Disease Mongering oder "man nehme eine körperliche Befindlichkeit.."

Themenstarter
Beitritt
10.01.04
Beiträge
72.792
Disease Mongering oder "man nehme eine körperliche Befindlichkeit.."

In der Südd. Zeitung von heute wird beschrieben, wie es u.a. kommt, daß es immer mehr Kranke zu geben scheint:

Man nehme eine körperliche Befindlichkeit, die bisher als normal angesehen wurde. Dann schreibe man immer häufiger und deutlicher, daß es viel weniger Kranke mit eben dieser Befindlichkeit gäbe, wenn sie besser therapiert würde. Natürlich gibt es dann auch schon das entsprechende Medikament auf dem Markt, das - welch ein Zufall - auf die neue Krankheit passt...
Dann gebe man dem besagten körperlichen Befinden noch einen interessant klingenden Namen, und schon gibt es eine neue Krankheit !

Jahrmarkt der Krankheiten - jetzt.de

Uta
 
Disease Mongering oder "man nehme eine körperliche Befindlichkeit.."

Hallo Uta,

ich habe diesen Artikel auch gelesen. Wenn sich sogar die Süddeutsche zur Kritik an der gegenwärtigen Situation aufrafft, dann darf uns das positiv zu denken geben. Krankheit ist nämlich das Geschäftsfeld unzähliger Wirtschaftsunternehmen. Alles natürlich unter dem Deckmantel eines gepflegten Altruismus. "Nächstenliebe bestimmt das Handeln". Dass dieser Zynismus immer noch ungestraft durchgeht, ist alltägliche Selbstverständlichkeit.

Millionen leiden an diesem und jenem und alles wird selbstverständlich immer schlimmer werden, wenn nicht jede(r) schon vor dem ersten Anzeichen zum Arzt rennt. Der Nutzen dieses Vorgangs wird kaum hinterfragt. Und selbst unser Forum muss aus juristischen Gründen Formelsätze abladen, in denen die Wichtigkeit zum Ausdruck kommt, jeden Pups zum Arzt zu tragen. Nicht einmal mittelalterliche Zünfte waren so streng. Wir grüßen inzwischen jeden Gessler-Hut, den uns die Gesundheitsindustrie hinhält!

Unser Forum ist voll mit Beiträgen von Mitgliedern, die nicht mit Kritik an Ärzten sparen, um demnächst bei igendeinem - natürlich :D guten - Spezialisten die Lösung ihrer Probleme anzustreben. Ich weiß, dass es völlig aussichtslos ist, dagegen anschreiben zu wollen. Deshalb lass ich es inzwischen. Wenn vom Eigenanteil an Krankheiten gesprochen wird, erhält jeder den Hinweis, dass es wohl nicht angemessen sein kann, den armen Kranken auch noch die "Schuld" zu geben.

Viele Grüße, Horaz
 
Disease Mongering oder "man nehme eine körperliche Befindlichkeit.."

Hi Uta,

das ist genau das Thema von den "erfundenen Krankheiten". Habe da mal was interessantes drüber gelesen. Da wurde mit geschichtlichen Beispielen dargestellt, wie das im 19. Jhrd. mit den Quacksalbern und Wundermittelherstellern angefangen hat.

Andererseits ist die Idee von der erfundenen Krankheit auch immer ein tolles Argument von jedem Arzt oder anderem Mitmenschen, der die Probleme mancher Leute einfach nicht verstehen will.
Seien es Schmerzpatienten, Migräniker oder sonstwie Erkrankte, die nicht einsortierbar sind in das Raster der meisten Mediziner. Man denke an Amalgam oder andere chronisch Vergiftete. Bis vor ca 2 Jahrzehnten meinte man ja auch, dass Migräne eine Ausrede von Frauen sei, die keine Lust auf Sex oder Hausarbeit haben.
 
Disease Mongering oder "man nehme eine körperliche Befindlichkeit.."

Diesem Artikel muss ich leider aus eigener Erfahrung widersprechen. Ich wurde immer als total "gesund" behandelt.

Natürlich haben wir auch immer einen Anteil an unseren "körperlichen Befindlichkeiten". Und oft scheint es mir, dass Menschen sich sogar freuen, wenn sie ein Medikament nehmen sollen, statt nach den Ursachen zu schauen. Oft sind Medikamente aber gerechtfertigt, denke ich. Mittlerweile habe ich außerdem den Eindruck, dass zu viel Wert auf "Referenzbereiche" gelegt wird und sofort lostherapiert wird.

Viele Grüße von Anne
 
Zuletzt bearbeitet:
Disease Mongering oder "man nehme eine körperliche Befindlichkeit.."

Meiner Meinung nach geht der Artikel mal wieder völlig am Kern des Problems vorbei. Das Problem ist nämlich m.E. vielmehr das, dass die Schulmedizin nichts anderes tut als irgendwelche Namen für ein bestimmtes „Bündel“ von Symptomen zu erfinden und dann irgendwelche Medikamente anzubieten, die bestenfalls einen Teil der Symptome, vielleicht vorübergehend lindert, aber keinesfalls ursächlich heilt. Im Gegenteil verschlimmert sich meist die eigentliche Krankheit durch die Medikamente nur noch zusätzlich erheblich. Und es treten an anderen Stellen andere, häufig viel schlimmere, Probleme auf.

Ich halte es für ziemlich zynisch, die Leute, die wirklich Probleme haben, auf diese Art und Weise als Hypochonder hinzustellen. Das Problem ist, dass ursächliche Therapien wie Ernährungsberatung und Entgiftung nicht als Kassenleistung zu bekommen sind. Das muss man privat bezahlen. Als Kassenleistung erhält man eben nur diese „pseudoheilenden Wunderpillen“ der Pharmaindustrie. Das System ist einfach völlig krank, das ist das Problem! Und hier wird mal wieder alles verdreht und den Leuten quasi selber wird die Schuld in die Schuhe geschoben, dass sie sich von irgendwelchen Namen irritieren lassen würden oder so was.

Ich habe mittlerweile verstanden, dass das Geld, was man monatlich in eine gesetzliche Versicherung einzahlt, so gut wie verloren ist, außer man hat vielleicht mal wirklich einen Unfall. Ansonsten kaufe ich mir privat die Therapien, die ich genau haben will. Und da lass ich mir auch von keinem anderen herkömmlichen Schulmediziner mehr drein reden. Das sind meist nur noch „Ausführende“ bei mir. Die Therapie an sich habe ich von einem Spezialisten bekommen, bzw. habe ich mir mittlerweile auch selber einiges angelesen.
 
Oben