Zöliakie und Migräne

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08.02.09
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Hallo,
ich bin ganz neu hier, weil bei meinem Sohn (13) kürzlich eine Zöliakie diagnostiziert wurde. Die Biopsie erfolgt demnächst, wird aber die Diagnose sicher nur bestätigen können. Meine Tochter (17) und ich (49) werden auch nächste Woche getestet, da wir ebenfalls ähnliche Beschwerden aufweisen. Wir leiden alle 3 unter Migräne. Unser behandelnder Neurologe machte mir insofern Mut, dass er meinte, die Migräne könnte bei meinem Sohn durch die glutenfreie Diät verschwinden. Ich bin selbst Mit-Admin in einem Migräneforum, habe schon einiges an Erfahrung, was die Migräne betrifft, aber noch nie von dieser Kombination gehört.

Kennt das jemand, hat vielleicht schon jemand damit Erfahrung?

Nachdem diese Diagnose ein ganz schöner Schlag für mich war, wäre das ja zumindest mal eine gute Nachricht in dieser ganzen Sache.

Liebe Grüße
Bettina
 
Danke Uta. Dieser Zusammenhang ist mir gut bekannt. In unserem Forum haben viele HI und Migräne. Allerdings bringt ihnen auch strengste Diät kaum oder gar keine Linderung.

Mich hätte interessiert, ob es hier jemanden gibt, bei dem die Migräne nach Beginn der glutenfreien Diät verschwunden ist.

Liebe Grüße
Bettina
 
Hallo Bettina,

> Allerdings bringt ihnen auch strengste Diät kaum oder gar keine Linderung.

Weil Kopfschmerzen / Migräne ganz unterschiedliche Ursachen haben. Ein gewisser Teil ist schlicht das Symptom anderer Krankheiten (Gefäßstörungen, Tumorgeschehen, Erkrankungen des Gewebes der HWS, Zähne, Erkrankungen der Nebenhöhlen, usw.). Das muß ausgeschlossen werden. Ein weiterer Teil der Erkrankungen geht auf lebensbedingte Ursachen zurück, ein anderer auf Schadstoffeinwirkungen und ein weiterer, relativ großer Teil ist tatsächlich ernährungsbedingt.

Daß strengste Diäten kaum oder gar keine Linderung bringen, liegt am Konzept der Diäten. Zwei sehr wichtige Punkte bei der Ernährung sind der Verzehr raffinierter Kohlenhydrate (der auch bei Diäten in der Regel fortgeführt wird) und der heute typische Mangel an B-Vitaminen in der Ernährung, der durch eine Diät üblicherweise nicht nur nicht beseitigt, sondern noch verschlimmert wird.

> Mich hätte interessiert, ob es hier jemanden gibt, bei dem
> die Migräne nach Beginn der glutenfreien Diät verschwunden ist.

Migräne ist häufig ernährungsbedingt. Zöliakie ist immer ernährungsbedingt. So gesehen können beide Krankheiten die gleiche Ursache haben und durch die gleiche Ernährungsumstellung geheilt werden. Eine glutenfreie Diät als alleinige Behandlung ist allerdings nicht sinnvoll, weil sie lediglich das Symptom der Zöliakie unterdrückt, aber nichts an den Ursachen der Krankheit ändert. Da keine Symptome mehr auftreten, verschlimmert sich die Krankheit im Verborgenen immer weiter. Eine ursächliche Therapie muß neben der Symptomlinderung durch vorübergehende Meidung des Glutens immer auch das Beseitigen der tatsächlichen Ursachen beinhalten.
 
Hallo Bettina,

die Sprue ist ja nur eine Intoleranz unter anderen. Oft geht sie zusammen mit einer Laktose-Intoleranz. Dann ist eine Ernährung angesagt, die auf jeden Fall zunächst auf Laktose und Gluten verzichtet.

Ich glaube, man kann das letztlich nur ausprobieren, weil die Laborwerte in der Beziehung nicht allzu klar sind.

Grüsse,
Uta
 
Hallo Joachim,
die von HI betroffenen Leute sind absolute Experten auf diesem Gebiet. Sie haben ihre Pläne mit erlaubten Lebensmitteln, raffinierte Kohlenhydrate gehören nicht dazu. Zusätzlich substituieren sie mit hochdosiertem Magnesium (600 mg) und Vit. B2 (Riboflavin, 400 mg). Diese Kombination nehme ich übrigens auch ein, manchmal reduziere ich das Magnesium allerdings etwas. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie hier grobe Fehler machen, sicher weiß ich es natürlich nicht.

