Kommunikationsverhalten von Ärzten

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Dieses Buch beschreibt das Kommunikationsverhalten von vielen Ärzten ihren Patienten gegenüber. Die Ärzte kommen nicht allzu gut weg. Die Frage für den Patienten bleibt: wie bringt er seine Anliegen rüber, so daß der Arzt ihm zuhört, ihn ernst nimmt, Anregungen akzeptiert?

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ISBN: 3865961819


Zeitmangel verhindert kooperative Entscheidungsfindung

So lässt der Arzt die Patientin nicht ausreden, unterbricht ihre Ausführungen häufig und stellt stattdessen strukturierende ja/nein-Fragen. Als sie seine gewählte Therapie, eine Spritze, ablehnt, fragt er lauter werdend immer wieder nach, warum sie sie nicht möchte und preist ihr die Spritze unter Nennung unverständlicher Fachbegriffe immer wieder an. Damit setzt er sie unter Druck und unterstreicht seine Kompetenz. Die oft geforderte kooperative Entscheidungsfindung finde beim Arzt nur selten statt, stellt Tim Peters fest. Er vermutet vor allem Zeitmangel hinter dem ärztlichen Einsatz sprachlicher Machtmittel. Der Germanist und Politikwissenschaftler arbeitet zurzeit am Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin der Ruhr-Universität an seiner Dissertation zur Arzt-Patienten-Kommunikation.

Machtgebrauch im Sprechzimmer: Masterarbeit als Buch erschienen

Uta
 
Macht im Kommunikations....

In die gleiche Richtung geht eine Untersuchung, die Konsultationsgespräche in Düsseldorfer Hausarztpraxen überprüfte. Ein Bericht dazu in der Süddeutschen Zeitung:
Mediziner - Belehrende Monologe - Wissen - sueddeutsche.de

Ärzte setzen Patienten noch immer häufig unter Druck, anstatt mit ihnen zu kooperieren. Das zeigen heimlich aufgezeichnete Patientengespräche.
Im Umgang mit ihren Patienten verwenden Ärzte oft Fremdwörter, halten belehrende Monologe und erheben die Stimme.

Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Ruhr-Universität Bochum. Der Sprachforscher Tim Peters fand heraus, dass die oft geforderte kooperative Entscheidungsfindung beim Arzt nur selten stattfinde. Stattdessen würden Ärzte die Patienten unter Druck setzen und ihre Kompetenz unterstreichen, teilte die Universität am Freitag mit.


Viele Grüße, Horaz
 
Hallo Horaz,

wir sprechen beide von der gleichen STudie bzw. vom gleichen Buch:

Tim Peters: Macht im Kommunikationsgefälle: der Arzt und sein Patient (= Forum für Fachsprachen-Forschung Bd. 82), Frank & Timme Berlin 2008, ISBN: 978-3-86596-181-5

Gruss,
Uta
 
Hallo Uta,

hoppla, einmal als Buch verarbeitet und einmal als Artikel! :)
Naja, ist jetzt zwar doppelt gemoppelt, aber wenigstens kein Widerspruch.

Viele Grüße, Horaz
 
Hallo Zusammen,

Dazu pass ja auch dieser Artikel den ich Vorgestern gelesen hatte:

"Wie geht's uns denn heute?" : Ärzte haben den Umgang mit Patienten verlernt. 3. Teil der ZEIT-Serie | Nachrichten auf ZEIT ONLINE

D A S K R A N K E N H A U S D E R Z U K U N F T - T E I L I I I
"Wie geht's uns denn heute?"
DIE ZEIT, Christiane Grefe

Ärzte haben den Umgang mit Patienten verlernt. 3. Teil der ZEIT-Serie

Vertrauen. Ein tiefes Gefühl. Vertrauen macht sicher, Misstrauen macht Angst. Ohne Vertrauen steht jede Beziehung auf dünnem Eis. Das gilt in besonderer Weise für ein Verhältnis, das spannungsreich ambivalent ist, die Beziehung zwischen Arzt und Patient. (...)

Auch interessant.

Herzliche Grüsse
Kim
 
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Ein Lichtblick zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Arzt und Patient dürften die Aktivitäten der Balint-Gesellschaft sein:

Anfang der 50iger Jahre lud Michael Balint (1896-1970) in London Allgemeinärzte zu einem Seminar ein, um die „Psychologischen Probleme innerhalb der medizinischen Allgemeinpraxis zu studieren“.
Sein Gedanke war, dass „das am allerhäufigsten verwendete Heilmittel der Arzt selber sei“ und dass es „für dieses hochwichtige Medikament noch keinerlei Pharmakologie gab“. „In keinem Lehrbuch steht etwas über die Dosierung, in welcher der Arzt sich selbst verschreiben soll ... oder über etwaige unerwünschte Nebenwirkungen.“
In der klassischen Balintgruppe sitzen 8 – 12 Ärzte unter der Moderation eines ausgebildeten Balintgruppenleiters zusammen. 1 ½ Stunden lang beschäftigen sie sich mit einer Arzt-Patien-Beziehung, die der vorstellende Arzt besser verstehen möchte. Er beschreibt die Begegnung mit einem Patienten aus der Erinnerung, ohne dass er hierzu Aufzeichnungen oder eine Krankenkartei benutzt.
Es entsteht so ein erlebnis- und gefühlsnaher Eindruck vom Referenten, vom Patienten und von Ihrer Beziehung zueinander.
Klassische Balintarbeit - Die Deutsche Balint-Gesellschaft e.V.

Michael Balint: "Der Arzt, sein Patient und die Krankheit" Gebundene Ausgabe: 521 Seiten
Verlag: Klett-Cotta, Stgt.; Auflage: 9. A. (1996)
ISBN-10: 3608952802
ISBN-13: 978-3608952803

Liebe Grüsse,
uma
 
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