Arzt und Patient

  • Themenstarter Malve
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Bleibt die einfache Frage: "wer soll das bezahlen ?" in der '5 Minuten' Medizin. Ich z.B. als möglicherweise langjährig praktizierender Arzt würde mich sehr verarscht fühlen wenn mir ein Pateint und nicht meine Innung einen Patientenknigge überreichen würde. Zudem hat das "sich beschäftigen" mit einem Patienten immer den Nachteil das man Gefühle entwickeln könnte und so nicht genügend Objektivität beim nächsten Patienten hätte. Es würde aus meiner (unfachmännischen) Sicht automatisch zu einer schärferen Bewertung einzelner Gegebenheiten (Krankheitsbildern) führen und der Arzt wäre verleitet den Schnupfengeplagten mit dem Krebserkrankten zu vergleichen. Der Arzt wäre moralisch verpflichtet sich mehr mit dem Krebspatienten zu beschäftigen und der Schnupfi würde so vermutlich leer ausgehen. Ein löblicher Gedanke aber in unseren Leistungs-Abrechnungsystem aus meiner Sicht für den Arzt unmöglich oder nur sehr schwer zu bewerkstelligen. Wie die aktuellen Zahlen der Apotheken und Pharmakartelle verraten geht der Trand (ob nun durch die 10 Euro oder einfach so) ja scheinbar zur Eigenmedikation ohne Arzt sofern die Eigenanamnese mit Hilfe von Freunden, Erfahrungswerten oder dem Internet es zulässt. Führende Kopfe in der Politik rufen ja auch zu mehr Eigenverantwortung in diesem (und anderen) Bereich aber die Lobbies halten sich geflissentlich an Ihr Schweigegelübte in allen Bereichen und so ist es immer ein Spiessrutenlauf die richtige Hilfe ohne Steuerung zu finden. Zudem soll der Hausarzt ja auch zum Koordinator umgeschult werden und so ist es noch ein langer Weg hin zur Gesundheitskarte mit mehr als 64KB wo nur Kleinigkeiten abgelegt werden können. Der Begriff "Telematik-lnfrastruktur" will erst noch gefunden werden während der Mp3 Player schon 1 Gigabyte für 29 Euro anbietet kann die teure Gesundheitskarte nur einen Bruchteil davon. Wir leben nun einmal in turbulenten Zeiten die niemand so recht voraussehen konnte und müssen erstmal lernen uns mit den Gedanken von gestern anzufreunden wo die Gedanken von Morgen sich schon zügig manifestieren.

Zudem müsste durch eine Patienten-Arzt Beziehung der Begriff "Patientengut" dringend in Revision.
 
Mein Arzt scheint diesen Patientenknigge schon zu kennen. Diese 10 Punkte erfüllt er leicht. Wenn ich mich trotzdem manchmal nicht sonderlich gut aufgehoben fühle, liegt das u.a. sicher daran, daß man sich heutzutage über das Internet über alles mögliche blendend informieren kann. Die Zeit dazu fehlt dem Arzt wahrscheinlich, so daß er sich doch glatt auf sein Wissen aus Studium, Praxis, Fachzeitschriften, Erfahrung, Werbung und Rückmeldungen verlassen muss.
Ein schwieriger Faktor ist wirklich die Zeit für die Patienten, die gesetzlich versichert sind. - So sagt mein Arzt immer, daß er nur dadurch auch für die gesetzl. Versicherten genügend Zeit hat, daß er auch genügend Privatpatienten hat. Das Zweiklassensystem ist zwar meiner Ansicht nach mies, aber aus dieser Sicht betrachtet muß man ihm direkt dankbar sein.

Vielleicht sollte man auch mal einen Patienten-Knigge herausgeben, in dem steht, daß die Patienten dem Arzt gegenüber auch manche Regeln beachten könnten, um ihn bei Laune zu halten: ihn mal fragen, wie es ihm geht, ihm das Gefühl geben, daß er auch Mensch/Mann/Frau ist, sich bedanken, wenn etwas geholfen hat, eine neue Einrichtung in der Praxis loben usw. usw.
Das sind zwar "sachfremde" Gedanken, aber ich bin überzeugt davon, daß sie ihren Teil dazu beitragen, daß der Arzt sich gerne Zeit nimmt für diesen Patienten. Das ist auch keine Schleimerei sondern der Ausdruck der Wertschätzung.

Uta
 
Hallo,
Aus dem Link Beziehungsmedizin:
Das klingt einerseits banal – und andererseits revolutionär. Natürlich war empfindsamen Ärzten immer bewusst, dass ihre Zuwendung einen heilenden Effekt auf ihre Patienten haben kann. Auf der besonderen Kraft einer solchen oft ritualhaften Beziehung beruht schließlich ein Großteil der Erfolge vieler Therapien – was auch Schamanen, Medizinmänner und Heilpraktiker nutzen. Doch im modernen Gesundheitssystem scheint das Wissen um die »Beziehungsmedizin« mehr und mehr verloren gegangen zu sein. Im Dickicht von Gerätemedizin, Bürokratie und Gesundheitspolitik bleibt kaum mehr Zeit und Raum für die Heilkraft der »Droge Arzt«. Statt Vertrauen prägen Misstrauen und Sprachlosigkeit die Beziehung zwischen Therapeuten und Patienten – insbesondere in Deutschland.

Diese angesproche Sprachlosigkeit kann ich auf jeden Fall bestätigen.
Meine Untersuchung in der Nefrologie war davon geprägt. Keine Begrüßung, nur knappe Anleitungen; Hinlegen, Freimachen, auf die rechte Seite drehen, auf die linke Seite drehen, das wars. Ich bezweifle, ob diese Ärztin überhaupt in mein Gesicht geschaut hat.

Zitat von Uta
Vielleicht sollte man auch mal einen Patienten-Knigge herausgeben, in dem steht, daß die Patienten dem Arzt gegenüber auch manche Regeln beachten könnten, um ihn bei Laune zu halten: ihn mal fragen, wie es ihm geht, ihm das Gefühl geben, daß er auch Mensch/Mann/Frau ist, sich bedanken, wenn etwas geholfen hat, eine neue Einrichtung in der Praxis loben usw. usw.

Viele Ärzte wollen das doch gar nicht, sie wollen doch auf ihrem erhöhten Podest stehen. Sie bauen doch ganz bewußt eine Distanz auf. Ich habe kein Problem damit einem Arzt Wertschätzung entgegenzubringen, wie man es jedem Menschen gegenüber tun sollte.
Aber diese Wertschätzung sollte der Arzt eben auch seinem Patienten entgegenbringen.
Den Patienten will niemanden bei Laune halten. Ärzte haben ihre Lobby die hinter ihnen steht. Nach dem Patienten fragt kein Mensch. Ich lese in der Presse immer "die Ärzte hätten die Nase voll", ich frage mich nur wann endlich die Patienten mal die Nase voll haben und sagen "bis hier hin und nicht weiter", jetzt muss endlich mal was geschehen.

Ich möchte bestimmt nicht alle Ärzte über einen Kamm scheren, ich habe auch Andere kennengelernt. Meine Hausärztin fordert mich sogar auf, Neuigkeiten in Punkto Amalgam an Sie weiterzugeben, da Sie sich nicht so intensiv damit befassen könnte, wie ich als Betroffene.

Liebe Grüße
Anne S.
 
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