Dass die Migräne durch unverträgliche Nahrung getriggert wird, kann ich mir gut vorstellen. Allerdings jetzt alles nur auf die Ernährung zu schieben, ist sicherlich zu einfach gedacht. Immerhin gibt es bei dieser neurologischen Erkrankung noch eine Unzahl weiterer Trigger, die auch mit einer Diät noch bestehen bleiben. Trotzdem bin ich offen für alles und werde auf jeden Fall die Diät mit meinem Sohn mitmachen. Ob ich jetzt positiv getestet werde, oder nicht. Einen Versuch ist es allemal wert.

Was meinst Du damit, dass die Diät bei Zöliakie nicht sinnvoll ist? Was ist denn dann sinnvoll? Wie würde denn eine ursächliche Therapie aussehen?

@ Uta: Ich habe jetzt auch schon öfter gelesen, dass Gluten- und Lactoseintoleranz zusammen auftreten. Was soll/kann man denn dann noch essen, wenn man tatsächlich betroffen ist? :eek:
 
Z.B. diese Rezepte hier:
https://www.symptome.ch/threads/gluten-und-milchfreie-rezepte.3417/

und
Möhrenkuchen (160° C; 50 Minuten)
Zutaten: 250 g Möhren, fein geraspelt, 250 g Mandeln, fein gemahlen, 5 Eier, 200 g Honig, 1 Eßl. Rum, 50 g Buchweizen (fein gemahlen).
Zubereitung: Eier trennen, Eiweiß steif schlagen. Eigelb und Honig schaumig rühren, dann die übrigen Zutaten einarbeiten, zuletzt den steif geschlagenen Eischnee vorsichtig unterheben. Den Teig in einer gut gefetteten Springform ca. im vorgeheizten Ofen backen.

9 glutenfrei laktosefrei Rezept/e

www.markus-froehlich.de/gluten_laktose.htm

Bestimmt gibt es noch viel mehr Seiten im Netz...

Grüsse,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Also Zöliakie ist= Glutenunverträglichkeit und Gluten sind ja unauflösbare Eiweiss stoffe dafür gibt es ja Glutenfreies Brot nehmt ir denn das?
 
Danke Uta, für die Links. Ich möchte ja gar nicht daran denken, dass uns auch noch die Lactosintoleranz "heimsucht". Sollte es der Fall sein, ist das Kochen zu Hause sicherlich irgendwie hinzukriegen. Nur im Restaurant? Im Urlaub? Oh Gott - nicht daran denken. :schock:

@ EDW90: Sicher muss man das glutenfreie Brot nehmen, normales kann man ja nicht mehr essen. Wir haben schon versuchsweise Brötchen zu Hause gehabt. Mais mit Kartoffeln - na ja, gewöhnungsbedürftig.

Grüße,
Bettina
 
@ EDW90: Sicher muss man das glutenfreie Brot nehmen, normales kann man ja nicht mehr essen. Wir haben schon versuchsweise Brötchen zu Hause gehabt. Mais mit Kartoffeln - na ja, gewöhnungsbedürftig.

Grüße,
Bettina

Wollte dich doch nur mal darauf hinweisen damit können wir Bäcker Geld verdienen. Gewöhnungsbedürftig ist das nicht alles was man Bäckt ist meiner meinung nach Lecker und auch Gesund.
 
Hallo Bettina,

> die von HI betroffenen Leute sind absolute Experten auf diesem Gebiet.

Ich kenne viele Leute, die Experten auf dem Gebiet ihrer Krankheit sind. Sie sind aber in erster Linie Experten darin, mit der Krankheit zu leben, sonst hätten sie sie ja nicht mehr... ;)

> Sie haben ihre Pläne mit erlaubten Lebensmitteln, raffinierte
> Kohlenhydrate gehören nicht dazu.

Ich kenne die Pläne nicht, aber ich weiß, daß Betroffene ihre Ernährung so gestalten, daß die Auslöser der Symptome nicht mehr darin vorkommen. Jemand mit HI meidet HI haltige Nahrungsmittel. Das vermeidet zwar die Beschwerden, ändert aber nichts an der Krankheit. Ich kann aber gerne einen solchen Plan kommentieren, wenn du einen zur Hand hast.

> Zusätzlich substituieren sie mit hochdosiertem Magnesium (600 mg)
> und Vit. B2 (Riboflavin, 400 mg).

Es macht nie viel Sinn, dem Organismus einzelne isolierte Stoffe zuzuführen, weil er sie nur verarbeiten kann, wenn er gleichzeitig andere Stoffe in passenden Mengenverhältnissen bekommt. Die Zufuhr isolierter Stoffe führt daher zwangsweise immer zu einem relativen Mangel an all diesen anderen Stoffen. Man kann damit also zwar ein Loch stopfen, reißt aber gleichzeitig etliche andere auf.

