Warum gibt es Wut auf Kranke?

whyskyhigh

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11.05.08
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Gestern habe ich mit einer Kollegin gesprochen, die total sauer auf ihren Mann ist und nun die Scheidung eingereicht hat. Weil er krank ist. Und sie war auch die letzten Jahre immer wütend auf ihn. Warum ist das so? Ich denke, das hat nichts mit Frau zu tun, es gibt bestimmt auch Männer, die sauer sind, wenn ihre Frau krank wird und sie deswegen verlassen. Oder auch unter Kollegen kann das sein.
 
Hallo whyskyhigh,

Wer einen Partner hat der chronisch krank ist hat oft damit Probleme. Man muss oder möchte Rücksicht auf den kranken Partner nehmen, die eigenen Bedürftnisse stehen hinten an, weil "man ist ja gesund". Ein "normales" Leben mit Unternehmungen usw. ist oft nicht mehr möglich. Hinzu kommt dass ein kranker Mensch sich oft auch verändert. Er wird mürrisch oder traurig, manchmal sogar depressiv. Die frühere Leichtigkeit in der Beziehung, der Spass sind auf einmal verschwunden, die Tage sind ausgefüllt mit Schmerzen, Arztbesuchen, Diskussionen und und und.

Was auch noch eine große Rolle spielen kann ist das Gefühl nicht helfen zu können. man sieht den Anderen leiden und kann nichts tun. Trotzdem wird man tagtäglich damit konfrontiert. Das ist nicht leicht auszuhalten.

liebe Grüße von Hexe :hexe:
 
Hallo :wave:

ich schließe mich Deinen Gedanken an, Hexe.

Ergänzend habe ich jedoch auch schon mal darüber nachgedacht, ob nicht auch diese
übertriebene Psychologisierung von Befindlichkeitsstörungen und Erkrankungen zu einer Art
"Attestierung von psychischer Unfähigkeit" und damit zur Ablehnung des Betroffenen führen könnte.

Will sagen, daß es ja fast zu einer Art "Allgemeinbildung" geworden ist,
Menschen, die z.B. öfter Kopfschmerzen haben, zu fragen:
"Worüber zerbrichst Du Dir denn immer so den Kopf?" oder bei wiederkehrenden Magenschmerzen
"Was ist Dir denn auf den Magen geschlagen?" etc., dabei ist u.U. nur noch nicht herausgefunden worden,
daß der Betroffene eine Schwermetallvergiftung, Helicobacter, Morbus Wilson oder ... oder ... hat.

Aber Viele meinen es dennoch besser zu wissen: "Der will sich nur nicht seinen Problemen stellen!
Der ist stur! Ach ich habe keine Lust mehr, mich mit diesen ewig gleichen Themen zu beschäftigen.
Du (Betroffener) tust nicht genug, um an Deine psychischen Probleme heranzukommen... etc.,
und ICH muß hier jetzt alles alleine machen" :mad:

Ich glaube, daß es manchen Menschen unglaublich schwer fällt emphatisch zu sein,
wenn eigene Erwartungen an den Anderen nicht (mehr) erfüllt werden.

Viele Grüße
Miss Marple
 
Warum das so ist, ist sicher von Fall zu Fall verschieden. Ich selbst kann es keinem Menschen verübeln, wenn er mich verlassen würde, weil ich krank bin und ihn damit einschränke. Bei einer sehr starken Liebe, denke ich, werden beide Seiten die Kraft aufbringen können, um beieinander zu bleiben.

Viele Grüße, Anne
 
Vielleicht ist der Grund, einen kranken Partner zu verlassen, auch gar nicht die Krankheit sondern die Veränderung des Kranken zu einer Art "Egozentriker": Seine/ihre Gedanken kreisen häufig fast nur noch um die Krankeit, wobei das nicht für eine Erkältung gilt sondern für eine chronische Krankheit.
Das Gleichgewicht, das in einer Beziehung gut tut - Geben und Nehmen - ist gestört, und das geht auf lange Sicht selten gut.
Wenn man es rechtzeitig schafft, für beide Seiten Entlastung zu finden, mag es gut gehen.

Gruss,
Uta
 
Ich glaube, daß es manchen Menschen unglaublich schwer fällt emphatisch zu sein,
wenn eigene Erwartungen an den Anderen nicht (mehr) erfüllt werden.

Das scheint bei allem Menschen so zu sein: je größer die Erwartungen an andere und je mehr Bedürftnisse da sind die man von anderen erfüllt sehen möchte, desto weniger ist man fähig zu Empathie/Mitgefühl.

