Kompartment-Syndrom / erhöhter Gewebedruck führt zu neuromuskuläre Störungen

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Kompartment-Syndrom / erhöhter Gewebedruck führt zu neuromuskuläre Störungen

Das Kompartment - Syndrom

Beim Kompartmentsyndrom kommt es aufgrund einer starken Erhöhung des Gewebedrucks zu einer Durchblutungsstörung der Muskeln und begleitenden Nerven, bis hin zur Organschädigung.


Auslöser :

1. sind überwiegend Verletzungen, die mit Blutergüssen oder der Bildung entzündlicher Flüssigkeit einhergehen. Daher ist eine häufige Ursache für das Kompartmentsyndrom der Knochenbruch, Muskelquetschungen (z. B. bei Verschüttungen oder Einklemmungen); heute inzwischen oft (zur Chronifizierung tendierend) durch die übermäßige Belastung der Muskulatur bei Leistungssportlern - Gehern, Mittelstrecken- und Marathonläufern oder Triathleten. Betroffen sind Muskeln, die in wenig dehnbaren Muskelkammern liegen und von einer derben Muskelbinde, der so genannten Faszie, umhüllt sind. Eine stärkere Ausdehnung ist dann bei erhöhtem Innendruck unmöglich.

2.Des Weiteren kann ein Kompartmentsyndrom auch durch den Arzt selbst, also iatrogen, ausgelöst werden, wenn Wundverbände, v. a. ein Gipsverband, zu eng angelegt werden.

3.Ein weiterer Risikofaktor sind sehr lange (mehr als 5-stündige) Operationen, z. B. in Steinschnittlage, vor allem in der Urologie, daneben auch in der Gynäkologie und in sehr seltenen Fällen in der Viszeralchirurgie. Zur Vermeidung dieser Komplikation wird bei lang dauernden Operationen zunehmend dazu übergegangen, im Laufe der Operation zu pausieren, um die Lagerung der Beine vorübergehend zu ändern.

4.Sehr selten wird eine Druckerhöhung durch eine bakterielle Entzündung,
z. B. in Folge von Insektenstichen, ausgelöst.


Symptome und Merkmale :

Das Kompartmentsyndrom tritt vor allem am Unterarm und Unterschenkel auf, insbesondere im Bereich des vorderen Schienbeins (Schienbein-Kanten-Syndrom). Die mangelnde Blutversorgung kann zum Absterben von Muskelgewebe und zu Lähmungserscheinungen der betroffenen Gliedmasse führen.

Ein chronisches Kompartmentsyndrom äußert sich in aller Regel durch belastungsabhängige Schmerzen, eventuell ein Kribbeln in der betroffenen Extremität. Oft sieht man eine deutliche Schwellung der entsprechenden Muskelloge. Legt beispielsweise der Tennisspieler daraufhin den Schläger aus der Hand, verschwinden die Symptome typischerweise rasch.

Im akuten Stadium der Erkrankung klagen die Betroffenen über erhebliche Schmerzen und starkes Spannungsgefühl in der Muskulatur.Auch hier Empfindungen von Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Extremitäten. In der Folge kommt es unbehandelt zu bleibenden Funktionseinschränkungen von Muskeln und Gelenken.


Diagnose :

Die charakteristischen Beschwerden und eine Messung des Gewebedrucks im Unterarm bzw. Unterschenkel bedingen beim Kompartmentsyndrom die Diagnose. Es wird nach Diagnosestellung frühzeitig operativ versorgt, um Folgeschäden zu vermeiden und hat bei erfolgreicher Behandlung eine gute Prognose.
Bei einem schweren akuten Kompartmentsyndrom können die Arterien so sehr komprimiert sein, dass sich die Pulse an der betroffenen Extremität nicht mehr tasten lassen.
Endgültige Sicherheit bringt die so genannte subfasziale Druckmessung. Dabei sticht der Arzt eine Kanüle mit einer speziellen Drucksonde in die betroffene Muskelloge und misst den Druck im Kompartment. Die Höhe entscheidet auch über die weitere Therapie, ab einem bestimmten Grenzwert ist die Zirkulation so eingeschränkt, dass operiert werden muss.
Ob und wie sehr der Blutstrom in den Gefäßen beeinträchtigt ist, lässt sich mit einer Ultraschalluntersuchung feststellen, die außerdem Aufschluss darüber gibt, ob eine Venenthrombose das Kompartmentsyndrom verursacht. Zur Ursachenforschung sind dann gelegentlich noch weitere Untersuchungen nötig, beispielsweise ein Röntgenbild, um einen Knochenbruch zu finden.



Therapie :

Bei der Therapie des Kompartmenstyndroms muss zwischen akutem und chronischem bzw. funktionellem Kompartmentsyndrom unterschieden werden.

Beim akuten Kompartmentsyndrom ist die Fasziotomie Therapie der Wahl: Entlastung des betroffenen Kompartments durch notfallmäßige Spaltung der Muskellogen (im Falle des Unterschenkels: Laterale Inzision der Tibialis-anterior-Loge und der oberflächliche Beugerloge auf der gesamten Unterschenkellänge) bzw. im Falle des Abdomens durch notfallmäßige Eröffnung der Bauchhöhle (Laparatomie).