Wenn diese Stoffe im Organismus fehlen muß man nach der Ursache suchen, denn in einer naturbelassenen Ernährung sind sie mehr als ausreichend enthalten. Entweder der Betroffene ernährt sich falsch oder es liegen Verwertungsstörungen vor, die die Aufnahme verhindern.

> Dass die Migräne durch unverträgliche Nahrung getriggert wird,
> kann ich mir gut vorstellen.

Es hat nichts mit Unverträglichkeiten zu tun. Die heute typische stark verarbeitete Nahrung - insbesondere die raffinierten Kohlenhydrate - führen zu massiven Mangelsituationen, vor allem im Bereich der B-Vitamine. B1 bspw. wird für die korrekte Nervenfunktion benötigt. Es liegt nahe, daß da ein Mangel eine Rolle beim Migränegeschehen spielen kann. Und diese Vitamine kann man praktisch nicht isoliert zuführen, weil die Speicherkapazitäten des Organismus zu gering sind, um den Verzehr raffinierter Kohlenhydrate auszugleichen.

> Allerdings jetzt alles nur auf die Ernährung zu schieben, ist
> sicherlich zu einfach gedacht.

Nicht alles, aber in vielen Fällen ist das so. Probier es aus: Zwei Wochen reine Frischkost und dann reden wir nochmal... ;)

> Immerhin gibt es bei dieser neurologischen Erkrankung noch eine
> Unzahl weiterer Trigger, die auch mit einer Diät noch bestehen bleiben.

Die Auslöser sind unbedeutend. Wichtig sind die eigentlichen Ursachen der Krankheit.

> Trotzdem bin ich offen für alles und werde auf jeden Fall die
> Diät mit meinem Sohn mitmachen.

Wie sieht die Diät denn im Detail aus?

> Was meinst Du damit, dass die Diät bei Zöliakie nicht sinnvoll ist?

Es hängt davon ab, was unter Diät verstanden wird. Üblicherweise versteht man darunter eine irgendwie eingeschränkte Ernährung. Da die Zöliakie ihre Ursache in einer Unterversorgung des Organismus, also in einem Mangel hat, ist eine Ernährung die diesen Mangel verstärkt, natürlich kontraproduktiv. Auch wenn sie mangels Auslöser die Symptome unterdrückt - die Krankheit verschlimmert sich dann im Verborgenen weiter.

> Was ist denn dann sinnvoll? Wie würde denn eine ursächliche
> Therapie aussehen?

Da die Zöliakie eine ernährungsbedingte Zivilisationskrankheit ist, die durch eine langjährige zivilisatorische Fehlernährung entsteht, ist die ursächliche Therapie eine möglichst naturbelassene Ernährung mit hohem Frischkostanteil. Gemieden werden müssen dabei alle raffinierten Kohlenhydrate (Fabrikzucker und Auszugsmehle), Fabrikfette (Margarine, raffinierte Öle, usw.), sowie Säfte und gekochtes Obst.

Außerdem spielt das tierische Eiweiß und hier besonders die Milch eine wesentliche Rolle, weshalb das tierische Eiweiß ebenfalls gemieden werden sollte.

Da die Darmschleimhaut durch die Krankheit bereits geschädigt ist, müssen anfangs die glutenhaltigen Getreide gemieden werden, bis die Krankheit ausgeheilt ist.

Gegessen werden sollten stattdessen: Frische Vollkornmehle und daraus hergestellte Produkte (anfangs aus Reis, Mais, Hirse, Buchweizen, Quinoa, Amaranth), naturbelassene Fette (Butter, Sahne Sauerrahm, Nüsse, Kerne, Saaten, usw.) und kaltgepreßte Öle (Bio-Qualität, nativ extra bzw. extra vergine), ein möglichst hoher Frischkostanteil (Gemüse, Blattsalate, Obst) und täglich ein Frischkorngericht.

Es handelt sich um eine vitalstoffreiche Vollwertkost nach Dr. Bruker. Unter den über 50.000 Patienten, die er Zeit seines Lebens hatte, waren etliche mit Zöliakie.

Ich weise aber ausdrücklich darauf hin, daß die Krankheitsbehandlung in die Hände eines Arztes gehört, der sich damit auskennt. Leider gibt es nur wenige Ärzte, die sich mit den tatsächlichen Ursachen der Zöliakie auskennen.

Eine kleine Ergänzung noch: Die Laktoseintoleranz tritt deshalb häufig in Folge einer Zöliakie auf, weil die Laktase ebenfalls von den Dünndarmzotten gebildet wird, die bei der Zöliakie geschädigt sind. Heilt die Zöliakie aus, nehmen die Darmzellen (sofern nicht völlig zerstört) die Laktaseproduktion wieder auf und dann wird auch die Laktose wieder vertragen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da die Zöliakie eine ernährungsbedingte Zivilisationskrankheit ist, die durch eine langjährige zivilisatorische Fehlernährung entsteht, ist die ursächliche Therapie eine möglichst naturbelassene Ernährung mit hohem Frischkostanteil. Gemieden werden müssen dabei alle raffinierten Kohlenhydrate (Fabrikzucker und Auszugsmehle), Fabrikfette (Margarine, raffinierte Öle, usw.), sowie Säfte und gekochtes Obst.