Chronisch kranke Menschen haben meiner Meinung nach ein sehr großes Bedürftnis nach Anerkennung (auch ihrer Krankheit), Verständnis.
So werden die Erwartungen des gesunden Partners wie dieses ausgeglichene Geben und Nehmen von dem Uta schreibt, nicht mehr erfüllt.

Bei einer sehr starken Liebe, denke ich, werden beide Seiten die Kraft aufbringen können, um beieinander zu bleiben.

Ja, das denke ich auch. Wenn beide Seiten daran arbeiten und jeder auch schaut dass es dem anderen gut geht - wie in jeder "normalen" Partnerschaft, nur mit "verschärften" Bedingungen. :)

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Guten morgen in die Runde :wave:

ich finde die Fragestellung interessant "Warum gibt es Wut auf Kranke".

Mir fiel parallel dazu noch ein, daß auch auffallend oft Opfer von Verbrechen relativ bald "vergessen" werden, aber über die Täter noch lange gesprochen wird
(dieses meine ich jetzt natürlich nicht als Vergleich zu einer Partnerschaft ;) )
Ich frage mich ganz allgemein, ob es in unserer Leistungsgesellschaft zu wenig Emphatie für Schwächere gibt?

Ich wäre sehr traurig, wenn mein Mann mich wegen einer Erkrankung verlassen würde. Mir gibt es Kraft zu wissen, daß ein mir naher Mensch an meiner Seite ist und bleibt, wenn es mir nicht gut geht.
Genauso ist es umgekehrt!

Ich verurteile Andere nicht, wenn sie ihre Partner verlassen.
Das muß selbstverständlich Jeder für sich entscheiden.

Die Frage war ja "warum gibt es Wut auf Kranke".

Ein schönes Wochenende
wünscht Euch
Miss Marple
 
Zuletzt bearbeitet:
.. Kollegin .. die total sauer auf ihren Mann ist und nun die Scheidung eingereicht hat.
Weil er krank ist. Und sie war auch die letzten Jahre immer wütend auf ihn. ..

Hallo :)

deine Kollegin will die Scheidung WEIL ihr Mann krank ist?
und schon seit Jahren ist sie immer wütend auf ihn?
hatte dieses wütend sein denn auch schon mit seiner Krankheit zu tun?
dann muß er ja schon länger krank sein. .. hm ..
was für eine Krankheit hat er denn? :confused:

für mich klingt das eher nach einer Sucht als nach einer Krankheit im eigentlichen Sinne.

denn "man" ist doch nicht auf jemanden wütend, weil er Diabetes oder Rheuma hat, oder?
und wegen Arthrose läßt "man" sich doch auch nicht scheiden, denk ich mal.

LG
Gina
 
Hallo whyskyhigh,

Wer einen Partner hat der chronisch krank ist hat oft damit Probleme. Man muss oder möchte Rücksicht auf den kranken Partner nehmen, die eigenen Bedürftnisse stehen hinten an, weil "man ist ja gesund". Ein "normales" Leben mit Unternehmungen usw. ist oft nicht mehr möglich. Hinzu kommt dass ein kranker Mensch sich oft auch verändert. Er wird mürrisch oder traurig, manchmal sogar depressiv. Die frühere Leichtigkeit in der Beziehung, der Spass sind auf einmal verschwunden, die Tage sind ausgefüllt mit Schmerzen, Arztbesuchen, Diskussionen und und und.

Was auch noch eine große Rolle spielen kann ist das Gefühl nicht helfen zu können. man sieht den Anderen leiden und kann nichts tun. Trotzdem wird man tagtäglich damit konfrontiert. Das ist nicht leicht auszuhalten.

liebe Grüße von Hexe :hexe:

Hallo Hexe
Das kann ich gut verstehen, dass ein Partner von einem Kranken Unternehmungen zurückstellt. Das tut der Kranke auch. Wenn er Diät halten muss, dann muss er den Wunsch nach Torte zurückstellen oder es gibt auch andere Beispiele. Das vestehe ich. Ich verstehe auch, dass der Kranke traurig ist, denn wer erkrankt wird nicht heiter. Auch der Partner nicht. Das kann ich auch verstehen. Und wenn der Partner nicht helfen kann, dann wird er sich Hilfe suchen beim Arzt oder bei einer Selbsthilfegruppe. Aber im Zusammenhang kann ich Deinen Post nicht verstehen. Nur die einzelnen Punkte.

Gruss
 
Aber im Zusammenhang kann ich Deinen Post nicht verstehen. Nur die einzelnen Punkte.