Durch das Setzen von vorgelegten Nähten kann ein weites Auseinanderklaffen der Wundränder vermieden und eine schrittweise Wiederannäherung vorbereitet werden. Die Wunde wird nach Rückgang der Schwellung in der Regel mittels Sekundärnaht oder Spalthauttransplantation verschlossen.

Beim chronischen bzw. funktionellen Kompartmentsyndrom wird konservative Therapie angewandt: Kühlung, Hochlagerung, Kompression und Belastungsreduktion der betroffenden Muskulatur sollte angewandt werden. Eine sportliche Belastung sollte dementsprechend vermieden werden. Meist ist jedoch ein Training im aeroben Bereich mit geringer Herzfrequenz möglich und auch für die Heilung des Kompartmentsyndroms sinnvoll. Durch die verbesserte Durchblutung der Muskulatur werden die Faszien besser mit Nährstoffen versorgt. Solange beim Muskelstoffwechsel durch Training in der Nähe des anaeroben Bereiches kein Laktat anfällt, dürften sich keine Symptome zeigen. Das Training sollte also eine geringe Intensität insgesamt keine zu grosse Belastung durch zu große Trainingsumfänge für die Muskulatur aufweisen.


Komplikationen bei der Fasziotomie / Faszienspaltung :

Als Komplikationen des Eingriffs kann es zu Verletzungen von anderen Strukturen wie Muskeln, Nerven und Blutgefäßen kommen, die Blutungen und Nachblutungen nach sich ziehen können. Infektionen, vor allem im Bereich der Wunde, sind möglich. Schlimmstenfalls führt dies zu einer Blutvergiftung. Blutgerinnsel, also Thrombosen und Embolien, können vorkommen, sind in der Regel allerdings selten.
Da die Operation aber ein Notfalleingriff ist, ohne den die betroffene Extremität absterben und schlimmstenfalls sogar der Patient selbst sterben würde, steht der Nutzen der Maßnahme auf jeden Fall über den möglichen Risiken.


Weitere Quelle und Quelle Zitat : Kompartmentsyndrom – Wikipedia
( Stand 2007 )

Liebe Grüsse NellyK
 
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Kompartment-Syndrom / erhöhter Gewebedruck führt zu neuromuskuläre Störungen

Das Kompartmentsyndrom wird teilweise in der Medizin mit zu den Muskelerkrankungen gezählt. Bei diesem Anteil an Erkrankten geht man als Ursache der Symptomatik direkt von den Zellen - Muskel, Gewebezellen,etc und den Blutgefäßen aus.

Was wiederum Kuklinski's Theorien und den Mitochondrialen Erkrankungsbildern sehr viel Ähnlichkeit entgegen bringt und einmal mehr darauf hinweist, wie wichtig nicht nur eine vitale Ernährung und individuelle Entgiftung ist, sondern viele Ansätze von Kuklinski wichtig und richtig sind.


Liebe Grüsse NellyK
 
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Hallo Nelly

So sehe ich das auch, und vor allem doch auch dass Bewegung, (wie beschrieben anfangs) Moderat) sehr wichtig ist :)

Herzlichst
Kim
 
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Hallo Nelly,

wirklich super, was du zum Kompartment geschrieben hast !!! :klatschen:klatschen:klatschen

In der Praxis sieht es so aus daß im Krankenhaus keine Messung des Gewebedrucks durchgeführt wird da ein Kompartment relativ klar diagnostiziert werden kann.
Meist ist der Unterschenkel betroffen und ist, wie du bereits erwähnt hast, prall gespannt, daher auch das starke Spannungsgefühl der Patienten.
Meist geben die Patienten keine Schmerzen an sondern nur ein Spannungsgefühl und dann ist Eile geboten. Es kann sich sonst in kürzester Zeit rapide verschlimmern. Es kann sogar zur Amputation der Extremität führen!!

Ein Kompartment am Unterarm ist äußerst selten.
Wenn jemand eine Schwellung am Arm hat, egal ob Hämatom oder Knochenbruch oder wodurch auch immer eine Schwellung entstanden ist, muß eben deshalb unbedingt hochgelagert werden, damit kein Kompartment entsteht.

Komplikationen sind auch wie du sagst sehr selten. Es ist zwar eine große Wunde, die aber mit einer "Kunsthaut" (=Epigart) operativ abgedeckt wird und dann mindestens 2-3 tägig hochsteril gewechselt wird. Nach einiger Zeit wird die Wunde entweder mit einer Naht allmählich wieder verschlossen. Oder sie wird mittels einer Hautverpflanzung abgedeckt. Hierzu wird meist Haut vom Oberschenkel entnommen (=Mashcraft). Durch die Hautentnahme entsteht zwar auch eine Wunde, diese ist aber nur "oberflächlich" und heilt relativ schnell ab.
 
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Hallo Petri

für Deine ergänzenden Worte zum Kompartment.


Liebe Grüsse NellyK :wave:
 
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