Außerdem spielt das tierische Eiweiß und hier besonders die Milch eine wesentliche Rolle, weshalb das tierische Eiweiß ebenfalls gemieden werden sollte.

Da die Darmschleimhaut durch die Krankheit bereits geschädigt ist, müssen anfangs die glutenhaltigen Getreide gemieden werden, bis die Krankheit ausgeheilt ist.

Gegessen werden sollten stattdessen: Frische Vollkornmehle und daraus hergestellte Produkte (anfangs aus Reis, Mais, Hirse, Buchweizen, Quinoa, Amaranth), naturbelassene Fette (Butter, Sahne Sauerrahm, Nüsse, Kerne, Saaten, usw.) und kaltgepreßte Öle (Bio-Qualität, nativ extra bzw. extra vergine), ein möglichst hoher Frischkostanteil (Gemüse, Blattsalate, Obst) und täglich ein Frischkorngericht.

Hallo,

Zöliakie scheint ja in erster Linie auf eine genetische Disposition zurückzugehen:

Genetische Veranlagung

90 % der Patienten haben das Gen HLA-DQ 2, das die Oberflächeneigenschaft bestimmter Zellen bestimmt. Die restlichen Patienten haben das Gen HLA-DQ8. Das HLA-Gen sitzt auf Chromosom 6.
Insgesamt sind 20 - 25 % der Normalbevölkerung HLA-DQ2 positiv. Von diesen entwickeln allerdings nur ca. 2% im Laufe ihres Lebens eine Zöliakie.
(DZG - Genetische Veranlagung)

Demnach ist die URSACHE also ein Gendefekt; und den kann man heute noch nicht beheben!
Da aber nicht jeder mit diesem Gen auch erkrankt, stimme ich dir zu, dass die individuelle Ernährungsweise sicher als AUSLÖSER gelten kann.

Nun sind deine Ernährungstipps grundsätzlich zu befürworten; aber ich habe meine Zweifel, ob jemand, der bereits geschädigte Darmzotten hat, eine vollwertige Ernährung überhaupt verträgt - Vollkorn und Rohkost sind für solche Patienten mit Sicherheit schwer verdaulich.
Mit der Zeit kann er sich an solche Produkte sicherlich herantasten.
Aber zivilisationsgeschichtlich hat der Mensch nicht umsonst das Feuer "erfunden" - nämlich, um Nahrungsmittel zu garen! Das hat schon seinen Sinn...
und aus einem ähnlichen Grund haben wir nämlich auch das Mahlen bzw. Verarbeiten von Getreide erfunden: bei Vollkorn ist vor allem wichtig, dass das Getreide schon vor dem Verzehr aufgespalten wird: also entweder sehr lange quellen lassen oder bei der Brotzubereitung auf eine sehr lange Teigführung achten!
Wird Vollkorn nämlich vor der Verzehr nicht ausreichend aufgeschlossen, tut mein seinem Verdauungstrakt wirklich nichts Gutes - eher im Gegenteil (Stichwort: Fraßgifte im Korn!).

Wenn ich ansonsten deine Ernährungsliste lese, erkenne ich meine eigenen Ernährungsgewohnheiten eigentlich wieder: ich esse kein tierisches Eiweiß (außer hin und wieder Eier, Milch habe ich noch nie gemocht), koche schon seit Jahren NUR mit frischen Produkten (esse also grundsätzlich keine Fertignahrung - da ich strikt alle Zusatzstoffe vermeiden möchte), verwende ausschließlich gute, pflanzliche Öle der ersten Pressung (unraffiniert), Nüsse, Obst, Trockenobst etc...
und habe dennoch eine leichte Histaminintoleranz und Migräne.

Ich finde es grundsätzlich schwierig, bestimmte Ernährungsformen für JEDEN zu empfehlen... jeder Mensch ist individuell und muss letztendlich selbst herausfinden, was er verträgt und was nicht. Und wenn beispielsweise die Ernärhung nach Bruker noch so gesund ist, es wird auch da Menschen geben, die damit nicht gut leben.

Schöne Grüße
Bianca
 
Hallo Bianca,

> Zöliakie scheint ja in erster Linie auf eine genetische Disposition
> zurückzugehen:

Nein, Zöliakie ist definitiv ernährungsbedingt. Aber die Konstitution wird vererbt daher findet man immer auch bestimmte Gene, die die Konstitution beschreiben. Das bedeutet nicht, daß die Gene die Ursache sind, sondern nur, daß die erworbene Krankheit sich auf die Gene der Nachkommen auswirkt.

