ist.
Hier greift das allzu menschliche "Struktur-Faulheits-Gen" und gibt uns die Möglichkeit die Beobachter und Kopierer zu beobachten und zu kopieren mit der Hoffnung auf den Fehlern anderer zu lernen. Wer vermeindlich schlau ist baut eine Angel und verleiht Sie für einen Fisch täglich an jemand anderen. Alles philosophische aber natürliche Grundsätze die uns zudem Wesen machen der wir sind. Eine Einheit die das scheinbar beste kopiert, im Zweifel kooperiert und bei Versagen kapituliert. Jedes Wesen im Rahmen unserer Betrachtung funktioniert nach diesem genialen Muster. Um entsprechende Brücken zu schlagen zwischen ähnlichen Ansätzen aber unterschiedlichen erfolgreichen Modellen gibt es die Philosophie. Man bildet zunächst ein Konsenz hin zum gemeinsamen Ziel und schlägt technische Brücken die eine Adaption erlauben. Ich nenne sowas Pfusch oder Verschlimmbesserung und andere nennen es Fortschritt. Hier darf nun jeder für sich anknüpfen und rausfinden was in seinen Leben Fundament hat und was durch einige Instanzen der Wertschöpfung schon so verbogen ist das man nur noch ahnen kann welchen Zweck es erfüllen sollte.

Merke:

mit der Komplexität der Dinge, Ihrer Präzision und der elenden Verknüpfung von allem wächst der Anspruch an die Philosophie jedes einzelnen der sich diesem Boliden einer möglichen Wahrheit stellen muss.

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treffen sich zwei Philosophen, sagt der eine: "ich bin sprachlos..."
 
Hallo, Mike,

Ja, vermutlich hat die heute bekannte Philosophie ältere "Vorläufer", von denen wir aber nichts wissen.
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Von der Ionischen Schule (Schule von Milet) scheinen die ältesten Überlieferungen zu existieren!
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Herzliche Grüße von

Leòn
 
Schöne Gebäude konnten die ja wohl bauen aber was konnte denn der Duchschnittsphilosoph damals ? Waren das die Vorläufer unserer heutigen hochbegabten Manager die mit Labern Ihr Geld in die Hosentasche schaufeln umsich selber zu beweihräuchren ? War man damals schon an die Sprache als interlektuelles Bindeglied zur Technik (Fortschritt) genüpft ?

Ich tu mich schwer mit dem Gedanken das sich die Bauern am Sonntag Abend in der Philosophieschule getroffen haben um den hochgeistigen Ergüssen der Vordenker mit Kartoffeln und Eiern zu danken. Gibt es ethische Grundzüge die sich bis in die Neuzeit durch die Generationen und Szenerien gehalten haben ?

und welchen Stellenwert hatten die Götter neben Mammon in so einer Schule wenn doch durch selbstständiges Denken oder Handeln eher mehr Fragen aufkommen als gelöst werden ?
 
Hi, Mike,

nein, die Bauern haben sich bestimmt nicht in der Philosophieschule getroffen. Wie schon gesagt: Das konnten nur die Stände sich leisten, die NICHT mnit dem täglichen Kampf ums "Dasein" (Nahrungserwerb u. ä.) befasst waren!

Hier noch ein wenig Information zu Milet:

Milet war in der Antike die mächtigste ionisch-griechische Stadt an der kleinasiatischen Westküste und lag auf einer Halbinsel in der großen Mündungsbucht des Mäander (türk. Menderes), in unmittelbarer Nachbarschaft von Myus, Magnesia, Samos und Ephesos. Heute ist diese Bucht völlig verlandet.


Einschneidend und schicksalshaft war für die ursprünglich mit Lydien und Persien verbündete Stadt die Teilnahme am Ionischen Aufstand, den die Griechenstädte Kleinasiens unternahmen. In der schlecht vorbereiteten Rebellion gegen die Perserherrschaft wurde das alte Milet 494 v. Chr. von den Persern dem Erdboden gleichgemacht. Die Neugründung nach den Perserkriegen konnte die frühere politische Bedeutung nicht mehr wiedererlangen.

In der Zeit nach Alexander d. Gr. und unter der römischen Herrschaft erlebte Milet eine neue Blüte. Großartige Bauten prägten in dieser Phase das Bild der Stadt. Als vor über hundert Jahren der deutsche Archäologe Theodor Wiegand mit den Grabungen in Milet begann, legte er vor allem diese hellenistische und römische Stadt frei. Das ältere, "archaische" Milet fand er dagegen nicht.

