Orale hormonelle Verhütung bei Diabetes

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2.2. Orale hormonale Kontrazeption bei Diabetikerinnen: vorhandene Daten, Empfehlungen und Kontraindikation

2.2.1 Frauen mit Typ 1 und Typ 2 Diabetes mellitus

Es besteht der allgemeine Trend, orale hormonale Kontrazeptiva mit niedriger Hormondosierung zu produzieren. Von diesem Anliegen profitieren auch Frauen mit Diabetes mellitus. Als low-dose bezeichnet man Präparate mit einer Dosierung von Ethinylestradiol < 0,05 mg. Zahlreiche Studien bestätigten den geringen bzw. fehlenden Effekt von low-dose Kombinationspräparaten auf den Insulinbedarf bei Frauen mit Typ 1 Diabetes 8. Es wurde eine Verringerung der LDL Fraktion des Cholesterins beobachtet 8, 9. Das gilt auch für die Einnahme von niedrig dosierten reinen Gestagenpräparaten (Minipille).
Bei Typ 1 Diabetikerinnen mit diabetischen Spätkomplikationen oder übergewichtigen Typ 2 Diabetikerinnen besteht ein über das bei stoffwechselgesunden Frauen hinausgehendes vaskuläres bzw. thromboembolisches Risiko. Es gibt keine prospektiven Langzeitstudien über die Auswirkungen von oralen Kontrazeptiva auf diabetische Spätkomplikationen. Retrospektive Studien zeigten keinen Zusammenhang mit Retinopathie, Hypertonie oder Myokardinfakt, wenn vorbestehende Risiken berücksichtigt wurden 10.
Empfehlungen:
Die Einnahme von niedrig dosierten oralen Kombinationspräparaten oder reinen Gestagenpräparaten scheint für Frauen mit Typ 1-Diabetes mellitus ohne schwerwiegende Begleiterkrankungen unbedenklich. Es sollte ein Präparat gewählt werden mit einer möglichst geringen Dosierung eines Gestagens mit geringem androgenen Effekt. Empfehlungen für Frauen mit Typ 2-Diabetes mellitus können nur auf der Grundlage von Daten bei Typ 1-Diabetes gegeben werden, da entsprechende Studien fehlen.
Relative Kontraindikationen
  • diabetische Nephropathie ab Stadium III nach Mogensen
  • diabetische Retinopathie jeglicher Ausprägung
  • übergewichtige Frauen mit Typ 2-Diabetes mit einem BMI > 35 kg/m2
  • arterielle Hypertonie
  • Nikotinabusus
  • Autonome Neuropathie
Möglicherweise sind diese Kontraindikationen gemeinsam durch das erhöhte Thromboembolierisiko infolge der vermehrten Thromboxanproduktion bei Diabetikern begründet, wobei dieses bislang nicht bewiesen ist.
AWMF online - Leitlinien Gynaekologie + Geburtshilfe / Kontrazeption bei Frauen mit Diabetes mellitus

Nichts Genaues weiß man anscheinend nit. Da aber bei Diabetes sowieso bestimmte Risiken erhöht sind, ist es sicher gut, sich zu überlegen, ob man überhaupt eine Pille schlucken will.

Uta
 
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