Aber nahezu alle ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten werden in Unkenntnis der Ursachen als "genetisch bedingt" bezeichnet. Die Schulmedizin kümmert sich in der Regel nicht um Krankheitsursachen, daher ist "genetisch bedingt" immer die einfachste Lösung - sorgt sie doch dafür, daß der Betroffene die Krankheit als unheilbar akzeptiert und brav seine Medikamente nimmt.

> Demnach ist die URSACHE also ein Gendefekt; und den kann
> man heute noch nicht beheben!

Die Gensequenz kann man nicht verändern, aber die Krankheit kann man heilen - jedenfalls, solange es noch nicht zu bleibenden Schäden der Darmwand gekommen ist.

> Da aber nicht jeder mit diesem Gen auch erkrankt, stimme ich dir zu,
> dass die individuelle Ernährungsweise sicher als AUSLÖSER gelten kann.

Daß nicht jeder mit dem Gen erkrankt zeigt nur eins: Das Gen ist nicht die Ursache der Krankheit. Wäre es das, dann müßte jeder erkranken, wie das bei tatsächlichen Erbkrankheiten, wie bspw. der Trisomie 21 der Fall ist.

> Nun sind deine Ernährungstipps grundsätzlich zu befürworten; aber
> ich habe meine Zweifel, ob jemand, der bereits geschädigte
> Darmzotten hat, eine vollwertige Ernährung überhaupt verträgt
> - Vollkorn und Rohkost sind für solche Patienten mit Sicherheit
> schwer verdaulich.

Das Märchen hält sich in der Tat sehr zäh in den Köpfen. Es stammt noch aus der Zeit der alten Ernährungslehre (die in der Schulmedizin immer noch gelehrt wird!), in der die Nahrung lediglich nach ihrem Energiegehalt beurteilt wird und man der Ansicht war, eine Nahrung sei dann leicht verdaulich, wenn man dem Organismus möglichst viel 'Arbeit' abnimmt und die Nahrung 'vorverarbeitet'. So kam es zu den unsäglichen Ratschlägen, die wir heute immer noch als 'Schonkost' verordnet bekommen.

Wenn du dir mal das Verdauungssystem und den Stoffwechsel genauer anschaust, stellst du fest, daß das viele miteiander verzahnte und sich gegenseitig stützende bzw. voneiander abhängige Prozesse sind. Der Organismus ist im Rahmen der Verdauung und des Stoffwechsels nicht allein auf die Nährstoffe (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße) angewiesen, sondern benötigt zu deren Verarbeitung Tausende anderer Vitalstoffe (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Enzyme, ungesättigte Fettsäuren, Faser- und Aromastoffe). Fehlen diese Stoffe, wie bei der klassischen Schonkost, kann die Nahrung kann nicht richtig verarbeitet werden, es kommt zu Stoffwechselstörungen. Konsequenterweise ist daher eine Ernährung am schonendsten und am leichtesten verdaulich, die alle diese Vitalstoffe liefert und das ist eine möglichst naturbelassene Ernährung: Frischkost und Vollkornprodukte. Das hat sich auch in der ärztlichen Praxis gezeigt, ist also keine windige Vermutung, sondern Erfahrung.

Man muß sich bewußt machen, daß die Degeneration der Darmzotten letztendlich Folge eines langjährigen Vitalstoffmangels ist. Die primäre Aufgabe der Behandlung muß es daher sein, diesen Mangel möglichst schnell zu beheben.

> Mit der Zeit kann er sich an solche Produkte sicherlich herantasten.

Da der an Zöliakie erkrankte einen geschädigten Darm hat und zudem seine Darmflora der einer zivilisatorischen Fehlernährung entspricht, kommt es natürlich bei einer Ernährungsumstellung zunächst zu harmlosen Verdauungsstörungen. Das ist völlig normal, dauert sechs bis acht Wochen und passiert auch beim Gesunden.

Da zudem aber eine allergische Reaktion auf das Gluten besteht, muß der Betroffene zunächst in jedem Fall glutenhaltige Speisen meiden. Sie können nach Ausheilung des Darms wieder langsam in die Ernährung aufgenommen werden.

> Aber zivilisationsgeschichtlich hat der Mensch nicht umsonst
> das Feuer "erfunden" - nämlich, um Nahrungsmittel zu garen!
> Das hat schon seinen Sinn...

