HWS-bedingter Schwindel und neurrootologische Untersuchungen

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Hallo zusammen,

das Thema HWS-bedingter Schwindel und neurootologische Untersuchungen haben wir bisher noch nicht eingehend diskutiert. Ich denke, das könnte sich lohnen.

Beim Versuch, einen neurootologischen Befundbericht zu verstehen, stieß ich u.a. auf folgende Infos / Links, die zu einem Einstieg in die Diskussion führen können:

* Silvia Brandstetter: Diagnostik und Therapie des vertebragenen Schwindels, Österr. Z. Phys. Med. Rehabil 14/2 (2004): https://www.boepmr.at/html/aerzte/zeitung/4_02/Diagnostik und Physikalische.pdf

Die Lit.-Angabe Nr. 15 (Hülse / Hölzl) spricht im Titel übrigens von der Wirksamkeit einer modifizierten Atlas-Therapie nach Arlén.

Und das, obwohl doch der Bundausschuss der Ärzte und Krankenkassen 2002 festgestellt bzw. beschlossen hat, dass die Atlastherapie nach Arlén wegen fehlender Wirksamkeit nicht erstattungsfähig ist.

Ich finde, dass gegen Schwindel generell verstärkt was unternommen werden müsste.

* Hölzl, Helling, Scherer: Die Vertikalkomponente beim Zervikalnystagmus: https://www.boepmr.at/html/aerzte/zeitung/4_02/Diagnostik und Physikalische.pdf

* Chr. Walch: Schwindelige Wendehälse. Bedeutung der Halswirbelsäule bei Diagnostik und Therapie von Vertigo: Schwindlige Wendehälse

Viele Grüße
Karolus
 
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hallo karolus,

wenn mein befund in den nächsten tagen von müller-kortkamp da ist,werde ich mich damit auseinandersetzen und hier auch was posten bzw.mitdisskutieren.
es waren ja einige U-ergebnisse nicht in ordnung,die auf eine schädigung im cervikalen bereich hinweisen.

liebe grüsse,fibi
 
Hallo Karolus,

da schließe ich mich fibi an :) Es ist absolut kein Desinteresse, dass ich noch nicht geantwortet habe, aber ich habe es nicht mal geschafft, Deine Links zu lesen bisher. Gleich gehe ich zur Physiotherpapie (Craniosacral, osteopathische Elemente,... :fans:), wie es die Herren V. und K. mir beide nahegelegt haben.

Das Thema hat eine Schnittstelle zu diesem: https://www.symptome.ch/threads/sympathikusreizung-durch-kopfgelenksdysfunktion.33806/ Denn Schwindel kann zumindest auch vegetativ bedingt sein und ist es bei mir vermutlich zumindest teilweise (das "torkelige", "schwankende", das für mich ganz normal ist...). Bei "vegatativ" sind wir dann wieder beim Sympathikus.

Ich finde es aber trotzdem gut und angemessen, uns für die neurootologische Betrachtung einen eigenen Thread zu gönnen und bin gespannt auf Weiteres.

Gruß 👋
Kate
 
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Hallo zusammen :)

Da fibi schon einen Dr. Müller-Kortkamp angesprochen hat, ist vielleicht folgender Fund für Euch interessant:

Dr. Müller-Kortkamp soll ein Doktorand von einem Claussen gewesen sein. (Damit ist wahrscheinlich Prof. Dr. Claus-Frenz Claussen gemeint, der 1970 als erster Hochschullehrer für Neurootologie dieses Fachgebiet als Teilgebiet im Bereich HNO in Deutschland begründetete:
Neurootologie ? Wikipedia
Claus-Frenz Claussen ? Wikipedia)

Das OLG Celle soll in 2 Urteilen dem Gutachten von Dr. Müller-Kortkamp gefolgt sein:
Vgl.: https://www.david-ev.de/literatur/Schleudertrauma_AuszugRecht.pdf (Hans Schmidt / Jürgen Senn (Hrsg.): Schleudertrauma - neuester Stand: Medizin, Biomechanik, Recht und Case Management, Expertenwissen für Juristen, Ärzte, Betroffene und Versicherungsfachleute, Zürich 2004), S. 61.

Außerdem wird dort grundsätzlich die Bedeutung und Aussagefähigkeit neurootoogischer Untersuchungen thematisiert.

M.E. ein in vielerlei Hinsicht interessantes pdf.

Viele Grüße
Karolus
 
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Noch einmal Hallo :)

Aus dem mir gerade vorliegenden neurootologischen Befundbericht ergeben sich meiner Meinung nach höchst interessante Bezüge, beispielsweise zur Frage nach der Qualität von MRT-Funktionsuntersuchungen der HWS (vgl.: https://www.symptome.ch/threads/funktionelles-mrt-der-hws-dr-volle-upright-mrt-u-a.8344/) sowie nach einem womöglich psychischen Aspekt einer HWS-Schädigung.

Ich zitiere einen Ausschnitt:

"Die Störungen im Bereich der Verstärkerfunktion des Innenohres (TEOAE), der pathologische Cervikalnystagmus, Beginn des Krankheitsgeschehens und Anamnese sind hinweisend für die Entstehung eines postraumatischen cervico-enzephalen Syndroms.

Insofern erlangen die durchgeführten MRT-Funktionsuntersuchungen in Bezug auf das vorliegende Krankheitsbild eine hohe Wertigkeit. Insbesondere unter dem Aspekt, dass die konventionellen bildgebenden Aufnahmen zu konträren Auffassungen führten.

Nach Vorliegen der jetzt vorliegenden Untersuchungsergebnisse handelt es nicht um ein psychogen-phobisches Geschehen, sondern es ist der Beweis erbracht, dass eine somatische Schädigung vorliegt."