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Theater von Milet


Herzliche Grüße von

Leòn
 
Die Schule von Milet - Die Naturphilosophen

Die Angehörigen der "Schule von Milet" werden heute als die "Naturphilosophen" bezeichnet. Gemeinsam ist ihnen, dass ise davon ausgingen, es gebe einen Urstoff, aus dem alle Materie entstehe.


Thales (624 v. Chr. † 546 v. Chr.)
Von Thales selbst ist nichts schriftliches überliefert. Informationen über ihn und seine Lehre stammen größtenteils von Platon und Aristoteles.
(Auf Thales als Astronom und Mathematiker möchte ich hier nicht weiter eingehen.)

Die Philosophie von Thales basiert zum einen auf der Behauptung, dass alles aus Wasser entstanden sei. Bei seinen Überlegungen ging Thales wohl von der Frage nach dem Urgrund allen Seins und allen Geschehens aus. Da er einen Kreislauf des Werdens zu erkennen glaubte, musste der gesuchte Urstoff ein nicht nur allgemein verbreiteter Stoff, sondern auch ein wandlungsfähiger zugleich sein. Das Wasser erfüllte den Anspruch allem zugrundezuliegen und jegliche Gestalt annehmen zu können scheinbar perfekt: Wasser benötigt jedes Lebewesen zur Existenz und Wasser tritt in verschiedenen Formen des Seins auf, etwa als Dampf oder als Eis oder eben flüssig.

(Diese Hypothese war auch am Anfang des 20. Jahrhunderts beliebt, als man annahm, dass sich alles aus Wasserstoff entwickelt hat. Ihm wird der Ausspruch "Das Wasser ist das Beste" (griechisch "Ariston men hydor") zugeschrieben.)

Der zweite, Thales zugeschriebene, Satz lautet: "In allem sind die Götter!" Damit behauptet Thales, dass es nicht auf das Sichtbare der Welt ankommt, sondern auf das, was im Innern der Dinge wohnt, also im Grunde auf das Unsichtbare, welches jedoch das Sichtbare erst zu dem macht, was es an sich ist.

Anaximander (610-547)

Auch von diesem Philosophen ist so gut wie nichts schriftliche überliefert.

Der Urgrund aller Dinge ist für ihn das 'Apeiron, d. i. das Unendliche (oder Unbestimmte?), das dann weiter als unsterblich und unvergänglich, ungeworden und unerschöpflich, beschrieben wird. Ob er es als eine Mischung verschiedener bekannter Elemente betrachtet oder wahrscheinlicher qualitativ ganz unbestimmt gelassen hat, ist eine auch heute noch umstrittene Frage. Aus diesem unbestimmten Urstoffe ließ Anaximander durch »Aussonderung« zuerst das Kalte und das Warme hervorgehen; aus ihnen bildete sich das Flüssige, aus dem letzteren durch Austrocknung der Erde, weiter die Luft und eine beide, wie der Baum die Borke, umgebende Feuerkugel.

Die Seele, so behauptete Anaximander, sei "luftartig".

Anaximenes (ca. 585 - 525 v. Chr)
Auch von ihm ist kaum etwas schriftliches überliefert. Zitiert wurde er u. a. von Cicero.

Anaximenes hielt die Luft (weil "älter" als das Wasser) für den Urstoff aller Dinge.
Durch Verdünnung geht aus ihm das Feuer, durch Verdichtung oder Zusammenziehung Wind, Wolken, Wasser und Erde hervor. Auch seine astronomischen Kenntnisse zeigen große Fortschritte. Er erkannte die Beleuchtung des Mondes durch die Sonne und unterschied die Planeten von den Fixsternen. Mit Anaximander nahm auch er einen ewigen Wechsel von Weltentstehung und Weltzerstörung an.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Kommen wir langsam zu Heraklit.

Aber zuvor noch zu dessen Wirkungsstätte Ephesos:


Wikipedia:
Ephesos (lat. Ephesus, griech. φεσος, türk. Efes, histor. evtl. Apaša) war eine der bedeutendsten und ältesten griechischen Städte Kleinasiens(heute Türkei) im Altertum. Sowohl Name als auch ursprüngliche Besiedlung stammen aus vorgriechischer Zeit. Ephesos liegt ungefähr 70 km südlich von İzmir unweit der türkischen Westküste (Ägäis) in der antiken Landschaft Ionien. Im Altertum lag es direkt am Meer. Durch Sedimentation sowie klimatische und seismische Veränderungen verschob sich die Küstenlinie im Lauf der Zeit nach Westen, so dass die Stadt heute mehrere Kilometer landeinwärts liegt.
https://www.tuerkei.citysam.de/ephesos-priene.htm