Gesundheitlich gesehen hat das keinen Sinn. Sicher werden dadurch einige Nahrungsmittel genießbar und es entwickeln sich andere Aromen, aber das ändert nichts daran, daß jede Erhitzung eine Wertminderung ist. Man sieht das bei Tieren sehr schnell: Wenn man sie mit erhitzter Nahrung ernährt, werden sie krank und entwickeln ähnliche Zivilisationskrankheiten wie der Mensch. Ernährt man sie mit unerhitzter Nahrung, bleiben sie gesund. Das sind Zusammenhänge, die seit Jahrzehnten bekannt und nachgewiesen sind (Kollath, Bircher-Benner, u.a.), da braucht es keine historischen Spekulationen.

> und aus einem ähnlichen Grund haben wir nämlich auch das Mahlen
> bzw. Verarbeiten von Getreide erfunden: bei Vollkorn ist vor allem
> wichtig, dass das Getreide schon vor dem Verzehr aufgespalten wird:
> also entweder sehr lange quellen lassen oder bei der Brotzubereitung
> auf eine sehr lange Teigführung achten!

Das ist die gängige Meinung aus der alten Ernährungslehre und sie ist falsch. Es gibt im Getreide nichts, was 'aufgespalten' werden müßte - das erledigt der Organismus im Rahmen der Verdauungsvorgänge ganz problemlos selbst.

Das Mahlen von Getreide ist nicht nachteilig, wenn das Mehl frisch verwendet wird, wie das bis vor rund 120 Jahren der Fall war. Es mußte schnell verarbeitet werden, weil es durch den Fettanteil des Keims schnell ranzig wird. Vor rund 120 Jahren hat man aber die Mehlkonserve erfunden, indem man dem Getreidekorn vor dem Mahlen die Randschichten und den Keim entfernt hat. Das so erzeugte Auszugsmehl ist lange haltbar, führt aber aufgrund des Vitalstoffmangels zu Stoffwechselstörungen und etlichen Krankheiten. Noch schlimmer ist das nur beim Fabrikzucker, der ein reines isoliertes Kohlenhydrat-Konzentrat darstellt.

> Wird Vollkorn nämlich vor der Verzehr nicht ausreichend aufgeschlossen,
> tut mein seinem Verdauungstrakt wirklich nichts Gutes - eher im Gegenteil
> (Stichwort: Fraßgifte im Korn!).

Das ist ein gerne kolportiertes Märchen der Vollkorngegner und lange widerlegt. Die Stoffe, die isoliert und aufkonzentriert als Fraßgifte identifiziert wurden, sind in den im Getreide vorkommenden Konzentrationen für den Menschen harmlos und unbedeutend. Der Organismus kann damit sehr gut umgehen. Etwas zum Nachdenken: Getreide wird seit rund 30.000 Jahren kultiviert und verzehrt. Jede Hochkultur der Erde basiert auf mindestens einer Getreideart. Die ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten gibt es praktisch aber erst seit rund 100 Jahren - seit wir daraus Auszugsmehl herstellen.

> Wenn ich ansonsten deine Ernährungsliste lese, erkenne ich meine
> eigenen Ernährungsgewohnheiten eigentlich wieder: [...]
> und habe dennoch eine leichte Histaminintoleranz und Migräne.

Wenn du möchtest, können wir deine Ernährung gerne mal näher in AUgenschein nehmen und du wirst feststellen, daß da einiges dann doch nicht übereinstimmt, auch wenn du dich in der Tat vergleichsweise gut ernährst. Ansatzpunkte wären bspw. die Vollkornprodukte, der Frischkostanteil, die Qualität der Fette oder versteckte Fabrikzucker.

> Ich finde es grundsätzlich schwierig, bestimmte Ernährungsformen
> für JEDEN zu empfehlen... jeder Mensch ist individuell und muss

Sicher verträgt jeder Mensch aufgrund seiner bisherigen Ernährung und Lebensweise bestimmte Dinge zunächst unterschiedlich gut, aber das ist eben eine durch die Vergangenheit bestimmte Situation. Tatsächlich funktionieren Verdauung und Stoffwechsel bei jedem Menschen gleich, deshalb gilt die Empfehlung einer möglichst naturbelassenen Ernährung auch für alle in gleichem Maße. Wie die Ernährung dabei ausgelegt ist, kann durchaus unterschiedlich sein, solange sie naturbelassen ist. Auch die Inuit waren mit ihrem hohen Fleischanteil sehr gesund - nicht weil sie Vollkornprodukte verzehrt haben, sondern weil das, was sie gegessen haben, naturbelassen war. Nur ernährt sich in zivilisierten Ländern niemand von dem Mageninhalt gejagter Gazellen und gefrorenem Rohfleisch - bei uns spielt nunmal das Getreide die Hauptrolle.

> Und wenn beispielsweise die Ernärhung nach Bruker noch so gesund
> ist, es wird auch da Menschen geben, die damit nicht gut leben.

