Schwindel - Symptome, Formen und möglicher Urprung

KimS

In einem anderen Thread https://www.symptome.ch/threads/dauerhafter-schwindel-seit-ca-einem-jahr.35872/#post-239463 wurde von User Rübe ein Übersicht gemacht mit allerlei möglichen Formen des Schwindels und deren Ursprunge, den ich hier mal reinkopiere, sodass jeder für sich mal schauen kann was mögicherweise zutrifft, im Falle von Schwindelsymptome.

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Peripher-vestibuläre Störungen:
· benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPLS): Auftreten von Sekunden
dauerenden Drehschwindelattacken bei bestimmten kinetischen Lageänderungen.
Verantwortlich für den Lagerungsschwindel sind frei bewegliche
Kristalle in den Bogengängen (Canalolithiasis). Schädeltrauma, Neuritis
vestibularis oder Infekt der oberen Luftwege können Auslöser für BPPV sein.
· Neuritis vestibularis/ akuteVestibulopathie (akuter einseitiger partieller
Ausfall des N. vestibularis): Heftiger Dauerdrehschwindel auch in Ruhe während Tagen, initial bis zur Gangunfähigkeit. In der Regel ausgeprägte vegetative
Symptomatik (Übelkeit und Erbrechen). Gehäuft im Frühjahr und Herbst,
was als Argument für eine virale Ätiologie spricht. Ebenfalls werden Mikrozirkulationsstörungen
als Ursache diskutiert.
· M. Menière: klassische Trias: Tinnitus oder Druckgefühl, passagere Hörminderung und Drehschwindelattacken während Minuten bis mehreren Stunden.
Das pathologische Korrelat beim M. Menière ist ein endolymphatischer
Hydrops, welcher zur Vermischung von Peri- und Endolymphe mit konsekutivem
Ausfall des Gleichgewichts- und Hörorganes führt.
· Labyrinthitis
· Perilymphfistel (abnorme Kommunikation zwischen endolymphatischem
Schlauch und Innenohr nach Trauma, Barotrauma, Innenohroperation, entzündlich...)
· Vaskuläre Kompression des N. vestibularis (durch hirnstammnahe, pulsierende
Gefässe)
· Posttraumatisch nach Schädelhirn- oder HWS-Trauma
· Ototoxische Substanzen (Aminoglykoside, Schleifendiuretika, NSAR, Zytostatika, Antidepressiva...)
· Otosklerose, Ceruminalpfropf, chron. Otitis, Trommelfellperforation

Zentral-vestibuläre Störungen:
· Cerebrovaskuläre Ereignisse (TIA, Hirninfarkt...)
· Entzündliche, tumuröse, vaskuläre Hirnstammläsionen
· Basilarismigräne (Thrombose der A. basilaris)
· Multiple Sklerose, M. Parkinson, Chorea
· zerebraler Anfall (vestibuläre Epilepsie; Schwindel als isoliertes Epilepsiesymptom ist selten!!)

Zerebelläre Störungen:
· vaskuläre, tumuröse, entzündliche Kleinhirnläsionen

Okulärer Schwindel:
· Augenmuskelnerven-/Augenmuskelparesen
· neuromuskuläre Übertragungsstörung wie z.B. Myasthenia gravis
· Störung der brechenden Medien z.B. Katarakt

Störung sensibler Afferenzen:
· Polyneuropathie (Diabetes mellitus, Alkoholkrankheit, paraneoplastisch)
· Polyradikulo(neuro)pathie (sensibles Guillain-Barré-Syndrom)
· Spinalkanalstenosen (lumbal=Wurzelclaudication, cervikal=Myelopathie)
· Zervikospondylogenes Syndrom

Psychogener Schwindel:
· phobischer Schwankschwindel
· Depressive Verstimmungen
· Schizoaffektive Psychosen
· PNE= psychogene, nicht-epileptische Anfälle (ähnliche Präsentation wie Epianfall, aber ohne organisches Korrelat)

Internistische Ursachen für Schwindel:
· Nicht kardialer Schwindel: orthostatischer Schwindel (häufig; bei ca. 20% der >65jährigen), Hyperventilation, Panikattacken, als Begleitsymtom internistischer Erkrankungen (Anämie, Hyperthyreose, Hypoglykämie, postinfektiös, Hypoxie...), medikamentös (BD-senkende Mittel, Sedativa, Antidepressiva, Antiepileptika,...)
· Kardialer Schwindel (vgl. Guidlines Synkope): Rhythmusstörungen (Tachy-/Bradykardien), strukturelle Herzerkrankungen mit vermindertem Herzminutenvolumen (z.B. Myokardinfarkt, Klappenvitien, Kardiomyopathien...)

Umweltgifte, bakterielle Infektionen, Lebensmittelunverträglichkeiten, Allergien,
Wohnungsgifte, Morbus Wilson, Schilddrüse, Zähne und vieles mehr, wären auch noch als Ursachen zu nennen.

1. Anamnese als wichtigstes Instrument bei der Erarbeitung der Differentialdiagnose:

1. Art des Schwindels
· Systematischer, gerichteter Schwindel: Drehschwindel, Liftschwindel, Schwankschwindel (meist vestibulärer Schwindel)
· Diffuser ungerichteter Schwindel

2. Dauer des Schwindels
· Sekunden – Minuten, Attackenweise auftretend (typisch bei BPLS, transiente cerebrovaskuläre Störungen...
· Minuten - Stunden mit decrescendo-Charakter (v.a. bei M. Menière)
· Stunden –Tage (v.a. bei zentral-vestibulären Störungen im Hirnstamm, MS-Schub)
· Tagelanger Schwindel, nur langsam abklingend (typ. bei akut einseitigem Vestibularisausfall)
· Chronischer Schwindel (MS, ischämische oder paraneoplastische Krankheiten, vaskuläre Demenz, M. Alzheimer, M. Parkinson...)