Gruss

Hallo whyskyhigh,

du hast gefragt warum es geschieht dass ein (gesunder) Mensch wütend auf seinen kranken Partner ist.
So habe ich deine Frage verstanden. Ist das so richtig?

Darauf habe ich dir mit den Beispielen geantwortet. Das sind nämlich die Gründe für die Wut, meiner Meinung nach.

Bei jedem dieser einzelnen Punkte die ich dir genannt habe kann ich mir vorstellen dass er dazu führen kann wütend auf den kranken Partner zu werden.

liebe Grüße von Hexe :hexe:
 
Miss Marple Ich wäre sehr traurig schrieb:
warum[/I] gibt es Wut auf Kranke".

Ein schönes Wochenende
wünscht Euch
Miss Marple


Hallo Miss Marple ! :)

Ich denke, wenn man ein Menschen wirklich liebt, dann steht man auch zu ihn....

Beispiel >

Jahrelang verlobt.
Plötzlich = Autounfall > Folge: Rollstuhl
>
War es Liebe, wenn man einen dann im Stich lässt ??
Wo war dann die Liebe ?
-
Fakt: Der Mensch, der nur darauf aus ist einen perfekten Menschen zu finden, der irrt sich bei jeden !


Schwer ist es, wenn einer durch Wachkoma z.B. sich nicht mehr an eigene Familie erinnern kann...
>
aber selbst dann passen die gleichen Fragen auch treffend zu, die ich schrieb.


Milan


:)
 
Was auch noch eine große Rolle spielen kann ist das Gefühl nicht helfen zu können. man sieht den Anderen leiden und kann nichts tun. Trotzdem wird man tagtäglich damit konfrontiert. Das ist nicht leicht auszuhalten.

Ja eben , ich denke das dieses oft das Hauptproblem ist.

Ich sah es in der eigenen Familie. Mein Pflegevater hat Parkinson im fortgeschrittenen Stadium und Schrumpfhirn. Er wurde agressiv , vergass alles ,wurde trotzig wie ein Kind .

Meine Mutter konnte es irgendwie nicht akzeptieren , fauchte ihn bei jeder Gelegenheit an und wurde oft richtig gehässig. Obwohl sie eigentlich die Gutmüdigkeit in Person ist.
Sie konnte nicht mehr aus dem Haus und ihn alleine lassen und Einladungen annehmen ging gar nicht mehr.

Ich griff ein und besorgte für 3 Tage einen Tagesklinik Platz für ihn.

So entspannte sich vieles etwas , obwohl es nicht leichter wird.

Mit dem verlassen eine kranken Partners habe ich aber irgendwie trotzdem probleme.
Mein Mann hätte so gesehen lange Jahre das recht gehabt mich alleine zu lassen. Schmerzen machten auch mich oft ungerecht.
Ich denke das da die vorhandene Liebe eine grosse Rolle spielt.

Liebe grüsse
Petra
 
Mit dem verlassen eine kranken Partners habe ich aber irgendwie trotzdem probleme.
Mein Mann hätte so gesehen lange Jahre das recht gehabt mich alleine zu lassen. Schmerzen machten auch mich oft ungerecht.
Ich denke das da die vorhandene Liebe eine grosse Rolle spielt.

Schmerzen machen so ziemlich jeden ab und an mal ungerecht oder unleidlich.
Ich kenne das auch. :eek:)
Liebe - ja,die spielt eine große Rolle ob der Partner da bleibt oder nicht. Und dabei geht es ja nicht darum ob er "das Recht" dazu hat. Jeder Mensch hat das Recht eine Beziehung zu beenden wenn er sie nicht mehr führen möchte, aus welchen Gründen auch immer.
Aber ausser der Liebe gibt es da noch so ein, zwei Punkte die mit reinspielen, denke ich.
Der Charakter des Partners, also ist er eher ein verlässlicher Typ der auch in schwierigen Zeiten nicht aufgibt oder ist er eher der "leichtlebige" der sich nicht durch harte Zeiten beissen kann....
Und dann die Frage: wie stark ist der Partner, was hält er aus ohne selber daran kaputt zu gehen?

Liebe Petra, das ist eine schwierige Situation in der deine Mutter da steckt. Ich kann mir vorstellen dass das unglaublich viel Kraft verlangt. Ich finde es war eine gute Idee von dir da mal für ein paar Tage die Situation zu entschärfen. Ich weiss nicht, ich glaube ich würde das nicht leisten können was deine Mutter da leistet.

liebe Grüße von Hexe :hexe:
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Hexe

ja sie leistet wirklich etwas obwohl sie auch sehr krank geworden ist.