Ich berate seit über einem Jahrzent Menschen und begleite sie auch praktisch - und ich kann das nicht bestätigen. Unverträglichkeiten gingen bisher immer auf fehlerhafte Gestaltung der Ernährung zurück.
 
Ich habe hier weder Zeit noch Lust, deine Argumente im Einzelnen zu zerpflücken...
aber scheinbar willst du einfach einige Tatsachen ignorieren.
Beispiel: schon mal etwas von Phytin im Getreide gehört? Oder vom Solanin in Nachtschattengewächsen (Beispiel: Kartoffeln, die man überhaupt nicht ROH verzehren kann)?

Hier ist ein schöner Artikel, der mit einigen Vorurteilen zur "gesunden Ernährung" aufräumt:
www.ernaehrgesund.de/artikel/gesunde/gesunde.html
oder der hier. "Streit ums Korn":
www.ernaehrgesund.de/artikel/streitumskorn/streitumskorn.html

Übrigens seit 30.000 Jahren wird mit Sicherheit kein Getreide angebaut.
Archäologische Funde datieren den ersten Getreideanbau ca. auf das 9. Jhd. v. Chr. - aber da handelte es sich noch um das Urgetreide und nicht um gezielte Zucht.

Einige Gemüsearten und Reis wurden tatsächlich im asiatischen Raum schon ca. vor 20.000 Jahren angebaut.

Vor 30.000 Jahren dürfte unser europäische Vorfahr hingegen noch eifriger Jäger und Sammler gewesen sein; wir befinden uns da am Ende der letzten Eiszeit; schon allein klimatisch war es da etwas schwer, in unseren Breitengraden Getreide anzubauen - man lebte von dem, was die Natur bot.

Ansonsten: schön, dass du dich mit deiner Ernährung wohl fühlst und vielen damit helfen konntest; dein missionarischer Eifer, JEDEN dazu zu bekehren, halte ich aber dennoch für übertrieben.
Ich bleibe dabei: jeder muss für sich selbst herausfinden, was er verträgt - dazu muss man nur auf seinen Körper hören.

Und jetzt sollte es vielleicht zur eigentlichen Frage zurückgehen: Was hat eine Glutenunverträglichkeit konkret mit Migräne zu tun?
Wie kann Gluten Migräne "auslösen" - was passiert da genau, dass dies Auswirkungen auf den Gehirnstoffwechsel hat?

Schöne Grüße
Bianca
 
Hallo Bianca,

Wirkungskreislauf:

Gluten <==> daraus Na-Glutamat (NaGlu) <==> ständiges Überangebot an Glutamat <==> Einfluß auf den Gehirn-Stoffwechsel (?) <==> Veränderungen des Glutamin-Säure-Haushaltes <==> Veränderungen des Eiweißstoffwechsel <==> genetische Veränderung <==> Zöliakie (Gluten-Intoleranz)?
www.olaf-eitner.de/EIGENES/POTSDAM/MED/zoeliaki.htm

Olaf Eitner ist kein Wissenschaftler, was aber nicht heißt, daß er keine treffenden Gedanken haben könnte.

Ich finde diese Seite sehr interessant, und auch die Zuschriften weiter unten zeigen ja, daß auch andere sie lesen.

Zu Glutamin wird hier folgendes geschrieben:
Bei psychisch unterentwickelten Kindern und Jugendlichen bewirken Tagesgaben von 8-12g Glutamin eine beschleunigte Nachreifung, wobei das Intelligenzalter um mehrere Jahre gesteigert werden kann. Während einer 6-monatigen Glutamin-Behandlung fand man ein fortwährendes Ansteigen des IQ; dann blieb er trotz weiterer Glutamin-Gabe auf gleicher Höhe stehen. Glutamin bewirkt bei den Kapillaren eine Abdichtung und Resistenzsteigerung. Glutamin gibt es im Fachhandel: 100 Dragees 3,50 DM; 100g Glutaminsäure-Granulat kosten 11,40 DM. Haferflocken (morgens 2 Teller Haferflocken-Müsli) übten bei Hilfsschulkindern die gleichen günstigen Wirkungen (Leistungssteigerung, Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit, Nachlassen der Ermüdbarkeit, körperliche Kräftigung) wie einzelne Aminosäure(-präparate) aus [1].

Ursula Jonsson weist in dem Link auf ihr Buch" hin, zu dem es hier im Forum schon einige Infos gibt:
Bücher von Amazon
ISBN: 3831135282


Gruss,
Uta
 
Noch kurz etwas zur Ernährung - sonst führt aber diese Diskussion sicherlich zu keinem Ende.