3. Auftreten des Schwindels
· Schon in Ruhe (Neuritis vestibularis)
· Nur während oder nach Kopfbewegungen (BPLS, vertebrobasiläre Insuffizienz)
· Nur in bestimmten Situationen (phobischer Attackenschwindel)
· Belastungsabhängig (z.B. Treppensteigen: Herzinsuffizienz)
· Verschwindet der Schwindel bei geschlossenen Augen (okulärer Schwindel)

4. Vorhandensein von Begleitsymptome
· Tinnitus
· Höhrminderung
· Ohrschmerzen (Otitis, Mastoiditis)
· Vegetative Symptome: Nausea, Erbrechen
· Kopfschmerzen (Migräne, Trauma, Tumor, Infekt, pseudoradikuläres HWS-Syndrom)
· Neurologische Symptome : Paresen, Sensibilitätsstörungen...
· Bewusstlosigkeit während Schwindelattacke (Eine peripher-vestibuläre Erkrankung geht nie mit ewusstlosigkeit einher!!! DD der Synkopen; vgl.Guidelines)
· Gehschwierigkeiten (extrapyramidale Gangstörungen z.B. M. Parkinson, Pseudoparkinsonismus, cerebellärer Schwindel, Chorea)

5. Medikamentenanamnese/Alkohol (Schwindel als häufige NW von Medikamenten!!!)
· Insbesondere Antihypertensiva, Diuretika, Psychopharmaka, Antiepileptika, Parkinsonmedikamente

6. Bekannte organische Erkrankungen erfragen

Ursachen/Risikofaktoren:

Die Ursachen sind außerordentlich vielfältig, da es sich bei Schwindel um eine Begleiterscheinung vieler unterschiedlicher Erkrankungen handeln kann. In vielen Fällen lässt sich keine Ursache ausmachen.

Nach dem Ursprungsort der Störung wird zwischen peripherem Schwindel und zentralem Schwindel unterschieden.
Der periphere Schwindel wird auch Ohrschwindel, Vestibularisschwindel oder Labyrinthschwindel genannt. Es liegt eine Störung des Innenohrs vor, meist aufgrund einer Minderdurchblutung. Ursache können allgemeine Durchblutungsstörungen sein, doch auch Schädigungen durch Medikamente wie zum Beispiel durch das Antibiotikum Streptomycin und Acetylsalizylsäure oder eine Infektion mit Viren oder Bakterien. Dabei kann z. B. der Vestibularisapparat (Gleichgewichtsorgan im Innenohr) wie bei der Menière -Krankheit vorübergehend gestört sein, evtl. sogar ausfallen. Die Ursache des peripheren Schwindels kann aber genauso im Hirnstamm, an einem Hirnnerv oder im Kleinhirn lokalisiert sein.
Sehr häufig ist der sogenannte gutartige Lagerungsschwindel . Er tritt anfallsartig bei beistimmten Kopf- oder Körperhaltungen auf und äußert sich als Drehschwindel , der etwa eine Minute andauert.
Schuld daran ist ein kleines Teilchen, das sich aus der Wand des Innenohrs gelöst und in den Bogengängen festgesetzt hat. Dort reizt es die Sinneszellen und jetzt klappt die Koordination zwischen Gleichgewichtsorgan im Innenohr, optischen Eindrücken und Fühl- und Tastsinn nicht mehr. Folge ist ein Drehschwindel.
Der zentrale Schwindel beruht auf einer Störung im Gehirn und wird deshalb auch Hirnschwindel genannt. Bei älteren Menschen ist die Ursache häufig eine zerebrale Durchblutungsstörung aufgrund einer Arteriosklerose, durch die sich die Blutgefäße verengen. Dadurch kommt es zu einem Sauerstoffmangel im Gehirn und die Weiterleitung von Nervenimpulsen wird gestört. Oft klagen ältere Patienten, daß ihnen immer schwindelig wird, wenn sie nach oben blicken. Dann ist die Ursache oft eine Verkalkung der hinteren, unteren Kleinhirnarterie.
Bei jüngeren Menschen ist in vielen Fällen ein niedriger Blutdruck schuld an einer verminderten Sauerstoffversorgung des Gehirn. Doch auch ein zu hoher Blutdruck oder starke Blutdruckschwankungen können schwindelig machen.
Ebenso können Verspannungen im Halswirbelsäulenbereich die Blutzufuhr zum Gehirn drosseln und Schwindelanfälle auslösen. Zu solchen Verspannungen kommt es auch bei Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule, zum Beispiel bei
Osteoporose oder Artrose. (...)"

Diese Übersicht garantiert natürlich keine absolute vollständigkeit, aber bietet schon viele Anhaltspunkte und Hinweise auf möglichen Ursachen.

Herzliche Grüsse,
Kim
 
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Auf dieser Seite geht es vorrangig um somatoformen Schwindel, aber eben nicht nur.
Man kann sich verschiedene Videos anschauen mit den Themen:

SCHWINDEL OHNE BEFUND
BESCHWERDEN
GRUNDLAGEN DER RAUMORIENTIERUNG
AUSLÖSUNG
KEIN BEFUND
ANGST UND VEGETATIVE BESCHWERDEN
URSACHEN
TEUFELSKREISE
THERAPIE
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FILMTRAILER
VIDEO THERAPIE
VIDEO 1
VIDEO 2
VIDEO 3
VIDEO 4
VIDEO 5
VIDEO 6
VIDEO: LAGERUNGSSCHWINDEL
Schwindel ohne Befund - Der Schwankschwindel: Dr. Thomas Weiss

Grüsse,
Oregano
 
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