www.oeaw.ac.at/antike/ephesos/ephesos.html

https://www.schwarzaufweiss.de/tuerkei/ephesus1.htm

Wikipedia:
Die ältesten Zeugnisse für die Anwesenheit von Menschen im Bereich der späteren Stadt Ephesos gehen bis ins Spätchalkolithikum um 5000 v. Chr. zurück. Bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. war die aus hethitischen Texten bekannte und wahrscheinlich mit dem späteren Ephesos zu identifizierende Siedlung Apasa, im Land Arzawa gelegen, ein wichtiges Zentrum im Einflussbereich der hethitischen und mykenischen Kulturen. Aus der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. existieren minoische und mykenische Reste. Etwa im 10. vorchristlichen Jahrhundert begann die Besiedlung durch ionische Griechen.
Einheimische Lyder und Karer lebten nordöstlich des heutigen Stadtgebietes, die zugewanderten Griechen gründeten der Überlieferung nach eine eigene Siedlung namens Koressos. Nach der Eroberung durch den lydischen König Kroisos im Jahr 560 v. Chr. kam es zu einem Synoikismos, das heißt, mehrere Kleinsiedlungen wurden zusammengelegt und eine neue Siedlung auf einem Gebiet nahe beim Tempel der Artemis (Artemision), der als eines der sieben Weltwunder galt, errichtet.
Erst 296 v. Chr. wurde Ephesos durch den Diadochen König Lysimachos von Thrakien an die heutige Stelle verlegt sowie zeitweilig nach seiner Frau in Arsinoeia umbenannt. Seit dieser Zeit war Ephesos eine große Hafenstadt von fast 350 ha Fläche, die von 189 bis 133 v. Chr. zum Königreich Pergamon gehörte, nach 133 v. Chr. zum Römischen Reich.

Gruß von
Leòn
 
Heraklit - Alles ist Veränderung

Heraklit - ca. 544 - um 483 v. u. Z.



Von seiner Schrift »Über die Natur« sind nur Fragmente erhalten. Heraklit sah als wesentliches Charakteristikum der Welt die ständige Bewegtheit, den Fluss der Dinge, den Wechsel, wahrscheinlich später in dem Satz zusammengefasst: "Panta rhei!" - Zu Deutsch: "Alles fließt!".
Ihm wird auch der Satz zugeschrieben: „Niemand kann zwei Mal in den selben Fluss steigen!“
Im Gegensatz zu den ersten Naturphilosophen, die nach einem bleibenden Urstoff suchten, erkannte Heraklit nur den Wechsel an sich an. Das Feuer war für ihn kein ruhender Urstoff, sondern die Inkarnation der Verwandlung selbst. Seine ständige Bewegtheit war für ihn der Ausdruck von der Veränderlichkeit der Welt überhaupt. Aus dem Feuer hatten sich das Wasser und dann Erde und Luft entwickelt, den gleichen Weg gingen die »Elemente« zum Feuer zurück, ewig wechselnd, aber nach den unvergänglichen Gesetzen des »Logos«, des Weltgesetzes.
Logos und Urfeuer identifiziert Heraklit häufig. Seine Logoslehre ist materialistisch und nicht idealistisch aufzufassen. Alles Geschehen beruhe auf Gegensätzen (»Der Krieg ist der Vater aller Dinge«). Gleichzeitig seien die verschiedenen und gegensätzlichen Dinge und Erscheinungen durch die Harmonie einander verbunden. Die Harmonie entstehe nicht aus gleichartigen, sondern aus entgegengesetzten Erscheinungen, so wie die Harmonie der Musik nicht aus gleichen, sondern aus verschiedenen Tönen. Heraklit lehrte die Ewigkeit der Welt.

• Heraklit hält an der Theorie von einem „Urstoff“ fest, bei ihm ist es das Feuer!
• Er hält den Wandel, den Wechsel, für ein Charakteristikum der Welt. Seine Schlussfolgerung ist:
Der Wechsel wird von den Sinnen wahrgenommen. Also sind die Sinneseindrücke zuverlässig!​
 
Urstoffe

Fassen wir kurz zusammen:


Für die "alten" Naturphilosophen gab es jeweils EINEN Urstoff, aus dem sich alle Materie bildet!

Für Thales ist der USTOFF das Wasser.



Für Anaximenes ist der URSTOFF die Luft.



Für Heraktlit ist der URSTOFF das Feuer!