@Joachim: Ich habe für meinen Sohn noch keine spezielle Diät, warte erst die Biopsie am Montag ab. Einige andere Allergien scheint er auch noch zu haben: Lactose- Fructoseallergie und noch einiges mehr....:confused:

Du schreibst: "Man muß sich bewußt machen, daß die Degeneration der Darmzotten letztendlich Folge eines langjährigen Vitalstoffmangels ist. Die primäre Aufgabe der Behandlung muß es daher sein, diesen Mangel möglichst schnell zu beheben."

Damit hast Du sicher Recht, es gibt aber auch den Ansatz, dass in der Hauptsache der übermäßige Verzehr von Zucker die Darmwand schädigt - gepaart sicher mit Vitalstoffmangel.

Beim Thema Vollkorn und Rohkost muss ich Bianca unbedingt Recht geben. Eine eventuell schwer geschädigte Darmwand ist sicher mir der Verarbeitung dieser sowieso schwer verdaulichen Stoffe überfordert. Warum nicht langsam an gesunde, vollwertige Ernährung herantasten? Mit Schonkost beginnen und dann, je nach Akzeptanz, nach und nach immer mehr an Vollwertkost ergänzen?

Um wieder zum Thema zurückzukehren: Ich kann mir durchaus vorstellen (wie andere ja auch schon geschrieben haben), dass mit einer gezielten (sinnvollen) Diät die Migräne und andere Krankheiten gebessert werden können. Wenn der gesamte Stoffwechsel wieder so funktioniert, wie er es sollte und die Darmwand die benötigten Nährstoffe wieder aufnehmen kann, wird sich das sicher positiv auf das Gesamtbefinden auswirken.

Gruß, Bettina
 
Nur angemerkt:
Einige andere Allergien scheint er auch noch zu haben: Lactose- Fructoseallergie und noch einiges mehr....

Eine Unverträglichkeit von Laktose und Fruktose fällt im allgemeinen unter die Intoleranzen und keine Allergien. DAs ist insofern wichtig, weil Intoleranzen sich bei einem Allergietest nicht zeigen.
Man hat dann zwar tolle Symptome, die sich wie eine Allergie zeigen, aber im Allergietest kommt eben nichts heraus.

Gruss,
Uta
 
Danke Uta,
ich habe ja gemeint Intoleranzen. Hab mich nur verschrieben.;)
Mein Sohn hatte einen Test zur Nahrungsmittelunverträglichkeit gemacht, da kamen diese Ergebnisse raus. Habe gerade gehört, dass diese Tests mit Vorsicht zu genießen sind. Ich werde mich jetzt nicht verrückt machen lassen und erstmal mit der glutenfreien Diät beginnen.

Liebe Grüße
Bettina
 
Hallo Uta,

ich muss da bei Gelegenheit mal nachschlagen; aber die Stoffwechselvorgänge hinsichtlich Gluten, L-Glutamin (NICHT Glutaminsäure!! Das bitte auch beim Kauf von Produkten beachten - nur L-Glutamin ist die "darmwertvolle" Aminosäure!) und Glutamat verlaufen anderes als es Herr Eitner darstellt.
Außerdem gibt es einen Unterschied zwischen dem körpereigenen Glutamat, das ein wichtiger Neurotransmitter ist, und Natriummonoglutamat, welches ein künstlich hergestellter Geschmacksverstärker ist. Eine Überflutung des Gehirns mit Glutamat wird u.a. für die Entstehung von Alzheimer verantwortlich gemacht; zur Therapie werden daher Glutamatrezeptor-Antagonisten wie Memantine eingesetzt.

Unser Körper verwandelt Gluten aber meines Wissens nicht in Glutamat und schon gar nicht in Natriummonoglutamat.

L-Glutamin hingegen kann tatsächlich die Darmschleimhaut aufbauen, man macht sich das bei der Therapie von Patienten, die künstlich ernährt werden, zunutze.
Hier ein paar gute Infos dazu:
Orthomolekulare Kompetenz: PreventNetwork im Erfahrungsaustausch mit der orthomolekularen Medizin
(Unter Nährstoffe und dort unter Nährstoffmonographien nachschlagen!)
Auch im Zusammenhang mit dem leaky-gut-Syndrom, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa wird L-Glutamin als Nahrungseränzung empfohlen.

Was mich jetzt allerdings stutzig macht, ist, dass Gluten doch vor allem aus den Aminosäurebausteinen Prolin und Glutamin bestehen.
Dann wäre ja beim Zöliakie-Kranken die Zufuhr von L-Glutamin auch nicht angezeigt bzw. geradezu kontraindiziert.

Schöne Grüße
Bianca
 
Wow, Bianca, Du bist ja vom Fach - irgendwie ;).

Ich kann Dir bei Deinen Fragen, die ich sehr interessant finde, leider nicht weiterhelfen. Aber vielleicht findet sich ja noch jemand, der da mehr weiß.

Grüsse,
Uta
 
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