Viele Grüße
Karolus
 
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Hallo zusammen,

hier die Entscheidung des Landessozialgerichts Berlin-Brandenburg aus dem Jahr 2007, dass neurootologische Befunde / Gutachten nicht anzuerkennen seien:
InfoSozialrecht, Ausgabe 04/2008: https://www.info-sozialrecht.de/Info-Sozialrecht 04_2008.pdf

RA Jürgen Langshals kommentiert:
"Die Unfallversicherungsträger können sich nach diesem Urteil die Hände reiben, denn es bietet ihnen die Möglichkeit schon vorgerichtlich die Möglichkeit im Rahmen des § 200 Abs. 2 SGB VII die Einholung eines neurootologischen Gutachtens zu verhindern." (S. 5)

Trotzdem einen schönen Tag
Karolus
 
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Hallo Karolus,

da hast Du ja mal wieder "auf den Punkt" recherchiert :) Wenn auch von der Sache her eher :mad:

Gruß
Kate
 
Hallo allerseits,

ich denke, in diesen Thread passt meine Info am besten - mich würde Eure Einschätzung dazu interessieren.

Da ich wieder vermehrt mit Schwindel zu kämpfen habe und die Kasse in der ersten Instanz das fMRT des kraniozervikalen Übergangs abgelehnt hat, bin ich am Überlegen, ob es sinnvoll wäre, zusätzlich den Schwindel bei einem Arzt mit otoneurologischem Wissen abklären zu lassen, der sich mit den Zusammenhängen von HWS und Schwindel auskennt (um somit mit einer entsprechenden Diagnose der Kasse gegenüber noch besser argumentieren zu können).

Dazu muss ich sagen, dass ich nach einer neurologischen Schwindelabklärung (wobei mein Verweis auf die diagnostizierten HWS-Beschwerden konsequent ignoriert wurde) am Schluß eine psychosomatische Verdachtsdiagnose an der Backe hatte (die ein konsiliarisch herbeigerufener Psychiater dann aber nicht bestätigte). Eine besonders beliebte Verlegenheitsdiagnose scheint wohl auch der phobische Schwankschwindel zu sein. Will sagen: Man sollte sich schon bewußt für eine Praxis mit entsprechender Erfahrung entscheiden. Soltau ist für mich leider sehr weit und somit auch teuer.

Vor diesem Hintergrund habe ich an der Uni Mannheim angerufen, wo Prof. Hülse praktiziert. Ich ging davon aus, dass er inzwischen im Ruhestand sei, aber anscheinend arbeitet er noch dienstags und donnerstags Vormittag und bei privater Zahlung (ca. 100-150.-€) ist ein Termin bei ihm (ggf. auch mit Atlastherapie nach Arlen) möglich. Ein Dr. Hülse scheint sich auch gut mit dem Thema auszukennen und dieser sprach auch davon, dass die meisten Patienten eine lange Ärzteodyssee hinter sich haben. Ein Termin bei Dr. Hülse wäre Kassenleistung.

Seit 10 Monaten haben sie in Mannheim wohl die neuesten Geräte zur Schwindeldiagnostik, die auch in der Forschung verwendet werden. Nach einer halbtägigen ambulanten Abklärung wäre theoretisch als nächster Schritt, falls Bedarf gesehen wird, auch eine umfassende 2-3-tägige Abklärung mit Aufenthalt im nahen Gästehaus möglich.

Ähnliche Diagnostik (wenn auch nicht mit der Erfahrung von Prof. Hülse) ist im HNO-Bereich wohl in Berlin und Aachen möglich. Zudem gibt es in München eine von Neurologen geführte Schwindelambulanz, v.a. auch für peripher vestibuläre Diagnostik.

Eine kurze Stichwortliste zu den möglichen Untersuchungen in Mannheim (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

- oVEMP und cVEMP
- Test aller 5 Gleichgewichtssinne
- subjektive visuelle Vertikale
- Optokinetik
- Drehstuhltest
- Kleinhirntest
- Elektrococheografie
- Kopfimpulstest
- funktionelle Untersuchungen der HWS

Hier noch der dazugehörige Link.

Was für mich noch eine offene Frage ist: Der Blick scheint sehr auf "funktionelle Defizite" der oberen HWS ausgerichtet zu sein. Ein Zitat der Homepage:

Die Ursache dieser Beschwerden liegt in einem „Funktionellen Defizit“ (sog. „Blockierung“) im Bereich der oberen HWS. Neuere Untersuchungen unterstreichen, dass hierbei vor allem die Rezeptoren in der tiefen Nackenmuskulatur im Kopfgelenksbereich die Beschwerden im HNO-Bereich auslösen. Beim „funktionellen Defizit“ wie auch bei den Muskelverspannungen handelt es sich um reversible Störungen, die durch Manualtherapie sehr erfolgreich behandelt werden können. Quelle: www.hno-mannheim.de/klinik/manuelle-medizin/index.html

Für mich fehlt dabei ein bißchen der Punkt, was die Ursachen für (wiederkehrende) funktionelle Defizite sein können (wie eben z.B. Bänderverletzungen, die wohl nicht reversivel sind). Leider habe ich vergessen, diese Frage zu stellen - im Text auf der Homepage klingt das alles so schön harmlos. Wichtig wäre mich auch ein Augenmerk auf Hirnnerven, Stammhirn etc., auch wenn eine Störung der propriozeptiven Rezeptoren im Nackenbereich für Schwindel mit verantwortlich sein kann.

Was meint Ihr dazu?

Viele Grüße,

odyssina
 
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