Herzliche Grüße von Leòn
 
Elea - im heutigen Süditalien



Elea - heute Teil der Stadt Ascea
Wikipedia:

Elea (römisch: Velia) war eine antike griechische Hafenstadt in Lukanien im Süden Italiens, die um 540 v. Chr. von phokäischen Griechen gegründet wurde, welche vor der persischen Invasion flohen. Die Stadt ist bekannt als Heimat der Philosophenschule der Eleaten, zu deren bekannteren Vertretern Parmenides und Zenon von Elea gehörten.
Elea entwickelte sich zunächst rasch zu einer vergleichsweise einflussreichen Handelsstadt, die im 4. Jahrhundert v. Chr. als Mitglied des Bundes der Italioten am Krieg gegen Dionysios I. von Syrakus teilnahm. Im Ersten Punischen Krieg war Elea ein enger Verbündeter Roms und avancierte im Zweiten Punischen Krieg zeitweise zu einem wichtigen Militärstützpunkt. 88 v. Chr wurde Elea unter dem neuen Namen Velia zum Municipium erhoben und mit dem Bürgerrecht versehen. Im Küstenumland von Velia unterhielten einflussreiche römische Bürger, wie etwa Marcus Tullius Cicero und der jüngere Cato, gut ausgestattete Wohnsitze.



Durch Verlagerung der Handelsströme und Verlandung des Hafens verarmte die Stadt und wurde schließlich vollständig aufgegeben (etwa im 9. Jahrhundert).
Heute sind die Ruinen der Stadt, nahe des Städtchens Ascea gelegen, ein Teil des Cilento-Nationalparks.


 
Die ELEATEN - alles ist UNVERÄNDERLICH

Als "Eleaten" wqerden die Angehörigen einer Philosophischen Schule bezeichnet, die in ELEA, einer griechischen Kolonie, im heutigen Süditalien, ansässig war.
Eine wesentliche Kernaussage der eleatischen Philosophie ist, dass die Welt (das Universum) eine im wesentlichen unveränderliche Einheit sei. Sie könne wegen der "Unbegrenztheit" mit den menschlichen Sinnen nicht erfasst werden. Zur "letzten Wahrheit" könne man lediglich durch PHILOSOPHISCHES DENKEN gelangen.

Hauptvertreter der Schule waren Zenon, ca. 490 v. u. Z. in Elea, † ca. 430 v. u. Z. Xenophanes, um 580 v. Chr. - um 470 v. Chr und Parmenides.

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Parmenides von Elea - "Aus nichts kann nichts werden!"

Parmenides (um 540 - 480 v. u. Z.)

Parmenides von Elea wird heute als bedeutendstes Mitglied der eleatischen Schule angesehen.
Er entwickelte die Lehre zu einem metaphysischen System.

Er ging davon aus, dass alles Existierende schon immer da gewesen sei. „Aus nichts kann nichts werden. Nichts, was existiert, kann zu nichts werden!“
Wirkliche Veränderungen, so meinte Parmenides, seien nicht möglich. Die wären zwar durch die Sinne wahrnehmbar (zum Beispiel der Wandel der Jahreszeiten), aber denSinnen sei nicht zu trauen.
„Ich glaube es erst dann, wenn ich es sehe!“ galt für Parmenides nicht. Er glaubte es auch dann nicht. Er ging davon aus, dass die Sinne ein falsches Bild von der Welt vermittelten. Dieses Bild stimme nicht mit dem überein, was die Vernunft sagt.
Die Sinne nehmen Veränderung wahr, die Vernunft sagt: Alles bleibt!

Parmenides traute der Vernunft mehr als den Sinnen und gilt als „Rationalist“.

Grüße von Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Gegensätze

Vergleicht man die Kernaussagen von Heraklit und die von Parmenides miteinander, wird die Gegensätzlichkeit deutschlich:
Parmenides stellt über die Vernunft (RATIO) fest, dass sich nichts ändern könne.
Heraklits stellt mit seinen Sinneserfahrungen ebenso klar, dass in der Natur dauernde Veränderungen stattfinden.


Parmenides behauptet:

a) Nichts kann sich verändern
und
b) die Sinneseindrücke müssen deshalb unzuverlässig sein.

Heraklit sagt:

a) alles verändert sich (alles fließt)
und
b) dass die Sinneswahrnehmungen zuverlässig sind.



In dem Thread "Naturheilkunde war ursprünglich Giftmeidung", in der Rubrik "Gesundheitsthemen allgemein", habe ich den Philosophen schon einmal erwähnt, der eine Lösung aus dem "philosophischen Dilemma" anbot:
Empedokles.
 
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