Da es mein Pflegevater ist hätte er eigentlich 3 eigene Töchter und keine meldet sich . So bleibt halt das meiste sowieso an mir hängen , aber gottlob vertraut er mir soweit .

grüsse
Petra
 
Hallo :wave:

ich schließe mich Deinen Gedanken an, Hexe.

Ergänzend habe ich jedoch auch schon mal darüber nachgedacht, ob nicht auch diese
übertriebene Psychologisierung von Befindlichkeitsstörungen und Erkrankungen zu einer Art
"Attestierung von psychischer Unfähigkeit" und damit zur Ablehnung des Betroffenen führen könnte.

Will sagen, daß es ja fast zu einer Art "Allgemeinbildung" geworden ist,
Menschen, die z.B. öfter Kopfschmerzen haben, zu fragen:
"Worüber zerbrichst Du Dir denn immer so den Kopf?" oder bei wiederkehrenden Magenschmerzen
"Was ist Dir denn auf den Magen geschlagen?" etc., dabei ist u.U. nur noch nicht herausgefunden worden,
daß der Betroffene eine Schwermetallvergiftung, Helicobacter, Morbus Wilson oder ... oder ... hat.

Aber Viele meinen es dennoch besser zu wissen: "Der will sich nur nicht seinen Problemen stellen!
Der ist stur! Ach ich habe keine Lust mehr, mich mit diesen ewig gleichen Themen zu beschäftigen.
Du (Betroffener) tust nicht genug, um an Deine psychischen Probleme heranzukommen... etc.,
und ICH muß hier jetzt alles alleine machen" :mad:

Ich glaube, daß es manchen Menschen unglaublich schwer fällt emphatisch zu sein,
wenn eigene Erwartungen an den Anderen nicht (mehr) erfüllt werden.

Viele Grüße
Miss Marple

Hallo Miss Marple
Was meinst Du mit Psychologisierung? Denkst Du, das Problem ist erst da, seit so viel über Therapie geredet wird? Es sei eher ein modernes Verhalten?
Meinst Du damit ein Kranker wird per se abgelehnt? Weil er nicht funktioniert wie er soll? Wenn es so sein sollte, der Kranke leistet nichts mehr und ist nicht gut genug, das wäre erstens sehr schlimm, aber dann verstehe ich nicht die Aggression, weil diese macht doch Krankheit schlimmer.


Gruss
 
Hallo whyskyhigh,

mit "übertriebener Psychologisierung" meine ich die Unart,
hinter wirklich jedem körperlichem Symptom eine psychische Ursache zu vermuten,
welche es doch für den Kranken nur gilt herauszufinden und abzustellen....

Und ja, ich denke, daß Wut auf Kranke auch existiert, da diese den Ansprüchen
und Erwartungen der Angehörigen nicht mehr gerecht werden.
Wenn z.B. ein Einkommen in der Familie wegbricht, kann es u.U. zu spürbaren finanziellen
Einbußen und den damit verbundenen Konsequenzen kommen.
Die Aggressionen der Angehörigen bestehen m.M.n. auch aus ihren Ängsten
und/oder ihrer Überforderung, mit der neuen Situation umzugehen.

Das Thema "Wut auf Kranke" könnte man eigentlich auch auf "Umgang mit (chronisch) Kranken"
oder "Umgang mit nicht leistungsfähigen Mitgliedern der Gesellschaft" erweitern.

Wer nicht funktioniert, ist draußen, und wird zur Last.
So schlicht ist unsere traurige, gesellschaftliche Wahrheit.
Über diese Realität läßt sich hier im Forum in Berichten von Betroffenen ja auch zwischendurch lesen.

Sorry, daß ich nicht vermag, Dir positiver zu antworten.

Viele Grüße
Miss Marple
 
ich denke auch, das ist ein sehr wichtiges Thema weil immer aktuell.
Und auch bei den geduldigsten Menschen kommt irgendwann der Frust. Sei es bei den Angehörigen oder bei den Kranken selber.

Die Aggressionen der Angehörigen bestehen m.M.n. auch aus ihren Ängsten
und/oder ihrer Überforderung, mit der neuen Situation umzugehen.

Das sehe ich ganz genauso.
Nur ist der Kranke oftmals selber überfordert und kann so den Angehörigen ihre Ängste nicht nehmen bzw. sie langsam und vorsichig an die neue Situation heranführen.

Da beide Seiten unter Stress stehen, wegen der Krankheit, ist Streit, Wut, Ärger und Hilflosigkeit vorprogramiert.

Die Frage die sich mir dabei stellt ist:
wie gehe ich mit der Situation um, wie nehme ich, als Kranker oder auch als Angehöriger, da erstmal den Druck raus?

liebe Grüße von Hexe :hexe:
 
Warum das so ist, ist sicher von Fall zu Fall verschieden. Ich selbst kann es keinem Menschen verübeln, wenn er mich verlassen würde, weil ich krank bin und ihn damit einschränke. Bei einer sehr starken Liebe, denke ich, werden beide Seiten die Kraft aufbringen können, um beieinander zu bleiben.

Viele Grüße, Anne

Hallo Anne. Ich stimme Dir zu, das ist nicht in jeder Familie so. Das meinte ich auch nicht, ich meinte es gibt das und nicht, in jeder Familie ist es so. Warum kannst Du es nicht verübeln? Was ist eine Familie wert, wenn gerade in der Krise gegangen wird? Was ist dann Freundschaft wert? Was ist eine starke Liebe?
Gruss und Danke
 
Hallo whiskyhigh,

Warum kannst Du es nicht verübeln?

Weil jeder Mensch ein Recht auf das Leben hat, dass er leben will und man es nicht von anderen Menschen ahängig machen sollte. Natürlich schmerzt es, wenn man verlassen wird und noch schmerzhafter wäre es aus dem Grunde einer Krankheit. Bei mir war es umgekkehrt: Ich habe mich vor einigen Jahren von meinem Partner getrennt (den ich sehr geliebt habe und wir hatten eine schöne Beziehung), als ich krank wurde. Das war ebenso schmerzhaft, wie das Verlassenwerden. Ich musste aus gesundheitlichen Gründen die Umgebung verlassen, meine Lebensweise komplett umstellen, was mir in seiner Nähe kaum möglich war und er hing nunmal an dem Ort, an dem er schon so lange lebte. Ich hätte dort und mit ihm wenig Chancen gehabt, gesund zu werden, denn er hat mich damals nicht verstanden.

Was ist eine Familie wert, wenn gerade in der Krise gegangen wird?

Jeder Mensch ist und bleibt Bestandteil (m)eines Lebens, egal wie nah oder fern er ist. Die Frage ist, wie man mit Trennung umgeht und ob man es schafft, konstruktive Lösungen zu finden. Als Kind habe ich meine Eltern angefleht, sie mögen sich trennen, obwohl ich natürlich an beiden Elternteilen hing. Hätten sie es getan, wären wir Kinder heute gesünder, denke ich. Zwei meiner Geschwister waren bereits in der Psychiatrie.

Was ist dann Freundschaft wert?

Freundschaft definiere ich nicht über Nähe. Freunde geben mir Rat, oder lesen mir mal die Leviten, wenn es sein muss. Meine Freunde können kommen oder gehen, wann sie wollen und müssen nicht das tun, was ich erwarte. Wenn man (mal) Hilfe braucht, sind sie da.

Was ist eine starke Liebe?

Tja, das "ewige Treue schwören" gehört für mich nicht dazu. Es ist für mich eine tiefe Verbundenheit, die Bereitschaft sich weiterzuentwickeln und diese Weiterentwicklung auch dem anderem zuzugestehen, und sei es, dass man bei ihm bleibt, wenn er krank ist. Dazu gehört viel Vertrauen. Es kommt aber auch darauf an, ob der Kranke Partner wirklich bereit ist, gesund zu werden. Oft hängen Krankheit und Partnerwahl leider zusammen. Der Schwächere sucht den Starken...und umgekehrt. Das kann auch eine starke Bindung sein.

Gruss und bitte ;)
 
Vielleicht ist der Grund, einen kranken Partner zu verlassen, auch gar nicht die Krankheit sondern die Veränderung des Kranken zu einer Art "Egozentriker": Seine/ihre Gedanken kreisen häufig fast nur noch um die Krankeit, wobei das nicht für eine Erkältung gilt sondern für eine chronische Krankheit.
Das Gleichgewicht, das in einer Beziehung gut tut - Geben und Nehmen - ist gestört, und das geht auf lange Sicht selten gut.
Wenn man es rechtzeitig schafft, für beide Seiten Entlastung zu finden, mag es gut gehen.

Gruss,
Uta

Hallo Uta
Damit wirfst Du die Frage auf, was ist zuerst: Egozentrik und dann Krankheit oder umgekehrt oder Beides zusammen oder kommt erst die Krankheit? Ein Kranker ist wohl eher nicht euforisch oder unterstützend. Welches Gleichgewicht von Geben und Nehmen gibt es in der Beziehung?
Was meinst Du mit Entlastung?
Entlastung für den Kranken?


Gruss
 
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